Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Da frage ich mich, was ich den ganzen Tag denn so gemacht habe und wenn ich die Photos durchschaue und die Orte, an denen ich war, aufliste in Gedanken, dann war es doch ganz schön viel...

Am Morgen habe ich mich an den Rat eines Freundes gehalten, der meinte, Tallinn sei eine Hafenstadt, da sei doch sicher was zu sehen im Hafen. Ich bin also losmarschiert, immer die Vana-Kalajama-Strasse entlang, vorbei an schönen alten Holzhäusern und dazwischengestreuten Neubauten,  In Tallinn auf dem Weg zum Wasserund dann das: ans Wasser kommt man erstmal nicht, Baustelle! Eine Strasse wird neu gebaut, aber bevor ich umkehren kann sehe ich zwei alte Damen mit Badetaschen, die tapfer durch den Staub laufen und den Lastwagen ausweichen. Also bin ich denen einfach nachgelaufen. Zum Schluß komme ich dann doch noch an das Meer.

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Von hier aus sieht man Kreuzfahrtschiffe am Kai, Fähren, welche nach Helsinki auslaufen oder von dort kommen und es ist wirklich Sommer!

Ein sonnenbadender Russe

Ein sonnenbadender Russe

Dieser Adonis ist höchstwahrscheinlich ein Russe, nur Russen habe ich bisher auf diese Weise Sonnenbäder nehmen sehen... er hat sich 20 Minuten nicht bewegt....

Dann bin ich aber wieder in die Stadt gelaufen, das "Eesti Käsitöö Maja (Estonian Handicraft House)" wollte ich ja unbedingt besuchen. Hier gibt es nicht nur Gestricktes, sondern auch Gewebtes, Stoffe, Bänder, Keramiken, und im Keller das Angebot von drei Textilkünstlern, darunter die Modelle von Riina Tomberg. Ich fand die Kinderjacke ganz entzückend. Riina Tomberg wird auch beim Craft Camp einen Workshop leiten, und ich werde ihre Arbeiten nach der Reise in einer Nachlese noch einmal würdigen.

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Feine Garne

Feine Garne

Die dünnen Garne haben es mir angetan und ich habe je ein Knäuel in weiß (105g, einfädig) und in hellgrau (115g, 5fädig) erstanden, der Preis liegt bei 5,80 €.

Dieses Haus beherbergt nicht nur einen Laden und im Keller die Studios der drei Designer, es gibt auch einen Ausstellungsraum, in dem gerade die Ausstellung "Weiße Spitze aus Seto" zu sehen ist. Obinitsa Setomaa ist die finno-ugrische Kulturhauptstadt des Jahres 2015 und die Häkel- und Klöppelspitzen aus dieser Gegend sind etwas ganz Besonderes.

Weiße Spitze aus Seto

Weiße Spitze aus Seto

Aus Anlaß des Kulturjahres wurde in einem EU-LEADER-Projekt ein Buch mit Mustern und deren gehäkelten Umsetzungen erstellt, das hier auslag und das  man durchblättern konnte. An der Wand hingen größere Arbeiten und in einer Truhe lag feine Klöppelspitze. Die Informationen in dieser Ausstellung waren nicht unbedingt polyglott, ich habe aber im Netz sehr viel Informationen zu diesem Projekt und der Kulturhauptstadt gefunden und werde später in einer Reisenachlese genauer darauf eingehen.

Ich wollte unbedingt noch zur Wollwand kommen, einer Reihe von Wollwaren-Verkaufsständen an der Stadtmauer in der Nähe des Viru-Tores. Hier scheint das Haupteinfallstor für die Touristen zu sein, ein einzigartiges Gedränge und Geschiebe und vielfältiges Sprachgewirr.

Wollwand in Tallinn

Wollwand in Tallinn

Vielleicht bin ich zu kritisch und es war wohl auch zu warm, aber mir gefiel fast nichts. Ich habe wahrscheinlich schon zuviel von diesen kommerziellen Angeboten in Vilnius, Riga und Tallinn gesehen. Einige der angebotenen Pullover oder Jacken sind in traditionellem Muster, aber doch recht grob gestrickt und dann auch recht teuer (wenn ich es z.B. mit meiner Barbara-Isbister-Jacke aus Shetland vergleiche)

Wolljacke im Angebot

Wolljacke im Angebot: sie sollte 75,00 € kosten

Der Preis mag in Ordnung gehen, aber ich stricke mir selbst so eine Jacke.. habe ich mir jedenfalls vorgenommen.  Gegenüber der Wollwand, in der Strasse Müürivahe, gibt es sehr viele Geschäfte mit allem möglichem Souvenierkram. Aber dazwischen eine Perle: Domus Linum! Das Leinenhaus! Ich glaube, Regina, der Wollfrosch wäre hier in ihrem Element!
Neben Gewebtem, Tischtüchern, Stoffen vom Meter, gibt es jede Menge Strickgarn aus Leinen und feinstes Garn für Häkel- oder Strick-Spitze (in etwas größerer Auswahl als im Eesti Käsitöö Maja. )

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Wunderbare Farben

Wunderbare Farben

Ich habe mich mit der Dame im Geschäft lange unterhalten, sie kannte Ravelry nicht und hatte auch gleich angemerkt, daß sie leider keinen Online-Shop hätten (denn dann könne ich länger überlegen und doch bestellen!).  Hier sind auf jeden Fall die Kontaktdaten des Geschäftes:

Domus Linum
Linen Textiless, Linen Yarn, Wool
Müürivahe 31
Tallinn 10140
tel/fax +372 646 4471
domuslinum@gmail.com
Ich habe mir ein Knäuel zweifädiges Garn (890m) in tiefem Dunkelgrün und ein Knäuel zweifädiges Sonnengelb (ca. 650m) geleistet. Und dies sind die Erwerbungen des heutigen Tages auf dem fotogenen Stuhl in meinem Hotelzimmer:

estnisches Spitzen-Garn

Nach einem entspannten Flug in einer fast leeren Maschine bin ich in Tallinn. Ein Taxi bringt mich ins Hotel, das nahe der Altstadt liegt, durch den Bahnhof und eine unschöne Unterführung von den Sehenswürdigkeiten getrennt.

Schön, daß es auch hier Konditoreien mit großer Kuchentheke gibt! Nicht nur Süßes wird angeboten, und so eine kleine Mahlzeit kostet samt Kaffee nur um die 2,00 €, da kann ich mich öfter mal hinsetzen und die Beine ausruhen. Denn Pflastertreten ist wieder angesagt. In der Altstadt liegt alles recht nah  beieinander, und so schieben sich die Touristenscharen durch die Gassen.

In der Altstadt von Tallinn

In der Altstadt von Tallinn, ohne Touristen ;=)

tallinn_2Schön ist es hier, fast zu schön. Herausgeputzt und touristisiert. Es scheint mir, daß hier keine "Einheimischen" mehr leben, nur noch arbeiten. Alles scheint auf die Touristen ausgerichtet, die mit allerlei Mittelalterlichem und Wolligem gelockt werden.

Diese Woll-Dame lockte mich in den ersten Woll-Laden, den ich mir angeschaut habe. Gestricktes, Gefilztes. Die Dame im Geschäft stickte bunte Blumn auf die knalligen Filz-Taschen und erzählte mir von ihren Kindern, die in England leben.

Die Auswahl: Handschuhe, Mützen, Pullover...  Ich habe mich erstmal umgeschaut und überlege, ob ich mir vielleicht später noch einen Pullover kaufe. Die gefallen mir doch sehr. Oder ich stricke mir selbst einen Sweater nach estnischen Mustern? Mal sehen.

Da ich weiß, wieviel schöne Strickbücher es in Estland gibt und wie schwer die bei uns zu horrenden Preisen zu haben sind, bin ich in das erste Buchgeschäft, an dem ich vorbeikam. Ein grosses Antiquariat, in der Handarbeitsabteilung meistens alte russische / sowjetische Handarbeitsbücher, die ich kenne oder nicht haben möchte. Dann aber ein Fang: Das Sockenbuch von Aino Praakli: Estonian Sock Patterns All Around the World, ein schönes Buch in estnischer und englischer Sprache.

Ich habe gelernt, daß man auf Reisen, wenn man etwas Bestimmtes sucht, gleich auf die Suche gehen soll, sonst klappt es vielleicht nicht mehr. Und so habe ich den Rathausplatz voller Koreaner, Chinesen und Japaner hinter mir gelassen, tallinn_5

und ein Taxi genommen, das mich zum großen Buchgeschäft brachte. Der Fahrer, ein Este russischer Sprache, erzählte mir von seiner Soldatenzeit in Brandenburg und von späteren Geschäften mit deutschen Firmen und freute sich, daß ich russisch spreche. Als er mich dann im Shoppingcenter "Viru Keski" ablieferte, in dem die Buchkette "Rahva Raamat" gleich zwei Etagen belegt, konnte er mir nicht auf 10,00 € herausgeben und schenkte mir die Fahrt! Das habe ich noch nie erlebt, und diese Großzügigkeit freut mich doch sehr.

Im Buchladen dann wurde ich fündig.

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Kristi Jõeste: Ornamented JjourneyIch fand das Handschuhbuch von Ainoo Praakli, ein estnisch-englisches Strickwörterbuch und das wunderschöne Buch von Kristi Jõeste: Ornamented Journey

Beim anstehenden Craft Camp habe ich einen Workshop von Kristi Jõeste belegt, Pulswärmer Stricken.

Mein nächstes Ziel wird das Geschäft von Riina Tomberg in der Altstadt sein, wo ihre Strickdesigns verkauft werden. Auch Riina Tomberg wird einen Workshop beim Craft Camp halten.

Ich bin so gespannt!

Und zum Schluß eine Jacke, die  mir ausnehmend gut gefallen hat, nach deren Preis ich aber besser nicht gefragt habe:

Strickjacke und Leinenrock

Strickjacke und Leinenrock

Das Museum zuerst: Ich habe es ins National History Museum of Latvia geschafft, bin die alten steilen Treppen hochklabüstert und habe mir die Trachten und Kostüme angeschaut. Eine Museumwärterin war ein wenig schlechtgelaunt und so habe ich nicht fotografiert. Die Scheiben reflektierten denn doch gar zu sehr.
Was ich in dem Museum gesehen habe, kannte ich schon. Das soll aber nichts über die Qualtät aussagen, vielmehr sind ja viele der Handschuhe von Maruta Grasmane dokumentiert worden und in anderen Publikationen sind die Trachten auch ausführlich vorgestellt. Wunderbare Exponate!

Im gleichen Gebäude wie das Museum ist die Hauptpost. Und wie bei vielen Ämtern muß man eine Nummer ziehen und warten. So habe ich mich dort erkundigt, was ein Päckchen nach Deutschland kostet (3kg 24,00 €)und mir einen Versandkarton besorgt, dann noch Klebeband und einen dicken Stift. Auf diese Weise habe ich die in Riga erstandenen Bücher und die Wolle nachhause geschickt, ist mir lieber als das alles mit mir herumzuschleppen (und so habe ich doch noch Platz im Koffer und freies Gewicht....) Nach dem Ende der Transaktion überreichte mir die Schalterdame noch ein Werbegeschenk: ein Testpackung Damenbinden... was fange ich nun damit an? Aus dem Alter bin ich raus, gehöre ich doch zu den Menschen mit Klimakteriumshintergrund ;=)

Der heutige Tag war wohl für viele junge Menschen ein besonderer Tag. Erst dachte ich, es handelte sich um eine Hochzeit, als ich die vielen herausgeputzten Menschen mit den wunderschönen Blumensträußen vor dem großen Gebäude in der Merkela-Iela  sah.  Es handelt sich aber um die Universität und heute wurden die Diplome vergeben.Vor der Universität in RigaExamensgratulantenSpäter habe ich dann viele der Diplomanten vor dem Freiheitsdenkmal gesehen, wo sie mit dem Diplom und den Blumen posierten.

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Aber die jungen Diplomanten waren nicht die einzigen, die mit Blumen unterwegs waren. Ich konnte die vielen Sträuße gar nicht zählen, die ich heute gesehen habe. Und ich kann nicht umhin, hier noch Bilder von den Blumenständen in der Krisjana-Barona-Strasse zu zeigen. Noch nie habe ich soviele Wickensträuße auf einmal gesehen und gerochen. Ich mußte der Versuchung sehr widerstehen, mir noch welche zu kaufen, im Hotelzimmer steht ja ein Strauß in der Vase und duftet herrlich.

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Beim Spazieren sind mir in der Nähe der National-Oper nicht nur  die grünen Männer, die da im Gerüst herumturnten, aufgefallen, sondern auch etliche Liebesschlösser an den Brücken über den Stadtkanal, einige davon noch sehr sehr frisch. Dabei waren die vielen Schlösser erst vor geraumer Zeit abgeräumt worden, um die Geländer nicht zu zerstören.

Nikolai und Kristina scheren sich nicht drum. Dann wünsche ich ihnen mal viel Glück mit der jungen Liebe.

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Aber zum Schluß doch noch ein wenig Wolle: "Tines" in der Richard-Wagner-Straße hat immer so schön dekorierte Schaufenster und gerade ist alles dort gelb. In diesem Geschäft gibt es gestrickte Kleidung, Handschuhe, Wolle, Souvenirs, Leinen, und ich muß mich immer zusammenreißen und mit geschlossenem Portemonnaie vorbeigehen...
Tines - handmade knitwearDas Geschäft hat auch eine sehr schöne Webseite: http://tines.lv/en/ , ich glaube ich habe hier auf der Wockensolle das Geschäft schon einmal vorgestellt.

Und morgen muss ich früh raus, es geht nach Tallinn!

Es ist schon erstaunlich, wieviele Menschen aus welchen Ecken der Welt nach Riga reisen, meistens auf einer Rundreise "Litauen - Lettland - Estland". Viele Asiaten, sehr viele junge Russen, die Menschen drängen sich so sehr auf den schmalen Gehsteigen, daß die Regenwasser-Fallrohre besonders geschützt werden müssen (gesehen auf dem Weg zu SenaKlets...) (mehr …)

Welch herrlicher Tag! Schon heute morgen, als die Altstadt noch ganz leer war, schien die Sonne so wunderbar und die vielen Blumen strahlten um die Wette. Ob es die kleinen Stiefmütterchen in den Blumenkästen sind

Blumenkasten in der Kaleju Iela

Blumenkasten in der Kaleju Iela

oder die grossen Blumenkaskaden auf den Plätzen, alles lachte um die Wette. Und selbst die abgefeierte Bierbar mit den Resten einer durchzechten Nacht wird durch die Blumen verschönt.Blumen an der BierbarIch habe mir also vorgenommen, den Tag nicht in den Museen sondern auf Parkbänken in der Sonne zu verbringen. Und das war richtig. Am Stadtkanal im Bastei-Park, Bastejkalna Parks, ließ es sich herrlich ruhen. Und alles unter dem Schutz des Sonnensymbols.

Eine geschmückte Eiche

Nicht nur an diesem Baum hingen die Sonnensymbole, überall waren sie zu sehen. Das tut der Seele nach dem kalten Frühsommer gut! Am Kanal waren auch viele Wikingerboote mit schönen Wimpeln zu sehen, den Zusammenhang dieser wohl Kunstaktion habe ich noch nicht  herausgefunden. Aber das wird noch.

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Als ich auf einer Bank in der Sonne saß und so vor mich hinstrickte, kam eine alte Dame auf  mich zu und meinte, es sei Sonntag, da solle man ausruhen, in die Kirche gehen oder lesen, aber nicht stricken. Ich versuchte ihr zu vermitteln, daß Stricken für mich keine Arbeit sondern ein Pläsir sei, bin mir aber nicht sicher ob sie mich so wirklich verstanden hat.

Ich habe also genußvoll weitergestrickt, ab und an, wenn die Sonne zu stark wurde, die Parkbank gewechselt und am Abend dann die Abendsonne am Rathausplatz genossen. Kinder erfreuten sich an riesengroßen Seifenblasen, eine Blaskapelle schrammelte tüchtig und alle waren frohgestimmt.

Morgen geht es dann in Ausstellungen und zu Sena Klets und am Dienstag in die Museen, ich möchte ja nicht nur faulenzen.

Mein Schal aus Klippan-Saule-Wolle

Mein Schal aus Klippan-Saule-Wolle

Die Wolle, deren Rot wohl so gar nicht zur Geltung kommt auf diesem Bild, stammt aus Riga, vom Fabrikverkauf von Klippan-Saule (auch wieder die Sonne!)Klippan-Saule-Schal

Für die etwas unzüchtige Form des Wollknäuels kann ich wirklich nichts!

Das war ein anstrengender Flug, der Flieger voll und etliche ununterbrochen schreiende Kleinkinder, da hilft kein Ohropax...

Am Abflug hatte ich mich noch geärgert, daß ich mein Strickzeug wegen der Sicherheitsauflagen in den Koffer verfrachtet habe und dann geht vor mir eine US-amerikanische Staatsbürgerin durch die Sicherheitskontrollen, hat ihre ganzen Körperpflegeartikel (mehr als die jeweils 100ml in Plastikflaschen) im Rucksack und dazu noch eine 15cm lange Friseurschere. Und die Sicherheitsbeamtin läßt sie damit durch. Ja so ist das. Die Ami-Terror-Hysterie schlägt sich überall auf der Welt nieder, aber die eigenen Staatsbürger sind so naiv wie aus dem Wald geküsst... und kommen damit durch.

Nun ja, jetzt bin ich in Riga. Bestes Wetter, gleiches Hotel, diesmal fast ein Apartment (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad), aber soviele Touristen, das hatte ich nicht erwartet. Mein erster Gang durch die Buchläden war ein wenig enttäuschend: der Laden in den "Galerias Centers" ist in den 4. Stock gezogen und führt gar keine Strickbücher mehr, auch bei Zvaigze Outlet nichts, dafür aber dieser Fund im dritten Laden:

Ellizabeth Lovick: The magic of Shetland Lace Knitting / lettische Ausgabe

Elizabeth Lovick: The magic of Shetland Lace Knitting / lettische Ausgabe

das hat mich gefreut. Hier in Lettland heißt die Autorin übrigens Elizabete Lovika!

Die Zeit fliegt so schnell und ich habe noch immer die Shetland-Reise im Kopf, da geht es schon auf die nächste Reise!

Ich werde in Riga das Historische Museum und dort natürlich die Textil-Abteilung aufsuchen, im Sena Klets Zentrum vorbeigehen und ansonsten herumspazieren und mich wohlfühlen. 4 Tage bin ich dort, dann geht es nach Talinn in Estland. Dort war ich noch nie!
Auch Tallinn hat strickmässig viel zu bieten: der Wollmarkt in der Müürivahe Strasse,, der von Montag bis Freitag geöffnet hat, die Wollwand am Viru-Tor und viele viele Geschäfte. Lappone hat das in seinem Blog schon ausführlich beschrieben: Tallinn from a knitter's perspective. Ich werde mir das Angebot genau anschauen, aber ich werde sicherlich nicht wieder viele Wolle kaufen, mein Vorrat sollte erstmal reichen! Dafür habe ich aber vor, Strickbücher einzukaufen, es gibt wunderbare Bücher über die verschiedenen estnischen Traditionen.
Eine ganz große Versuchung ist allerdings Karnaluks, der Textiliengroßhandel. Allein das Angebot im Online-Shop ist schon verlockend. Auf der Seite von Knit'n Pearl habe ich die Info über dieses Geschäft entdeckt.

University of Tartu, Craft CampNach drei Tagen in Tallinn beginnt dann das Craft Camp der Kultur-Akademie Viljandi in Olustvere!

Da bin ich doch sehr gespannt! WIeder werde ich Neues lernen und wieder werden sich neue Horizonte öffnen...

Nach der Woche in Olustvere habe ich noch ein paar Tage in Tallinn eingeplant, denn zum Einen findet vom 9. bis 12. Juli das Mittelalter-Festival in der Altstadt von Tallinn statt und zum Anderen möchte ich noch die Möglichkeit haben, Museen zu besuchen, Buchläden zu durchstöbern, falls ich beim Craft Camp noch ein paar Tipps bekommen habe und meine Neugier noch weiter gereizt wurde!

Und natürlich werde ich wieder ein Reisetagebuch hier auf der Wockensolle führen.

Was ist so besonders am Handschuhstricken in Lettland, daß solche Bücher mit soviel Liebe und Sorgfalt erstellt und herausgegeben werden? Daß keine Mühen gescheut werden, die alten Traditionen wiederzubeleben und zu bewahren?

Nun, das Stricken gilt nach dem Singen als die zweite lettische Volkskunst und die gestrickten Handschuhe sind fest in der Tradition verankert. So gehörten sie früher zur Mitgift jeder Braut, aber nicht ein oder zwei Paare, nein, jeder Hochzeitsgast bekam ein Paar überreicht. Es soll Bräute gegeben haben, deren Mitgift bis zu 300 Paar Handschuhe umfaßte, welche sich alle im Muster unterschieden. Man kann sich gut vorstellen, daß die ganze Familie an einem solchen  Schatz mitgestrickt hat.
Handschuhe wurden auch als Geschenke, Ehrengeschenke für Gäste, für Beerdigungen gestrickt und genutzt. Daneben gab es selbstverständlich Arbeitshandschuhe, aber diese sind nicht so gut erhalten, da sie ja bei der Arbeit verschlissen wurden.

Der NATO-Gipfel 2006 wird auch als "Renaissance der lettischen Handschuhe" bezeichnet, denn damals wurden  4500 Paare für die Gäste des NATO-Treffens gestrickt, eine klassische Geste: Handschuhe als Geschenk für Gäste. Diese Handschuhe wurden als "original" , "traditionell", "Volkskunst" bezeichnet, aber das waren sie eigentlich nicht, denn das Garn und die verwendeten Nadelstärken waren viel zu grob, und, wie Maruta Grasmane in einem Interview bemerkte, keine noch so beschlagene, geübte Strickerin könne in einem Monat mehr als 30 Paare ethnographische Handschuhe stricken.

Die Letten sind stolz auf ihr kulturelles Erbe und so war der NATO-Gipfel Ausdruck dieses Stolzes. Nun aber geht es in diesem Beitrag um das eine Buch von Maruta Grasmane, das zum ersten Mal 2012 erschienen ist, als Ergebnis einer mehr als 20jährigen Forschung.

Maruta Grasmane: Latviesa Cimdi

Maruta Grasmane: Latviesa Cimdi

Dieses Buch habe ich ja schon bei meinem ersten Riga-Aufenthalt vorgestellt und inzwischen habe ich einige Handschuhe aus diesem wunderbaren Vorrat nachgestrickt.

Es erschien 2014 in der zweiten Auflage, nachdem die erste Auflage aus dem Jahr 2012 innerhalb weniger Wochen vergriffen war.
Die zweite Auflage von 7000 Stück ist auch bald ausverkauft, aber inzwischen hat sich die Nachfrage so gefestigt, daß sogar Übersetzungen geplant sind.

Bis dato konnte man das Buch nur in Lettland oder in ausgewählten Online-Shops in den USA finden, oder man bestellte es per email an das Zentrum "Sena Klets", das Maruta Grasmane aufgebaut hat.

Die internationale Nachfrage, vor allem aus Japan, USA und Deutschland ! ist so groß, daß internationale Distriubutoren für die Neu-Auflage gesucht werden.

Mirdza Slava: Latviesu Rakstainie CimdiDas Buch gehört in eine Reihe mit dem bekannten, ebenfalls vergriffenen Werk Latviesu Rakstainie Cimdi von Mirdza Slava.

Aber während Mirdza Slava durch das Land gereist ist und überall nach Handschuhen gesucht hat, durchsuchte  Maruta Grasmane Museen nach alten textilen Zeugnissen.

So gehen die Muster in ihrem Buch bis in das 18. Jahrhundert zurück, während Mirdza Slava die Traditonen dokumentierte, die im 20. Jahrhundert noch aufzufinden waren.
Deshalb kann Grasmane bei den einzelnen Modellen auch immer auf das jeweilige, zum Teil sehr alte Exponat in einem der Museen verweisen.

Einen großen Teil des Buches nimmt die Geschichte und ethnographische Aufarbeitung dieser großartigen lettischen Tradition ein.

Im zweiten Teil werden dann 177 Handschuhe, nach Regionen geordnet,  vorgestellt, jeweils mit Foto und Strickschrift. Bei jedem Handschuh ist die Museums-Registratur mitangegeben und eventuell ein Hinweis auf ein Muster für die Handschuh-Innenseite, falls diese abweichend gestaltet ist.

"Ungurmuiza" Handschuhe aus Vidzeme

Im Zentrum "Sena Klets" gekaufte Handschuhe, die Anleitung im Buch und ein wenig Wolle...

Im letzten Teil gibt es dann Erklärungen zur Strickschrift, weitere Nachweise und einen Abriß der Handschuh-Tradition und der Symbolik in englischer Sprache.

Zur Vorbereitung der nächsten Auflage hat das Sena Klets - Zentrum einen kleinen Flyer verfaßt, der das Besondere des Buches umreißt und auf die anstehenden Übersetzungen hinweist. Sena Klets sucht Verlags- und Vertriebspartner für die internationalen Ausgaben.

Wer daran interessiert ist, möge sich wenden an:
Liga Turjanska, Project manager
email:


Und ich habe noch ein Angebot für alle, die an diesem Buch interessiert sind:

Ich habe ein überzähliges Exemplar aus Riga mitgebracht.
Es kostet 24,00€ zuzüglich Päckchenporto von 4,10€, also insgesamt 28,10€.

Wer es haben möchte, schickt mir am besten eine Mail an

Wer zuerst schreibt, bekommt das Buch! Vielleicht sogar noch vor Weihnachten?

Das Buch ist vergeben und geht morgen schon auf die Post!

Es ist frisch, ein klarer Himmel, es macht Spaß spazieren zu gehen, durch die schöne Stadt zu promenieren und immer wieder in einem der netten Cafés einzukehren.
Heute war mehr Leben auf den Weihnachtsmärkten, Großmütter mit Enkelkindern, skandinavische Touristen, junge Verliebte, gute Stimmung und nette ältere Damen in den Verkaufsständen, diese alle mit einem griffbereiten Strickstück, falls mal keine Kunden zu versorgen seien. Meine Männer sind ins Jugendstilviertel gewandert und ich habe Buchläden durchstöbert. Aber das Buch, das ich suche, ist vergriffen und der junge Mann, der mir das Buch antiquarisch verkaufen und sich heute mit  mir treffen wollte, hat das Treffen abgesagt, seine Mutter sei krank.

Nun, also erstmal auf den Weihnachtsmarkt. Dieses Schaf habe ich zusammen mit einer Oma und Enkel mit Karotten gefüttert:

Ein Schaf aus Riga

Ein Schaf aus Riga

Dann bin ich nocheinmal schwach geworden und habe am Stand von TInes ein zweites Paar Handschuhe ausgesucht, ein Weihnachtsgeschenk für eine Freundin.

Noch ein Nachtrag: das Schild von Sena Klets und das wunderschöne Schwarzhäupterhaus.

Sena Klets

Sena Klets

Um die Ecke ein Café für die Liebhaber satirischer russischer Literatur: ein nach dem Klassiker "13 Stühle" von Ilf und Petrov benanntes Café:

Cafè "13 Stühle"

Cafè "13 Stühle"

Mir gefällt, daß die Rigaer (oder Rigenser?) auch traditionelle handgearbeitete Stricksachen tragen und stolz sind auf Ihre Traditionen. Manchmal sehe ich wunderschöne Mützen oder Schals, heute kam mir eine Frau in einem traumhaften gestrickten Mantel entgegen, ich war so baff daß ich nicht fotografierte.

Aber diese junge Frau habe ich fotografiert, sie trug eine hübsche handgearbeitete Mütze.

junge Frau aus Riga

junge Frau aus Riga