Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843
Wir haben einen richtigen Standardsommer, so meine ich, heiße Tage wechseln sich ab mit grauen regnerischen Tagen, bei uns im Nordosten. Alles wächst oder ist schon reif. Die Starenscharen treiben sich in Kirschbaum-Nähe herum und wie jedes Jahr werden sie wohl die unseren Baum abernten ohne uns auch nur eine Kirsche übrig zu lassen. Das kennen wir schon, der Baum steht so ungünstig hinter dem Gartenhaus dass wir ihn sowieso nicht abernten können.
Es wird wohl reichlich Quitten und Pflaumen geben, und ich hoffe daß ich nach der Rückkehr von meiner Sommerreise rechtzeitig zur Ernte zurück bin.

Ja, die Reisepläne sind "unter Dach und Fach". Zuerst steckte ich den Zeitplan ab, dann die Verabredungen, dann die Unterkünfte, jetzt muss ich mir nur noch die Bus-Tickets für einige Zwischenstrecken organisieren.

Ich freue mich so sehr auf Lettland. Die Freundinnen und Freunde wieder zu treffen, durch Rigas Gassen streifen und Ausflüge unternehmen, Vielleicht nach Dundaga zur Pace Wollfabrik, vielleicht in die Region Piebalga zu einem lokalen Workshop, vielleicht nach Alsunga?

Ja, die Suiti-Strickerinnen mit ihren tollen Farben! Da läuft mir das Wasser im Mund zusammen!
Gerade gibt es eine tolle Ausstellung im Tourismus-Büro in Alsunga: Suitu novada zeķes / Socken aus dem Bezirk Suiti. Insgesamt 87 Strumpfpaare in den traditionellen Farben und Mustern!

So wie ja letztes Jahr die Ausstellung mit den Muhu-Strümpfen im Estnischen Nationalmuseum, zeigt diese Ausstellung auch das Ergebnis eines Wettbewerbs. Und leider endet die Ausstellung schon am 17. Juli, wir kommen zu spät. Ob es einen Katalog gibt? Das weiß ich nicht. Aber es gibt einen schönen Bericht des lettischen Fernsehens über die Eröffnung und dieser Film zeigt auch viele meiner Freundinnen und Bekannten: Linda Rubena, Lia Mona Gibiete...
Linda schlug mir vor, nächstes Jahr, wenn der Wettbewerb wieder stattfinden wird, auch teilzunehmen - na, ich weiß nicht, wenn dann aber außer Konkurrenz!
Ein Paar Suiti-Strümpfe  habe ich ja schon mal gestrickt.

Hier nun das Video. Bei Facebook gibt es mit den Suchbegriffen #ekcsuiti, #suituzeķes und #latvijasnacionālaiskultūrascentrs noch mehr zu sehen.

Und sonst noch?

Ich bin zauderlich und zögerlich, schiebe Ideen und Projekte vor mir her, stricke bunte leichte Socken so vor mich hin, überlege was ich realisieren möchte und traue mich noch nicht so raus aus dem Schneckenhaus.
Es heißt ja, daß manche Leute wenn sie unentschlossen sind, abseitige Dinge unternehmen um sich von ihren eigentlichen Vorhaben abzulenken (neudeutsch: prokrastinieren), und so habe ich ein wenig meine Wollvorräte umorganisiert.
Es sind ja inzwischen viele Regalbretter voller mottendichter Boxen zusammengekommen und den Überblick behalte ich nur mit Hilfe der großen Klebe-Etiketten, die mir mein Drucker liefert.
Trotzdem war es nicht so richtig sortiert... und was ergab sich? Allein die lettische Wolle (nur die lettische) verteilt sich nun auf:

  • ein 90l-Container
  • zwei 50l-Container
  • und etliche kleinere Boxen, ich schätze nochmal 30l zusammen

Das sind wohl mehr als 200 Liter lettische Wolle! Oje oje oje!

Ich hatte mich ja vor einiger Zeit zum Kauf von 1 Kilo feuerroter Wolle bei tines.lv hinreißen lassen, davon habe ich jetzt 450g für eine Strickjacke verarbeitet, die trocknet gerade auf dem Sweaterboard. Und tines.lv hat mir schon wieder einen Gutschein. 10% Nachlaß bei weiteren Käufen, geschickt. Oh führet mich nicht in Woll-Versuchung!

Meine Neffen brachten mir vor ein paar Wochen einen großen Sack Woll-Reste und einige Stricknadeln aus dem Nachlaß ihrer Großmutter vorbei. Das Garn ist inzwischen verteilt, in Ravelry fragte gerade eine Lehrerin nach Garn für ein Klassenprojekt, anscheinend werden gerade überall Korallenriffe gehäkelt! Da kamen die vielen kleinen Knäuel gerade recht.
Dann fanden sich noch einige Schnittmuster, lustige Constanze-Strickmoden aus den Jahren um 1968 (eine Fundgrube!) und Hefte voller Handarbeitsnotizen. Damit werde ich mich wohl im Winter beschäftigen.

noch was?

Einige meiner Termine lassen sich auch tatsächlich besser im Herbst realisieren, und den geplanten Workshop mit Riina Tomberg zum Thema "Textile Traditionen - finden, verstehen und wiederbeleben" werde ich mit ihr auf der Reise konzipieren.
Wenn ich meine mittlerweile geschriebenen Anleitungen endlich fertig formatiert habe, kann ich auch einige Anleitungen veröffentlichungen und neue Projekte avisieren.

Die wunderbaren Geschenke, die ich unverdientermaßen in der letzten Zeit so reichlich bekommen habe, werden das Thema für meinen nächsten Beitrag.