Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

An essay on wool: containing a particular account of the English fleece : with hints for its improvement, adressed to the grower, dealer, and manufacturer

$ 5. Wollpflege steht mit den Künsten und der allgemeinen Biildung in Verbindung.

Gewiß ist es übrigens, daß die Verbesserungn der Heerden allezeit mit den Fortschritten der Künste und der Civilisation eng verbunden gewesen ist, denn in Gegenden, wo diese geblüht haben, finden wir einstimmig eine Race Schafe, die Wolle von vorzüglicher Güte tragen, als in der ganzen Umgegend anzutreffen ist. Wo die höchsten Wohlthaten des gesellschaftlichen Lebens nur wenig gekannt und geachtet sind, treffen wir bisweilen auf den harten und scheuen Argali, der vor den Jögern in die Schlupfwinkel entflieht, die nie ein menschlicher Fuß  betreten hat, Wo aber der  landwirtschaftliche Karst den Boden kehret, drängen sich die Ziege und das ihr verwandte Schaf, die in ihrer Gestalt oder in ihrem Vließ nur wenig unterschieden sind, um das Zelt des Hirten und forden die Wartung, die zu ihrem Bestehen notwendig ist. Solch grobes Vieh wie das, was noch jetzt auf den Ebenen des alten Scythiens herumstreift, ist der strengste Beweiß, daß es sich nie der belebenden Strahlen der Wissenschaft erfreut hat. In anderen Gegenden aber, jenseits der Alpen zum Beispiel, erkennen wir die Abkömmlnge einer Race, die in den bessern Tagen Roms geblüht hat. In der Türkei entdecken wiir noch selbst unter dem gegenwärtigen Geistesdruck, die Spuren von Heerden, die einst, über die Ebenen Arkadiens verbreitet, das Ergötzen ihres Schäftes un der Gegenstand seiines Gesanges waren. In Syrien und Persien ist in der Vorzüglichkeit der Vließe, die von ihren Heerden genommen werden, der Einfluß der alten Manufacturen noch immer sichtbar. Nichtweniger ist dsa ehemalige Lybische Wohlleben an der Afrikanischen Küste bemerkbar, wo wir Vließe antreffen, auf die ein Europäer mit Recht neidisch seyn könnte. Vielleicht möchte auch die Vermuthung nicht unbegründet sein, daß der anerkannte Vorzug der Taurischen Wolle von der frühern Niederlassung der Griechischen Colonien, und von der aufmunternden Sorgfald der in spätern Zeiten von Venedig und Genau ausgesonderten Colonnien herrühre, welche auch in dieser anmuthigen Gegend Wohlstand und Wohlleben verbreiteten. Spaniens Berge können sich auch nicht eher ihrer verfeinerten Wolle rühmen, als nachdem in dem Kande Kenntnisse und Unternehmungsgeist erwacht waren, und wir haben keinen Grund zu glauben, daß seit der Zeit, wo Spanien seine Künstler quälte und ihre Geschäft verachtete, die Wolle verbessert worden sei. De glücklichsten Tage Großbritanniens werden sicherlich dann erst kommen, wenn der Scharfsinn und der Geist, den es entfaltet, die Verbesserug seiner Heerden vollendet haben wird, die vor fast sieben Jahrhunderten begonnen worden, und die in Hischt auf eine Classe seiner Vließe, ihm lange Zeit einen Vorzug über seine Nebenbuhler gegeben hat. Ein Wechsel in dem Sitze der Manufacturen, eine Veränderung in den Moden, die Störung der gewöhnlichen Handeslwege, und die unpolitischen Gesetze, die zur Sicherung des Handels erlassen wurden, haben eine Zeitlang Englands Fortschritt gehemmt und seine Landwirte muthlos gemacht. Glücklicherweise aber ist ihr Geist  wieder erwacht und verbreitet sich mit vermehrter Kraft über die lange Wolle so wie über die kurze. Laßt nicht die Erinnerung an frühere Widerwärtigkeit euern Eifer dämpfen und laßt nicht die reicheren Ebenen, die ihr in Pflege nehmt, von einem wolllleeren Schafe abweiden,oder gar von einem, das für den Boden zu geringe ist. Die Manufacturen müssen Euch zuletzt alles ersetzen. Laßt beiden Arten von Wolle die nöthige Arbeit angedeihen und schreitet mmit gleichem und festen Schritt der höchsten Vollkommenheit entgegen!

John Luccock, Wollhändler zu Leeds, über Wolle im Allgemeinen und über die englischen Vließe insbesondere. | Erster Theil
Aus dem Englischen mit Anmerkungen von Martin Heinrich Schilling.
Leipzig 1821, in der Baumgärthnerschen Buchhandlung, 312 Seiten
Kaiserlich-Königliche Hof-Bibliothek Wien.
bei Google Books

Durch die Einführung der Strickmaschine wurde die Handstrickerei allmählich zurückgedrängt, und es lohnen sich jetzt nicht mehr Zeit und Mühe bei der Herstellung von Strümpfen und anderen leichten Bekleidungsgegenstände in Handstrickerei. Jedoch ist es geboten, die nützliche Technik zu erlernen und zu üben, denn durch die Selbstherstellung von warmen Bekleidungsgegenständen für den Winter und das Anstricken von Strümpfen läßt sich viel ersparen. Dazu kommt noch der Vorzug, daß Handstrickerei dauerhafter ist als Maschinenstrickerei. Dabei vertreten wir den Standpunkt, daß in Strickarbeit nur solche Gegenstände ausgeführt werden sollen, die sich am besten für die Technik eignen und nicht den Schönheitssinn verletzen, z.B. wäre es geschmacklos, Bettdecken oder Kissenbezüge zu stricken, die in Näharbeit schneller, schöner und zweckmäßiger herzustellen sind.

Ich kann handarbeiten, Seite 74
Illustriertes Hausbuch für die Techniken der weiblichen Handarbeit
Unter Mitwirkung der Handarbeits-Redaktion der Frauenblätter des Verlages Ullstein & Co sowie unter Mitarbeit von Aurelie Obermayer-Wallner und Elisabeth von Wedel
herausgegeben von Mizi Donner und Carl Schnebel
Verlag Ullstein & Co / Berlin und Wien, 1914

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Unter allen weiblichen Handarbeiten ist das Stricken eine der urältesten, daher kann man sie auch mit Recht eine der ausgebildesten nennen, denn weder neue Stiche, noch neue Muster lassen sich erfinden. Es erübrigt uns also nur rmehr, unter den schönen alten erhaltenen Vorlagen das Beste zu wählen, und es den Leserinnen zu überlassen, selbe nach eigener Idee zur Verwerthung zu bringen.
Früher diente die Strickerei zumeist zur Herstellung von Strümpfen; auch heute noch, trotz der Maschinen, werden viele Strümpfe mit der Hand erzeugt, auch eine Unzahl anderer Nutz- und Ziergegenstände, wie Tücher, Decken für Wiegen, Wagen und Betten, Handschuhe und Spitzen u. dgl. m., können alle mit Faden und Nadel fertig gebracht werden.
Ausser der zweckmässigen Seite, hat die Strickerei für jene, welche darin eine grössere Fertigkeit erlangt haben, noch die angenehme Eigenschaft, einen nützlichen Zeitvertreib jener Stunden zu ermöglichen, welche sonst nur dem Gespräch gewidmet sind.

Encyklopædie der weiblichen Handarbeiten
von Thérèse de Dillmont
Verlag von Th. de Dillmont, Dornach (Elsass), 1900