Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Das Logo der fabelhaften Seminar-Woche "Let's knit in Kurzeme" und das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen, Wir haben gestrickt! Und deshalb beginne ich mit dem Bericht vom ersten Tag dieser fabelhaften 5 Tage (es war tatsächlich ein Tag mehr als angekündigt, denn auf dem Rückweg nach Riga gab es noch einen Zwischenstop und Workshop in Kuldiga).

Ein abwechslungsreiches und atemberaubendes Programm war da für uns zusammengestellt worden!
Und das Schöne? Dieses Programm wird in Zukunft wieder angeboten werden, die nächsten Termine kann ich bald weitergeben.

Im Zentrum Sena Klets

Alles begann am Montag, den 29. Mai, im Trachtenzentrum Sena Klets in Riga. Und das brauche ich ja eigentlich hier auf der Wockensolle nicht mehr vorstellen. Ziedite Muzis und Ansis Grasmane stellten die Arbeit des Zentrums vor und präsentierten einige der ältesten und / oder schönsten Stücke in der Sammlung.

Ein erstes Gruppenbild vor Sena Klets. Alle sind gespannt auf das Kommende und auf die Mitstricker,

ich habe nicht nur "alte Freundinnen" wiedergetroffen (Pat, Lizzy, Claudia, Angharad, Baiba... to name a few), sondern auch neue Freundschaften geschlossen.

Strickerinnen sind schon eine besonders freundliche und aufgeschlossen Spezies.

Vor dem Zentrum und vor der Abfahrt nach Liepaja

Unser erster Halt auf der Fahrt nach Saldus war auf der Farm Puteni, wo uns Rasma Balode herzlich willkommen hieß und aufs lettischste bewirtete. Junge Gänse und Enten und ein eitler alter Truthahn liefen frei herum, ich hatte viel Freude daran und habe mich an lange zurückliegende Kindheitstage auf dem Dorf erinnert.

ein Handschuh aus Saldus

In Saldus gibt es ein Kulturzentrum, das Kapeller-Haus. Dort trafen wir Zinta Vārpiņa, die den Workshop über überlieferte Socken aus dieser Region leitete. Zinta Vārpiņa hatte uns auch schon beim Knitting Camp 2016 in Strazde wunderschöne Arbeiten gezeigt und uns einen Vorgeschmack auf die Besonderheiten der Bündchen dieser Handschuhe gegeben.

Im Hof des Hauses noch eine Überraschung: Nach einer Führung durch eine Töpferwerkstatt, wo besonders dunkle Tonwaren hergestellt wurden, konnten wir noch lernen, aus welchen Bestandteilen lettischer Schmuck besteht und selbst auch Armbänder oder Ketten zusammenstellen.

In Liepaja im Hotel dann angekommen, waren wir doch alle recht müde und sehr erfüllt vom ersten Tag. Nach dem Essen saßen wir noch zusammen, unsere Dolmetscherin Baiba kam dazu und wir stellten uns gegenseitig vor, Jede der Teilnehmerinnen hatte eine tiefe Beziehung zur lettischen Kultur und auch eine sehr emotionale zum Stricken.

Das tut mir so gut.

Vorstellungsrunde im Hotel

Am Sonntag nach dem Markt verließ ich Riga noch einmal. Maruta Grasmane, die Autorin des Handschuh-Buches und Gründerin von Sena Klets in Riga, hatte mich in das Haus am Meer eingeladen. Und dieses Mal konnte ich die Einladung auch wirklich mit frohem Herzen annehmen, denn mein Rückflug war ja erst für Dienstag am frühen Abend gebucht.

Also packte ich den Rucksack und nahm den Bus. So kam ich durch den berühmten Badeort Jurmala und dann ging es noch eine Stunde weiter entlang der Bucht von Riga.

Ein kleiner Küstenort an der Bucht von Riga

Lange geht die Fahrt durch den Küsten-Kiefernwald, oder durch kleine verschlafene Orte, in denen nicht nur der Flieder träumt.

Dann zweigt ein kleiner Weg von der Hauptstrecke ab und nach 200m sind wir am Meer. Dort steht das Haus, in dem ich nun zwei Tage in angeregtem Gespräch oder im Spiel mit den Enkeltöchtern Laura und Nora verbringen durfte.

Blick vom Küchentisch

Draußen saßen die Kormorane auf den Felsen im Meer und wir unterhielten uns am großen Tisch.

Ich erfuhr vieles über Maruta Grasmanes Arbeit und die Vor- und Entstehensgeschichte des Buches "Handschuhe aus Lettland". Die Enkelin Nora zeichnete diese Unterhaltung für die Nachwelt auf.

Maruta und Connie im Gespräch

Ein wunderschönes lichtdurchflutetes Haus, das Meer unmittelbar davor, saubere Luft und ein dunkler Wald hinter dem Garten, ein Paradies.

Schwäne, Kormorane und einen Silberreiher habe ich gesehen, und ich werde diesen Blick immer in Erinnerung behalten,

Die Küste vor dem Haus

Ob es aber auch die Schildkröten, wie Laura sie gezeichnet hat, hier gibt, weiß ich nicht, Ich habe aber auf jeden Fall ein sehr schwieriges lettisches Wort gelernt:

bruņurupucis - die Schildkröte!         

Brunurupucis - Schildkröte

Am ersten Tag in Liepaja waren wir in das Museum von Liepaja eingeladen, Auf der Tagesordnung standen die Workshops Variations of Mitten Cuffs with masters Gaida Gertnere and Solvita Zarupska und "Beaded Mittens” with masters Antra Kukuka, Aisma Demme und Astra Dzērve.

Im National Costume Center war extra für uns eine Ausstellung mit Perlenstrickereien organisiert wurden und der regionale Fernsehsender Kurzeme TV berichtete über das Seminar. Der Film ist auf der Webseite eingebettet, läßt sich aber nicht direkt verlinken. Es ist jedoch erlaubt, den Film in eigene Webseiten einzubinden. Und so zeige ich ihn hier.

Wenn Sie die Webseite im Chrome-Browser öffnen, erhalten Sie die Webseite auch übersetzt. Lohnt sich!

Kinderreigen

Der Kunsthandwerkermarkt im OpenAir-Museum in Riga ist eine riesige Attraktion. Die Busse sind voll, die Zufahrtsstrasse verstopft... und die Besucher voller Erwartungen. Und als Erstes sah ich diesen Kinderreigen, die Lütten hatten sichtlich Freude.

Ich bin erst einmal ein wenig spazierengegangen auf dem wunderschönen Gelände, bevor ich mich ins Getümmel stürzte.

Im OpenAir-Museum in Riga

Es ist nicht einfach auf solch einem großen Gelände und mit soviel Besuchern Freunde zu treffen, dachte ich, aber das war ein Irrtum. Wir Strickerinnen finden uns immer.

Nach einigen Blicken auf die Buchangebote (immer auf der Suche nach dem 2. Band der Reihe "Tautas Terpi".. wie immer erfolglos) ging es dann Richtung Wolle und Wolliges.

Spinnerei
Ilze, Solvita und Ilzes Mutter

Mit Ilze (ihr Ravelry-Name ist Bumbucis) hatte ich mich schon vor der Abreise verabredet und nun kam ich an ihren Stand und lernte auch ihre Mutter kennen, Und zu unserer Freude kam auch Solvita vorbei, in einem wunderschönen Suiti-Kostüm.

Und natürlich bat ich sie ihren Rock zu raffen damit ich die Suiti-Strümpfe bewundern konnte,

Solvitas Suiti-Strümpfe

Meine Ausbeute ist erklecklich: die grössten Holzknöpfe, die schönste Wolle von Dundaga und Limbazu, und als grosse Überraschung ein neu aufgelegtes Buch aus Estland, Kihnu Roosi, das mir Kaidi schenkte. So beglückend!

biggest buttons ever!

Zu meiner Freude hatte ich Maijaa im Getümmel getroffen, bei Ravelry kennen wir uns schon lange, und es kam dann noch zu einem kleinen Ravelry-Treffen um 14:00 Uhr, nur Jeannie hatte sich wohl in diesem wolligen Paradies verlaufen,

Maijaas wunderbare Perlenstulpen machen sprachlos.

Maijaas Stulpen á lá Monet

jede bewunderte die Beute der anderen oder ließ sich noch Tipps für weitere interessante Stände geben, und viele von uns trafen sich zum ersten Mal im "Real Life", eine schöne Erfahrung!

Maajia, Inta, Angharad und eine anonyme Dame...

Claudia und ich fuhren dann mit dem Taxi zurück in die Stadt und ruhten uns ersteinmal im Café Rigenses aus.

Abends dann eine letzte Schlemmerei mit Lizzy und Claudia und nun folgen noch zwei ruhige Tage.

In 2 Stunden nehme ich den Bus aufs Land, ich freue mich auf den Besuch bei Maruta Grasmane!

Nun sind wir zurück in Riga, einige von uns sind gleich weitergereist, aber víele von uns bleiben noch in der Stadt.

Heute abend treffen wir uns im Restaurant Lido zu einem Ausklang, morgen ist der große Kunsthandwerkmarkt im Freilichtmuseum, Gada Tirgus, und am Sonntag fahre ich aufs Land, ich wurde von Maruta Grasmane eingeladen, Das ist mir eine besondere Freude,

Dies war eine unglaublich schöne Woche und eine ganz wunderbare Gruppe. Ich danke Allen für diese schöne Zeit!

Ach könnte ich die Zeit anhalten oder zurückdrehen oder durch Wände gehen wie der selige Herzog Jekabs / Jakob aus Kuldiga / Goldingen!

Herzog Jekabs aus Goldingen

So erfüllte Tage, daß ich nicht zum Berichten kam. Und auch diesmal wieder nur ein kurzer Rückblick.

In Liepaja gab es die Workshops zu den Themen "doppeltgestrickte Handschuhe" und zum Fingerhandschuh-Stricken, Jetzt kenne ich die Formel für die Maschenberechnung,

Meisterliche Handschuhe in toller Präsentation

Wir besichtigten ein Kunsthandwerkerzentrum und ein Bernsteinkünstler war so lieb und reparierte mir meinen altgedienten Bernsteinring.

Fasziniert war ich von der Installation aus ca. 17.000 Bernsteinstücken... soetwas habe ich noch nie gesehen

Bernsteinobjekt

Wir freuten uns alle, dass Maruta Grasmane zu Besuch kam. Eine Ehre und eine Freude,

Dieser Tag klang aus mit einer humorvollen Präsentation des Folklore.Ensembles Atstaukas, und mit Erdbeeren und Prosecco, mitgebracht von Ansis Grasmanis,

Abschiedsabend in Liepaja

Der lokale Fernsehsender hatte am ersten Tag im Museum von Liepaja gefilmt und einige Interviews geführt.

So wurde auch ich vors Mikro gehot und mein Name hat sich auf wunderbare Weise verändert: Aus Connie Müller-Gödecke wurde so Kunimile Gudike,,,

Der Bericht mit vielen Fotos und dem Filmchen ist online;  Adītājas no tuvām un tālām zemēm

Den Bericht werde ich sicherlich noch abspeichern können.

Interview im Liepaja-TV

Heute, am letzten Tag, gab es noch einen u durWorkshop in der Bücherei des Museums von Kuldiga. Jolantha Medina, ich kenne sie schon vom letztjährigen Knitting Camp in Strazde, zeigte uns zeitgenössische Handschuhe und wir lernten ein einfaches, aber effektvolles Muster,

Es ist immer wieder wunderbar, diese Handschuh-Berge zu durchstöbern!

Kuldiga (früher Goldingen) ist ein wunderhübsches Städtchen und ich hätte gerne noch mehr Zeit dort, Aber ich werde wiederkommen!

Maruta Grasmane und Ziedite Muse

Heute wieder ein Highlight: Die Fahrt und der Aufenthalt im ethnografischen Haus Zvanītāji in Rucava. Warmherzige und gastfreundliche Frauen empfingen uns, zeigten uns die wunderbaren, bunten Stricksachen, bekochten und bewirteten uns aufs Herzlichste. Und wir dankten es ihnen mit unserem ernsten Bemühen, die Aufgaben zu meistern,,, 
Die anschliessende Stadtführung zeigte uns die vielfältigen Seiten von Liepaja, dem Kurort am Baltischen Meer, ehemals auch Libau genannt,

Wir haben viel gelernt, viel gelacht und weil das Alles auch müde macht, gibt es heute nur eine Bildergalerie.

Das Museum in Liepaja war extra für uns geöffnet, wir bekamen das wunderschöne Haus gezeigt, bewunderten die Exponate, natürlich die gestrickten Exponate ganz besonders, und wir erhielten eine Einführung in den trockenen Kurländischen Humor!

Lia Mona Ģibiete,die Autorin des Buches über die Socken aus Alsunga, Solvita  Zarupska und Astra Dzērve waren unsere Lehrerinnen, Wir übten uns an den verschiedensten Handschuhbündchen und im Perlenstricken, und erhielten das neue Buch vorgestellt. 

Der Tag klang aus mit einem Diner im umgebauten Speicher am Hafen, im Hotel Promenade.

Wir fühlen uns verwöhnt und gefordert.

Da unser Mittwochprogramm (die Fahrt nach Rucava) auch sehr anstrengend wird und wir früh aufbrechen sollen, werde ich jetzt nur kurz einige Bilder zeigen, denn ein genauerer Bericht folgt ja auf jeden Fall noch.

Dies sind ganz ungewöhnliche Strümpfe, die Waden weiß und die Fußteile gemustert, aber die Frauen aus der Gegend um Liepaja trugen ein wenig kürzere Röcke und zeigten auch mal etwas Fuß...

Daß ich an diesem Tag meine Alsunga-Socken trug, ist ja selbstverständllich, vielleicht haben sie es sogar bis ins Regionalfernsehen geschafft, dernn es wurde über unseren Besuch berichtet. Ich hoffe ich habe beim Interview nicht zu sehr gestammelt.

Diese Strümpfe kennen wir doch schon, sie waren das Motivbild des letztjährigen Knitting Camp in Strazde...

Es ist einfach unvorstellbar, wieviel verchiedene Bündchenmodelle es gibt und auf welch unerwartete Weise diese gestrickt werden

Zu Lizzys Freude  war Solvita Zarupska dabei, die nicht nur wunderbare Perlenmauci strickt, sondern auch sonst außergewöhnliche Modelle entwirft. 

Astra Dzērve unterrchtete uns im Perlenstricken und brachte einen Korb voller wunderbarer Arbeiten mit,

Über die Präsentation des Buches "Patterned Suiti Socks" von Lia Mona Ģibiete berichte ich in einem späteren Beitrag, Dafür reicht jetzt die Zeit nicht.

Herrliches Wetter erwartete  mich in Riga, strahlendbunte Blumenbeete und strahlende Gesichter, als ich mit alten Freunden zusammenkam um den Beginn des Strickabenteuers zu feiern.

Lizzy hatte das Restaurant für das Treffen vorgeschlagen und das war ein guter Vorschlag.

In Sena Klets begann dann die Reise, Ansis Gramanis gab uns eine Führung und stellte die Arbeit des Zentrums vor. Danach reisten wir ab, nach Kurzeme / Kurland. Und ein wirklich intensiver Tag begann.
Ich kann während der Reise immer nur kurzen Bericht erstatten, denn die Zeit ist gefüllt mitUnternehmungen, workshops, Museumsführungen... das wird alles später genauer erzählt.

Nach einer Fahrt über Land waren wir zu Gast auf einem Bauernhof, wurden lecker bewirtet und freuten uns über die vielen Tiere. Kleine Gänse, Enten, ein stolzer Truthahn, ein verschmuster Hund,..

In Saldus dann ein Workshop, gehalten von Zinta Varpina, "twisted cast-on", keine leichte Aufgabe. Anschliessend noch ein Workshop unter Fliederbüschen, Dita brachte uns Schmuckarbeiten bei.

Und nun sind wir in Liepaja, in einem schönen Hotel. Nach dem ersten Abendessen trafen wir uns zu einer Vorstellungsrunde, lernten uns (noch besser) kennen und verglichen unsere Erwartungen an diese Tage.

Let’s Knit in Kurzeme!