Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Das lettische nationale Kulturinstitut hat eine Ausstellung konzipiert, die in den letzten Jahren, während der lettischen Präsidentschaft der EU, durch verschiedene Länder tourte, auch in Deutschland zu sehen war... aber ich habe sie immer verpasst. Jetzt wieder.

Denn zur Zeit wird die Ausstellung  „Ornamente und Zeichen der lettischen Seele - Volkstrachten - Musik - Lieder - Tänze" in Celsi in Lettland gezeigt und dafür reicht meine Zeit in Riga nicht...

Ornamente und Zeichen der lettischen Seele - Screenshot

Ornamente und Zeichen der lettischen Seele - Screenshot

Auf der EU-Seite Lettlands gibt es eine sehr schöne Einführung in die Ausstellung und eine Fotoserie auf lsm.lv berichtet von der Eröffnung in Celsi. Ich habe viele viele bekannte Gesichter ausmachen können!

ein Klick leitet zur Seite lsm.lv weiter!

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Sonderheft "Trachten"In Lettland gibt es ein Handarbeitsmagazin "Praktiskie Rokdarbi", das überall zu finden ist und das ich lange Zeit übersehen habe.

Im August habe ich mir dann das Trachtensonderheft gekauft und, auch wenn ich die Sprache nicht verstehe, vieles Interessante darin gesehen.

Deshalb habe ich immer wieder im Web nach diesem Magazin geschaut und jetzt eine Ausgabe gefunden, die ich auf meine Einkaufsliste für die Novemberreise setze: ein Sonderheft zum Thema "Handschuhe und Mauci / Pulswärmer":

Sonderheft MauciEIne Möglichkeit, diese Zeitschrift aus dem Ausland zu abonnieren habe ich noch nicht gefunden, aber man kann die einzelnen Hefte in einer Vorschau durchblättern, Abonnenten erhalten dann eine gut-auflösende Anzeige...

Im aktuellen Oktober-Heft dann eine Freude: ein Porträt von Ina Valtere, die ich im April beim Knitting Camp in Strazde kennengelernt hatte und die ich hier ja auch schon vorgestellt habe.

Ina Valtere

Ina Valtere mit Linda Rubena und Maruta Grasmane beim Sena-Klets-Jubiläum

Im gleichen Heft findet man dann auch noch 2 Doppelseiten mit schönen Strümpfen.Strümpe

Der Link zum Online-Blättern des Oktober-Heftes 2016

Schon lange kein Sonntagsvideo mehr auf der Wockensolle!

Aber heute bin ich über ein Video gestolpert, ein Porträt meiner Strickfreundin Ina Valtere.
Ich lernte sie beim Knitting Camp im April dieses Jahres kennen und traf sie wieder beim Sena-Klets-Jubiläum.

Knitting Camp in Strazde, April 2016

Ina hat eine ganz besondere Technik

Ina Valtere

Ina Valtere in Strazde

Sie ist fröhlich, tanzt gerne, strickt wunderbare Handschuhe und andere schöne Dinge, und: sie ist ausgesprochen herzlich.

Das Interview mit ihr ist in lettischer Sprache,  und hier ist sie: Rokdarbniece Ina Valtere!

Das Jubiläum des lettischen Trachtenzentrums Sena Klets (Alter Speicher) in RIga habe ich hier auf der Wockensolle schon etliche Male angesprochen, ich habe schon einen Kurz-Bericht erstellt, man findet bei Facebook viele Fotos, es gab Fernsehübertragungen, die Medienaufmerksamkeit in Riga war groß.

Welchen Rang hat dieses Zentrum, was ist das Besondere?

Die Republik Lettland erklärte 1990 ihre Selbständigkeit von der Sowjetunion, defacto wurde dieser Beschluss allerdings erst am 21. August 1991 wirksam, und nur 5 Tage später gründete Maruta Grasmane das Trachtenzentrum Sena Klets. Eine turbulente Zeit, das Ende der sowjetischen Besatzung und der Beginn der Neubesinnung.

Maruta Grasmane ist Autorin dreier Bücher:

  • 1995: Krustpils novada tautas tērps (Trachten aus dem Bezirk Krustpils)
  • 2000: Latviešu tautas tērpi. Raksti. Izšūšana (Lettische Volkstrachten. Muster. Stickerei)
  • 2012: LATVIESA CIMDI / 2015: MITTENS OF LATVIA / 2016: Handschuhe aus Lettland
Vaira Vīķe-Freiberga mit dem Buch

Vaira Vīķe-Freiberga, Präsidentin Lettlands von 1999 bis 2007, mit dem Buch "LATVIESA CIMDI"

Inzwischen besteht das Zentrum 25 Jahre und hat eine feste Bleibe am Rigaer Rathausplatz gefunden.

25 Jahre Sena Klets

25 Jahre Sena Klets

Welche Reputation das Zentrum sich erarbeitet hat, konnte man den Grußbotschaften (unter anderem von Vaira Vīķe-Freiberga), entnehmen. Die amtierende Kultusministerin, Dace Melbārde, nahm selbst an der Feier teil.

Dace Melbārde, die Kultusministerin

Dace Melbārde, die Kultusministerin, in einer "archäologischen Tracht" beim Brot-Brechen

Vom Rathausplatz zog der Festzug über die Daugava-Brücke zur Nationalbibliothek.

der Trachtenzug auf der Daugava-Brücke

der Trachtenzug auf der Daugava-Brücke

Einzug in die Bibliothek

Einzug in die Bibliothek

Aus allen Regionen des Landes waren die Teilnehmer und Gäste in ihren Kostümen angereist.

In der Halle vor dem Festsaal

In der Halle vor dem Festsaal

Nach dem Einzug der Jubilare stellten sich die Teilnehmer der einzelnen Regionen auf der Bühne vor, eine Musikgruppe brachte dazu Volkslieder aus den jeweiligen Regionen dar.

Archaische Trachten

Archaische Trachten

Auf der Bühne

Auf der Bühne

Nach traditioneller Art brachen die Redner Brot und nahmen einen Schluck aus dem Wasser-Krug (in den vorher ein Silberstück getan war).
Welchen Einfluß die Trachten auf die zeitgenössische Mode haben, zeigte die Modenschau, bei der natürlich auch Handschuhe gezeigt wurden!

Modenschau: Alt und Neu

Modenschau: Alt und Neu

Drollig fand ich, wer bei der Verlosung Preise gewann. Linda Rubena vom Lettischen Nationalen Kulturzentrum war ebenso Preisträgerin wie Inna Valtere, eine Meisterstrickerin. Das Losglück bescherte ihr ein Exemplar des Handschuhbuchs, wo sie doch selbst Handschuhe für das Zentrum strickt;=)

Inna Valtere gewinnt ein Buch

Inna Valtere gewinnt das Buch

Leider waren die japanische, norwegische und deutsche Ausgabe des Buches noch nicht aus der Druckerei gekommen, wir hatten uns darauf sehr gefreut.

Wie klein die Welt der Handarbeitsmeister ist, wurde mir wieder bewußt, als ich im Untergeschoss die Ausstellung mit den Kunststrick-Decken von Riho Toomra sah, dem Meisterstricker aus Tallinn. Ihn habe ich in Tallinn kennengelernt und auf der Wockensolle auch schon mehrfach vorgestellt.

Riho Toomras Ausstellung

Riho Toomras Ausstellung

Erfüllt und freudig ging dieser Tag zuende, welch ein Fest.

Wir haben in Deutschland wohl nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen, bei uns sind die Traditionen abgeschnitten. Trachten sind altmodisch oder politisch unkorrekt, gehören nicht mehr zum Alltag und verschwinden aus unserem kulturellen Gedächtnis.

Ein Gedankenspiel:

Lettland hat ebensoviel Einwohner wie Hamburg. Können wir uns 200, 400 oder gar 800 verschiedene Hamburger Handschuhmuster vorstellen, also ein Paar aus der Eulenstrasse, eines aus der Wachtelstrasse in Dulsberg oder der Lerchenstrasse in Altona? Irgendwie nicht.

Handschuhe aus Lettland - Maruta Grasmane

Handschuhe aus Lettland - Maruta Grasmane

Am Wochenende war es endlich soweit:

Die deutsche Ausgabe "Handschuhe aus Lettland" ist nun erschienen und die ersten Exemplare gab es auf dem Stand von Dörtes Wollwerkstatt Kiel beim Hamburger Wollfest.

Es ist einfach wunderbar, endlich das Buch anfassen zu können, durchblättern zu können, daran riechen zu können (ja die Druckfarben riechen noch kräftig)... wie schön dass das Team von Sena Klets in Riga es geschafft hat, die allerersten Exemplare noch rechtzeitig zum Wollfest senden zu können.

Da hat sich unsere Arbeit doch gelohnt! Die Zusammenarbeit mit Elisabeth Kopff hat so gut geklappt, ihr Fachwissen ist ein Garant für die Qualität des Buches!

Das Buch gibt es inzwischen auf lettisch, englisch, deutsch, norwegisch und japanisch!

Und jetzt geht es darum, das Buch unter die Strickerinnen und Stricker zu bringen, es ist Nachschlagewerk und Anleitungsbuch, es enthält viele kulturhistorischen Informationen und stricktechnische Erklärungen, ein Buch, das man sich selbst schenken oder wünschen kann.

Maruta Grasmane: Handschuhe aus Lettland /Latviesa cimdi / Mittens of Latvia

Gebundene Ausgabe
Verlag: Sena Klets; Auflage: 1st (2016)
ISBN-10: 9934855526
ISBN-13: 978-9934855528
Größe: 28,5 x 15,5 x 3,9 cm

In den nächsten Tagen wird das Buch auch auf amazon erhältlich sein.

So, und nun noch meine Eindrücke vom zweiten Hamburger Wollfest. Es war so wie ich es mir vorgestellt hatte und es war doch wieder ganz anders;=)

Erwartet hatte ich eine Fülle von handgefärbten Garnen mit Farbverläufen und das gab es wirklich auch zuhauf. Erwartet hatte ich eine große Zahl Woll-Fanatikerinnen und die waren selbstverständlich alle da, aber nicht erwartet hatte ich die Zahl der Begegnungen, den Spaß bei den Workshops an denen ich teilnahm, und ja, daß auch ich wieder zum Wollkauf verführt wurde obwohl ich ganz standhaft bleiben wollte...

Ich habe mich gewundert und gefreut, wie bekannt meine Wockensolle inzwischen ist. Ich habe zwei interessante Workshops erlebt (Advanced Lace Knitting mit Yarnissima und Eastern Uncrossed Knitting mit Justyna Lorkowska ) . Fröhlichkeit und Sachkenntnis - welch tolle Kombination!

Wollfest Hamburg - Einlass am Samstag

Wollfest Hamburg - Einlass am Samstag

Am ersten Tag drängten sich die Besucherinnen am Eingang, wie das Photo auf der Wollfest-Seite zeigt,

Am zweiten Tag war es dann entspannter, wir hatten alle unsere Eintritts-Bändchen und keine Fragen / Sorgen  ("ist das hier wirklich für die Workshops? / aber da ist doch auch ne Schlange / mein Workshop fängt doch gleich an") schwirrten mehr durch den Äther ;=)

Wollfest Hamburg

Wollfest Hamburg - am Sonntag (links: Justyna und Teresa)

Ich habe Claudia getroffen, die mit mir auf der Estland-Reise war, sie nahm am Bändchenweben-Workshop teil, und es reichte leider nur für ein kurzes Gespräch auf dem Flur.

Überraschend ist es auch, wenn aus virtuellen Bekanntschaften Begegnungen im richtigen Leben werden! Betta machte mich Teresa bekannt, aber wir kennen uns schon eine ganze Weile, denn Teresa hatte mich vor einiger Zeit auf die Arbeiten der WIener Künstlerin Tanja Boukal aufmerksam gemacht. Nun haben wir uns getroffen, darüber freue ich mich, ich denke wir werden uns noch öfter über den Weg laufen, abgemacht!

Ja, das ist eine kurze Zusammenfassung des Wochenendes, nun habe ich noch den letzten Sommer-Reisebericht vor mir, den Bericht über die Sena Klets - Jubiläumsfeier in Riga und sonst noch eine ganze Reihe Themen und Ideen. Es bleibt spannend, für mich und vielleicht auch für meine Leser!

Die kurze Reise ist schon vorbei, die neuen Bücher noch nicht im Regal, die neue Wolle noch nicht gestashed, und der Reisebericht aus Estland ist ja auch noch nicht komplett.

Also zeige ich erstmal einen kleinen Film als Intermezzo, ein Film, der die Ankunft der Trachten-Prozession an der Nationalbibliothek zeigt,

Das Video wird direkt von wockensolle.de geladen und nicht von Youtube etc., deshalb werden beim Start des Videos keine Daten unerlaubt übertragen.

Sena Klets in Riga - 25 Jahre Jubiläum - Der Trachtenumzug vom Rathausplatz zur Nationalbibliothek Dace Melbārde,

Die lettische Kultusministerin Dace Melbārde, Maruta Grasmane, Ansis Grasmane, Monta Grasmane und Töchterchen

Darta und Linda Rubena

Darta und Linda Rubena

Das Cover: Handschuhe aus Lettland

Cover: Handschuhe aus Lettland

Die Übersetzungen sind leider nicht rechtzeitig fertiggeworden, aber das Cover wurde schon projiziert...

Was wir noch erlebten, welche Überraschungen es gab, das folgt noch, versprochen.

Ich habe es doch nicht geschafft: vor meiner Abreise habe ich die Berichte von der letzten Reise nicht mehr fertigstellen können, denn es muss noch der und der Newsletter verschickt werden, diese Seite bearbeitet und und und... und gepackt habe ich auch noch nicht.

Und heute nachmittag fahre ich nach Berlin, fliege morgen nach Riga, denn am Donnerstag, dem 25. August, feiert das Nationale Trachtenzentrum Sena Klets sein 25jähriges Bestehen!

Und einn Erfolg kann ich doch vermelden:  die Perlen-Pulswärmer sind fertig geworden.

Es war geplant, dass auch die neuen Übersetzungen rechtzeitig zum Fest fertigwerden, aber es sieht so aus als wird die Druckerei nicht rechtzeitig fertig. Ich hoffe immer noch

Handschuhe aus Lettland

Handschuhe aus Lettland, 178 überlieferte Fäustlinge zum Nachstricken

Das Cover der deutschen Ausgabe zeige ich schon mal, vielleicht klappt ja alles!

Wer am Freitag in Riga mitfeiern möchte, hier das Programm zum Download:
  Sena Klets Jubiläum

Natürlich werde ich über dieses Ereignis berichten und danach auch noch die fehlenden Kapitel der Juli-Reise nachschieben ;=)

Vor genau 2 Jahren bin ich das erste Mal nach Riga gefahren und wurde infiziert... mich hat der baltische Strickvirus gepackt.

Dass ich einmal das wunderbare Buch, das ich damals das erste Mal sah und in den Händen hielt, übersetzen würde, an der Jubiläumsfeier teilnehmen werde, so wunderbare Strick-Seminare / Camps besuchen werde, nein, das habe ich mir gar nicht vorstellen können.

In der Ausstellung "Sena Klets"

27. August 2014: Mein erster Besuch bei Sena Klets

"Ungurmuiza" Handschuhe aus Vidzeme

27. August 2014: DIe Handschuhe, das Buch und die Wolle...

Schon damals wollte ich gleich losstricken, hab mir jedoch nicht nur das Buch, sondern auch noch ein Paar der Handschuhe mit dem Sonnenradmuster gekauft. 

Ja, wie es dann weiterging, kann man ja hier bei der Wockensolle lesen. Und es geht weiter, das Knitting Camp wird es wohl auch 2017 geben;=)

Der letzte Tag war eigentlich nur ein halber Tag... es gab am Morgen noch einen Vortrag über Eigenarten der Handschuhe aus der Region Kuldiga und anschließend strickten wir noch drei verschiedene Bündchenarten.

Jolanta Mediņa leitet die Forschungsabteilung des Kuldiga Museums und dort hält sie auch Vorträge und unterrichtet regelmässig bei den zweiwöchentlichen Stricktreffs; seit 2011 treffen sich dort interessierte Damen zum Stricktreff  Čaupe, (ein, wie ich lernte, altes lettisches Wort für "Dekoration"), ein Video dazu kann man hier sehen:

Ab der 3. Minute geht es um das Stricken, vorher wird das Weben gezeigt. Irgendwann komme ich auch einmal nach Kuldiga ;=)

Eine kleine Galerie mit Eindrücken dieser letzten Lektion:

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Es gibt schon ganz besondere Techniken, um im Winter nicht zu frieren, einfach die zweite Farbe im Innern des Handschuhs verschlaufen...

Alle Teilnehmerinnen strickten noch einmal mit viel Spaß und Gelächter, wir erhielten ein Diplom und nach dem Mittagessen ging es schon nach Riga.

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Vor der Abfahrt gab es noch eine ganz private Abschiedsvorstellung für uns

Und plötzlich waren wir wieder in Riga, der Abschied war kurz und jeder ging in seine Richtung. Sonst wäre es vielleicht auch zu sentimental gewesen...