Die Dienstagsfrage vom 8. Juli 2014:
Hattet Ihr in Zusammenhang mit Eurem Hobby schon mal ein negatives Erlebnis?
Musstet Ihr Euch vielleicht dumme Sprüche oder abfällige Bemerkungen anhören?
Oder hattet Ihr schon mal Streit mit dem Partner wegen Eurer Wollkäufe oder weil Ihr Euch mehr mit dem Strickzeug als mit ihm beschäftigt?
Wart Ihr womöglich in einen Zickenkrieg unter Wollweibern verwickelt?
Habt Ihr eventuell sogar schon Verletzungen oder andere negative gesundheitliche Folgen -verursacht durch Euer Hobby- erleiden müssen?Und wenn ja, wie seid Ihr mit der Situation umgegangen?
Diese Frage kommt meinem Fragenvorschlag für eine der nächsten Runden recht nahe. Ich wollte nämlich fragen, weshalb bei der Präsentation fertiger Strickteile, und seien sie noch so scheußlich, nur höchstes Lob erwartet wird und Kritik oder Anmerkungen, daß dies eben nicht gefalle oder gar schauderbar sei, absolut fehlt am Platz ist und entsprechend weggebissen wird.
Ich bin bekannt für direkte Worte und ich halte nichts von "naja, jeder hat so seinen Geschmack"... damit wird nämlich jede Diskussion unter den Tisch gekehrt / vermieden / abgewürgt. Es ist eben nicht jedes geschmackvoll. Manches ist einfach furchtbar grauslig.
Ich frage mich, warum in manchen Foren (Ravelry oder auch bei Google+ und sonstwo) Strickstücke präsentiert werden und um Kommentare gebeten wird, wenn nur positive Antworten und Freudenschreie mental verarbeitet werden können? Dass man auf das, was man geschaffen hat, stolz ist, ist selbstverständlich.
Wenn aber die 50.te selbstmusternde, augentötende Socke vorgestellt wird, darf man dann nicht mal nachfragen, ob es nicht langsam genug sei, darf man keinen Vorschlag machen, vielleicht mal was anderes zu stricken?
Ich sehe da eine eigenartige Mischung aus Stolz, Selbstüberschätzung und Empfindlichkeit, und das zusammen ist keine gute Mischung. Erstaunlicherweise herrscht da oft eine uneingestandene Solidarität, wer kritisch fragt oder anmerkt, wird von allen Seiten verbal angegriffen.
Ich kritisiere aber nicht nur. Ich ermuntere auch. Aber auch das kommt nicht gut an. Wie neulich in einem Ravelry-Forum, als eine unsichere Strickerin bei gefühlt jeder 2. Reihe (einer recht einfachen Anleitung) im Forum nachfragte, wie sie denn nun dies stricken solle oder jenes. Sie schaffte es, einen Thread von rund 50 Posts loszutreten. Mein Rat, doch einfach mal zu probieren und wenn es nicht gelingt, zu ribbeln, macht doch nichts, hat doch jeder mal so angefangen, kam gar nicht gut an. Ich wurde angegiftet. Die Fragende hat sich wohl den Wind aus den Segeln nehmen lassen, jedenfalls habe ich von ihr nichts mehr gelesen. Oder sie ist mutiger geworden...
Ja was denn nun? Müssen wir in einer Eiteitei-Welt leben, ist alles niedlich und wunderschön? Darf man nicht kritisieren oder Vorschläge machen? Darf man, wenn aufgefordert, nicht seine Meinung sagen? Muß denn immer alles so verdruckst sein?
Wir sind doch autonome, selbständige Menschen (das ist jedenfalls meine Vorstellung), die die Welt (mit-)gestalten und sich in der Welt behaupten. Muß man da so engherzig, kleingeistig und verdruckst sein?
Da freue ich mich über meine Wollfreundin, den Wollfrosch.
Begeisterungsschreie, Gedanken, Ideen, Lob, Trost, Gemecker, Nörgelei – alles das passt und darf hier rein! Ich freue mich auf Eure Kommentare!
Auf ihrer Seite (ein Beispiel für Sockenkritik) herrscht ein anderes Klima. In den Kommentaren wird gelobt, kritisiert, werden Vorschläge gemacht, In einem freundlichen, herzlichen Ton, es wird nicht rumgezickt.
Die Bilder in dieser kleinen Galerie verdeutlichen was ich meine und zeigen auch, wo ich dann doch nicht kommentiert habe ;=)
PS: Nachtrag:
da hab ich doch ein gutes Beispiel für die "AllenWohlUndNiemandWeh"-Mentalität gefunden. Zugegeben, der Kommentar war kurz und prägnant. Aber "Scheisse" ist doch heute genauso wie "geil" ein Allerweltswort geworden, hat also nicht mehr den "Schimpf-Wert" wie früher, als wir noch unartig waren ...
um diesen Adventskranz geht es hier (Bild aus der Google-Bildersuche) und Suchargument war übrigens "gestrickte scheisse" , hihi ;=)
Liebe Conny und liebe Wockensollinnen,
zur Frage 1: Ich wurde noch nie wegen meines Hobbies „angemacht“, dafür mein Mann ! “ Deine Frau macht nicht „outdoors“ – was mein Mann reichlich macht, er rennt täglich 3 Stunden durch die Landschaft… Ich bin die langweilige Tussie, die zuhause kocht und Socken strickt. Zum Essen und zum Socken-Bewundern kommen die Sportsfreunde und vor allen Dingen – Freundinnen dann doch gerne.
Mein Mann hat sich daran gewöhnt, daß immer irgendwo eine Handarbeit herumliegt und findet es inzwischen schon ungemütlich, wenn ich alles weggeräumt habe. (Silvester z.B., der Gute Start in das Neue Jahr).
zur Frage 2: Schon oft habe ich mit mir gekämpft, einen kritischen Beitrag zu schreiben, vor allen Dingen,
wenn ich die Tragefotos nach vollendeten KAL s sehe . Vor kurzer Zeit gab es einen KAL von „Fadenstille“ (ausgezeichnet, was Annett da macht, meine höchster Respekt!), aber der vorgeschlagene Pulli ist für Damen mit großer Oberweite nicht vorteilhaft. Hätte ich die KAL-Teilnehmerinnen warnen sollen? Manche der Trage-Fotos sprechen dafür… andrerseits, wenn die Srickerinnen mit ihrem Teil glücklich sind, soll ich ihnen die Freude an ihrem Strickteil nehmen?
Bislang habe ich mir kritische Beiträge verkniffen, es kommt sehr auf die site an, auf der man sich äußern kann. Wenn Kritik nicht erwünscht ist, muß man halt mit dem peinlichen Strickteil durch die Welt laufen.
Bei Wockensolle sehe ich das nicht problematisch, die site ist intellektuell, kritisch und braucht keinen Zuckerguß.
Herzlichen Dank dafür, liebe Connie,
ich schaue fast täglich bei Ihnen vorbei
Tyche
Liebe Conny und liebe Wockensollinnen,
zur Frage 1: Ich wurde noch nie wegen meines Hobbies „angemacht“, dafür mein Mann ! “ Deine Frau macht nicht „outdoors“ – was mein Mann reichlich macht, er rennt täglich 3 Stunden durch die Landschaft… Ich bin die langweilige Tussie, die zuhause kocht und Socken strickt. Zum Essen und zum Socken-Bewundern kommen die Sportsfreunde und vor allen Dingen – Freundinnen dann doch gerne.
Mein Mann hat sich daran gewöhnt, daß immer irgendwo eine Handarbeit herumliegt und findet es inzwischen schon ungemütlich, wenn ich alles weggeräumt habe. (Silvester z.B., der Gute Start in das Neue Jahr).
zur Frage 2: Schon oft habe ich mit mir gekämpft, einen kritischen Beitrag zu schreiben, vor allen Dingen,
wenn ich die Tragefotos nach vollendeten KAL s sehe . Vor kurzer Zeit gab es einen KAL von „Fadenstille“ (ausgezeichnet, was Annett da macht, meine höchster Respekt!), aber der vorgeschlagene Pulli ist für Damen mit großer Oberweite nicht vorteilhaft. Hätte ich die KAL-Teilnehmerinnen warnen sollen? Manche der Trage-Fotos sprechen dafür… andrerseits, wenn die Srickerinnen mit ihrem Teil glücklich sind, soll ich ihnen die Freude an ihrem Strickteil nehmen?
Bislang habe ich mir kritische Beiträge verkniffen, es kommt sehr auf die site an, auf der man sich äußern kann. Wenn Kritik nicht erwünscht ist, muß man halt mit dem peinlichen Strickteil durch die Welt laufen.
Bei Wockensolle sehe ich das nicht problematisch, die site ist intellektuell, kritisch und braucht keinen Zuckerguß.
Herzlichen Dank dafür, liebe Connie,
ich schaue fast täglich bei Ihnen vorbei
Tyche
Hallo Tyche,
danke für das Kompliment! Ich freue mich, wenn meine Wockensolle so gut ankommt und zum Wiederlesen reizt!
Zu dem Pulli für schmale Oberweiten: Ja, manchmal sollte man Leute vor sich selber schützen ;=)
es ist aber auch sicherlich so, daß der Stolz über das Geschaffte oft der Kritik den Wind aus den Segeln nimmt, da stimme ich zu
Gruss, Connie
Ui, was für ein schöner Beitrag :)
Seine Meinung kann jeder äußern, da gebe ich dir Recht. Nur lasse ich persönlich es meistens lieber. Wenn ich denke, dass etwas nicht so mein Ding ist, schlage ich die Person nicht vor den Kopf. Bei Leuten, die ich privat kenne und die auch wissen, wie die Kritik gemeint ist, mache ich das wohl. Doch im Internet, wo mein Tonfall interpretiert werden muss?
Wenn andere das ganz schön finden, ist das deren Ding. Was mir nicht gefällt, kommentiere ich meistens nicht, dazu ist mir dann meine Zeit zu schade^^.
Dann ist es ja auch immer, wie die Kritik geäußert wird. Ich hab das noch so gelernt, dass man nicht nur die schlechten Dinge aufzeigt im Stil von „die Idee gefällt mir, aber mir wäre der Kranz zu beladen“.
Von „das ist sch….e“ weiß die Authorin ja schlecht, was daran so schlimm ist und kann sich auch nur schlecht aus der Kritik weiterentwickeln^^
ich habe übrigens selber so einen 50tes Paar Socken Blog xD ich kann die Kritik sehr gut daran verstehen, doch ist mir die Idee noch nicht gekommen, dass sich jemand daran stören könnte^^.
Hallo Connie, zu Kritikfähigkeit habe ich vor mehr als acht Jahren schon mal etwas in meinem Blog geschrieben, siehe Link.
Anders als Du würde ich, wenn es um Fragen des Geschmacks geht, nicht unbedingt etwas kritisieren. Da ist es einfach so, dass des einen Eule eben des anderen Nachtigall ist, und daran ändert auch der bestgemeinte Hinweis auf eine echte oder vermeintliche Geschmacksverirrung nichts.
Extrem schade finde ich es aber, wenn jemand generell nichts als Lob hören will, weil er/sie sich damit der Möglichkeit beraubt, sich weiterzuentwickeln, hinzuzulernen und neue Erfahrungen zu machen. Wie soll jemand, der nicht wahrhaben will, dass man etwas besser machen kann, es jemals richtig gut machen?
Zahlreiche Grüße
Kerstin
Liebe Connie, wie recht Du doch hast! Zum Einen die Jagd nach sinn- und inhaltslosen Kommentaren um der Zahlen willen, zum Anderen der Zickenkrieg, der manchmal bei Ravelry wegen Nichtigkeiten Formen annimmt, die absolut erschreckend sind und dann die mangelnde Kritikfähigkeit. Aber wer Kritik nicht verträgt, der kann ja zumindest im Blog die Kommentarfunktion abschalten, dann lebt er friedlich und ungestört im kleinen wundervollen Strickparadies!
Was man aber bei unserem schönen Hobby und der Bloggerei gerade so toll findet, das ist doch der Austausch mit Gleichgesinnten und da kann doch jeder sagen, was er denkt, so lange es sachlich und konstruktiv ist.
Aber wie wir alle wissen, die Menschen sind verschieden und jedes Tierchen hat so sein Pläsierchen, man muss ja nicht mitmachen…
Danke für Dein Lob, das macht mich stolz!
Ganz liebe Grüße
Regina
Ich denke, „sachlich und konstruktiv“ sind die Stichworte. Ein Werk „Scheiße“ zu finden empfinde ich nicht als sachlich und schon gar nicht als konstruktiv. ImÜbrigen: eines der Beispiele oben, die blauen Hausschuhe, waren aus der Landlust und meine Schwiegermutter liebt sie. Mir gefallen sie nicht. Wer hat jetzt den besseren Geschmack?
Viele Grüße,
Anja U.
Liebe Anja,
ich habe nicht das Wort „Scheiße“ gutgeheißen, aber:
dieser Kommentator / diese Kommentatorin hat ihre Meinung kundgetan. Und prompt kamen so entlarvende Äußerungen: „wems nicht gefällt, der soll wegbleiben“
wer sagt denn, daß Kommentare oder Foren-Posts „sachlich und konstruktiv“ sein sollen??? Welche Keule schwingt denn da? Vielleicht kann man ja einfach mal auch nur seine Meinung sagen. Das hilft auch schon sehr sehr oft weiter ;?)
und genau darum geht es: es wird nur EiTeiTei und OwieToll zugelassen
Deine Frage, wer nun den besseren Geschmack habe, würde ich im Zweifelsfalle so beantworten: „Ich natürlich!“ ;)
Nein, im Ernst, es geht nicht um den „Besseren Geschmack“, es geht darum, daß zu Meinungen aufgefordert wird und wenn die Kommentatoren dann eben nicht hundertprozentig vom Sofa fallen vor Begeisterung ob des Hunde-Pullovers in Fair Isle (ja das gibts!!!), dann werden sie bekämpft oder ermahnt (das sind mir die liebsten Reaktionen!!!) oder weggebissen
Ich war lange genug Forumsmoderatorin, mehr als 20 Jahre, und ich muss sagen, bei den Strick-Foren ist es oft eben so „pieppieppiep – wir haben uns alle lieb“
Aber die Welt ist anders. Und das ist gut so.
Wenn wir Meinungen hören wollen, dann müssen wir sie auch akzeptieren, es ist kein Wettrennen oder „GutMensch-BesserMensch“-Wettstreit.