200% Schurwolle vom vogtländischen Merino-Landschaf - Nach bestem Wissen und mit gutem Gewissen lokal hergestellt.
Die Edition Merino 0 mit einer Lauflänge von 120m / 100g empfohlene Nadelstärke 4 - 5.
Das ist ja eigentlich so gar nicht meine Strickstärke, aber ich stelle mir eine Jacke für einen Mann in weißblauem Muster vor, für Heinz wird das Garn dann wohl nicht reichen, aber der Neffe ist ja ein schlanker Schatz, für den wärs was..
Nun bin ich gespannt auf das nächste Garn, das Pommernglück, das Viviane Vogés (Calling Sheep in Sassnitz auf Rügen) in der Spinnerei hat spinnen lassen.
Das wird dann ein wohl leichteres Garn sein, aus echter Rüganer Wolle, vom Rauwolligen Landschaf. Ich bin gespannt.
Gestern hat Viviane ein Live-Video bei Instagramm zu diesem Garn geschaltet, und sie schreibt:
In den Verkauf geht diese überschaubare Menge dann am 25. Dezember 2023 pünktlich um 17:00 Uhr! Dann heisst es schnell sein! Die Produktseiten zu den Qualitäten gehen morgen im Laufe des Tages online, sodass ihr euch auch unabhängig vom Live-Video über die Detailangaben wie Lauflängen, Maschenproben, etc. informieren und eure Projekte bereits vor dem Verkaufsstart planen und durchdenken könnt.
Der Sonntagnachmittag ist grau, der Schnee ist geschmolzen, aber es ist frisch und naß draußen... da gehe ich nicht raus!
Die Registrierung für die Teilnahme am CraftCamp 2022 der Estnischen Kulturakademie in VIljandi ist eröffnet! Die Anmeldung erfolgt in 2 Schritten: Im ersten Schritt gibt man seine persönlichen Daten ein, im zweiten Schritt wählt man dann die 2 eintägigen Workshops, den zweitägigen Workshop und den Ausflug, an dem man teilnehmen möchte, aus. Die Startseite ist hier: https://www.kultuur.ut.ee/en/craft-camp/info
Selbstverständlich habe ich mich sofort angemeldet, und ich hoffe so sehr daß es dieses Jahr endlich wieder stattfinden kann (die letzten zwei Jahre musste es ja abgesagt werden wegen der vermaledeiten Epidemie).
Das Neue Jahr ist auch schon nicht mehr ganz so neu, die Zeit fließt träge. Ich habe mich noch nicht für alle überraschenden Geschenke und Wünsche bedankt, die ich zu Weihnachten bekommen habe. Ich habe Bücher bekommen, Wolle, Spinnfütter (dazu nachher mehr), liebe Grüße - ich war überrascht und gerührt. Ein ganz großes Dankeschön!
Ich habe heute endlich eine Liste mit Bestellmöglichkeiten für "baltische Wolle" zusammengestellt. Schon lange wollte ich die Bezugsquellen für die schöne bunte oder naturfarbene Natur-Wolle zusammenstellen, denn die findet man in unseren Wollgeschäften nicht so einfach. Den Anstoß dazu, es endlich zusammenzuschreiben kam durch eine Anfrage per Mail.
Sollten Sie noch mehr Bezugsquellen kennen, geben Sie mir bitte Bescheid, ich aktualisiere das dann gerne!
Und immer noch ist eine Reise nach Estland oder Lettland die beste Wahl für den Wollkauf! Zum Einen ist dort das Garn viel günstiger zu kaufen als bei uns, dann ist die Auswahl größer, und Wolle wiegt ja nun gar nicht so viel. Für einen Großeinkauf habe ich einen Tipp: Wenn man per Flugzeug unterwegs ist, dann bucht man einfach für den Rückflug einen Koffer dazu und packt für den Hinflug einen einfachen karierten Faltkoffer in den Rucksack ;=) Man spart allemal beim Direkteinkauf und es macht noch viel viel mehr Freude!
Gestern hatte ich meine erste Unterrichtsstunde an meinem Spinnrad. Ich habe mir ja ein Rad des hochgeschätzten Spinnradbauers Hans von Malottke gekauft und nun muß ich / will ich das auch richtig lernen. Und ich habe wieder einmal bemerkt wie schwer sich manche Tätigkeit beim ersten Mal anfühlt, bis man sie so gut beherrscht daß alle Schwierigkeiten vergessen sind... Aber ich übe. Ich lerne erstmal die Fachbegriffe und schaue mir die verschiedenen Spinnfutter an, die ich schon angesammelt habe, Kardenbänder, Vlies-Stücke etc... und hole meine Handspindel aus der Versenkung, denn alle Wollfreundinnen raten mir erstmal das "Ziehen und Halten" mit der Handspindel zu üben. Bis zum Sommer möchte ich das Spinnen am Spinnrad beherrschen, denn ich habe einen zweitägigen Spinn-Workshop beim Craft Camp gebucht...
Herrn von Malottke konnte ich im Herbst bei der Norddeutschen Spinnmeisterschaft in Schönberg bewundern, er hat mich sehr beeindruckt.
Und fürs Neue Jahr habe ich immer noch Vorsätze, nicht nur Spinnen lernen, auch endlich den Bericht meiner Sommerreise fertigstellen!
Ich danke Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ganz herzlich für Ihr Interesse an der Wockensolle!
Bevor ich morgen mit meinem Reisebericht fortfahre, ein kurzer Rückblick auf das schöne Woll- und Backofenfest, das gestern auf dem Bechelsdorfer Schulzenhof, der zum Volkskundemuseum Schönberg in Mecklenburg gehört, gefeiert wurde. Was ein schöner Tag war das!"Komme was Wolle" war das Motto der Norddeutschen Spinn-Meisterschaft, die gestern auf dem Schulzenhof ausgetragen wurde. Ausgerichtet wird dieser Wettbewerb von Wolfgang Woitag und den "Montagsspinnern" aus Breesen, und die Aufgabe lautet:
Aus 80g gekämmter Wolle im Kardenband soll in 90 Minuten. ein langer Faden gesponnen werden. Zugelassen sind nur mechanische Spinnräder.
Das war schon spannend! Die jüngste Teilnehmerin war gerade mal 6 Jahre alt, der älteste Teilnehmer war Herr Hans von Malottke, wie ich lernte ist er "der" Spinnrad-Spezialist schlechthin. Ob ich jetzt auch spinnen möchte? So ein Reiserad spukt mir im Kopf herum... ich muß standhaft sein, immer wieder Wolle kaufen und dann auch noch selbst spinnen wollen, das geht einfach nicht!
Ich habe meine Pottmutzen gezeigt und auch die Strümpfe, die ich einem Strumpfpaar aus dem Volkskundemuseum Schönberg nachgestrickt habe, und war erstaunt und erfreut über das Echo. Die Pottmütze ist wirklich der Renner! Aber nun erstmal eine Bildergalerie mit Eindrücken von der Veranstaltung!
Aber es wurde nicht nur gesponnen! Der historische Backofen war angefeuert, eine Märchenerzählerin und ein Stand, an dem Kinder die verschiedensten Dinge produzieren konnten (zum Beispiel Knöpfe verzieren), ein Stand mit schönen Dingen aus Stoff (Taschen, Tablet-Hüllen und mehr), der Stand von "Verstrickt und Zugenäht" aus Schönberg mit Unmengen Verlaufsgarn, das breite Angebot der Schönberger Handarbeitsgruppe, der Heimatbund und noch viel mehr. Und wenn es mal ein wenig still war, konnte man die lebhaften Pommernschafe blöken hören, die hatten auch ihren Spaß.
Immer wieder stelle ich bei solchen und ähnlichen Veranstaltungen fest, wie kenntnisreich, nett und offen die Menschen sind, die ich kennenlernen kann. Wie locker und freundlich die Athmosphäre ist, bereichernd!
Und? Ach ja, natürlich habe ich auch wieder Wolle gekauft! 500g Pommernschaf-Wolle, von den Schafen des Bechelsdorfer Schulzenhof...
Danke Olaf Both vom Volkskundemuseum und Wolfgang Woitag von den Montagsspinnern!
Gegenwärtig sind, das stelle ich mal so fest, so ziemlich alle Völkerkunde- und Volkskunde-Museen in Deutschland in der Krise, permanent in Frage gestellt durch eine Gemengelage aus Poltical Correctness, Sparwut, Umwandlung in gewinnorientierte GmbHs, Ignoranz (was soll der alte Krempel) und multimigrationaler Überforderung. Da werden Museen umbenannt statt sie mit dem Notwendigen auszustatten (s. das alte wunderbare Hamburger Völkerkundemuseum) oder auseinandergerissen respektive zusammengelegt, passe was wolle.
Das Berliner Museum der Europäischen Kulturen ist aus der Zusammenlegung der europäischen Sammlung des Museums für Völkerkunde (heute Ethnologisches Museum) mit den Beständen des Museums für [Deutsche] Volkskunde aus Ost- und Westberlin entstanden. Und selbstverständlich braucht dann ein neuer Topf auch einen neuen Deckel: man möchte gerne zu einer modernen, kulturanthropologischen und -vergleichenden Sammlungs- und Forschungstätigkeit mit europäischer Perspektive kommen.
Ob das funktioniert, kann ich nicht sagen. Ich, als Museumsbesucherin, erhalte ja immer nur einen kleinen Einblick in die Bestände und muss mich auf die Präsentation der Obekte verlassen.
Ich hatte schon einige Kritiken der gegenwärtigen Dauerausstellung "100% Wolle" (von November 2017 bis Juni 2019!) vernommen, ließ mich aber nicht abschrecken. Manchmal möchte ich meine Vorurteile bestätigt finden... ich will mir aber ärgern!
Nun, ich denke, soviele Vorurteile hatte ich gar nicht wie hier bestätigt wurden. Ich liste erst einmal auf, was mir beim Besuch und nach dem Besuch in den Sinn kam.
Die Außendarstellung macht auf modern: Ein Wortspiel (ja doch, Wolle kommt von Wollen) und ein bemüht strickversuchender Hipster mit Bart und Hosenträgern. Wer ist die Zielgruppe dieser Ausstellung? Das wird nicht klar - oder anders ausgedrückt: Allen wird zuwenig oder auch gar nichts geboten.
Aber mal dem Alter nach:
Kinder dürfen auf dem großen Schaf herumklettern, wenn sie ordentlich die Schuhe ausziehen und sich von dem grimmigen Blick des Riesentieres nicht abschrecken lassen. Aber warum sollten Kinder auf einem Schaf herumtoben? Das hat keinen Bezug zur Lebenswelt, nicht zu der der Schafe und auch nicht zu der der Kinder.
Kinder können sich an den preiswert-lieblos aus Spanholz zusammengezimmerten Tischen im Handarbeiten üben, dazu ist das sicherlich schon vertraute Kita-Inventar (Kleinwebrahmen und Strickliesel) im Angebot, ob so spielerische Neugierde geweckt wird? Ein Pressebild zeigt Großmutter, Patchwork-Vater und zwei Jungs "irgendwas mit Wolle" machen (Mädchen sind nicht vertreten) , das ist wahrscheinlich die Umsetzung des Vorhaben "eine Plattform (zu) entwickeln, die den Besucher_innen die Möglichkeit bietet, gemeinschaftlich Kulturtechniken kennenzulernen und zu erproben." Wie das an den Sonntagnachmittagen vor sich geht, vermag ich nicht zu sagen und zu beurteilen, ich war während der Woche da.
Der leidlich interessierte Besucher kann nach oben blicken und an einer Kleiderstange hängende Pullover oder Blusen betrachten. Er kann sich blumentopfähnliche schwarze Plastikteile ans Ohr halten und sich Geschichten erzählen lassen, so jedenfalls die Intention: die Möglichkeit, sich der Wolle spielerisch, sinnlich, intellektuell oder nostalgisch anzunähern und damit auseinanderzusetzen - mittels der sprechenden Kleiderstange, die ich allerdings eher mit einer chemischen Reinigung oder einer Kleiderkammer assoziierte. Der Besucher kann sich Bücher von einem Regalbrett nehmen und sich lesend vertiefend. Vorher allerdings muß er die Schuhe ausziehen, sich am Schaf vorbeidrücken und dann kommt er erst ans Regal. Was dort auf dem Regalbrett stand? Auf jeden Fall keine Fachliteratur, nichts Vertiefendes, so ein Bücherkisten-Krabbel-Angebot eben... Oder er faßt mal in die kleinen Schälchen mit geringen Mengen Vlies, Wolle oder 3 Seidenkokons und versucht die
Ein wirklich interessierter (Fach-)Besucher jedoch muß zwangsläufig enttäuscht werden. Alle Erwartungen, die man vor einem Museumsbesuch so aufbaut, werden nicht erfüllt. Dazu noch später...
Ein kunstinteressierter Besucher wird sich vielleicht in dem letzten Raum der Ausstellung die VIdeo-Installation betrachten und dabei auf dem "fliegenden Teppich" sitzen, welcher in China hergestellt und aus Synthetik...
Was will der Hipster sehen, was kann er wahrnehmen? Da fällt mir gar nichts ein.
wie immer: aufs Bild klicken für eine größere Ansicht
ein einziger Handschuh!
nachhaltig designt aber nichts Besonderes
Wenn ich aufzähle, was ich vermißt habe, wird sicherlich deutlich was meine Erwartungen so waren; als ich das erste Mal von diesem Ausstellungsvorhaben hörte freute ich mich. Ein ethnographisches Museum das sich diesem Thema stellt, da bildet sich doch gleich von selbst eine Erwartung, ich nenne ein paar Stichworte:
der unglaubliche Entwicklungsschritt der Menschheit zur Haustierhaltung, der die Produktion von Nahrungsmitteln und Bekleidung ermöglichte
die Vielfalt der faserliefernden Haustiere, ihre geographische Verbreitung, die unterschiedlichen Lebensformen die sich aus der Haltung ergeben: Nomadentum, Seßhaftigkeit,von Weidehaltung zu landwirtschaftlicher Produktion
die mythische und wirtschaftliche, kulturprägende Verbindung zwischen Mensch und Tier
die Vielfalt der Woll-Nutzung; Wärme, Isolierung, Kleidung, Schmuck...
Alltagskleidung und Festtagskleidung (man denke nur an die rituellen Handschuh-Präsente im Baltikum)
Herstellungstechniken: von dem Vlies zur Faser, vom Groben zum Feinen, von der Manufaktur zur Fabrik
die Mannigfaltigkeit der Trachtenkleidung
die regionalen Ausprägungen der Wollnutzung in Europa - von Shetland über Skandinavien und dem Baltikum bis Südeuropa
...
Viele dieser Punkte werden angerissen, aber nichts wird auch nur knapp behandelt oder im Überblick vorgestellt. Ein paar hübsche Instrumente (Spindeln, Spinnrad usw.), keine Nadeln, in den kargen Vitrinen einige wenige Stücke vom Westbalkan bis Bulgarien, ein einziger estnischer Handschuh!!!
Bei den Techniken: Spinnrad, Webrahmen, und Kärtchen fürs Bändchenweben (eine Technik die aber vollkommen rätselhaft bleibt, nicht erklärt wird). Dabei wäre es so einfach gewesen, anhand des Bändchenwebens mit wenigen Exponaten die Verbreitung der Technik im gesamten europäischen Raum aufzuzeigen, es werden doch sogar Kärtchen aus TIflis / Georgien gezeigt!
Daß die Stricker(innen) auch ein politisches Bewußtsein haben - nagottseidank gibt es die Pussy-Hat aus Amiland! Und daß Designer inzwischen umweltbewußt / nachhaltig Textilien entwerfen (und die Strickerinnen ihrer Entwürfe dann sogar persönlich kennen), da fällt doch glatt die Ananasdose in Peking oder ein Auftragsbuch bei Tines oder Sena Klets in Riga um!
Daß die gezeigten "Design-Entwürfe" auch noch ausgesprochen unelegant, wenig schön, eher armeslig ind, zeigt wieder einmal die ästhetische Unempfindlichkeit der Ausstellungsmacher... es gibt immer Schönes und Banales, man muß es nur finden!
So, nun habe ich die Dinge, die mir durch den Kopf gehen, seit ich diese Ausstellung besucht habe, aufgelistet. Ich ärgere mich daß es so eine oberflächliche, leidenschaftslose und langweilige Ausstellung geworden ist, wo das Thema doch soviel hergeben könnte, und wo, wie ich mir habe sagen lassen, das Museum über einen großen Textilien-Bestand verfügt.
Einfach nur schade, Thema vergeigt.
Woran liegt das aber? Fehlt es an inspirierten Ausstellungsmachern, sind Wissenschaftler zu teuer, muß heute alles von Praktikanten oder Messebau-Firmen umgesetzt werden, will man nicht in die Tiefe gehen, schätzt man die Schätze, die man in den Sammlungen hat, nicht, stapelt man zu tief oder läuft man unter dem (Synthetik-)teppich?
Es ist nicht so schwierig, es gibt soviele Informationen, on- oder offline, man braucht doch nur fragen und sich umschauen.
Daß ich die lettische / baltische Wolle liebe, ist wohl kein Geheimnis. Schon bei meinem ersten Besuch in Lettland war ich begeistert von den vielen Möglichkeiten, die diese Wolle bietet. Und natürlich auch von den Farben!
Immer wieder habe ich zugegriffen, in Riga findet man Wolle nicht nur in Wollgeschäften, sondern auch in Buchläden, in den Geschäften der Ladenkette "Zvaigzne ABC". Jedesmal habe ich etliche Stränge der herrlich bunten Wolle in 8/2er-Qualität mit nach Hause gebracht, und wenn mir das nicht reichte, habe ich, nachdem ich den Online-Shop "Klinta Wolle" entdeckte, auch dort reichlich bestellt.
Nun plante ich zum ersten Mal eine selbstbestimmte Fahrt von Riga nach Estland (nicht im Flieger, nicht im Bus) und da lag ein Abstecher nach Limbaži auf der Hand.
Am Sonntag, den 2. Juli 2017, brachen wir von Riga auf und über kleine Straßen durch ein wunderschönes grünes Land, in dem auch ganz unerwartete Attraktionen am Straßenrand lauern, kamen wir nach Limbaži.
Limbaži - das ist eine Hansestadt im Norden Lettlands, in Vidzeme, eine Stadt, die oft durch Kriege zerstört und immer wieder aufgebaut wurde.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich hier Textilindustrie und heute schmückt der Kreis Limbaži sein Logo mit einem Wollknäuel!
Seit 1914 gibt es die Wollfabrik SIA Limbažu Tīne, die heute bis zu 40 Mitarbeiter beschäftigt. Hier wird Wolle aus Lettland und Deutschland versponnen und verwoben zu ethnographischen Stoffen, und die Strickwolle in verschiedenen Qualitäten (von einfädig bis dreifädig) wird als Limbažu Tīne und seit einiger Zeit außerhalb Lettlands unter dem Label "Klinta" vertrieben.
Und ich horte und stricke diese bunten Schätze seit 2014 ...
Der größte Anteil der hier verarbeiteten Kammzugwolle (Rohwolle) kommt aus Deutschland und die Farben werden aus der Schweiz importiert.
Alle farbigen Garne sind 100% reine Wolle und bestehen zu 80% aus deutscher Merinowolle, die restlichen 20% steuern lettische Schwarzkopf-Schafe bei.
Die ungefärbten Garne stammen zu 90% von lettischen Schwarzkopf-Schafen. Die dunkelgrauen Farbtongarne enthalten etwa 60% schwarze Schafwolle aus Schweden.
Jana von Klintawolle ermöglichte uns den Besuch in der Wollfabrik, trotz Sonntag und Werksferien. Wir wurden durch die Produktionsräume geführt, tranken Kaffee im Showroom, besprachen Projekte und bewunderten dort die Ausstellungsstücke bevor wir in den Laden kamen.
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Im Geschäft dann war die Verlockung gross: alle Qualitäten (einfädig, zwei- und dreifädig, mit und ohne Farbverlauf) lagen aus, zu Preisen, die jede Anreise lohnen (und das Fassungsvermögen jedes Koffers übersteigen),
Aber Jana hatte dafür eine Lösung: sie bot uns an, unsere gekauften Schätze per Post nach Deutschland zu expedieren und jetzt sind die 3kg Wolle und 3m Stoff auf dem Weg nach Gribow.
Dieses Spielchen bezieht sich eigentlich auf den Anfang einer Reise, aber wer schon mal strickinteressiert im Baltikum unterwegs war, summt dies auch öfter vor sich hin. Immer wieder kommt die Frage hoch, ob denn auch wirklich alles in den Koffer paßt und das Höchstgewicht nicht überschritten wird. Da hat sich die digitale Kofferwaage, die ich immer dabei habe, schon bewährt.
Mitbringsel aus zweieinhalb Wochen
Man sagt ja, daß Wolle leicht sei. Aber viel Wolle = viel leicht = auch schwer ;=)
Ich kann aber nicht widerstehen, nicht bei feinem Lace-Garn, bei einem schönen Projektbeutel aus Saaremaa, der Wolle von HEA und schon gar nicht bei den Büchern.
Wolle und Bücher
Und dann ist es ja auch so, daß manche Bücher gleich mehrfach in den Koffer wandern, denn die Freundinnen zuhause haben auch so ihre Begehrlichkeiten. Das nicht nur inhaltlich gewichtigste Buch war das Buch "Mulgi Rahvarõivad", Trachten aus der Region Mulgi im südlichen Estland. 3kg schwer und voller wunderbarer Illustrationen, die Texte auf estnisch sind mir unverständlich, die englischsprachige Zusammenfassung studiere ich noch.
Trachten aus Mulgi
und wenn ich diese Bilder so betrachte, fällt mir auf, wie schnell alles eingeräumt wird als hätte es immer schon seinen Platz gehabt, auch wenn das Strickbuchregal fast keinen Platz mehr läßt und die Wollkisten auch zusammengerückt werden müssen, intelligenter platziert werden sollten, alles findet seinen Platz, aber es fehlt auch etwas: die drei Wollknäuel, die ich in der Wollfabrik auf Hiumaa gekauft habe, sind wohl irgendwo weggekullert und ein Ladegerät steckt noch in Muhu im Zimmer.
Jacke mit Muhu-Stickerei
Und in diesem Bericht fehlt noch die wunderschöne Jacke von Riina Tomberg, das wird aber noch nachgetragen, sie ist wirklich ein Extra-Kapitel wert.
Und dann an dieser Stelle noch ein Dank an meine Mitfahrerinnen, Ihr wart wunderbar! Next year in Estonia!
das ist ein Titel, den sich wohl jede Strickerin ans Revers heften könnte. Aber eine Dame ganz besonders: The Knitting Lady,
Diese Webseite hat eine spezielle Zielgruppe: “The knitting lady is a site dedicated to providing resources for all your miniature and small knitting needs. ”
Gefunden habe ich diese Webseite im Zusammenhang mit den wunderschönen indischen Handschuhen (die ich hier auch schon einmal vorgestellt habe), und einem Forumthread bei Ravelry dazu. So fand ich die Knitting Lady und ihr Angebot und das möchte ich hier doch mal vorstellen: ganz dünne Wolle und ganz feine Nadeln!
Es ist ja nicht immer leicht, feine dünne Nadeln zu finden, und das einzige wirklich feine Nadelspiel, das mir bisher unter die Finger kam, waren 0.7mm-Hiya Hiya Nadeln, bei MyLys in Hamburg erstanden.
Jetzt habe ich auch noch Nadelspiele (wenn auch nur immer 4 Nadeln einer Stärke) von 0.8mm über 0.9mm, 1.4mm, 1.6mm und 1.8mm, da müssten die Maschenproben doch hinkommen ;=)
Und mit dieser einfädigen feinen Wolle sollte doch jeder lettische oder estnische Handschuh aufs Feinste gelingen:
wie immer: für die Anzeige auf die Vorschaubilder klicken!
nun bin ich gespannt, wann ich diese Wolle auf die Nadeln hole.
Am Montag herrschte strahlender Sonnenschein in Riga, ein Sommer- oder ein Spätsommermorgen?
Die Sonne beschien den Bernstein an den Verkaufsständen,
und ich kam mit Vija Staskunas ins Gespräch. Sie sprach sehr gut deutsch, war Handarbeits-Lehrerin und verdient sich nun etwas zur Rente hinzu. Sie erzählte mir von den Ursprüngen der Muster und Symbole, beschrieb klar die unterschiedlichen Vorlieben der internationalen Kundschaft ("Die Letten und die Deutschen haben die gleichen Vorlieben, die Schweden wollen einfache Muster in dunklen Farben") und empfahl mir gegen Asthma eine Bernsteinkette zu tragen, aber nur mit ungeschliffenem Bernstein. Daß sie wie die anderen Verkäufer auch hauptsächlich maschinengestrickte Stricksachen verkauft, die in Heimarbeit hergestellt wäre, liegt auch daran, daß die Touristen alle Diskont forderten…
Ich werde sicher, wenn ich wieder nach Riga fahre, nach Ihr Ausschau halten und ich darf ihr Photo hier auf der Wockensolle veröffentlichen.
Um 11:00 Uhr ging es dann zum Flughafen und in Deutschland hatte mich dann der graue Alltag wieder, nach einem Kaffee in Berlin nahm ich einen früheren Zug als geplant, denn ein Lokführer-Streik war angekündigt. Und so endete meine Zugfahrt dann auch bei strömenden Regen in Pasewalk, wo ich dann von meinem Mann abgeholt wurde. Nun muß ich den Alltag zurückfinden.
Ein Rätsel konnte ich aber für mich inzwischen noch lösen: Weshalb ein Wollstrang mit der Maßangabe "8/2" nicht 400m, sondern nur 350m lang sein soll. Denn diese Maßeinheit, wie im vorigen Beitrag beschrieben, ist sicherlich bei gefachter Wolle präziser, gezwirnte Wolle braucht ja längere Fäden als glatt-liegende.
Diese dicke Wolle bringt also pro Gramm 2,5m, und, da zweifädig, kommen dann bei 100g 130 Meter zusammen.
Heute gingen wir noch einmal durch die Altstadt, suchten in der Valnu Iela das Haus, in dem der Vater meiner Bekannten 1927 in einem Fotostudio porträtiert worden war. Das Haus steht nicht mehr, stattdessen nun ein Klotz der SwedBank. Aber im Haus daneben ist ein Laden mit "Restauflagen", der Outlet-Shop der Zvaigzne - Buchladen-Kette.
Zvaigzne Buchladen, Valnu Iela
Und im Untergeschoss ist ein Wühltisch mit Wollresten. Da hab ich doch nochmal zugegriffen, ein paar Brauntöne und Gelbtöne und ein dunkles Rot. Auch wieder 100g zu 1,98€ und in der gleichen Qualität wie die gestern ergatterte Wolle.
Wolle im Zvaigzne Buchladen, Valnu Iela
Am Pulverturm sassen wir in der Sonne, fütterten eine liebe Katze, schwatzten und dann gelang es mir doch noch, ein Kofferschloss zu kaufen für den Wollkoffer. Das war eigentlich mein schwierigster Einkauf hier in Riga. Ich mußte dafür durch ein lautes, aufgebrezeltes Einkaufszentrum, was ich nun wirklich nie freiwillig aufsuche. Nun denn, morgen kann ich den Koffer abschliessen und getrost und zufrieden nach Hause reisen.
Aber eine Frage hatte ich im Kopf: diese eigenartige Angabe 8/2,8/3 oder 8/1 auf den Banderolen der Wollstränge. Diese Systematik war mir unbekannt. Ich habe dann aber Erklärungen gefunden, die sich mir aber noch nicht so recht erschließen. Die Wikipedia schreibt:
Die Längennummerierungen geben das Verhältnis Länge je Masse an.
und führt weiter aus:
Die Einheit Nm wird meist für Garne verwendet. Die Beschreibung der Garne im Nm-System ist in DIN 60 900, Teil 4, Ausgabe Juli 1988 enthalten. Insbesondere kommt dieses System noch im Bereich der Wollgarne vor. In den weiterverarbeitenden Bereichen schätzt man vor allem die einfache Errechnung der Lauflänge eines Garnes, das auf einer Garnspule aufgewickelt ist, d.h. wenn das Gewicht eines Garnes Nm 50 z. B. 100 g ist ergibt sich eine Lauflänge von 5000 m. Die Feinheit von Zwirnen im Nm-System wird mit der Nummer der einfachen Garne und der verzwirnten Anzahl der Fäden angegeben; d. h. ein Zwirn Nm 48/2 ist zusammengezwirnt aus zwei Garnen Nm 48. Entsprechend ergibt sich bei etwas vereinfachter Betrachtung ein Zwirn mit einer Gesamtfeinheit Nm 24.
die erste Zahl gibt die Länge eines Gramm des Garnes an, also bedeutet "8" daß ein Gramm dieses Garnes 8m lang ist.
die zweite Zahl gibt die Zahl der Fäden des Garnes an.
also bedeutet 8/2, daß das Garn aus 2 Fäden der Stärke "1 g = 8m" zusammengezwirnt ist.
Jetzt verläßt mich aber Adam Riese. Jetzt bin ich begriffsstutzig. 100g einer einfädigen Wolle der Stärke 8 bringen es dann mathematisch auf eine Lauflänge von 800m, 2fädiges Garn dann auf 400m und 3fädiges Garn auf 800/3m, also 266,666m.
Auf den Woll-Etiketten steht aber; 8/2 (350m/100g) und 8/3 (250m/100g) . 250 : 266m, das ist ja noch irgendwie "in der Nähe", aber 350 : 400 m? Das ist doch nie und nimmer ein genaues Maß...
Da pack ich jetzt lieber meinen Koffer und zerbreche mir morgen weiter den Kopf.