Der letzte Tag unserer Tour führte uns in den Norden, in die Region der Northmavine, zu den Klippen von Eshaness und zum Tangwick Ha'a Museum. Ich war zwar schon vor der Tour hier oben, aber bei solch herrlichem Wetter war es noch einmal so schön.
Am Anfang der Fahrt hielten wir oberhalb von Voe, ehemals Sitz der Familie Adies of Voe. Eine sehr tüchtige Unternehmerfamilie, ihr Hauptbetätigungsfeld war aber die Weberei. Kate Davies ist in dieser Familie aufgewachsen.

Voe auf Shetland
Anschließend ging es in eine weniger belebte Gegend, zur Fundstelle des Gunnister Man und zur kleinen Bucht von Nibon. Hier lebten einst rund 900 Menschen, heute ist es menschenleer. An der schönen rauhen Bucht stehen drei Häuser. Es wird noch traditonelle Schafzucht betrieben.

Das (Zusatz-)Futter kommt!

Fressende Schafe
Eine moorige Landschaft ist es, kleine Bäche durchziehen das Land, braunes Wasser, und viele Vögel. Diese Wildgänse haben wir wohl gestört, denn sie flogen laut keckernd mehrere Male über uns hin und her.

Wildgänse
Hier in Gunnister wurde 1951 beim Torfstechen die Sterbestelle des Gunnister Man entdeckt. Von ihm fand man zwar Habseligkeiten, aber nur ein paar Knochen und Fingernägel. Ein Stein erinnert an ihn und sein Ende hier im Hochmoor.

Grabstätte des Gunnister Man
Der Alltag der Menschen hier ist sehr geregelt und überall sind Hinweise und Warnungen zu finden. Diesen Hinwies hier auf einer Kleider- und Schuh-Sammelbox fand ich sehr funny:

Kleider- und Schuhsammel-Box in Brae
Wahrscheinlich wird die Polizei alarmiert, wenn der Dieb den QR-Code mit seinem Handy scannt ;=)
In dem netten Braewick Café trafen wir eine Dame, die einen sehr schönen selbstgestrickten FairIsle-Cardigan trug und von Mary-Ellen gleich ins Gespräch gezogen wurde.

Mary-Ellen im Gespräch im Braewick Café
Unser großes Ziel heute waren die Klippen von Eshaness. Und die Sonne war uns gnädig.
200 Meter hoch sind die Klippen hier und man sollte nicht zu nahe an die Kante gehen, aber davor hat mich sowieso ein Schwindelgefühl bewahrt.

Felsbrocken am Leuchtturm
Ob diese Felsbrocken von rauher See nach oben geschleudert wurden oder ob sie beim Vulkanausbruch hochgeschleudert wurden, ist nicht klar, die Geister streiten sich noch. Nach einem Besuch im wunderbaren Tangwick Ha'a Museum ging es zurück und wir konnten noch die großartigen Felsformationen "The Drongs near Eshaness" bewundern. Im Sonnenschein wirkt die Landschaft viel freundlicher und weniger bedrohlich.
Auf dem nahegelegenen Friedhof von Cross Kirk kamen wir zum Grab von Jonnie Notions, einem Kurzwarenhändler, der die ersten Experimente mit Pockenimpfungen durchführte und so vielen Menschen auf den Shetland-Inseln das Leben gerettet hat.

Jonnie Notions Grabstein
In direkter Nähe findet sich ein Stein mit verwitterter Inschrift, deren Inhalt aber so bemerkenswert ist, daß eine kleine Kupferplatte mit einer Transkription des Textes angebracht wurde.
Ein gewisser Laurence Tulloch verkaufte diesem bemerkenswerten Mann Salpeter Sulfat anstelle von Magnesium-Sulfat und brachte ihn so in seiner Dummheit zu Tode.Ein Abendessen in Scalloway bildet immer das Ende der Textile Tour, aber diesmal nicht, denn wir mussten schon früh am Nachmittag dort dinieren, es gab nur um 16:00 Uhr einen Tisch für uns im Scalloway Hotel.

Castle of Scalloway
Der Grund: An diesem Wochenende wird hier der 70. Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges gefeiert, mit Kranzniederlegungen am Denkmal des Shetland Bus

Shetland Bus Denkmal in Scalloway
und vielen weiteren Feierlichkeiten. EIn Chor aus Norwegen war zu Besuch und viele norwegischen, schottischen und shetlandischen Fahnen schmückten den Ort.
Also wurde das Programm umgestellt und unser Programmpunkt, der Ort Hamnavoe auf der Insel Burra, wurde kurzerhand nach dem Festessen aufgesucht. Was war hier die Attraktion? Bis kurz vor Ende glaubte ich noch, es ginge zu den Burra Bears, aber weit gefehlt:

Gestrickter Zaun von Anne Euston
Der Gestrickte Zaun von Ane Euston war unser Ziel. Das ist einfach der Hammer. Anne Euston hat den Zaun mit leicht modifizierten Gardinenstangen und Fischernetz-Garn im traditionellen Print O’The Wave Pattern gestrickt! Eine sehr ungewöhnliche Umsetzung der traditionellen Shetland-Lace-Pattern.

Gestrickter Zaun mit Rhabarber
Und damit ist die Textile Tour / May 2015 zu Ende! Aber sie wirkt weiter. Ich habe viel gesehen, viel gelernt, viel Spaß und Freude gehabt, einen Koffer voller Wolle und einen Kopf voller Erinnerungen. Es bleiben uns aber noch 3 Tage und die werden wohl ein wenig ruhiger, aber trotzdem intensiv sein.