Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Diese Corona-Hysterie, wie sie von den Medien über uns gestülpt wird, macht unwillig und unwirsch  In den Nachrichten gibt es keine anderen Themen als dieses Virus, obwohl die Probleme der Welt ja auch nicht stillstehen, in unendlichen Spezial- und Sondersendungen werden uns jeden Abend Spezialisten vorgeführt, die debattieren, sich widersprechen oder zustimmen; die Politiker meinen jeder seinen Senf dazugeben zu müssen (der eine weil er Bundeskanzler werden will, der andere weil er seine südliche Teilpartei profilieren will, der dritte weil seine kleine Partei eigentlich dazu gar nichts zu saegen hat und dann natürlich noch die von der Rechten Ecke, die alles als Lüge oder Verschwörung oder was auch immer abtun).

Das macht so unendlich müde. Und ist es nicht sogar kontraproduktiv? Wenn statt Information nur noch Medienhype herrscht?
Wenn auch wirklich jede Rundfunksendung meint dieses Thema auch noch mitnehmen zu müssen, dann macht  mich das unwirsch. Ich weiß wie schlimm die Situation für freischaffende Künstler ist, die keine Auftritte - Gigs - Aufträge haben zur Zeit, aber muss ich deshalb jeden Skype-Blockflötenpups als neue Art der Kulturvermittlung vorgestellt bekommen? Ich sehne mich nach Konzerten, Theateraufführungen und geöffneten Museen und bin nicht der Meinung daß nun jedwedes selbstgebastelte Video ein Ersatz dafür sein kann.

Manche Maßnahmen sind auch nur grotesk zu nennen. Hunderttausende deutscher Bürger wurden aus aller Herren und Frauen Länder auf Staatskosten  zurück nach Deutschland geholt, aber für ein paar Hundert gefährdete Kinder und Jugendliche in den Elendslagern in Südeuropa ist kein Geld und kein Wille da und nur eine verschwindend kleine Gruppe (49 Kinder und Jugendliche!) wird aufgenommen und versorgt. Dies jedoch mit einem unendlichen Presse- und Medien-Echo, ohne daß die Unverhältnismässigkeit auch nur ansatzweise auffällt. Wohlstandstouristen in der DomRep sind in Corona-Zeiten wichtig und erhalten auch noch Rechtsbelehrung wo sie ihre Urlaubskosten einklagen können, aber den  Geflüchteten in den Elendslagern wird Menschenrecht und  Empathie nicht zuteil.

Nun hakeln in Deutschland alle an Mundschutzpflichten herum, wann muss man wann soll man etceterapepe.Und was man noch nicht soll und darf und kann und hier ja und dort nicht und dann wieder mehr aber bitte war nicht so gemeint
In Taxis und öffentlichen Nahverkehren muss man demnächst in Mecklenburg-Vorpommern Masken tragen, in der Bahn jedoch nicht denn die ist nicht Land sondern Bund und muss ich jetzt den Mundschutz abnehmen wenn ich vom Bus zur Bahn wechsle?
Wie gesagt, es ist grotesk.

Und nebenbei ist es gefährlich. Denn bürgerliche Rechte werden massivst eingeschränkt (Freizügigkeit etc.), und da müssen wir sehr aufpassen daß diese Einschränkungen nur so lange gelten wie notwendig. Gegen die Notstandsgesetze bin ich in der alten BRD auf die Straße gegangen, jetzt werden Gesetze, die viel weiter reichen, gerade mal so durchgesetzt. Wir müssen also aufpassen.
In meinem Bundesland MV hält sich gegen jede Vernunft ein Innenminister, der für sich selbst Sonderrechte in Anspruch nimmt (Ferienhaus im Naturschutzgebiet), der auf dem rechten Auge blind ist dann aber verheerende Entscheidungen trifft (der Leiter des LKA, der die rechtsextremen Bündnisse in seinem Zuständigkeitsbereich nicht wahrnahm und auch nicht das massenhafte Verschwinden von Munition bemerkte, wurde auf Geheiß des Herrn Caffier in den Verfassungsschutz versetzt!), der jede Empfehlung der Bundesregierung in noch schärfere Regeln umsetzt und Menschen aus anderen Bundesländern mit Polizeigewalt aus dem Land treiben will und dies auch noch mit sichtlichem Vergnügen persönlich überwacht - ja, wir müssen aufpassen.

Aus Europa ist auf einmal wieder Kleinstaaterei geworden, der Föderalismus zieht Mauern um die Bundesländer und es scheint ein Geist wie beim Deutschen Bund zu herrschen. Politische Restauration stand damals, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, gegen bürgerliche Emanziaption und in den berühmten Karlsbader Beschlüssen von 1819 wurden Maßnahmen zur Bekämpfung liberaler und nationaler Tendenzen festgelegt..

Warum ich soweit aushole? Weil die nachstehende Karikatur Männer mit Maulkörben zeigt, die sich gegen Denkverbote wehren. Und weil wir aufpassen müssen, daß die Mundschutz-Pflicht in Corona-Zeiten nicht zu dauerhaften Maulkörben mutiert..

Das musste ich einfach mal aufschreiben. Es liegt mir auf der Seele. Und ich merke daß meine Nerven dünner werden.
Aber in den nächsten Beiträgen hier auf der Wockensolle wird es wieder wolliger zugehen, versprochen.

Grafik: Unknown author / Public domain / https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Der-Denkerclub_1819.jpg