das ist ein Motto von Wovember,
das andere Motto läßt sich nicht so leicht übersetzen:
Celebrating wool for what it is
Vielleicht Wolle feiern um ihrer selbst willen?
Nun, wovember ist ein Kunstwort aus wool und november. Und nun die Idee dahinter?
... durch das Tragen von soviel Wollbekleidung wie möglich die Wertschätzung der Wolle zu demonstrieren und den ganzen Monat November über Wolle und ihre einzigartigen Qualitäten mittels Bilder und Geschichten zu beschreiben und zu feiern. Mit Begeisterung und Kreativität kann das Bewußtsein, was das Besondere an Wolle ist, gestärkt werden. Ein wünschenswerter Effekt wäre eine Änderung in der Beschreibung und Vermarktung von Kleidungsstücken und Textilien.
Aus dem Unbehagen, daß die Adjektive wooly oder woolish auch für die schlimmsten Fasern mit minimalstem Woll-Anteil genutzt werden, dammit ihnen also unlauter geworben wird und das Wissen um Qualität verloren geht, aus diesem Unbehagen ist Wovember entstanden. Denn die so erzeugte consumer ignorance gefährdet in Billig-Billig-Zeiten die Existenz der Züchter, Produzenten und Verarbeiter von Wolle.
Bei Wovember geht es
- darum, daß WOLLE ein besondere Faser, die von einem echten Schaf stammt, ist, und daß deshalb Begriffe wie Wolle, wollig oder woolish nur für echte Wolle gebraucht werden sollten und nicht für Polyesther oder Viskose
- darum, das wichtige Erbe und den aktuellen Wert von WOLLE durch die 100% - Woll-Geschichten, Blogbeiträge, Photos, Textilien und Kleidungsstücke wertzuschätzen
- darum, das weitere Publikum über die wundersamen Eigenschaften der Wolle aufzuklären und zu erziehen
- darum, auf kreative Weise die Idee, daß das Wort Wolle nur für Schafswolle gebraucht werden solle, zu promoten
- darum, den Begriff Wolle mit den Tieren und den Menschen, die sie erzeugen und bearbeiten, zu verbinden
- darum, für eine Klärung der Handels-Standards zu werben, damit weiterer Mißbrauch des Begriffes Wolle verhindert wird.
Das sind also schlecht übersetzt, die Ziele der Kampagne. Das Team dahinter: Felicity Ford, Louise Scollay, Kate Davies und Tom van Deijnen. Alles bekannte Namen im angelsächsischen Woll-Universum.
Tja, in einem Beispiel für die mißbräuchliche Verwendung des Begriffes zeigt die Wovember-Seite einen Pulli aus einem Online-Shop, der gerade mal 5% Wolle enthält. Da hab ich doch gleich auchmal das Angebot eines Online-Shops durchsucht und hab sogar Wollpullover annonciert gefunden, die gar keine Wolle enthalten:

Suchergebnis "Woll-Pullover" bei bonprix
- der linke Long-Pullover? 80% Viskose, 20% Polyamid
- der mittlere Pullover? 45% Polyester, 40% Polyacryl, 15% Wolle
- und der Loop-Schal? Der hat in dem Ergebnis eigentlich gar nichts zu suchen...
Ein Info-Link blendet dann zwar die Material-Eigenschaften der Wolle bei Klick ein, aber die Datenbank-Suchbegriffe-Entwickler haben diese Definitionen wohl nicht gelesen, sonst wäre es wohl nicht zu diesem Treffer gekommen...

Material-Definition
Was folgere ich aus dieser Stichprobe? Bei uns ist das Garnbewußtsein noch unterentwickelter...
Nun ist der November ja bald vorbei, aber die vielen Inhalte, die seit Beginn veröffentlicht wurden, werden auch weiter online bleiben, wie ja auch die Inhalte der Jahre 2011 und 2012.
Nur Felicity Ford's Sounddateien werden Ende des Monats abgeknipst, man sollte also jetzt noch schnell vorbeihören!
Haben Sie gewußt, daß kein englisches Schaf unsere Schafe verstehen würde? Wenn unsere Freunde "Mäh Mäh" von sich geben, heißt es bei ihren englischen Artgenossen "Baa".
Noch ein paar Links:
Wovember, die Kampagnen-Seite ||Wovember Audio-Dateien || Wovember Ravelry-Gruppe
Ich stimme Regina überwiegend zu: Ich bin dafür, dass man qualitativ hochwertigere Stoffe/ Materialien tragen sollte und ich bin auch dafür, dass man gerade die alten Handwerke oder auch Züchter mehr zu schätzen lernt.
Sosehr ich auch nachvollziehen kann, dass ein englischer Züchter wie wolvember das so schreibt… aber Wolle kommt nicht nur vom Schaf. Wolle kommt auch vom Alpaka. Es ist auch nicht verkehrt, von Mohairwolle zu sprechen und es heißt auch Angorawolle.
Und ich finde, die Konsumenten hätten vor 2 Jahren, als genau diese Umstellung in den Shops erfolgen musste (Kennzeichnung nur noch „Wolle“ ohne weitere spezifizierung), viel mehr aufschreien müssen.
Wenn ein Shop das dann genauso umsetzt, hat er nicht viel falsch gemacht.
LG
Gabriele
Also diese Problematik kann ich ja nachvollziehen und finde auch den inflationären Umgang mit dem Begriff „Wolle“ sehr daneben. Leider ist es aber so (gerne lasse ich mich korrigieren ;-), dass es in unserer Sprache keine weiteren einigermaßen präzisen Begriffe für Tierhaare, die zu Fäden versponnen werden können, gibt. Daher also Hundewolle, Katzenwolle, Angorawolle usw. – alles nach der eigentlich Definition keine Wolle. Klar, aber was dann? Hundefaden, Katzengarn, Angoragespinst? Schwierig, oder? Allerdings ist völlig klar, dass alles sythetische nun wirklich keine Wolle ist. Aber mir dafür generell den Begriff „Garn“ anzugewöhnen war auch nicht so ganz einfach – aber es geht ;-)
Was mir allerdings auch nicht einleuchten will ist die EU-Verordnung, die vor zwei (?) Jahren für viel Verwirrung und Ärger bei den Händlern geführt hat, dass jegliche Wolle eben nur als „Wolle“ verkauft werden darf, ohne jeglichen präzisierenden Zusatz im Namen. Seither gibt es also keine Merinowolle, keine Shetlandwolle oder wie sie alle heißen, mehr, sondern halt „Wolle“. Irgendwo im Kleingedruckten findet sich dann „vom Merinoschaf“ – ist doch auch bescheuert, oder?
Da gibt’s also viel zu tun und bis da was von in den Köpfen der Allgemeinheit ankommt – weiß nicht….
Liebe Grüße
Regina Wollfrosch (gnihihi, Froschwolle – ist ja gaaaaanz übel ;-))))