Ja, es geht langsam voran, zuviele Dinge schwirren durch meinen Kopf, zuviele Arzt-Termine (alles wird besser) und Ablenkungen. Ich habe mich den Vorsätzen etlicher Strickerinnen angeschlossen: nur noch Wolle aus dem eigenen Vorrat zu verstricken und angefangene Strickereien zu einem guten Ende zu bringen.
Ehrlich: Ich habe dieses Jahr noch keine Wolle gekauft und ich habe auch einige kleine Strickereien zu Ende gebracht. Aber ich kann Garn auch auf andere Weise reduzieren: dazu brauche ich nur einen Strumpf zu stricken, der dann zu eng ist und aufgeribbelt wird und mit dem gleichen Garn wird wieder angeschlagen und dann gefällt das Muster nicht - und irgendwann ist das Garn wirklich nicht mehr "schön" und kommt in die Krabbelkiste....

wäre schön geworden... war aber zu eng
Aber nun zum dritten Kapitel de von mir so betitelten Konvoluts: Sehr rätselhaft erschienen mir die Musterbogen des "Wollclubs" - viele Musterzeichnungen sind da zusammengestellt und dazwischen kleine Text-Anmerkungen.
Aber gerade diese kleinen Textstreusel halfen bei der Identifizierung, wer was wann wo.....
Neben Werbesprüchen wie „Wollclub“ Handarbeitsbogen praktisch erprobt!, Orth Gut angezogen durch „Wollclub“ Bogen und „Wollclub“ stets vielseitig! finden sich auch einige Hinweise auf den Herausgeber der Handarbeitsbögen: "Musterentwurf und Eigentum_ Jos. Orth Nachf. Rheydt" oder "Temmler "Wollclub" HANDARBEITSBOGEN" und der Einsprengsel "D.R.G.M." erlaubt eine zeitliche Einordnung: Denn dieses Kürzel steht für "Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster" und das gab es erst ab 1891.
Aber was hat es mit Orth Nachf etc. auf sich?

Nun, die Suche nach "Wollclub" brachte mich nicht weiter, die Suchbegriffe "Orth", "Orth Nachf." aber schon:
So fand sich in den Adreßbüchern der Stadt Rheydt von 1904/1905 und 1908 der Eintrag Orth Joseph, Manufakturwaren und Konfektionsgeschäft, Dahlener Str. 8/10.
Im Adressbuch von 1913 jedoch dann der Eintrag "Josef Orth Nachf., Inh: Heinrich Temmler und Heinrich Daniels, Manufakturwaren, Konfektions-, Tuch- und Maßgeschäft, Dahlener Str. 8|10...", wohingegen im Adressbuch aus dem Jahre 1920 dann aber nur noch Heinrich Temmler als Inhaber aufgeführt wird. Im Jahrgang 1956 ist dann noch "Orth Josef Nachf, Textilw. Fertigkl. Dahlener Str. 8|10" gelistet, im Jahrgang 1965 dann kein Eintrag mehr.
Das Geschäft bestand also recht lange an der gleichen Adresse, spätestens ab 1913 mit der Telefonnummer 1067, der dann, wie im Jahrgang 1956 ersichtlich, eine "4" vorangesetzt wurde, also 4 10 67.
Fazit: ein Textil- und Kurzwarengeschäft, das von 1904 bis 1956 in den Adressbüchern nachweisbar ist. Was sich aber hinter dem "Wollclub" verbirgt? Das habe ich nicht herausgefunden.
War das eine Zeitschrift, konnte der Anleitungsbogen abonniert werden? Die auf den Bögen gezeigten Entwürfe jedenfalls stammen von JOSEF ORTH NACHF. Rheydt.

Adressbuch der Stadt Rheydt, 1904/1905

Adressbuch der Stadt Rheydt, 1913

Adressbuch der Stadt Rheydt 1920

Ja, warum also immer nordische Muster? Diese Frage ist bisher nicht beantwortet worden und kann auch nicht beantwortet werden, das hängt ab vom Zeitgeist, der Mode, dem Strickvermögen...
Und ob der "Wollclub Handarbeitsbedarf" wirklich in vielen Staaten millionenfach erprobt wurde? Das bleibt wohl ein Geheimnis.

Warum nicht auch mal eine Eisenbahn stricken?