Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Nun also Estland, Kapitel Nummer Drei der langen Reise...

Ich hatte mich wieder für das CraftCamp der Kulturakademie in Viljandi angemeldet, mein siebtes Mal!
Wir wurden in Tallinn  nach der Überfahrt von Helsinki am Hafenterminal abgeholt, es ging nach Viljandi, viel Erzählen unterwegs, und draussen in der schönen Landschaft zählte ich die Störche.

Der erste Akt eines jeden CraftCamps der Kulturakademie Estlands ist immer die Registrierung und ein erstes gemeinsames Abendessen.
Vier Tage mit Workshops und ein Ausflugstag lagen vor uns, ich freute mich auf die Möglichkeit, das Bandweben auf einem Tischwebstuhl / Inkle Loom erlernen zu können und danach dann zwei Stricktage mit Riina Tomberg.

"Estonian Pickup Belt Weaving" war mein erster Workshop, Piia Rand die Lehrerin. Sie ist auch die Autorin des Standardwerkes über estnische Webgürtel, und brachte natürlich auch einige wunderschöne Gürtel mit. Solche Meisterwerke werde ich wohl immer nur bewundern können…
Piia Rands Masterarbeit samt englischer Zusammenfassung kann man als PDF auf der Seite der Kulturakademie herunterladen. 

Ja, und dann ging es los. Ich wunderte michh dass der Loom mit Wollfäden bespannt wurde, für jede Farbe zwei Fäden (so gab es das von mir gewählte "einfache" Muster vor), und nicht mit dem dünnen Leinengarn. Das kommt aufs Schiffchen oder wird als "Schmetterling" gewickelt und dann im Muster durchgezogen.
Am zweiten Tag dann ging es ans "richtige" Weben und ich scheiterte, mein Hirn machte nicht mit, die Symbole für "oben" oder "unten" und die Farben (rot und weiß) erschlossen sich mir nicht, mein Hirn sah da nur Strickschrift / Charts... Also liess ich nach dem zweiten Versuch das Muster Muster sein und konzentrierte mich auf das einfache, musterlose Weben, ich versuchte die Fadenspannung zu halten und Regelmässigkeit zu bekommen. Am Ende des Tages hatte ich dann auch ein schönes Stück gewebt und wars zufrieden.

wie immer: für eine größere Darstellung auf ein Bild klicken!

Am Ausflugstag nahm ich mir eine Auszeit und verschlief fast den ganzen Tag, und freute mich auf zwei Workshops mit Riina Tomberg.
Ich knn mir kein CraftCamp ohne mindestens einen Kurs bei ihr vorstellen, sie ist eine wunderbare Lehrerin. Und dieses Mal waren es dann gleich zwei Workshops für mich.

Ein Tag mit "Faux Entrelac", ein einfaches Muster, nur ein Spiel mit Farben, meinte Riina. Aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Aber effektvoll!

Danach strickten wir noch das "neue Kihnu-Bündchen", wieder ein Spiel mit Farben und Mustern, wie man es an vielen Handschuhen von Kihnu sieht.

Faux Entrelac and Real Martsipan

Faux Entrelac and Real Martsipan

Und an einem dieser Tage fuhren wir auch nach Heimtali um die dortige Jubiläumsausstellung zu Ehren Anu Rauds 80.tem Geburtstag zu sehen.
Welch ein Erlebnis und Genuß!

Wandteppiche und Teppiche aus Museen und Privatsammlungen waren zusammengetragen und präsentiert und wir hatten das Glück, Anu Raud auch persönlich zu treffen.
Sie führte unsere Gruppe diurch die Ausstellung und erklärte was es mt den Darstellungen auf sich hat, welche Geschichten sich dahinter verbergen.

Links zu Anu Raud:

letzter Tag vom CraftCamp

Am letzten CraftCamp-Tag haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Arbeiten vorzustellen. Sehr oft handelt es sich um kleine Werkproben, die oft auch nicht fertiggesstellt sind. Dann aber sieht man auch staunenswerte Ergebnisse, bestickte Schuhe, geflochtene Birkenrindenkörbe, und solch niedliche Teddybären wie sie auf den nebenstehenden Bild zu sehen sind.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten zum Schluß ein Teilnahmezertifikat und werden nach einer allgemeinen Urteilsrunde (What is the most that you got from CraftCamp?)  von Ave Matsin fröhlich verabschiedet.

Die Woche endete mit einem Abschußabend im Zentrum für Alte Musik, mit leckerem Essen, zwei wunderbaren Musikantinnen auf der Bühne und fröhlichen Tänzen.
Beim Heimweg durch die ruhige, verschlafene Stadt wurde mir ganz wehmütig zumute, Viljandi hat was...

Aber genug der Wehmut, unser nächstes Ziel: die magische Insel Ruhnu. Also brachen wir nach der Abschlußrunde nach Pärnu auf, übernachteten dort und ließen uns von einem Taxi nach Munalaid zum Hafen fahren, um überzusetzen.

Aber das ist das nächste Kapitel.

Das wa das CraftCamp 2023

CraftCamp!

Am 16. Oktober fand die Mitgliederversammlung des Heimatverbandes M-V statt, öffentlich, für Mitglieder und Interessierte. Der NDR war mit einem Radio- und einem TV-Team vor Ort und Claudia Krischer (www.wollwaerts.eu), meine langjährige Strickfreundin und Mitreisende, und ich wurden zu einem Interview gebeten. Zu meiner Freude wurde es von Dagmar Amm  geführt, die ich schon bei CraftCamps in Estland kennengelernt hatte und von der ich wußte, daß sie im Spinnkreis Retschow sehr aktiv dabei ist. Und dann fragte sie uns, welche Ideen, Vorhaben und Projekte wir beide, woll- und strickvernarrt, mit dem Heimatverband MV im Sinn haben. Das können Sie rechts als kleinen Mitschnitt hören, aber warum meine Stimme so kratzig daher kommt, das weiß ich auch nicht.

Inlay Roositud

Aber ganz wichtig: Ich kann den nächsten Workshop mit Riina Tomberg zum Thema "Estnische Stricktechniken" ankündigen!

Am 26. November wird eine Veranstaltung des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern, ein Kick-Off-Meeting für einen geplanten Arbeitskreis "Textil in Mecklenburg-Vorpommern"
stattfinden und Riina Tomberg wird dabei über die Förderung und Pflege der traditionellen Handarbeitstechniken in Estland referieren. Und beim Workshop in Greifswald hatte Riina vorgeschlagen, dann doch noch einen zweiten Workshop "anzuhängen".

Und das tun wir jetzt!

Der nächste Workshop also wird am Sonnabend, den 27.11., und Sonntag, den 28.11. im Postel in Wolgast statfinden. Und diesmal liegt der Themenschwerpunkt auf den "modernen Bündchen der Kihnu-Handschuhe" und auf  Inlay-Technik (Roositud) und den feinen Schlaufen / Fringes aus der estnischen Region Töstamaa.

Wir haben schon einige private Strickwochenenden im Postel verbracht und immer hat uns die ganz besondere Athmosphäre dort begeistert:
das Team vom Postel umsorgt uns freundlich und hilfsbereit, im großen Raum im "Knotenort" finden wir viel Platz für den Workshop,
zur Entspannung gibt es verschiedenen Sitzgruppen und einen offenen Küchen / - Pausenraum, das Frühstücksbüffet ist liebevoll angerichtet, vielseitig und lecker und jedes der Gästezimmer hat seinen ganz eigenen Charme!

Ach ja, seit unseren ersten Freundestreffen dort planen wir die Umbenennung der kleinen Stadt Wolgast in Wollgast!

Workshop "Estnische Stricktechniken II" mit Riina Tomberg

Termin: 27. und 28. November im Postel in Wolgast, Breite Str. 26, 17438 Wolgast

Melden Sie sich bitte für die Teilnahme beim Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern an und geben Sie bitte auch Ihre Adresse an!
eMail: geschaeftsstelle( at )heimatverband-mv.de
Telefon: 0385-5777 3711
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Teilnahmegebühr: 80,00€, diese können Sie beim Workshop vor Ort in bar bezahlen
Einen Rabatt können Sie beim Heimatverband erfragen.

Ganz besonders freue ich mich, daß es im Postel auch Übernachtungsmöglichkeiten gibt:
das Einzelzimmer mit Frühstück kommt auf 50,50€ / Tag und das Doppelzimmer mit 2 Frühstücken dann auch 76,00€ / Tag.

Wolgast ist eine hübsche kleine Stadt am Peenestrom, gegenüber der Insel Usedom. Sie ist gut erreichbar mit dem Wagen (das Postel hat einen eigenen Parkplatz), oder mit der Bahn (aus Richtung Greifswald oder Berlin bis Züssow, dann umsteigen in die Ostseebäderbahn bis Wolgast-Hafen, und dann noch 200m zu Fuss).
Für diesen Workshop sind, wie beim ersten Workshop ja auch schon, eine vorherige Anmeldung und Kenntnisse im Stricken mit mehreren Farben (Jaquard) und Erfahrung mit dem Stricken mit dünnen Nadeln Voraussetzung.
Bitte bringen Sie die Stricknadeln und die Wolle vom letzten Workshop wieder mit!

Wir halten uns an die dann geltenden Corona-Regeln des Kreises Vorpommern-Greifswald, eine Information über die aktuellen Regelungen erhalten die Teilnehmer "kurz vor Start" nocheinmal per Mail.
Generell gilt: Genesene und/oder Geimpfte können sicher teilnehmen, ein Sicherheitsabstand kann in dem großen Raum auf jeden Fall eingehalten werden.

Der Veranstaltungsort: Das Postel, das Posthotel an der Ostsee

Wir haben einige Räume vor-reserviert, bitte wenden Sie sich zur Buchung direkt an das Postel:
☎ 03836 237 43 83 oder ✉️ : info(at)post-aus-wolgast.de

Immer mit dem Codewort "Strickworkshop" ;=)

Das wird bestimmt wieder ein ganz besonderer Workshop, ich freue mich darauf!

Der zweitägige Workshop mit Riina Tomberg in Greifswald ist schon wieder vorbei, und ich fühle mich sooooo zufrieden und beglückt.
Ich habe die Tage organisiert, Riina in Berlin am Flughafen abgeholt und gestern auch wieder zum Flughafen gebracht. Sie ist gut in Tallinn angekommen und jetzt ruhe ich mich aus. Voller Freude.

Ich freue mich

  • daß die Veranstaltung möglich war, mit allen Pandemie-Vorsichtigkeiten
  • daß Riina Tomberg aus Tallinn kommen konnte
  • daß das Thema "Estnische Stricktechniken - mit Fokus auf die Muster der Insel Kihnu" soviel Interesse weckte
  • daß so tolle Teilnehmerinnen zusammen kamen, und nicht nur aus MV, sondern auch aus den Niederlanden und Bayern
  • daß sich wieder einmal gezeigt hat, wie schön und wohltuend es ist, wenn Frauen gemeinsam lernen, sich austauschen und fröhlich sind!
  • daß der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern diese Veranstaltung ermöglicht und unterstützt hat
  • daß unser erster Workshop im Initiativenhaus STRAZE in Greifswald so prima funktioniert hat
  • daß wir weitermachen!

Wir planen nun einen Folgeworskshop, der auf diesem Workshop aufbaut. Und die wunderbare Riina auch wieder kommen wird!

Verschiedene Maschenanschläge, die ganz speziellen "Kihnu Vits" (Borten), Muster und Maschen wurden geübt und am zweiten Tag erarbeiteten sich die Teilnehmer entweder ein eigenes Muster oder suchten sich ein Muster aus den vielen Vorlagen aus. Da kamen schöne Ergebnisse zusammen!

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Hausordnung

Und selbstverständlich habe ich mich in meiner Unterkunft an die Hausordnung gehalten...  ;=)

Endlich kann ich einen lange geplanten Workshop ankündigen, der mir sehr am Herzen liegt:
4. und 5. Oktober 21: Estnisches Stricken – Überblick und Techniken mit Schwerpunkt auf verschiedene Muster der Insel Kihnu!

Der Heimatverband M-V veranstaltet am 2. Oktober 2021 eine Tagung zum Themenkomplex "Tracht oder Mode / Entdecken und Wiederbelebung der eigenen Trachten" mit dem Titel "Wie machen es die Anderen - Beispiel Estland: Baltischer Nachbar" in Mestlin. Referentin wird Riina Tomberg sein, Ethnographin, Dozentin für traditionelle Handarbeitstechniken an der Kulturakademie in Viljandi (Estland), Modedesignerin und Buchautorin.
Am darauffolgenden Montag und Dienstag schließt sich dann ein zweitägiger Strick-Workshop in Greifswald an!

Die Abstimmung und Planung hat etliche Zeit gedauert, deshalb kommt die Ankündigung recht kurzfristig.

Hamdschuhmuster aus Kihnu
Datum: 04.10.21 und 05.10.21, 9:30 - 17:00 Uhr
Ort: die STRAZE, Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V., Stralsunderstraße 10/11, 17489 Greifswald
Referentin: Riina Tomberg
Voraussetzung: gute Strickkenntnisse (Stricken in der Runde, mit mehren Farben)
Teilnahmegebühr: 80,00€ (einen evtl. Nachlaß bitte beim Heimatverband erfragen)
Anmeldung: per Mail an geschaeftsstelle@heimatverband-mv.de
Schon mal ein paar Infos:
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, deshalb ist eine vorherige Anmeldung (siehe Infofenster rechts) unbedingt notwendig.

Voraussetzung für die Teilnahme sind gute Strick-Kenntnisse (stricken in der Runde, mit mehreren Farben und mit dünnen Nadeln).
Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, ob Sie diese Kenntnisse haben und ob Sie eher fest oder locker stricken.

Ein Nadelspiel (Stärke 2), Wolle und Musterpapier für Ihre Entwürfe werden gestellt, weitere Nadelspiele in den Grössen von 1.5mm, 1.75mm und 2.25mm können erworben werden.

In diesem Workshop erhalten einen Einblick in die Landeskunde und erlernen die vielfältigen Strick-Techniken Estlands, vor allem die Muster der Insel Kihnu:
"Kihnu vits", "Pakud" und "Täpid" - Borten-Muster, die, gemeinsam mit einfachen Lochmustern, charakteristisch für die wunderschönen Handschuhe von der Insel Kihnu sind.

Und Sie werden ihre eigenen Bündchenkombinationen zeichnen und stricken! (Bringen Sie deshalb bitte Farbstifte mit!)

Riina Tomberg wird historische Handschuhe aus ihrer Sammlung  mitbringen, dazu zeigen wir weitere Strickstücke von verschiedenen Strickerinnen, die wichtigsten Bücher zum Thema liegen zum Durchblättern bereit und ein kurzer Film über die Frauen der Insel Kihnu wird gezeigt. Zudem haben wir Musik aus Estland parat, für die Pausen oder auch als Untermalung beim Stricken!

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Die Veranstaltung wird gefördert mit Mitteln der Kulturförderung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV sowie dem Vorpommern Fonds.

Danke!

Tja, es hat nicht sollen sein. Die Stricktage "Let's Knit in Latgale" in Lettland, veranstaltet von SENA KLETS, sind nun endgültig für dieses Jahr abgesagt worden.

Es kamen nicht genug Teilnehmer zusammen, die die Einreise-Bedingungen und Corona-Beschränkungen erfüllen konnten.
Als neuer Termin wurde der 1. bis 5. August 2022 festgelegt.

Bis dahin? Schade. Ich habe mich erst mal bei herrlichem Sommerwetter an unserem schönen Peene-Fluß getröstet...

PS: das schöne Kleid ist ein Modell von Riina Tomberg!
Die Kornblumen stammen von einem Feldrain bei Quilow.

Connie Wockensolle

Eine sehr sehr ruhige Zeit. Mein Studienaufenthalt in Schönberg im Museum kann nicht stattfinden, der jährliche große Martinsmarkt in Tallinn (Mardilaat) ist in den virtuellen Raum verschoben worden, die Krankheit weitet sich weiter rasend schnell aus und die unselige Mischung aus Corona-Leugnern und Rechtsradikalen verheert die politische Landschaft.
Den mangelnden Respekt vor dem Leben und der Freiheit haben sie wohl von dem amerikanischen (Ex-)Präsidenten mit dem toten Tier auf dem Kopf übernommen. Am Tag der Reichskristallnacht, dem Tag des Gedenkens an die Opfer der deutschen Nazi-Herrschaft, will Pegida demonstrieren.
Die unheilige Allianz des Aserbeidschanischen Regimes mit dem Möchtegern-Sultan vom Bosporus bringt Krieg und Vernichtung nach Artsakh und Armenien, eine Region, die mir sehr am Herzen liegt und unsere Außenpolitik? Die schweigt dazu.

Es erscheint mir als ob alle bösen Geister entfesselt sind, als ob die Dummheit, Ignoranz und Aggression sich nunmehr ungehemmt ausbreitet, alle schlechten Eigenschaften der Menschen zu Tage treten können. Schon immer waren in Seuchenzeiten entfesselte Scharlatane, Kriegslüsterne und, ja auch, Frauenfeinde unterwegs, griffen Verschwörungstheorien um sich und verloren die Menschen alle Hemmungen. Kultur ist anscheinend nur eine dünne Schicht und verdeckt nur schwerlich Wahn und Agressionen, Wissenschaftsleugnung und Zynismus - ich empfinde diese Zeit gerade als Zivilisationsbruch.

Wir alle vermissen den Kontakt mit Freunden und Gleichgesinnten und ich muss mitansehen, wie einige Freundinnen in Depression fallen. Aber ich denke es geht nicht anders. Wir müssen vorsichtig sein, Corona ist eine schlimme Krankheit und wenn wir sie in unserer Umgebung angeblich nicht wahrnehmen dann ist das doch nur ein Zeichen dafür wie gut wir (im Gegensatz zu anderen Ländern und Regionen) bisher durch die mißliche Pandemie gekommen sind.  Wir müssen die Krankheit verhindern und bekämpfen und dürfen sie nicht leugnen! Ich bitte Sie von Herzen, seien Sie vorsichtig und besonnen, passen Sie auf sich und auch auf die Menschen in ihrer Umgebung auf und bleiben Sie gesund!

nun aber zu Erfreulicherem!

Der Artikel über den Pottmützenworkshop in der Ostseezeitung hat große Wellen geschlagen, Ich erhielt viele viele Anfragen. Ob ich nicht eine Mütze verkaufen könne  - oder eine Mütze stricken - das waren die häufigsten Fragen.
Und diese habe ich verneint. Ich habe die Anleitung erstellt und der Heimatverband MV stellt sie zusammen mit mir kostenlos zur Verfügung, ich möchte ja nicht den Rest meines Lebens ununterbrochen Mützen stricken, dazu habe ich noch zu viel vor! Aber es macht mich auch ein wenig traurig. Immer wieder bekomme ich zu hören, daß man eben leider nicht selbst stricken könne - ein Argument, das ich so nicht stehen lassen möchte.

Stricken kann man lernen. Es gab mal Handarbeitsunterricht, es gibt Kurse in den Volkshochschulen etc., die Buchläden sind voll mit Anleitungsbüchern für Anfänger und Fortgeschrittene, im Internet findet man Tausende Tutorials und Anleitungsvideos -  also warum nicht sich hinsetzen und es versuchen? Neugierde ist eine gute Lehrerin! Und Selbstgestricktes ist allemal nachhaltiger als Zusammengekauftes! Warum sind so viele Menschen so zögerlich und nicht bereit, mal etwas auszuprobieren?
Ich wäre nicht so glücklich wie ich heute bin (trotz aktueller Eintrübungen), wenn ich nie etwas dazugelernt hätte, wenn ich nie neugierig gewesen wäre und mit Geduld geübt hätte.

Piecework Herbst 2020

Es gab aber auch wirklich wunderbare positive Rückmeldungen und Anrufe. Ich bin mit Spinnerinnen von der Insel Rügen ins Gespräch gekommen und Kontakte verfestigen sich. Und es gibt schon Anmeldungen für den nächsten Workshop in Rostock am 5. Dezember! Auf der Seite des Heimatverbandes MV gibt es dazu Informationen und ein Anmeldeformular. Wenn Sie sich dort anmelden, beantworten Sie bitte auch die Fragen. Der Workshop setzt einige Strickkenntnisse voraus!

So. Und eine kleine Neuigkeit noch: Aus Jux habe ich eine neue Domain eingerichtet: https://www.pottmuetze.de! Das ist aber zur Zeit noch nur eine Weiterleitung auf die Pottmützen-Seite hier bei der Wockensolle, vielleicht kann ich den Inhalt ja irgendwann weiter ausbauen.

Ich habe zu Anfangs schon geschrieben, daß der alljährliche Martinsmarkt in Tallinn dieses Jahr nur virtuell stattfinden konnte. Die Veranstalter haben eine Webseite gestaltet, auf der die Teilnehmer und Aussteller vorgestellt werden und auch Neuigkeiten veröffentlicht wurden. Diese Seite ist noch für einige Zeit online und wenn Sie sie in einem Browser öffnen, der Webseiten schnell und gut übersetzen kann (also z:B. Chrome), dann muss man auch kein Estnisch können um sich an dem interessanten Inhalt zu erfreuen.

In der  Übersicht und den Vorstellungen der Aussteller, in dem Abschnitt "kudumit - knitwear" trifft man auf Külli Jacobson aus Setomaa und auf Riina Tomberg, die Handarbeitsvereinigung aus Haapsalu mit einer wunderhübschen Kaidi-Kätlyn auf dem Foto  - ich kann sie nicht alle aufzählen!

Die unglaubliche Vielfalt des estnischen Kunsthandwerks diesmal also online - immerhin!

Haapsalu Handarbeitsorgansiation

Kaidi-Kätlyn mit einem Schal aus Haapsalu!

Und jetzt einige Mardilaat-Videos, die mir besonders gut gefallen!

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EIn Besuch in Riina Tombergs Geschäft im historischen Gewölbe des Hauses Pikk 22, dem Sitz der Estnischen Handarbeitsvereinigung!

Ich bin immer wieder bezaubert von ihren wunderschönen Kreationen!

Anu Randmaa aus Töstamaa stellt die estnische Stricktechnik "Roosimine" vor, eine Technik, bei der Faden der Kontrastfarbe nicht mitgestrickt wird sondern vor dem Strickstück quasi mitgewebt wird.
Ich hatte das Glück, beim Nordic Knitting Symposium 2018 einen Workshop mit Anu besuchen zu können und im letzten Sommer besuchte ich mit einer Gruppe des Craft Camps das Handarbeitszentrum in Töstamaa.
Dort sollten Sie unbedingt vorbeischauen wenn Sie in der Gegend sind!

Morgen binde ich noch weitere Videos ein, sie sind einfach zu interessant.

Auf den Craft Camp - Workshop "Muhu mitten with eight-pointed star" von Riina Tomberg habe ich mich sehr gefreut. In jedem ihrer Workshops, die ich bisher erlebte, habe ich unglaublich viel Schönes sehen und lernen können (auch wenn ich manchmal einige Zeit brauche bis ich die Techniken wirklich beherrsche). Dieser Workshop war so angekündigt:

In this workshop the participants will learn to knit eight-pointed motif widely used in Muhu traditional textile - called "Muhu mänd". This motif, knitted on the back of a mittens hand, makes these mittens to stand out among knitwear known to us from the 19th century.

Und immer schon hatte ich mich gewundert wie dieses Motiv so "standalone" auf dem Handrücken sitzen kann, denn ich kannte zum Einen die Intarsientechnik nur von wenigen Versuchen und vor Allem nicht in Runden gestrickt.

Selbstverständlich hatte Riina etliche wunderschöne Handschuhe mitgebracht, was ermutigen soll aber auch entmutigen kann ;=)
Aber die Teilnehmerinnen im Workshop waren alle erfahrene Strickerinnen und ich denke, wir genossen alle diesen Tag.

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Das Besondere an der Technik?

Für das Motiv strickt man ja mit zwei Farben. Das bedeutet, daß nach dem Motiv mit der Grundfarbe Weiß weitergestrickt wird bis man wieder am Motiv-Beginn ankommt.

Dann aber ist der Faden der Kontrastfarbe nicht auch am Motiv-Beginn, zumindest nicht in jeder zweiten Runde.
Also strickt man in jeder zweiten Runde nur die weißen Maschen und verzwirnt nach der letzten Motivmasche den weißen und den schwarzen Faden und strickt dann mit linken Maschen und schwarz auf der Rückseite des Gestrickes zurück.
Danach strickt man die restlichen Maschen der Runde in weiß und verzwirnt / twisted wieder die Fäden bevor man die nächste Reihe wieder mit beiden Farben stricken kann.

Bei dieser Technik braucht es keine Fadenbefestigung einige Maschen nach dem Motiv, und wenn man die Spannung richtig hält wird es auch recht sauber.

So sieht meine Arbeit aus:

In Riina's Workshop wechseln sich angeregte Unterhaltung und konzentrierte Stille immer wieder ab und bei jeder Frage gibt sie ermutigende Antworten.

Es ist eine Freude.

© Mathilde Frances Lind (e-mail sassysamovar@gmail.com)

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Diese beiden Damen, Liina Laaneoja und Annika Vaalma, die zusammen das Label EtnoWerk (Latvian Crafted Knitwear) betreiben, hatten auch ihren Spaß, nicht nur nach dem Workshop Kihnu Tip Decorations, sondern garantiert auch während des Workshops!

In der ersten Ausgabe 2019  veröffentlichte die amerikanische Zeitschrift Piecework den Artikel The Exceptional knitting of Ruhnu von Riina Tomberg und Nancy Bush und die Anleitung Ruhnu Mitts to Knit.

Und die habe ich dann auch gleich gestrickt. Die Muster der estnischen Insel Ruhnu (eine Insel, an deren Existenz ich mittlerweise zweifle) und travelling stitches im Allgemeinen beschäftigen mich ja schon eine ganze Weile. Ich hatte 2 unfertige Projekte auf den Nadeln (einmal die Runö-Handschuhe von Anu Pink und einmal die Ruhnu-Handschuhe von Riina Tomberg, ein Thema des Craft Camp 2018). Da ich nicht so recht weitergekommen war mit diesen Projekten und die Anleitung in der Piecework mit weniger Maschen und etwas dickeren Nadeln daherkam, habe ich diese Anleitung sofort umgesetzt.

Und diese Arbeit hat es nun in die Kolumne "From Our Reader's Hands" in der Piecework -Herbstausgabe geschafft,

Darauf bin ich schon stolz.

Und deshalb zeige ich auch den Ausschnitt aus der Zeitschrift hier.

Und ich gebe nicht auf.

Diese "travelling stitches" haben es mir angetan, sei es als Strukturmuster für Sockenbündchen, als Flächenmuster oder als komplexes Muster für einen Handschuh. Ob die Muster nun von Ruhnu, Muhu oder Vormsi stammen, alle reizen mich.

Die komplexen Muster erfordern auf jeden Fall starke Konzentration. Im Moment stricke ich das Muster vom Craft Camp 2018 zum dritten Mal und immer scheitere ich an der gleichen Stelle, an der plötzlich eine Masche zuviel auftraucht. Das spornt aber meinen Ehrgeiz nur noch mehr an,

PS:  Mein Projekt und die Anmerkungen dazu sind bei Ravelry eingetragen.

Die Frühjahr - 2019 - Ausgabe des von mir sehr geschätzten Piecework-Magazinn kommt mit einer schönen Überraschung daher: auf dem Titelbild prangt ein Paar Pulswärmer unverkennbar estnischer Prägung, reißerisch angekündigt mit der Schlagzeile Knit Clever Colorwork from Estonia's Ruhnu Island.

Ein ausführlicher Artikel The Exceptional Knitting of Ruhnu || Everyday and Festive Garments und die Anleitung für das Paar Pulswärmer stammen natürlich von? na von wem wohl? Selbstverständlich von Riina Tomberg und Nancy Bush! Sachkundigere Autoren als diese beiden sind schwer zu finden.

 

Ich habe das Glück gehabt, schon mehrfach Seminare / Workshops von Riina Tomberg mitzumachen und habe von ihr die Techniken der estnischen Inseln Saaremaa, Kihnu und Ruhnu nahegebracht bekommen. Und letzen Sommer war ich ganz nahe an der Insel Ruhnu dran.. aber eben nur "ganz nahe"; denn aus unserer Woche auf der Insel wurde nichts, die Fährverbindung war zusammengebrochen.

Das Besondere der Ruhnu-Strickerei? Wenig Farben (naturweiß, dunkelblau, seltener rot), farbige Muster nur in Bündchen und an Halsausschnitten, der Rest ist in naturweiß gehalten, mit vertrackten wunderschönen Strukturmustern: OpenWork, Zöpfe, und vor allem die Travelling Stitches, einzelne Maschen, welche nach links oder rechts mit rechten oder auch linken Maschen gekreuzt werden.

Viele Handschuhe und Pullover sind hauptsächlich in den Museen in Schweden und Finnland erhalten, denn dorthin flohen die "Inselschweden" im 2. Weltkrieg und sie nahmen ihre Stricktraditionen mit. Aber auch in den estnischen Museen finden wir wunderschöne Exemplare.

Nun hatte ich mich im letzten Sommer an die Handschuhe von der Insel Ruhnu gewagt, deren Vorbild im Estnischen Nationamuseum in Tartu liegt (ERM A 509:5278). Anu Pink hat die Anleitung "Old Runö Gloves" erstellt und als PDFzum Download zur Verfügung gestellt.
An dieses Projekt habe ich mich gewagt, zuerst ein wenig die Muster geübt und gleich falsch begonnen, ich habe den weißen und den blauen Faden in der falschen Richtung verkreuzt. Zudem wurde das Strickstück bei einer vorgegebenen Maschenzahl (96M) mit Nadelstärke 1.25 viel zu eng für meine zarten Hände und ich bin zur Nadelstärke 2.0 gewechselt.

Ruhno ferryboat victim mittens habe ich dieses Projekt genannt und bei Ravelry eingestellt. Aber fertiggestellt habe ich diese Handschuhe dann nicht, das war wie  mit dem falschen Fuß aufgestanden...

Estonian National Museum, Collection: kindad, sõrmkindad,
ERM A 509:5278/ab
Eesti Rahva Muuseum, http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/504457

Beim CraftCamp dann im Juli 2018 konnte ich einen neuen Ansatz wagen, denn Riina Tomberg gab einen Workshop zu diesem Thema.
Die Vorgabe für das Projekt war schon großzüger: 80 Maschen mit Nadel 1.5 und das Garn war auch ein wenig stärker.
Aber auch dieses Projekt habe ich (bisher) nicht vollendet. Ich habe bei den Travelling Stitches auf dem Handrücken einen Fehler gemacht und erst einige Reihen später bemerkt. Und mit meinen alten Augen kann ich das komplizierte Geflecht nicht so gut sehen, ich habe mir also eine Arbeitslupe besorgt, was auch eine Zeit dauert, und kann mich mit ihr nicht anfreunden. Einfach so aufribbeln möchte ich aber auch nicht...

Da kommt die Anleitung im Piecework-Heft doch gerade recht! Riina Tomberg ist eine sehr gute Lehrerin und kennt ihre Schüler, also hat sie zusammen mit Nancy Bush für das Magazin eine Anleitung mit 61 Maschen und Nadelstärke 2.0 erarbeitet.

Das macht es Anfängern (fortgeschrittenen Anfängern) leichter.. und ich werde erstmal diese Anleitung nacharbeiten, bevor ich mich das andere Projekt wieder aufnehme. Und vielleicht können wir ja dieses Jahr vor oder nach dem CraftCamp ein paar Tage auf Ruhnu verbringen, schön wärs!

Und hier noch einmal die Links: