Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Die Fahrt von Kihnu nach Vormsi, von einer Insel zur anderen, stellte sich als das größte logistische Problem unserer Reise heraus. Direkte Busverbindungen zwischen den Häfen gibt es nicht, und alle Routenvorschläge waren doch recht suboptimal. Von Kihnu aufs Festland, von dort nach Pärnu, von Pärnu nach Tallinn, von Tallinn nach Hapsaalu und von dort zum Hafen Rohuküla... das konnte es nicht sein - sechs Mal umsteigen mit Gepäck -  aber ich fand eine andere Lösung. Wir buchten ein Taxi! Die Angebote hatte ich vorher per eMail-Anfrage eingeholt und das für uns beste eingeholt - und alles klappte. Der freundliche Fahrer erwartete uns iam Hafen und fuhr uns sicher und ruhig auf der kurzen Strecke zum Fährhafen Rohuküla, anderthalb Stunden über Land für 135€, geteilt durch vier war das ein guter Preis. Ich kann das Taxiunternehmen E-Takso nur empfehlen,.

Am Hafen von Kihnu treffen wir noch einmal unsere Gastgeberin Käthlin, die die ganze Woche schon ein Sommertraining für die Inselkinder durchführte, damit diese insel- und seetauglich werden. Diese Lehrgänge werden jedes Jahr absolviert und jedes Kind auf der Insel soll wissen wie man Leben rettet, ein Boot steuert, die Kinder sollen Flora und Fauna der Insel kennen und auch die Traditionen. Vermittelt wird dies von den Frauen, wie es auf dieser matriarchalischen Insel der Brauch ist. 

Von der Fähre aus sehen wir noch einmal die kleine Insel Manija, dann geht es bei heiterem Wetter  über Land und wir erreichen rechtzeitig den Hafen Rohuküla und setzen auf die Insel Vormsi über. 

Es ist schon eigenartig mehr über die Strickmuster einer Insel als über die Insel selbst zu wissen. Deshalb wollten wir ja auch auf diese Insel, die weniger bekannt ist als Muhu und Kihnu, die ihre eigenen Traditionen und ihre eigene Kultur hat. Denn Vormsi ist sehr sehr schwedisch gefärbt - das fällt uns schon auf dem Weg vom Hafen Sviby  nach Hullo, dem Hauptort der Insel auf. Die Häuser sind schwedisch-rot gestrichen, die Ortsnamen schwedisch (Borrby, Förby..) sehr ungewohnt.

In Hullo haben wir uns im ElleMalle-Pansionat eingemietet. Die Pension liegt etwas außerhalb des Ortes Hullo, in der Nähe der St. Olaf-Kirche mit dem berühmten Friedhof, und es gibt nicht nur Zimmer, auch eine Mühle kann man bewohnen oder kleine Gartenhäuschen.
Da die Fahrräder, die von ElleMalle vermietet werden, keinen vertrauenerweckenden Eindruck machten, sie waren gar zu alt, gingen wir zu Fuß. Und unser erster Spaziergang führte uns zum einzigen Restaurant, dem Krug, wo als Belohnung für die logistischen Reiseprobleme eine göttliche Kama-Cremespeise das Abendessen krönte. 

Was ist das Besondere hier auf der Insel? Alles ist sehr sehr ruhig und beschaulich, es gibt nur ein Geschäft, keinen Geldautomaten, der Bus fährt nur zur Ankunft- und Abfahrt der Fähre einmal um die Insel, es gibt ein Bauernhofmuseum und  das Handarbeitszentrum ist sehr rührig - ich fand es wunderschön.

Über das Handarbeitszentrum von Vormsi und die private Sammlung ElleMalles berichte ich im nächsten Beitrag.
Aber vorab schoneinmal ein kleiner Vorgeschmack. 

Überall kleine Schönheiten - das Herz geht auf.