12.03.2014 | Strickgeschichte(n)
Ganz am Anfang der Wockensolle habe ich ja mehrfach das Standardwerk von Thérèse de Dillmont, die Enzyklopädie der Nadelarbeiten, erwähnt und auch ein paar Strumpfspitze aus Ihrem Buch vorgestellt und nachgestrickt.
Das Spitzentrio der Thérèse de Dillmont
Auf Flickr habe ich eine Galerie mit passenden Abbildungen zusammengestellt.
Ich habe auch eBook-Ausgaben ihres Buches studiert, aber oft sind diese wie fast alle digitalen Ausgaben historischer Strickbücher, die ich gesehen habe, schlecht, denn das Buchlayout gibt die Anordnung der BIlder in Bezug auf den Text meistens nicht korrekt wieder. Automatisierte Scans sind nicht immer geeignet für solche Aufgaben.
Encyclopedia of Needlework, Frontispiz
Umsomehr freut es mich, daß es die kompette ENCYCLOPEDIA OF NEEDLEWORK auch online gibt. Gestern habe ich die englischsprachige Webseite http://encyclopediaofneedlework.com gefunden. Hier stimmen Bild und Text zusammen und das Stricken ist im 8. Kapitel ausführlich behandelt.
Wer also bei der lieben Thérèse nachlesen möchte und kein richtiges Buch zur Hand hat, findet hier die beste Alternative.
13.06.2013 | meine Projekte, StrickTraditionen und - Technik
Mit dieser Vorlage wird ein anderer nicht minder praktischer Strumpfabschluss gebracht.
Anleitung Nr. 364
Im ersten Gang werden die beiden ersten Maschen je einer Nadel verkehrt abgenommen.
Der 2. und 3., der 5. und 6., der 8. und 9., der 11. und 12., der 14. und 15., der 17. und 18. Gang werden glatt gestrickt.
4. Gang: Die 1. Masche einer jeden Nadel glatt abstricken; die 2. und 3. Masche und die beiden letzten verkehrt abnehmen.
7. Gang: Die beiden ersten Maschen einer jeden Nadel glatt abstricken, die 3. und 4. Masche sowie die beiden letzten Maschen verkehrt abnehmen.
Es wird nun bei jeder Abnahme um eine glatte Masche mehr zu Anfang der Nadel gestrickt.
Wenn sich die beiden Nähtchen vereinen, wird die letzte Masche einer jeden Nadel über die erste Masche der nächsten gezogen; die Zwischenmaschen sind glatt zu stricken. Das Abnehmen ist bis auf die letzten Maschen gleich fortzusetzen.
Strumpfspitze #364 / Thérèse de Dillmont
Diese Spitze hab ich nicht so gern gestrickt. Da die gute Madame Dillmont keine Maschenangaben trifft, habe ich wie bisher 64 Maschen angeschlagen. Dann kam es aber im 16. Gang nicht so so recht hin, ein Gang Abnahmen fehlt, die Anleitung im Buch braucht wohl 70 Maschen.
Außerdem wird diese Strumpfspitze sehr kurz, man muß also mindestens 2cm mehr "Fußlänge" stricken, bevor man mit der Spitze beginnt.
Nun, zum Ende hin wurde die Anleitung auch recht unklar und ich habe mich eher am Bild orientiert. Zudem musste ich noch nachschauen, was eine "verkehrte Abnahme" bei Madame Dillmont ist:
Verkehrt Abnehmen: Zwei Maschen verkehrt zusammenstricken; dies geschieht um die zusammengestrickten Maschen sichtbar zu machen, oder bei Arbeiten in Streifen auf der Kehrseite, wenn das Abnehmen auf der Rechtseite nach rechts liegen soll.
Verkehrte Masche. Die Kehrseite einer Strickerei kann auch absichtlich ausgeführt werden. Die verkehrt gestrickte Masche heißt verkehrte, zuweilen auch linke oder krause Masche.
Um sie zu bilden, wird der Faden auf die linke Nadel gelegt, die rechte Nadel von oben herab hinter dem Faden in die Masche der linken Nadel geführt, der Faden von unten nach aufwärts auf die rechte Nadel gelegt, durch die Masche gezogen und die Masche von der linken Nadel fallen gelassen.
Fazit? Verkehrte Abnahme = 2 Maschen links zusammenstricken
Und nochwas zum Spaß: Beim Fotografieren dieser Strumpfspitze zeigte sich das Strickstück von einer ganz unerwarteten Seite:
Strumpfspitze mal andersrum
Honi soit qui mal y pense!
Können Sie sich aber der Annahme, daß Stricken durchaus eine körperliche Seite hat, nicht verwehren, verweise ich Sie noch auf einen anderen Artikel hier: Brust-Stricken ;=)
12.06.2013 | meine Projekte, StrickTraditionen und - Technik
Anleitung Nr. 363
Das Abnehmen beginnt hier mit den ersten beiden Maschen einer jeden Nadel und zwar ist die erste Masche abzuheben, die zweite abzustricken, die erste Masche über die zweite zu ziehen.
Ueber jeden Gang mit Abnahmen ist ein glatter Gang zu stricken,
In den folgenden GÄngen werden im zweiten die 3. und 4. Masche, im dritten die 5. und 6. Masche, im vierten die 7. und 8. Masche abgenommen, sodass zum Schluss das Abnehmen eine Art Schneckenwindung bildet. Der Abschluss wird den andern gleich hergestellt.
Spitze #363
Diese Spitze gefällt mir bisher am besten, Ich habe aber ab dem Moment, wo nurmehr 4 Maschen auf einer Nadel waren, also die letzten zwei Abnahmen, bisher immer die Zwischenrunden (Gänge) ausgelassen. Dann sitzt die Spitze auf meinen Zehen besser.
11.06.2013 | meine Projekte, StrickTraditionen und - Technik
Aus dem Buch: Anleitung Nr. 362
Hier müssen die Maschen vor Beginn des Abnehmens zu 8, 10 oder 12 eingetheilt werden.
Angenommen, sie seien durch 10 theilbar, so sind 8 Maschen glatt zu stricken, die neunte und zehnte hingegen abzunehmen. Dann folgen wieder 8 glatte Mashcen, wieder eine Abnahme und so fort um die ganze Rundung.
Nach dem Gang mit Abnahmen folgen ebensoviele glatte Gänge, als Maschen zwischen den Abnahmen liegen.
Strumpfspitze #362
Bei jeder folgenden Abnahme hat eine Masche weniger zwischen den abgenommen zu bleiben, so zwar, dass beim zweiten Abnehmen 7 Zwischenmaschen bleiben und 7 glatte Gänge gestrickt werden, beim dritten Abnehmen 6 Zwischenmaschen bleiben und 6 glatte Gänge gestrickt werden; beim vierten Abnehmen 5 Zwischenmaschen bleiben und 5 glatte Gänge darüber u.s.f.
Die restlichen Maschen werden dann bis auf 4 im Kreise abgenommen, welche nach dem Innern des Strumpfes gebracht und vernäht werden.
hier muss man ein wenig aufpassen, aber die Logik erschließt sich. Interessant ist, wie sich das Maschenbild je nach verwendetem Garn verändert. Heutiges Sockengarn hat doch viel mehr Halo, wie Tina es nennt.
10.06.2013 | meine Projekte, StrickTraditionen und - Technik
Aus dem Buch: Anleitung Nr. 361
Auch bei den Beschreibungen dieses Strumpftheiles bringen wir zuerst die einfachste und landläufigste Art ihn auszuführen. Von den vier letzten Maschen der ersten und dritten Nadel werden die zwei vorletzten Maschen abgenommen und die zwei letzten Maschen glatt abgestrickt; die zwei ersten Maschen der zweiten und vierten Nadel sind ebenfalls glatt abzustricken, die dritte und vierte Masche durch Ueberziehen abzunehmen.
Strumpfspitze #361 / Thérèse de Dillmont
Ueber jede der vier Abnahmen sind zwei glatte Gänge, nach den späteren Abnahmen nur mehr einer zu stricken, Wenn nur mehr vier Maschen auf jeder Nadel liegen, so werden diese nach der Sohlenbreite auf zwei Nadeln vereint und auf der Innenseite zusammengestrickt.
Das ist wohl auch heute noch die übliche Spitzenvariante. Die gute Madame de Dillmont gibt keinerlei Angaben zur Maschenzahl und überläßt den Wechsel "nach den späteren Abnahmen" der eigenen Einschätzung.
09.06.2013 | meine Projekte, StrickTraditionen und - Technik
es gibt nicht nur die eine Methode, die wir in der Schule gelernt haben. Ein Blick in alte Handarbeits- und Haushaltungs-Bücher bringt eine große Auswahl an Spitzenvarianten ans Licht. So kann man sich die Spitze aussuchen, die für die eigenen empfindlichen Füße am geeignetesten scheint.
Ich habe im Winter mal ein paar Strumpfspitzen ausprobiert und dabei "meine eigene" Strumpfspitzen-Technik gefunden. Die hat sich inzwischen bei mehr als 10 Paaren bewährt, ist also nicht falsch. Es gibt aber auch noch orthopädische Strumpfspitzen, Birkenstock-Spitzen und sicherlich noch so Einiges mehr.
Ich habe den Anfang gemacht mit den Anleitungen aus der Encyklopædie der weiblichen Handarbeiten von Thérèse de Dillmont,
Das Spitzentrio der Thérèse de Dillmont
Die Details der einzelnen Varianten liefere ich diese Woche, Spitze für Spitze, hier auf der Wockensolle. Auffällig ist schon mal, daß jede Spitze anders lang wird, man also beim Wechsel zu einer anderen Technik nachmessen muss und nicht so einfach drauflosstricken kann.
Therese de Dillmont: Encyklopaedie der weiblichen Handarbeiten
Aus dem Vorwort:
Der gänzliche Mangel eines Werkes, welches in Wort und Bild alle unter dem Namen W e i b l i c h e H a n d a r b e i t e n gemeinte Fertigkeiten vereint enthält, bewog mich, meine im Laufe der Jahre, durch unausgesetzte thätige Uebung erworbenen Kenntnisse in diesem Fache niederzulegen, um damit emsigen Frauen und Mädchen die Gelegenheit zu bieten, sich mit Hülfe dieser Encyklopædie selbständig in allen Nadelkünsten zu unterrichten.
Ich nahm dieses Angebot an und unterrichtete mich selbständig ;=)
Quelle: Thérèse de Dillmont, Encyklopædie der weiblichen Handarbeiten
Verlag von Th. de Dillmont, Dornach (Elsass), ca. 1900
zu beziehen durch Th. de Dillmont in Dornach (Elsass) und durch alle Buchhandlungen und Strickwarengeschäfte
Preis; Groß-Octav-Format mit englischem Einabd und Goldschnitt: 3,-- Deutsche Mark, 3.75 französische Franken oder 3/- englische Schilling
mein Preis: 28,00 € bei ZVAB.