Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

wenns zu langsam gleitet: auf die Bilder im Slider klicken!

Und, Appetit bekommen?
Dies ist der erste Bericht über Wollmühlen, die ich schon besichtigen konnte oder noch besuchen werde.
Die Bilder im Slider über diesem Text zeigen Wolle von der Insel North Ronaldsay, der nördlichsten Insel des Orkney-Archipels.

Seit nunmehr 5 Jahren beschäftige ich mich mit Wolle und Stricken und Traditionen und allem zusammen.... Und von Anfang an verlor ich mich in den unendlichen Verlockungen dieser Faser, sammelte Wolle, die mir besonders erschien, leistete mir einige Stränge der Wolle, die ich wirklich unbedingt haben musste.

Und im Jahr 2014 begegnete mir zum ersten Mal die Wolle von der Insel North Ronaldsay,  ich las von den algenfressenden Schafen auf dieser Insel und war fasziniert.

Und habe mir erst einmal Wolle bestellt.

„North ron sheep“ von Ian Caldwell - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution 2.5 über Wikimedia Commons

North Ronaldsay Lighthouse Visitor Centre

Das Lighthouse Visitor Centre

North Ronaldsay

Einige Stränge dieser schönen Wolle in den verschiedenen natürlichen Farbtönen, zweifädig, habe ich damals geordert. Und daran geschnuppert und die Wolle bewundert, aber verstrickt habe ich sie noch nicht. Irgendwie habe ich Respekt vor diesem Garn.

Meine Neugierde wurde immer stärker und ich wollte diese Schafe unbedingt in echt sehen. So kam es, daß Heinz mit mir im Frühjahr 2015 auf die Reise ging, für einen Monat fuhren wir nach Orkney, North Ronaldsay und Shetland.

Das Wetter war schlecht, aber überall sprangen kleine Lämmchen herum und wir wanderten über die Insel.

North Ronaldsay im Mai 2015

Ganz im Norden, im schönen Leuchtturm, befindet sich die 2003 in Betrieb genommene Wollspinnerei, ein Projekt der Bewohner der Insel North Ronaldsay. Sie wollten bessere Preise für ihre Wolle erzielen und außerdem ihrer Wolle einen Markennamen erarbeiten, denn immerhin gehören die Schafe zu den seltenen und in ihrem Bestand gefährdeten Rassen Großbritanniens.

Im Leuchtturm befindet sich auch das Visitor Centre und ein kleines Café, man kann sich dort also gut aufhalten.  Wir saßen auch eine ganze Weile herum, da die junge Dame, die uns durch die Spinnerei führen sollte, am Flughafen gebraucht wurde, sie hat 2 Jobs. Das habe ich aber schon im Beitrag "Ein Tag auf North Ronaldsay" ausführlich beschrieben. Deshalb noch einige Photos und dann stelle ich die Wollmühle vor.

Liz Lovick: North Ronaldsay Sheep

North Ronaldsays are a primitive breed, genetically the most primitive in the UK. They are small, fine-boned sheep with small heads. Ewes have a dished face, and rams have big curly horns: some ewes have smaller, backward-facing horns. Fleeces can be any colour, from white to very dark brown, with a staple of about 10cm/4". Unlike most sheep, North Ronaldsays have a double coat, the inner being as fine as cashmere and the outer being thicker. The outer coat, or guard hair, is structured to encourage water to run off the hair rather than soak into the undercoat.

Quelle: Liz Lovick, Northern Lace

Garn-Charakteristik

Gewicht des Vlieses 1.0kg - 1.25kg
Faser-Länge 5cm - 15 cm
Faser-Durchmesser 23-28 Mikron
Gewicht double-knitting, DK
Naturfarben weiß, grau, braun, beige, schwarz

Quelle: Deborah Robson & Carol Ekarius, The Field Guide to Fleece, 2013

WollstrangSeit der Errichtung der Wollmühle müssen die Schafzüchter auf der Insel nun nicht mehr die Vliese zu schlechten Preisen verkaufen, das Angebot umfaßt nun vielmehr Strickwolle in verschiedenen Stärken (von 2ply bis Aran), Filzwolle, kardierte Wolle, Kammzüge und Strickwaren. Denn eine Filzpresse gehört auch zum Inventar.

Und die Erzeugnisse aus North Ronaldsay werden inzwischen zumindest englandweit verkauft, sodaß, wie ich es ja erlebt habe, auf der Insel selbst nur noch wenig im Angebot ist.

Im "Shop" des Visitor Centres jedenfalls war keine Wolle zu sehen, aber Pullover, Jacken, Mützen etc. Dafür habe ich dann direkt in der Wollmühle noch einen Sack mit Wolle entdeckt und konnte so 850g schöne graue Wolle erstehen.

Und dann habe ich noch eine CD mit Photographien von der Insel und Strickanleitungen für die Wolle ergattert. Verfaßt von Liz Lovick. Und da diese Anleitungen inzwischen vergriffen und auch recht altbacken sind, arbeitet die Autorin gerade an einer erweiterten Neu-Auflage. Ich freue mich darauf.

 

North Ronaldsay in der Wikipedia

Ein Bericht im SPIEGEL: Insel der Seetang-Schafe aus dem Jahre 2012 samt dazugehöriger Foto-Strecke

Visit Orkney: North Ronaldsay + Orkney.com: North Ronaldsay

North Ronaldsay Birds Observatory

Ach ja, dann ist da noch der schöne Bericht auf der Seite des Frontiers Magazine, da möchte man gerade wieder losreisen..

 

 

 

 

 

A Yarn from North Ronaldsay - Die Garn-Company mit Online-Shop

The Orkney Sheep Foundation

Yarn Profile: North Ronaldsay Wool

Limited Edition  Rare  von BlackerYarns und noch ein netter Online-Shop: www.brityarn.co.uk

Ganz bunt wird es dann bei LittleOrkneyDyeShed

Und bei Ravelry: Die Anleitungen von Liz Lovick für diese Wolle!

da gibt es noch viel mehr Infos im Web, einfach mal "North Ronaldsay Yarn" eingeben bei Tante Google... aber leider: preiswert ist diese Wolle nicht. Aber wert ist sie.

Und dann habe ich noch von Freda Bayne gehört, einer Weberin aus Kirkwall, die dieses Wolle mit Farben, welche sie aus Holzresten des 1740 gesunkenen Schiffes Svecia  gewinnt, färbt.  Aber bis auf eine knappe Wirtschaftsauskunft habe ich keine weiteren Informationen über diese sicherlich interessante Frau gefunden.

Zurück von North Ronaldsay ging es per Kleinflieger, in Kirkwall dann holte uns ein freundlicher Taxifahrer am Flughafen ab, nahm unser Gepäck mit ins Depot und uns blieben dann 4 Stunden bis zur Abfahrt der Fähre nach Lerwick / Shetland.

Aber der Reihe nach. Ich bin schon mit vielen kleinen Flugzeugen geflogen, aber mit so einem kleinen Maschinchen noch nicht.  8 Plätze bietet sie und sie braucht 15 Minuten von der Insel nach Kirkwall. Bei der Abfertigung am Airfield von NorthRon verstand ich dann auch, warum am Tag vorher die junge Frau im Visitor's Center am Leuchtturm abwesend war und wir so lange warten mussten: ihr Hauptarbeitsplatz ist am Flugfeld, sie ist zuständig für das Baggage-Handling.

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In Kirkwall hieß es dann die Zeit in einem Pub verbringen, bis uns der Taxifahrer wieder abholte und uns mitsamt unseren Koffern zur Fähre brachte. Im Gespräch stellte sich heraus, daß seine Mutter Elizabeth Lovick ist, die ich ja gerade auf der Insel Flotta besucht hatte. Wie schon geschrieben, darüber später ausführlich.

Die Fähre der NorthLink Ferries ist ein hochmodernes Schiff, die Kabinen sehr angenehm, und Heinz musste auch nicht keine Angst vor Seekrankheit haben, denn beim Einchecken auf die Fähre hat uns eine nette Reisende Tabletten spendiert. Die waren wohl auch nötig, es hat ganz schön geschaukelt nachts. Ich kann dann immer herrlich schlafen, mir macht das nichts. Heinz, der noch lange im Bord_TV die Wahlberichterstattung verfolgte, war morgens zwar unausgeschlafen, aber ihm war wenigstens nicht schlecht..

In Lerwick dann übernahmen wir das Leihauto (Ihr Wagen steht bei der Fähre, Schlüssel unter der Fußmatte), und dann sind wir erstmal Richtung Tingwall, wo unser B&B ist, gefahren. Wir waren natürlich viel zu früh und sind deshalb einfach drauflosgefahren.

Zum Einen war ich traurig, denn Orkney hat mir so gut gefallen, zum Anderen zeigte sich die Insel Shetland in so einem schönen Licht, dass ich meinen Abschiedskummer recht leicht verwinden konnte. Wir fuhren Richtung Westküste, schmale Straßen, Schafe überall, wilde Gänse, viel Wasser, viele Hügel (na eher schon Berge), ich habe immer wieder norwegische Déjá-Vus... Shetland ist wirklich ganz anders als Orkney.

Und wie mein Glück es so will: plötzlich (naja, nicht ganz, ich hatte ja die Wegweiser gesehen) sind wir in Sandness.

Jamieson's of Shetland, mein Traum!

Jamieson's of Shetland, mein Traum!

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Ach was ist das für ein Gefühl, wenn das, was ich bisher nur aus Erzählungen kannte, plötzlich wahr wird! Und dann auch noch auf theatralische Weise, denn die Wollwand war mit einem Vorhang vor zuviel Licht geschützt. Wie im Theater wurde der beiseite geschoben und dann.... ja dann fing das Staunen ob der vielen Farbe an. Mit viel Geplauder und Spaß habe ich dann erstmal piniengrüne DK für ein Tuch erstanden, ich gehe das langsam an;=)
Bei den Wollsachen war leider nichts in meiner Größe dabei, denn die vorrätigen Größen waren alle für den japanischen Markt, ich würde im Hauptgeschäft in Lerwick aber sicherlich was finden.

Überall auf der Insel treiben sich die Schafe herum, ohne ihre Lämmer sind sie sehr neugierig, mit den Kleinen eher vorsichtig. Wirklich imposante Exemplare sind dabei, auch große Kerle / Böcke. Auf der WIese hinter unserem B&B-Zimmer jedoch ist wieder Kinderstube: Zibben mit ihren Lämmern.

Ein Prachtkerl

Ein Prachtkerl

Beim Abendessen in dem hübschen Städtchen Scalloway wurde mir das dortige Museum sehr ans Herz gelegt, es gäbe schöne Stricksachen in der Ausstellung und Donnerstag abends sei Strickgruppe. Ich bin zwar nächsten Donnerstag noch hier, aber dann unternehme ich gerade meine Woll-Tour und werde wohl keine weiteren Termine schaffen. Also morgen geht es erstmal wieder nach Scalloway, ins Museum.

Auf der Abendweide

Auf der Abendweide

Der Wind weht immer heftiger, aber der Himmel hat aufgeklart und ab und an kommt die Sonne durch. Also nicht immer nur Regen und Hagel!

Natürlich besuchen wir heute morgen als Erstes die kleinen Lämmer und dann geht es hinunter an das Ufer. Hohe Wellen brechen sich an den Felsen, es ist gerade Flut und keines der "zugesagten" Schafe ist am Ufer zu sehen. So eine Herde Schafsböcke zu erwischen, ist schwierig, sie sind scheu. Wir haben gestern eine grosse Gruppe Böcke vor dem Deich auf unserem Weg zum Leuchtturm gesehen, und beim Leuchtturm einzelne Böcke gesichtet. Aber uns ihnen zu nähern ist uns nicht gelungen. Dafür ist es ganz einfach, die kleinen Lämmer zu herzen. Heute morgen waren wir bei der Flaschenfütterung dabei.

ein Klick aufs Bild öffnet es in größerer Ansicht

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Auf dem Rückweg dann spielte Heinz noch ein wenig mit den Lütten, oder diese mit ihm? Jedenfalls sind seine Schnürsenkel nun angeknabbert und er ist kräftig beschnuppert worden.

Die kleinen Lämmer in der Lamm- Kinderstube des Bird Observatory haben wir zuerst aufgesucht, gleich nach dem Frühstück, und die haben uns auch gleich sehr aufgeregt empfangen, denn die Zweibeiner bedeuten für sie "Futter". Hatten wir aber leider keines für sie, trotzdem drängten sie sich am Gatter und ließen sich streicheln und auf den Arm nehmen. 7 kleine Kerle tollen da herum, und ich staune wie leise sie sind. Sie blöken zwar mit dünner Stimme, aber sonst geben sie keinen Laut, man hört sie nicht, egal wie  munter sie herumhüpfen oder übereinander her klettern.

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Danach haben wir uns den Mutterschafen, den Zibben, mit ihren Kleinen auf den Weiden genähert. Es macht Freude, ihnen zuzusehen, auch wenn es noch so sehr stürmt und regnet.

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Seehunde an der Nouster Bay

ein Seehund taucht auf, als wir an den Strand der Nouster Bay kommen und dann zählen wir gleich 5 davon

Aber noch haben wir keine Schafe am Ufer gesehen und uns auch noch nicht sehr weit von unserer Unterkunft entfernt. Deshalb haben wir Tommie, den Taxifahrer der Insel, gerufen, damit er uns zum nördlichen Leuchtturm und zur Wollmühle bringt, bei dem Wetter will das wirklich niemand zu Fuß unternehmen. Tommie ist ein sehr angenehmer Gesprächspartner, der gerne Auskunft gibt und so kann ich ihm auf dem Hin- and Rückweg viele Fragen stellen.

Das Besucherzentrum am Leuchtturm ist im gleichen Gebäude wie die Wollmühle untergebracht, die Türen stehen offen, aber niemand ist da. Es gibt keinen Kaffee, keine Suppe und auch keine Führung durch die Wollmühle; wie uns andere Reisende erzählen, sei die junge Frau mal kurz weg zum Flughafen... Nun, so gehen wir erstmal runter zu den Klippen. Hier weht eine doch recht steife Brise, viel Salzwasser in der Luft, hohe Wellen, und Schafe am Strand. Leider sind sie sehr scheu und verschwinden sobald sie Menschen wahrnehmen.

Als die junge Frau vom VisitorCentre zurückkommt, bleibt uns nur kurze Zeit für die Besichtigung der Wollmühle. Aber ihre technischen Erklärungen sind auch recht dialektal gefärbt und wahrscheinlich hätten wir sie auch bei einer längeren Führung nicht wirklich verstanden. Aber das Wichtigste haben wir gesehen und erfahren. Die Wollmühle ist als Kooperative gegründet worden, und ursprünglich wurden die Vliese hier auch gewaschen. Es ist aber die Waschmaschine kaputtgegangen und so werden die Vliese erstmal zum Waschen aufs Festland geschickt.
Über 10 verschiedene Farbtöne verfügen die North Ronaldsay Schafe und jedes Tier bringt rund 1 Kilogramm Vlies pro Schur, wovon oft nur 300g Wolle übrigbleiben, wenn der Sand und das Salz herausgewaschen sind.

In der Wollmühle

In der Wollmühle

In der Wollmühle

In der Wollmühle

Tja, und dann erfuhr ich, daß ich zwar an der Quelle der Wolle von North Ronaldsay sei, daß sie aber fast keine Wolle mehr haben. Denn durch die steigenden Online-Bestellungen und die wachsende Nachfrage in den Geschäften in Kirkwall und anderswo haben sie alle Bestände von hier, wo die wenigsten Kunden kämen,  verteilt und verkauft. Aber dann schaute ich in einen Sack und fand darin noch etliche Stränge 2ply hellbraunes Garn. Eigentlich ein leichtcremefarbiges Garn, mehr hell als braun. Nach einigen Telefonaten konnte die junge Frau mir dann Menge und Preis nennen: 825 g für 65,00£.  Mein Stash wächst ;=)

Ein weiterer schöner Fund im Shop des Besucherzentrums  war die CD von Elizabeth Lovick: Knitting North Ronaldsay mit Photos, Informationen und Strickanleitungen.

Was bleibt uns für morgen? Ein langer Spaziergang am Strand, um doch noch ein paar Schafe an den Klippen zu "erwischen", nochmal nach den kleinen Lämmern schauen, tief durchatmen in der guten Luft und dann geht es abends zum Flughafen und zurück nach Kirkwall. Wir müssen dann noch Tabletten gegen Seekrankheit finden, damit Heinz nicht wieder so leiden muß.

Als wir in Stromness waren, wurden wir Zeuge eines merkwürdigen Vorgangs:

junge, angetrunkene Männer, mit Farbe beschmiert und sehr animiert, wickelten einen der ihren in Folie ein und karrten ihn dann durch die Straßen.  Wir sind ihnen lieber aus dem Weg gegangen, denn wir wollten auf keinen Fall von ihnen auch mit Farbe bespritzt werden.
Kurze Zeit später dann trafen wir auf buntgefleckte, genauso unternehmungslustige junge Damen, die auch mit Farbe um sich spritzten, einen Heidenspaß hatten und auch eine der ihren in Folie einwickelten.

Blackening nennt man diese Junggesellen-Abschieds-Feier.

blackening - Hochzeitsbräuche

blackening - Hochzeitsbräuche auf Orkney

Irgendwie kam mir das bekannt vor, und dann erinnerte ich mich, daß in einem der Shetland-Krimis von Anne Cleeves, Dead Water: (Shetland series 5), eine junge Frau zum letzten Mal vor ihrer Ermordung bei ihrer Blackening-Feier gesehen wurde...

Ich hoffe, diese Braut wird kein so schreckliches Schicksal erleiden!

Nun sind wir auf der Insel angekommen,  endlich. Die Überfahrt dauerte zwar nur zweieinhalb Stunden, bot dafür aber ausreichend Seegang und mein Heinz wurde seekrank. Es ging ihm gar nicht gut.

Aber erstmal die Bilder von der Überfahrt:

Im Hafen von Kirkwall

Im Hafen von Kirkwall

Na? Wem fällt der Schreibfehler auf? ;=)

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An der Pier von North Ronaldsay werden die Waren und die Autos per Kran ausgeladen, das habe ich zuletzt 1974 auf Kreta erlebt. Und sobald man an Land gegangen ist, hört man von überall her das Rufen der Mutterschafe und das Keckern der Lämmchen. Direkt von unserem Fenster im Birds Observatory habe ich einen guten Blick auf eine Herde Mutterschafe samt Lämmer, die hier für einige Monate aufs Greenland dürfen, bis sie alle wieder raus an den Strand geschickt werden. Mehr als eine Stunde, während Heinz sich von seiner Übelkeit erholte,  habe ich den Lütten zugesehen,  und dabei viel Spaß gehabt, denn da sind ganz unterschiedliche Temperamente am Werk.
Das Birds Observatory hat eine sehr schöne Cafeteria, von der aus man einen weiten Blick nach Süden über den Firth of North Ronaldsay, den Strand der Nouster Bay und viele eingezäunte Weiden voller Schafe genießen kann und so sitzen wir hier und freuen uns. Planen die nächsten zwei Tage.
Für morgen habe ich schon ein Highlight: ich werde einen Lamm-Kindergarten besuchen, die Betreiber des Observatory haben sieben kleine Lämmchen aufgenommen und ziehen sie mit der Flasche groß. Leider ist das eine traurige Geschichte: die Mutterschafe hier gebären sehr viel Zwillinge und Drillinge, aber die Farmer lassen immer nur eines davon überleben, aus welchen Berechnungen auch immer. Das kann ich nicht diskutieren und verurteilen, aber ich finde es grausam. Manche Menschen aber übernehmen solche kleinen Exemplare und ziehen sie auf, ich bekam von einer Frau von der Insel Sanday erzählt, die gerade 30 Kerlchen übernommen hat und eine neue Herde gründet.

Weiter auf dem morgigen Programm steht ein Gang entlang des Deiches hier und vielleicht ein Besuch bei "A yarn from North Ronaldsay", ich möchte gerne einen Pullover aus diesem Garn stricken. Bis dahin schau ich noch viel aus dem Fenster und freue mich,  wie die Lämmer herumspringen und die Herden manchmal alle auf einmal von rechts nach links oder quer über die Wiese galloppieren. Ihnen macht der Wind und  der Regen gar nichts aus. Wir Menschen sollten auch so ein wasserdichtes Vlies haben!

denn dann sind wir auf der Insel North Ronaldsay und bestaunen die seetangfressenden Schafe.

Wir werden im Birds Observatory Guesthouse übernachten und ich weiß nicht ob ich dort Netzverbindung bekomme. Am 7. nachts geht es mit der Nachtfähre nach Shetland und dann muss ich mich dort erstmal einfinden.

Bis dahin: Mein Lieblingsfoto zu aller Freude:

PaulGlendell: North Ronaldsay Sheep

PaulGlendell: North Ronaldsay Sheep

Fast fühlen wir uns hier schon heimisch, wir kennen jetzt auf dem West Mainland doch schon viele Ecken, aber heute morgen stand Organisation an und nachmittags dann der Besuch auf der Insel Flotta bei Elizabeth Lovick.

Wir haben ein logistisches Problem: mit der Fähre geht es morgen nach North Ronaldsay, zurück dann mit dem kleinen Flieger der LoganAir, und da darf man nur kleines Gepäck mitnehmen. Wo also den großen Koffer in der Zwischenzeit lassen? Was die Touristeninformation nicht rausrückt, aber die Orcadier wissen: man kann Gepäck bei den Taxi-Unternehmen deponieren und auch beim Bus-Terminal. Also hat unsere Wirtin von der Houton Bay Lodge mit dem Taxi-Unternehmen telefoniert und wir werden morgen in aller Frühe erst den Koffer und die Posaune dort abgeben, dann den Leihwagen zurückgeben und anschließend gemütlich zur Fähre. Wenn wir am 7. Mai zurückkommen, holt uns ein Taxifahrer am Flughafen ab, wir sammeln dann unser Gepäck ein und nehmen die Fähre nach Shetland.

Das also das Organisatorische. Dann habe ich heute mittag die Fähre über Lynness auf der Insel Hoy nach Flotta genommen und mich dort mit Elizabeth Lovick getroffen. Wir  haben uns zwei Stunden wunderbar unterhalten, dann brachte sie mich zur Fähre zurück. Über diesen Besuch schreibe ich später ausführlich, heute abend ist es für mich zu spät.

Gestern so ein schreckliches Wetter und heute schien die Sonne, daß es ein Vergnügen war, das Meer spiegelglatt, und eine wunderbare Stille überall.

Abends auf der Rückfahrt vom Abendessen sah ich: Gänse (ob es die seltenen pinkfüssigen waren, konnte ich nicht erkennen), Austernfischer, Schnepfen, einen Goldfasan, welcher vor sich hinkollerte, überall Hasen auf den Weiden und Karnickel. In Flotta am Anleger lagen Seehunde und saßen Eider-Enten in der Sonne.

Ein Vogelgezwitscher und Tirilieren ist es, daß das Herz nur so aufgeht. Welch reiche Natur.

Ich bin froh, daß ich diese Reise geplant habe und sie nun unternehmen kann. Ich fühle mich wie ein Schwamm, der Eindrücke aufsaugt, die ich zum Teil schon stichwortartig zusammenschreibe und später hier ausführlicher schreiben kann.

bietet nichts Aufregendes.
Erst weckten uns die Bed & Breakfast-Gastgeber um 8:20 in der Frühe, denn Frühstück gibt es nur von acht bis halb neun, egal ob Sonntag oder nicht. Das fand ich nicht schön, wo das Frühstück sowieso schon recht kümmerlich ist.

Das ist aber nicht so schlimm. Schlimm ist, daß das Wetter heute ganz furchtbar ist. Heftigster Wind, Regen, die Insel Hoy sieht man gar nicht im Regendunst, da will man nicht raus... Also blieben wir "zuhause", schiiefen halt nach dem Frühstück weiter und werden uns heute abend noch ein nettes Abendessen suchen in Kirkwall.

Aber so ganz ohne was zu Tüfteln und zu tun kann ich ja nicht sein, und da Regina mir ja in einem Kommentar voraussagte, daß ich wohl demnächst Runen-Socken stricke, hab ich mir mal die Runen-Schriften angesehen, die es so gibt. Die größte Runendichte gibt es ja in Maeshowe, hier ganz in der Nähe, und  Feòrag NicBhrìde hat zwei Fonts erstellt, die diesen Runen nahekommen. "Orkney Runes" heißt die Seite.

In der Wikipedia gibt es auch Informationen über die Runenschriften aus Orkney.

Connie strickt Runensocken

Also, liebe Regina: Connie strickt Runensocken  in Maeshowe-Runen-Schrift!

Da wird es mir ja wohl auch gelingen, diese Runen zu "verpattern" ;=)

Runen von Maeshowe

Runen von Maeshowe