Da gibt es jede Menge Überschneidungen, und "baltisch" ist ja sowieso eine Obermenge von lettisch, estnisch, litauisch und vielleicht auch noch finnisch?
Auch wenn wir nicht immer treffsicher eine genaue Definition auf den Tisch legen können, und auch wenn in den diversen Foren von Ravelry.com immer wieder die Frage hochkommt: "was bedeutet FairIsle für Euch? / Wie definiert Ihr FairIsle?" usw., wenn man sich eine Weile mit diesen Strickarten beschäftigt hat, dann bekommt man einen Blick dafür.
Und in den Ravelry-Foren trifft man viele Experten, die gerne weiterhelfen. So wie Elizabeth Lovick, die sich explizit über das Steeken der Strickteile geäußert hat und mit dem Mythos aufräumt, daß Steeken eine shetlandische Angewohnheit sei... nein, traditionell strickte man dort immer "flat" mit langen Nadeln...
Auch vor der Digitalisierung unseres Strick-Wissens gab es schon solch eine Begriffsverwirrung, mehrfarbige Muster wurden im Deutschen, wie ich mich erinneren kann, als Jacquard- oder Norwegermuster bezeichnet, man kannte es eben nicht anders. Jetzt aber kann man es anders wisssen, es gibt ausreichend Literatur, Foren, Gruppen, Austauschmöglichkeiten, und deshalb ärgert es mich, daß da immer so geschlampt wird.
Es kann doch nicht sein, daß solch eine banale Mütze gleichzeitig estnisch, Intarsien, FairIsle, Lettland und Shetland vereint.
Solch einen großen Kopf hat die Dame ja wohl nicht.
Oder dieser Schlagwort-Rundschlag:
Mich ärgert sowas. Und ich frage mich warum das so ist? Was will man mit einer solchen Verschlagwortung erreichen? Das zeigt doch nur, daß man sich entweder über alles Wissen hinwegsetzt oder nichts weiß...
Schade. Da bemühen sich Viele um mehr Wissen, gesichertes Wissen, Freude am Originalen, sehen Ravelry als Möglichkeit, die Welt zu erstricken, und dann kommt solch ein Globalisierter Mischmasch dabei raus.
Ganz besonders gruselig finde ich diese Socken:
angeblich japanischer Herkunft, soll dieses Muster Ähnlichkeiten mit einem lettischen Muster aufweisen, und schon kommen die Globalisierungs-Mischmascher und wollen das bei einem KAL als "baltisch-modern" unterjubeln.
Ich halte das nicht für Weltoffenheit, sondern einfach nurfür Unbedarftheit, aber die breitet sich ja leider immer am schnellsten aus.
Ich glaube auch „Unbedarftheit“. Zumal, wenn bei ravelry, wenn du FairIsle eingibst, alles mögliche Mehrfarbige kommt.
Ich nenne Muster mit zwei Farben gleichzeitig ganz altmodisch „Einstrickmuster“, eventuell auch Jacquard, obwohl das, glaube ich, auch was anderes ist. Dann unterscheide ich Norweger- von Isländermustern und diese wiederum von FairIsle. Allerdings fehlt mir im Moment noch der Überblick, was alles „Baltische“ betrifft. Da ich aber vor einiger Zeit auf deinen Block gestoßen bin, werde ich da auch immer sicherer. Danke!
Ich stimme Christiane zu.
Einstrickmuster trifft es als Oberbegriff am besten.
In Jacquard kenne ich mich ein bissl aus: das kommt aus der Maschinenstrickerei /-Weberei und beruht darauf, dass die Gewebe doppelt sind, also doppelt, als dass die Vorder-und Rückseiten je für sich mit zwei oder vier Farben gestrickt sind.
Bei der Strickmaschine, auch der industriellen, wird zuerst mit der einen Farbe das Muster gestrickt, die andere Farbe läuft als Streifen hintendran. Dann das gleiche mit der anderen Farbe. Die Vorderseite zeigt das Muster, die Rückseite Streifen aus je zwei Reihen.
Billigpullover sind häufig so gestrickt, wenn ihr Kaufhauswar durchschaut und die Innenseite betrachtet, wird das bei Jacquard genau so aussehen. Außerdem sieht die Vorderseite auch typisch aus.
Manchmal wird Jacquard auch mit Double Face verwechselt, welches das inverse Strickbild auf der anderen Seite zeigt. Mir gefällt das Strickbild nicht so gut, es hat einen leichten Versatz.
Als Fair-Isle würde ich die typischen Muster bezeichnen, die mit Vordergrund/Hintergrund-Farben gefertigt werden, kleinmustrig und mit Farbwechsel ungefähr alle zwei Reihen. Zu Fair-Isle gehört für mich aus puristischer Sicht auch das entsprechend rauere Garn.
Norweger-Muster sind ebenfalls mit zwei Farben gestrickt, der klassische Norweger besteht überhaupt nur aus zwei Farben, höchstens mit einer dritten Farbe für Akzente. Die modernen Norweger sind mittlerweile bunter. Typisch: Sternenmuster, Rentiere, kleine geometrische Muster.
Der „Islandpullover“ müsste eigentlich „Grönländer“ heißen, denn daher kommt er, zumindest habe ich mich im Isländer Volkskunde-Museum darüber belehren lassen. In Island kam er erst in den 60er Jahren auf, vorher strickte man ganz üblich das, was andere auch strickten, man nahm Einflüsse auf, die Seemänner von anderswo mitbrachten. Typisch Isländer: die Rundpasse.
Bei den oben gezeigten Socken erkenne ich zumindest japanisch: die Muster abzüglich der Schaftborte sind in den japanischen Elektronikmaschinen eingespeichert und teilweise in den Musterbüchern für die Lochkartenmaschinen.
Der Zopfabschluss (Latvian Braid?) dürfte wohl das sein, was als „baltisch“ bezeichnet wird. Die Kringel sind ein Einstrickmuster.