Flachsblüte

Die Stricktradition fremder Länder und Regionen interessieren mich ja nun sehr, da verrate ich kein Geheimnis. Und mein Interesse an dieser Insel wurde ja durch einen Hinweis in einer Strickzeitschrift geweckt.
Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts, seit 1817,  siedeln Menschen auf dieser Insel dauerhaft, und das karge Land eignet sich für Schafzucht und Kartoffelanbau. Und bei dem Klima ist es ja kein Wunder, daß das Schafs-Vlies auch genutzt wird.
Und daß sich dabei spezielle Muster und Techniken durchsetzen.
Ich erwartete, wenn ich an das rauhe Klima und die langen Wintermonate denke, daß es, ähnlich wie im Baltikum, ausgefeilte Muster gäbe. Aber dem ist nicht so.
Handfest ist angesagt.

Creative Knitting Spring 2017

Auf der offiziellen Webseite der Insel findet man dazu Informationen und man kann auch gleich online bestellen, falls man nicht sowieso demnächst dort vorbeikommt.

Im Angebot sind

TdC - WolleMein Favorit ist das Garn, das in wunderschönen Naturtönen angeboten wird.

Tristan Island Wool Skeins
Sheared, carded and spun by Islanders From Tristan sheep
and available for you to make your own knitted garments.
Skeins are in units of 220 gms (290 gm with packing)

Ich habe mich schon verguckt und am liebsten würde ich sofort bestellen. Auch wenn ich gerade dabei bin meine Wollvorräte zu dezimieren / abzuarbeiten, lauert die Verführung doch überall ..

27 £ für einen Strang erscheint erstmal viel Geld, aber jeder Strang wiegt 220g, 100g kosten also umgerechnet 15€ (inclusive Versand), und das ist für solch ein weitgereistes Garn doch ein guter Preis.  Ein weiterer Vorteil: aufgrund der sicherlich langen Lieferzeit muss ich dann ja auch nicht sofort damit etwas stricken - das hat sicherlich Zeit bis in den Herbst!

Die Strickwaren finde ich nicht unbedingt attraktiv. Da gibt es Herrenpullover (Ganseys), Socken, ärmellose Pullunder, Schals, Jacken, Handschuhe, Mützen -  alles recht standard-british Knitwear.
Aber: diese Stücke werden auf Bestellung gefertigt, der Käufer wählt die Farben, gibt die Maße an und kann noch weitere Extrawünsche äußern, und alles zu einem sehr fairen Preis.

Das Besondere aber: Tristan da Cunha hat ein eigenes Label für Strickwaren, 37 Degrees South Knitwear from Tristan. und 51 Damen stricken dabei.
Dawn Repetto hat das Projekt organisiert. Jeweils ein Etikett für auf der Insel erstandene Strickwaren und ein Etikett für online-bestellte Waren gibt es, auf die Idee muss man erstmal kommen.
Und jeder Bestellung wird ein Zertifikat beigelegt, das die Echtheit des Produktes bezeugt.

Ich bin ja angetan von den "LoveSocks", die als Spezialität der Insel Tristan da Cunha vermarktet werden, als Socken, Schlüsselanhänger, Handytasche und was einem sonst noch so einfällt wenn man nach Marketing-Ideen sucht.

Diese Socken werden mit importierter bunter Wolle gestrickt, auf Bestellung und nach Angabe der Maße und Wünsche, ein Ursprungszertifikat ist auch wieder bei jedem Paar dabei und eine Information, was es mit den Streifen auf sich hat.

Ich habe einen Sampler mit allen Varianten gestrickt um das zu verdeutlichen.

Tristan da Cunha - Lovesockstreifen
Lovesocks

Ich habe mich in der letzten Woche mal mit den Streifen und deren geheimer Bedeutung beschäftigt. Auf der Webseite wird die Anordnung der Streifen ja folgendermaßen beschrieben:

Fondness Zuneigung 2 breite Streifen
Loyalty Treue 2 breite und 2 schmale Streifen
Friends Forever
Immerwährende Freundschaft 2 breite und 3 schmale Streifen
Great Affection
Starke Zuneigung 2 breite und 4 schmale Streifen
Head over Heels in Love HalsüberKopf verliebt 2 breite und 5 schmale Streifen
Will you be Mine? Willst Du Mein sein? 2 breite und 6 schmale Streifen

Ja, was hat es nun damit auf sich?
Daß in manchen Stricksachen geheime Botschaften (nicht nur Wünsche) eingestrickt werden oder wurden, das ist ja oft erwähntes Thema.
So erzählt Charles Dickens in seiner Erzählung Eine Geschichte von zwei Städten von den französischen Tricoteuses, Frauen, welche den Hinrichtungen der französischen Revolution beiwohnten und angeblich Denunziationen in ihre Muster strickten, wie, das erklärt der Herr Dickens nicht. Und Agatha Christie übernimmt den Plot in ihrem Krimi Sie kamen bis Bagdad und läßt ihre Protagonistin geheime Botschaften in ihren Schal stricken. Wie, das erklärt auch sie nicht. Das soll ja geheim bleiben..

Aber solchen geheimen Botschaften ist gemeinsam, daß nur, ausschließlich Sender und Empfänger die Botschaft wahrnehmen und ihre Bedeutung entziffern können. Bei den LoveSocks hier aber wird die Bedeutung des Streifencodes ja ausdrücklich aufgelistet, damit man nur ja die richtige Variante wählt und nicht aus Versehen einen Heiratsantrag verschenkt hat. Wie das?

Die LoveSocks-Strickerinnen und die Love-Socks-Empfänger kennen also die Botschaft? Was ist denn dann geheim?

Auf der Seite über die Geschichte dieser Socken findet sich eine Erklärung dafür:

In the old days the community of Tristan was rather shy and so were people of few words. Love and affection was often shown by gestures and one particular gesture was the knitting of socks, which held a special significance.

Man sprach also nicht über Gefühle, sondern verständigte sich über Gesten und Rituale. Eine Verlobung z.B. ging so vonstatten und da kommen die Socken ins Spiel:

  1. der heiratswillige junge Mann besucht die Familie seiner Auserwählten, bringt ein kleines Geschenk mit und sitzt mit den Eltern in der Küche Der Vater ahnt also daß eine seiner Töchter (so er denn mehrere unverheiratete hat), diesem jungen Mann besonders gefällt.
  2. die Auserwählte erscheint und überreicht dem Freier ein Paar Socken.
  3. der junge Mann weiß nun, was die junge Frau von ihm hält, wie sehr sie ihn mag.
  4. wenn er nun mit der Sockenbotschaft einverstanden ist und weiter um die Erwählte werben möchte, schustert er ein Paar Mokassins für sie
  5. Danach bietet die junge Frau an, ihm in Zukunft die Wäsche zu waschen und damit steht der Verlobung nichts mehr im Wege.

Das Alles erscheint mir recht bodenständig, aber Brautwerbung ist ja in vielen Gesellschaften stark ritualisiert und kommt sehr oft ohne Worte aus.
Es sind also keine geheimen Botschaften, die da camoufliert gestrickt werden. Es ist einfach eine Sache der Schüchternheit.

Und einen Vorteil hat die Anordnung der Streifen: Zwei breite Streifen werden für jede Variante gestrickt. Und wenn ein Mädchen sich gar zu sehr wünscht endlich zu heiraten, wird sie Paare mit etlichen schmalen Streifen stricken, entwickelt sich aber während des Strickens eine zarte Zuneigung, kann sie ja immer noch einen Streifen mehr stricken...

Die heimische Wolle wird nicht gefärbt, also brauchte man für die Streifen importierte Wolle. Und so hatte jede Familie mit heiratsfähigen Töchtern immer einen Vorrat bunten Garns im Stash, um auf alles vorbereitet zu sein.
Es gab Zeiten, in denen jahrelang keine Schiffe vorbeikamen, aber die Kinder auf der Insel wuchsen trotzdem zu jungen Leuten heran, da ist es besser, wenn alle Farben vorrätig sind und jede Variante des Einverständnisses gestrickt werden kann. 

Also?

Wer mit einer Brautwerbung rechnet, sollte entweder solche Socken stricken oder sich einen Vorrat im Online-Store von Tristan de Cunha bestellen!

Es heißt, man käme auf diese Insel, die mich gerade so fasziniert, nur mit dem Schiff. Das stimmt wohl, auf der offiziellen Webseite des Archipels findet sich in den allgemeinen Reisehinweisen nur diese Reisemöglichkeit. gleich mit einer Warnung:

An early warning -
You can't just turn up in Cape Town and jump on a ship to Tristan da Cunha.

All visitors need the prior approval of the Administrator / Island Council,

Das hat ja auch seine Berechtigung, ich sehe das ein und wenn ich  mich dann tatsächlich auf den Weg mache, halte ich mich auch an diesen Rat. Bis dahin werde ich mir diese Vorschläge notieren.
Aber es gibt auch andere Möglichkeiten der Annäherung, über die Literatur (Jules Verne - Die Kinder des Kapitän Grant, Johann Gottfried Schnabel -Die Insel Felsenburg, Arno Schmidt in seinen Notizen, Raoul Schrott - Tristan da Cunha), mittels Atlas und Bing- oder Google-Map, nicht per Facebook (habe ich ja schon geschrieben), aber auch per Briefmarke! Denn die kleine Gemeinschaft finanziert sich zu einem guten Teil über die Sammelleidenschaft der Briefmarkensammler.

Seit ich mich mit der Pottmütze beschäftigt habe, weiß ich daß historische Ansichtskarten reichlich angeboten werden und deshalb stöberte ich beim Ansichtskartenversand und bei Ebay nach Postkarten mit Motiven aus TdC.  Karten fand ich keine, aber dafür tauchten Briefmarken auf. Viele viele Briefmarken, die von dieser überseeischen Besitzung herausgegeben werden, zu vielen vielen Anläßen. Ganz gleich ob einem der britischen Royals eine Warze entfernt wurde oder irgendwo ein anderer Rekord erreicht wurde, TdC gab eine Briefmarke heraus. Und auch heimatliche Motive wurden umgesetzt. Motive aus der Geschichte und aus der Gegenwart.

Diese Marke mit der Frauengruppe gehört zu einem Satz aus dem Jahre 1984, den ich mir gerade geleistet habe.

Tristan da Cunha - 45 Pence
Tristan da Cunha - Briefmarken scheren - kardieren - spinnen - stricken

Scheren - Kardieren - Spinnen - Stricken = so werden die Vliese der heimischen Schafe verarbeitet. Auf dem Block steht noch zu lesen:

"The production of warm and attractive woollens on the remote South Atlantic island of Tristan da Cunha is a fine example of a traditional cottage industry. Wool from the island's 1000 sheep is washed, picked, lightly-oiled and carded before being spun into hanks on hand-made spinning wheels. The end products of a process that has changed little since the island was first settled in the early 19th century are expertly knitted socks, jerseys and other woollens."

Tristan da Cunhas Wollproduktion

Die besten Informationen über die Insel, ihre Bewohner und deren Beschäftigungen findet man auf der offiziellen Webseite https://www.tristandc.com/ Dort habe ich natürlich auch herumgestöbert und gleich im Hauptmenü den Menüpunkt "Online store" angestgeuert.

TdC Online Shop

Zwischenbemerkung: Wie fand ich die Webseite der Insel und den Online-Store?

Ich hatte einige Strickmagazine durchgeblättert und war in der Creative Knitting vom Frühjahr 2017 auf den kleinen Schnipsel in der Rubrik "This just in - Stay in the loop in all things knitterly" aufmerksam geworden. Das Satellitenbild ist ja nun wirklich ein EyeCatcher und der Titel? "Love Socks knit on a Volcano" - wäre das Bild nicht gewesen, ich hätte an die Katze auf dem heißen Blechdach gedacht.... aber ich folgte dem Link. Dieser kleine Hinweis war wirklich der Trigger für die meine Gedankenreise.

Und so werde ich heute nachmittag die Infos auf der Webseite weiter durchstöbern und vielleicht auch ein paar Streifen stricken (nur als Sampler, nicht als Socke) um dann mehr berichten zu können.

Creative Knitting Spring 2017

Es soll ja ab und an behauptet werden, Schafe seien dumm, und dem widerspreche ich. Zum Einen sind diese Tiere sehr gesellig, zum Anderen lieben sie die Freiheit. Es gibt Herdentiere unter ihnen und freiheitsliebende Individualisten.

So kommt aus Australien immer wieder die Kunde von entlaufenen, zurückgekehrten oder eingefangenen Schafen, die während ihres Alleingangs heftig viel Vlies angesetzt haben. Immer wieder erfreuen uns solche Riesenwollknäuel. So brachte ein australisches Schaf, das ausgebüxt war und im September 2015 zum ersten Mal geschoren wurde, 40kg Wolle auf die Waage! Das entspräche 30 Wollpullovern... meinte man.
Und jetzt wurde gerade wieder die Heimkehr eines Schafes berichtet. Es war 2013 als Lamm bei einem Buschfeuer in Australien ausgebüxt und dann wieder zurückgekehrt.

Australisches Riesenschaf

Dieses Schaf brachte 2015 40,5kg Merino-Vlies auf die Waage und wog selber 44kg, trug also mehr als sein eigenes Gewicht.

Hut ab!

Prickles (c)Alice Gray

Prickles paßte gerademal auf die Ladefläche eines Kombis...
Photo: ©Alice Gray

Daß es nicht soviel Vlies trüge wie das erstgenannte, war offensichtlich, aber wieviel Kilogramm werden es wohl sein? Die Farmerfamilie startete einen Wettbewerb, ließ die Teilnehmer die Menge schätzen und sammelte Geld ein. So kamen in weniger als 2 Wochen 12.000 australische Dollar zusammen (rund 7000€) und dann konnte das Schaf geschoren werden. Das Vlies wird als außerordentlich gut bewertet.

Der gesammelte  Betrag wurde nun dem UN Flüchtlingswerk gespendet, eine kluge Entscheidung.
Daß das Schaf letztendlich doch nicht ungeschoren davon  kam, auch wenn es sich klug sieben Jahre hatte allein durchschlagen können, zeigt das nachstehende Video.

Wer könnte also behaupten, Schafe seien dumm?
Daß hingegen Menschen dumm sind, beweist nicht nur der amerikanische Präsident mit dem toten Tier auf dem Kopf, überall begegnet uns soviel Dummheit daß es geradezu zum Heulen ist.
Nur ein paar Beispiele:

Ich beschäftige mich ja zur Zeit sehr gerne mit der Geschichte und den Geschichten der Insel Tristan da Cunha und habe deshalb auch bei Facebook geschaut, was sich dort dazu findet. (Die  offizielle Webseite der Insel und weitere Informationen stelle ich morgen vor).
Und selbstverständlich gibt es eine FB-Gruppe zu diesem Thema. Ich bin ihr beigetreten und trete auch wieder aus. Denn das, was dort so gepostet wird, ist wirklich zum Heulen.
Zur Zeit ist "social distancing" bekanntermaßen das  Gebot der Stunde, auch im o.g. Video über das Scahf Prickles fiel dieser Begriff, und das sind natürlich viele Facebooker gespannt, wie man das auf der Insel denn so mit dem "Social Distancing" hält. Es wurde also gefragt, ob den Bewohnern das Distanzieren leicht fiele, ob es Internet gäbe und ob dieses stark genug sei um während des Hausarrests Netflix zu schauen..

Wie bitte?? Die Insel liegt 2800 km von jeder anderen menschlichen Siedlung entfernt, man braucht rund eine Woche mit dem Schiff um dorthin zu gelangen und die 270 Bewohner dieses Islands leben ja nun wirklich schon immer ziemlich isoliert - Wenn eine Bevölkerung kein Social Distancing braucht, dann doch sicherlich die Bewohner der Vulkaninsel... Und die offizielle Verlautbarung der Inselverwaltung betont auch daß Tristan da Cunha corona-frei sei (so wie das Amt Züssow, in dem ich lebe, auch hier keine Infektionen, keine Krankheits- und keine Todesfälle, Ostvorpommern ist im gewissen Maße auch eine Insel).

Wie dumm kann man sein, um überhaupt auf solche blöden Fragen zu kommen?

Und jetzt schlage ich den Bogen, warum ich eigentlich diese abgelegene Insel so thematisiere. Das hat einen Grund. Dort gibt es Schafe (Merino-Schafe), es wird Wolle produziert und es gibt auch so etwas wie eine Stricktradition. Morgen dann mehr dazu, erstmal einen guten restlichen Ersten Mai!

Da habe ich mich doch sehr geirrt, als ich meinen ersten Beitrag "Von Pommern in den Südpazifik" betitelte. Selbstverständlich liegt die Insel im Süd-Atlantik!
Solch ein Fauxpas sollte mir eigentlich nicht unterkommen, hab ich doch auch mal Geographie studiert, aber es ist passiert. Also korrigiere ich das hier selbstverständlich, auch den Beitragstitel.
Aber wo liegt die Insel denn nun genau?

Die geographischen Daten: 37° 6′ S, 12° 17′ W, also auf dem südlichen 37. Breitengrad und dem westlichen 12. Längengrad.

Die Wikipedia verortet die knapp 100qkm große Insel so:

Tristan da Cunha liegt im Südatlantik etwa 3200 km vom Cabo Frio in Brasilien sowie 2800 km vom Kap der Guten Hoffnung in Südafrika entfernt und ist Teil des Mittelatlantischen Rückens. Zu dem Archipel Tristan da Cunha gehören auch die 399 km in südsüdöstlicher Richtung gelegene Insel Gough mit einer bemannten Wetterstation sowie die 33 km südwestlich gelegenen, unbewohnten Inseln Inaccessible Island, Nightingale Island, Middle Island und Stoltenhoff Island. Nightingale, Middle und Stoltenhoff werden häufig als Nightingale Islands zusammengefasst.

Ich habe überlegt, wie ich am besten dorthin gelange, denn die Insel ist nur per Schiff aus Südafrika zu erreichen, wenn man nicht gerade den Atlantik überquert oder sonstwohin segelt. Es sind nur wenige Stationen und schon wäre ich da:
Von Gribow zum Bahnhof nach Züssow => von Züssow zum Bahnhof in Berlin=> Vom Bahnhof in Berlin zum Flughafen Tegel (nein, an den BER glaube ich nicht) => Flug von Tegel nach Kapstadt / Südafrika => vom Flughafen Kapstadt zum Kapstadter Hafen => und dann mit dem Schiff bis zum Hafen Calshot Harbour und zum Settlement, auch Edinburgh of the Seven Seas geheißen.

Wenn's doch nur so einfach wäre!

Der Film, den ich eigentlich einbinden wollte, läßt sich nicht einbinden, aber es gibt auch noch andere Filme.
Also zeige ich als ersten Film den Beitrag "No Place like Home" von 1989, und schauen Sie genau hin:

es gibt Schafe, es wird Wolle erarbeitet und es wird auch gestrickt!

Wir dürfen nicht reisen, die Kleinstaaterei schlägt Purzelbäume und der Föderalismus zeigt eine häßliche Seite: Wir werden nur noch als Inhaber von Meldebestätigungen gesehen und einen zweiten Wohnsitz zu haben ist schon fast ein Kapitalverbrechen, liebe Landkreisleute wollen alle vertreiben, die hier nichts zu suchen haben, da reicht schon ein vermeintlich falsches Autokennzeichen. Der Virus scheint sich nach ihrem Verständnis anhand von Meldezetteln und Verwaltungsgrenzen zu verbreiten und nicht durch Kontakte und Begnungen. Also kann man Menschen, die sicher an einem ruhigen Ort verweilen, des Landes verweisen, ab in die Millionenstädte. Denunziantentum, Bespitzeling und Hartherzigkeit  greifen ineinander, angefeuert durch den Selbstdarstellungsehrgeiz vieler Politiker. Herr Caffier, der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, geriert sich wie der Stadtkommandant Rummelpuff in Nestroys Freiheit in Krähwinkel, flüstert der Ministerpräsidentin Schwesig immer neue Verordnungen ein, widersprechende, verwirrende, aber Hauptsache sein Ego ist gestärkt und er kann sich als "Krisenmanager" fühlen. Dabei ist er die Krise...

Da richte ich mich auf eine lange Verweildauer im ländlichen Weiler ein und schreibe alle meine Pläne für den Sommer ab. Wo aber Gefahr ist wächst das Rettende auch .. ich telefoniere via satellite-App oder WhatsApp-Telefon mit Freunden in der Welt, ich blättere in der Wikipedia, treibe mich mithilfe von GoogleEarth auf dem ganzen Globus herum und meine Phantasie blüht. Es gibt einige mythische Orte, die schon sehr sehr lange auf meiner Reiseliste stehen . ich wollte immer schon nach Samarkand, ich möchte wieder nach Isfahan, aber mein stärkster Faible? Inseln!

Warum Inseln? Ich habe viele Inseln aufsuchen können in meinem Leben, als Jugendliche im Familienurlaub ging es nach Sylt, Norderney oder Mallorca, als Studentin verbrachte ich viel Zeit auf Kreta, aber die Inseln abseits dieser touristischen Ziele haben es mir ganz besonders angetan. Das Leben auf einer Insel ist von ganz anderen Regeln und Bedingungen geprägt als das Leben auf dem Festland, ein solches Leben formt den Charakter der Menschen und auch ihre Kultur.

Helgoland in der Hochsee, der heilenden Luft wegen, die Solovki-Inseln im russischen Weißen Meer, der Musik und Freundschaft wegen, Orkney - Shetland - North Ronaldsay der seetangfressenden Schafe wegen, Muhu - Kihnu - Vormsi - Manija der Strickkunst wegen - diese Orte bedeuten mir viel und alle liegen in rauhen Gewässern. Und überall habe ich mich am richtigen Ort gefühlt.

Und da blitzt ein Eiland auf, ganz ganz weit im Süden, so weit weg wie nur möglich- Tristan da Cunha

 

Tristan da Cunha

Tristan da Cunha

Ein portugiesischer Name für eine Commonwealth-Insel, besiedelt von Menschen aus dem englischen Königreich, Holland und Italien...

Dieser Name hat einen Zauber, hat schon in Kindertagen mein Fernweh gereizt.

Tristan da Cunha, Wikimedia Commons

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10 Quadratkilometer Vulkan-Insel, 2800 km entfernt von Kapstadt, zwischen Argentinien und Südafrika im Südpazifikatlantik gelegen, ein Teil des Britischen Empires, besiedelt von Walfängern und Abenteurern, heute bewohnt von wetterfesten Fischern und Kartoffelpflanzern, ein vertrauter Name für Briefmarkensammler und auch ein literarischer Topos- Raoul Schrott hat einen meisterhaften Roman über diese Insel geschrieben.

Die Insel hat sich in meinem Kopf festgesetzt, ich habe Reisemöglichkeiten, Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten studiert und festgestellt, eine solche Reise ist machbar. Es braucht Zeit, Muße und Seetüchtigkeit.
So nach und nach werde ich hier auf der Wockensolle Infos zusammenstellen über  Historie, Anreise, Aufenthalt, ja und auch über das Stricken! Denn auf Tristan da Cunha wird gestrickt!

In den nächsten Beiträgen werde ich ein wenig über die Faszination so weit entfernter Orte, remote places, räsonnieren, die Insel genauer vorstellen und dann natürlich auch die Stricktradition der Insel vorstellen!

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