Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Ich wollte diesen Tag entweder am Meer, in einem Café oder in einem Park auf einer Bank verbringen, lesen, träumen und stricken. Deshalb bin ich mit dem Bus in den Vorort Kopli gefahren, das ist eine Halbinsel und auf der Karte sah ich auch einige Parks.

Die Fahrt ging durch hübsche Wohngebiete mit netten Holzhäusern, mit in die Jahre gekommenen Wohnblöcken und durch Industriegebiet. Und dann am Ziel war ich enttäuscht. Eine pompöse Meeres-Akademie,

Meeresakademie

Meeresakademie

aber nirgends ein Zugang ans Wasser und die Strassen endeten immer am Schlagbaum eines Firmengeländes (bin 2 Strassen langgedackelt). Dann also Park.

Park in Kopli

Park in Kopli

Ein schöner grüner Park. Aber nirgends eine Sitzbank. Sehr merkwürdig. Zwei Bus-Stationen zurück zur Stadt, wieder ein Park, mit einem hübschen Zaun, Beeten und viel Gras. Und wieder keine Bänke zu erspähen. Sollte nicht sein,

Nach einer Pause in einer Konditorei bin ich dann ins Historische Museum. Im Museumsshop dort habe ich ich noch ein wunderschönes Buch über gestrickte Jacken aus dem Bestand des Nationalmuseums gefunden, und ein Buch über einen estnischen Künstler, Ülo Sooster.

Als ich in den 90ern viel Zeit in Puschkin bei St. Petersburg verbracht habe (auf meiner uralten Webseite avantart.com ist da noch viel drüber zu lesen), habe ich von Yuri Sobolev viel über Ülo Sooster erzählt bekommen.  Beide Dissidenten waren eng befreundet, gehörten zum Kreis der Moskauer Konzeptualisten, verdienten ihr Geld mit Buch-Illustrationen.
In dem Buch über Ülo Sooster wird Yuri auch mehrfach zitiert. Das hat mich sehr gerührt, denn Yuri lebt auch nicht mehr und er fehlt mir.  Wenn ich vom Craft Camp zurück bin, werde ich in Tallinn das Museum für Zeitgenössische Kunst, KuMu, aufsuchen, denn wie ich aus dem Buch erfahren habe, sind dort Werke von Sooster und seinen Kollegen ausgestellt.

Im Toompark unterhalb der Altstadt

Im Toompark unterhalb der Altstadt

Ja, den Rest des Tages habe ich dann im Park unterhalb der Altstadt verbracht. Gestrickt, gelesen, gestrickt. Sehr ruhig war es aber nicht, laut kreischende Möwen und vor allem der Straßenlärm, der vorbeirauscht.
Aber ab Samstag nachmittag wird es ja anders. Dann geht es nach Olustvere.