Der RBB (Radio Berlin-Brandenburg) brachte gestern eine Dokumentation zum Thema "Die große Woll-Lust" in seinem dritten Programm. Wie so oft, war das mal wieder eine bunte Mischung: da wurden Pfosten-Stricker, Woll-Laden-Inhaber, Woll-Süchtige gezeigt.
Die rbb Reporter begleiten Menschen aus Berlin und Brandenburg, für die Stricken eine Sucht und Wolle alles ist - wie bei Nina. Ihr Leben verläuft im Wollrausch.
Am besten. mir am sympathischsten, kam der strickende, plattenauflegende Woll-Verkäufer Sascha rüber, unaufgeregt und nett. Und die Frau vom Strick-Café hatte eine Engelsgeduld. Aber sonst?
Wie üblich werden wieder hilflose Leute gezeigt, die stolz sind, wenn sie drei Maschen auf einen Sushi-Spieß bekommen, die äußerst beredt vorzeigen wie sie mit Riesennadeln in gepflegtem Yuppie-Ambiente häßliche Strickwürste produzieren oder buntes Acrylgarn um die hilflosen Baum-Stämme wickeln, Das kennen wir ja alle schon.
Auf die Nerven ging mir die aufgebrachte, dicke Strick-Schraube, die mit überkandideltem Getue meinte, die Aussage der Sendung: Niemand schämt sich mehr: Stricken in der Öffentlichkeit ist sexy. könne ihr irgendwie weiterhelfen. Das war nur noch peinlich. Wie sie ihre Strickgefährtin vor gespielter Wiedersehensfreue fast erdrückt oder mit einem hässlichen Tuch (wieder mal Farbverlauf PLUS Muster) bei Ikea durch die Kantine watschelt, nein, das gefällt mir nicht.
DIese Frau wurde vorgeführt, oder führte sich selbst vor.
Wer den ganzen Streifen ansehen möchte: in der RBB-Mediathek
Und der Begleittext zur Sendung: hier
Hallo, ich hab das ganz anders empfunden beim Schauen. Du wurde gelacht, sich gefreut – wo haben wir das heute ins unserer Welt schon? Die Leichtigkeit fehlt doch sonst nur. Hier kam sie mit unserem Hobby schön rüber. Ich hab mich amüsiert. Doro
Hab den Film vor knapp einem Jahr gesehen, als meine Tante mit mir die ersten Sachen gestrickt hat. Heute schmunzel ich beim erneuten Anschauen. Vom ersten Schauen sind mir drei Dinge hängen geblieben:
– die schöne Halterung für die Anleitung (IKEA Szene). Später im Strickcafe sofort wieder erkannt und mitgenommen. Hat sich gelohnt.
– der Knäuelhalter des strickenden DJs. Irgendwann zieht sowas hier ein. Vielleicht baut der Onkel mir da was.
– der vollkomen in sich ruhende Wollverkäufer. Angenehm.
Das polternde Wesen einzelner Protagonistinnen widerstrebt meinem ostwestfälischen Blick auf die Dinge.
Und die Riesenstricknadeln o.O meine Tante hat mich mit kleinen Nadelstärken anfangen lassen. Ergebnis sind relativ entspannte Strickfinger.
schade, dass sich niemand mehr schaemt. manch einer wuerde erspart bleiben, dass man ueber sie laestert.