Am 3. Tag des Craft Camps wurden drei Ausflüge zur Wahl angeboten und ich hatte mich gegen die Fahrt nach Setumaa oder Pärnu entschieden, weil ich gerne Heimtali sehen wollte.
Heimtali ist eine kleine Gemeinde bei Viljandi mit einem klassizistischen Gutshaus, einer alten Mühle und einem alten Schulgebäude. Der Ort liegt idyllisch inmitten von Feldern und Wäldern. Und dieser schöne Flecken war das erste Ziel unseres Ausfluges.
In dem alten Schulgebäude ist das von Anu Raud geführte Museum untergebracht. Es besitzt eine schöne Sammlung von Gegenständen des bäuerlichen Alltags und natürlich eine ausgezeichnete Textil-Kollektion, die von Anu Raud gesammelt und gepflegt wird. In einem Nebengebäude sind wechselnde Ausstellungen zu sehen, zur Zeit eine Wanderausstellung über estnische Architektur.
Das Schulgebäude: bevor man eintritt, fällt der Zaun, der das Haus umgibt, ins Auge:
Jede Stakette wird von einem Handschuhmuster geziert.
Dies ist eine Arbeit von Schulkindern und zeigt die Vielfalt des pädagogischen Konzeptes von Anu Rau, die die Menschen auf die vielfältigste Weise mit den eigenen Traditionen bekannt macht.
Wir bekamen wunderbare Exponate gezeigt und erklärt: Decken, Handschuhe, Bekleidung...
So erfuhren wir von ihr zum Beispiel, daß die Decken auf Straßenmärkten oft als Unterlage für die angebotene Ware genutzt worden waren, beispielsweise für Autoersatzteile und wie sie dann im örtlichen Geschäft eine neue Decke zum Tausch kaufte, um das gute Stück zu retten.
Im Museum werden neben den alten Gegenständen auch die berühmten Strick-Tiere gezeigt, mit denen die großartige Lehrerin Kindern das Stricken nahebringt.
Auf dem Brett an der Wand stehen von Schülern gestrickte Tierchen zum Verkauf.
Nach der Führung durch das Museum wurden wir auf den Hof von Anu Raud eingeladen in ihr Studio.
Das Anwesen liegt wunderbar in der Landschaft, mit schattigen Sitzplätzen, einem Blumen- und Gemüsegarten und es gibt auch eine Schafherde!
Anu Raud zeigte uns dann ihre aktuellsten Arbeiten, wunderschöne Wandteppiche.
Viljandi ist ein wunderhübsches, kleines Landstädtchen mit einer Burgruine, einem alten Wasserturm, einem See, netten Cafés, und vor allem Handarbeitsgeschäften und mehreren Museen. Dafür blieb uns der Nachmittag Zeit.
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Im Museum gibt es eine kleine Sammlung von Textilien zu sehen und eine ganze Reihe Funde aus allen historischen Perioden, die mit lustigen Schaubildern erklärt wurden. Das Mittelalter-Bild zeigt so manche Strickerei:
Das Zentrum für Handarbeiten führt es außer Wolle auch Gestricktes und Gewebtes und die dafür notwendigen "Werkzeuge" .
Seit 2003 besteht das Museum für Außenseiter- und Naive Kunst. Paul Konda war ein Lehrer in Viljandi und Heimtali, der nach seiner Pensionierung zu malen begann. 26 Werke von ihm werden ausgestellt, und das berühmteste sind die Erdbeer-Esser.