Das schreibt Lela Nargi in dem wunderschönen Buch "Knitting around the World". Dieses Buch habe ich mir ganz zu Beginn meiner neuen Strickzeit, also vor etwa 2 oder 3 Jahren, gekauft und damals konnte ich noch nicht erahnen, wie sehr mich das Thema faszinieren wird. Ich war nur neugierig. Im Lauf der Zeit sind dann immer mehr Strickbücher dazugekommen, auch einige mit Bezug auf die orientalischen Stricktraditionen.
Und nun habe ich mich wieder mit den türkischen Socken beschäftigt. Der Anlaß war das Paar, welches mir eine Freundin von ihrer Reise an die türkische Westküste mitgebracht hat. Ich hatte sie gebeten, falls sie solche Socken irgendwo zum Verkauf angeboten sieht, mir diese mitzubringen, weil ich zum Einen die Muster studieren wollte und zum Anderen die Qualität der Strickwaren, denn ich erinnere mich ja an meine Reisen in den 70er Jahren, wo ich eine ganze Reihe solcher Schmuckstücke gesehen habe, aber nur ein paar preiswerte, nicht wasserfeste Handschuhe kaufte.
Nun habe ich diese Handschuhe bekommen und konnte sie studieren.
Als erstes fällt auf, daß die Socken mit 40 Maschen gestrickt sind, das ist gerade mal die Hälfte der Maschenzahl der tradtionellen Socken. Das habe ich erwartet, denn feiner gestrickte Artikel wären ja wohl nicht mehr zu bezahlen.
Dann sehe ich, daß der Muster-Rapport 5x wiederholt wird, immer das selbe Muster. Die traditionellen Socken zeigen keine Wiederholungen.
Das Muster? Ein Ast-Muster oder ein Erdwurm? Oder eine Schlange? Ich habe die 350 Muster und 192 Fotos in Kenan Özbels Buch "Knitted Stockings from Turkish Villages" durchgesucht, bis mir die Augen flackerten, aber dieses Muster dort nicht gefunden.
Am nächsten kommt wohl der 2. Rapport im Schlangengarten von Seite 87, nur eben immer ein Winkel pro Spitze, nicht gespiegelt.
Das Garn? 100% Synthetik. Kein Schaf ist dem jemals zu nahe gekommen.
Die Arbeit? Die Fäden sind nicht vernäht, nur verknotet und kurz abgeschnitten.
Dies zeigt, daß diese Socken industriell hergestellt werden. Und das bestätigt die an den Anfang dieses Beitrags gestellte Aussage, daß die gehandelten Strickwaren nicht mehr die hohe Qualität wie früher zeigen. Ein weiterer Beweis?
Das hier: andere Farben, aber bis auf die Bündchen-Abschlüsse, die Farben und die Spitzen das gleiche Muster, das gleiche Material...
Ob man noch handwerklich gefertigte Socken oder Handschuhe in der Türkei finden kann? Das interessiert mich immer mehr.
Ich habe herausgefunden, daß die Sammlung des Professors Kenan Özbel im Alay Köşkü Kiosk im Gülhane Park in Istanbul gezeigt wird. Diesen Park kenne ich, ich habe früher in der Nähe in einem billigen Hotel gewohnt und wir haben immer die armen Kamele in diesem Park bedauert. Daß nun, nach so vielen Jahren, etwas anderes mich in diesem Park interessiert, ahnte ich damals noch nicht. Aber ich habe mir Istanbul auf den Reiseplan geschrieben, wird wohl nächstes Jahr werden, aber man kommt ja leicht hin und die Hotels sind auch nicht so teuer. So werde ich im Fatih-Viertel mir eine Unterkunft suchen und dann die Sammlung des Professors studieren. Vielleicht gibt es auch ja auch noch die von Betsy Harrell beschriebene Strick-Kooperative, wenn ja, werde ich diese selbstverständlich auch aufsuchen.
Ich freue mich über die Socken, die ich mitgebracht bekommen habe und die mich zu dieser Recherche angestiftet haben. Dafür, liebe Ricarda, sei Dir herzlich gedankt!
Hallo Frau Wockensolle,
hier ist ein (leider recht dürftiger) Artikel unserer Zeitung, der Sie jedoch interessieren könnte:
http://gera.otz.de/web/gera/startseite/detail/-/specific/Greizer-stellt-Socken-von-Aserbaidschan-bis-Zwicke-in-Waltersdorf-aus-1411666090
Ich möchte kommendes Wochenende mal dort vorbeischauen, es ist ein Thema, das auch mich immer mehr interessiert.
Liebe Grüße
Sandra R.
Das ist ja ein interessanter Tipp, danke dafür!
Ich habe schon in einer TV-Sendung einen Bericht, auch recht knapp, über diese Ausstellung gesehen.
Wenn Gera nicht so weit wäre…
Können Sie vielleicht herausfinden, wer der „befreundete Ethnologe aus Köln“ ist? Vielleicht wird ja irgendwo ein Name genannt.
Gibt es denn einen Flyer zu der Ausstellung?
Ich schau mal ob ich irgendwo weitergehende Informationen finde….
Liebe Grüsse zurück, Connie