Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Die nördlichste Region des Shetland Mainlands ist Northmavine, der Name bedeutet nördlich der Meerenge... Und diese Region war unser Ziel. Wir wollten uns die rauhe Küste von Eshaness ansehen und auch einen Besuch machen bei Tommy Moat, von dem ich ein Sweater Board kaufen wollte. Ein Besuch bei ihm war mir sehr ans Herz gelegt worden und im Nachhinein kann ich sagen, das war richtig.

Zuerst ging der Weg nach Norden nach Brae und ein Abstecher führte uns zum Ölterminal von Sullom Voe, dem längsten Fjord Shetlands. Mich trieb die Neugier, denn wie schon geschrieben, einer der Krimis von Ann Cleeves spielt hier. 

Sullom Voe Oil Terminal

Sullom Voe Oil Terminal

Ein kurzer Blick auf die Tanks reichte mir und viel interessanter war Frankie's Fish and Chips, ein hochprämierter TakeAway in Brae. Diese Restauration hat den Independent Takeaway of the Year Award, National Fish & Chip Awards, January 2015 gewonnen! Lecker war das Essen ohne Frage!

Ton in Ton gehen Felsen, Pflanzen, Kraut und Sträucher ineinander über und die Reste vieler aufgegebener Bauernhäuser, Crofts sind oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen.

An der A970 kurz vor Brae

An der A970 kurz vor Brae

Die kleine Insel Muckle Roe ist mit einer Brücke mit dem Festland verbunden und natürlich verführt das zu einem kleinen Abstecher. Die Häuser sind entlang der dem Festland zugewandten Seite erbaut und man hat von dort wunderbare Ausblicke.

Kleine enge Wege, die steil hügelauf und hügelauf führen und nach jeder Kurve hat einen anderen wunderbaren Ausblick. Über eine schmale Landzunge zwischen Atlantik und Nordsee, Mavies Grind, kommt man dann nach Northmavine. Früher hat man hier die Boote über die Landzunge gezogen, um eine anstrengende und gefährliche Fahrt entlang der zerklüfteten Küste zu vermeiden. Dieser Platz ist einer der wenigen Plätze, wo man auf kürzester Distanz die Nordsee und den Atlantik sehen kann.

Vogel in Landschaft

Vogel in Landschaft

Eine unglaublich eindrucksvolle Landschaft öffnet sich uns, Hochmoore mit vielen Seen ("Hochsee" haben wir das im Spaß genannt) wechseln sich ab mit Fjorden. Oft wissen wir nicht, ob das nun Salzwasser oder Süßwasser ist. Hier oben kommt die Lammzeit später als auf dem Mainland, die Lütten, die wir sehen, sind nur wenige Tage alt.  Und dann kommen wir nach Eshaness und erblicken die atemberaubenden Kliffs. Trotz Wind, Wetter, Regen genießen wir den Anblick, und es kommt ja auch immer wieder die Sonne durch.

Nicht nur in Urzeiten, wenn diese Landschaft durch Vulkanausbrüche aus Lava und Asche gebildet wurde, auch heute noch herrschen hier starke Naturkräfte. Hier prallt die ganze Kraft des Nordatlantiks mit ungeheuerer Wucht auf die Küste. Ein wenig von dieser Wucht haben wir auch gespürt.

Unser nächster Halt war das Tangwick Haa Museum und das war wirklich ein Glücksfall. In dem Haus eines ehemaligen Landbesitzers wird die Lebenswelt der Menschen dieses nördlichen Landstrichs dokumentiert. Inneneinrichtung, Kleidung, Werkzeug, Fischerei, Kinderspielzeug, ich kann die Vielfalt der so liebevoll zusammengestellten Ausstellung nicht aufzählen. Sogar eine alte Strumpfstrickmaschine gibt es zu sehen!
Ganz besonders ist aber, daß man hier in den alten Kirchenbüchern und Zensus-Unterlagen Ahnenforschung betreiben kann, eine ganze Wand voller Ordner und ein Mikrochip-Lesegerät stehen zur Verfügung.

Im ersten Stock des Museums werden wunderschöne FairIsle-Kleidungsstücke und Shetlandlace-Stücke ausgestellt. Davon werde ich später eine Bildergalerie erstellen.

Ein FairIsle Sweater

Ein FairIsle Sweater im Museum

An einer Wand sind rekonstruierte Kleidungsstücke des Gunnister Man, einer Moorleiche, wohl vom Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts.

Seine Habseligkeiten wurden zu seinen Füßen gefunden, sorgsam zusammengelegt und warum und woran er starb, weiß man nicht. Er war wohl ein Fremder, denn er hatte fremde Münzen bei sich und seine Kleidung war einfach und mehrfach geflickt. Mir gefällt das kleine Schmuckmuster an den Strümpfen.
Mehr über diesen Fund kann man im Shetland Museum in Lerwick erfahren. Ob es rekonstruierte Strickanleitungen für seine Kleidungsstücke gibt, wußte Eileen Mullay, die heute nachmittag Dienst hatte im Museum, nicht.

Eileen Mullay aus Heylor

Eileen Mullay aus Heylor im Tangwick Haa Museum

Eileen zeigte mir dann zwei Ordner mit Fair-Isle-Swatches. Alle diese Muster stammen von Vera Hawick aus Urafirth und ich durfte die Muster alle fotografieren!northmavine_13Ich werde später eine Galerie mit den Mustern zusammenstellen.

Vitrine im Tangwick Haa Museum

Vitrine im Tangwick Haa Museum

Ich erfuhr viel von Eileen und wir haben uns prächtig unterhalten.

Blick aus dem Museumsfenster

Blick aus dem Museumsfenster

Solange, daß wir schleunigst aufbrechen mussten zu unserer Verabredung mit Tommy Mouat. Aber leider warnte uns unterwegs unser Auto, Sprit war fast alle. In dieser Gegend keine so gute Situation. An einer Kreuzung aber stand auf dem Hinweisschild zum Hillswick Community Shop: "Fuel available". Da wir aber die Zapfsäule nicht gleich fanden, ging ich erstmal in den Laden um zu fragen und traf dort wieder auf Eileen. Sie bot uns dann spontan an, da sie die Nachbarin von Emily Poleson, die wir besuchen wollten bei ihrem Vater, sei und wir inzwischen spät dran waren, uns dorthin zu eskortieren. Und nachdem der kleine Citroen die üblichen Anfahrtsschwierigkeiten überwunden hatte (der Benzinmotor stottert immer und geht leicht aus), ging es in flotter Fahrt zu unserem nächsten Ziel. Nach Swinister am Ronas Voe.

Zur Verabschiedung meinte sie dann: You will come back to Shetland, for sure! She is right.

Wir wurden schon erwartet. Tommy Mouat, der Vater von Emily (Heylor bei Ravelry), erwartete uns schon und zeigte mir gleich das Sweater Board. Natürlich wollte ich das haben, damit wird jeder Pullover und jede Jacke noch einmal besser! Aber Tommy arbeitet auch GloveBoards und SockBoards und so habe ich mir auch Handschuh-Bretter für Frauen- und für Männerhände gekauft. Das SockBoard bekam ich geschenkt. Tommy baut auch sehr schöne Spinnräder, aber dieses Handwerk werde ich nicht auch noch lernen wollen.

SockBoard im Tangwick Haa Museum

SockBoard im Tangwick Haa Museum (Klick aufs Bild)

So sieht auch mein Sockboard aus ( aber ich kann die Geräte gerade nicht fotografieren, denn ich konnte sie einem deutschen Reisenden, der mit dem Auto unterwegs ist und im gleichen B&B logiert, mitgeben. Er wird sie mir nach seiner Rückkehr zusenden und ich habe ihm als Belohnung versprochen, einen Tam für ihn zu stricken... So habe ich kein Problem mit dem Gepäck und kann noch ein wenig Wolle einkaufen...)

Aufmerksam betrachtet von der Katze des Hauses, die mit Vorliebe auf dem schönen Strickkissen sitzt, haben wir bei einer Tasse Tee unterhalten und ich habe auch erfahren, daß zu dem Anwesen Swinister auch Ferienwohnungen gehören.  Ich werde bestimmt noch einmal hierher kommen und dann sicherlich auch ein Porträt von Tommy Mouat schreiben.
Sein Haus (von ihm selbst erbaut) steht an einem Hang oberhalb von Ronas Voe, und die Kaninchen hoppeln bis vors Wohnzimmerfenster!

Tommy Mouats Katze

Tommy Mouats Katze

Emily ist eine begnadete Strickerin, ihr Blog ShetlandKnitter und ihre Ravelry-Seite zeigt viele ihrer Arbeiten. Ich habe wieder einmal erfahren, wie nützlich das Ravelry-Netzwerk ist, so viele Treffen werden dadurch ermöglicht und soviel habe ich dadurch schon erfahren und gelernt.

Zum Schluß gab es noch Gruppenbilder mit Katze und das Versprechen, auf jeden Fall wiederzukommen.

Emily, Heinz, Katze und Tommy

Emily, Heinz, Katze und Tommy

Tommy und Emily, ich in der Mitte

Tommy und Emily, ich in der Mitte

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