Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Am 10. Juli ging es nach Olustvere zum Craft Camp, aber davor kamen wir noch einmal zu einem gemeinsamen Abend zusammen.
Auf solch einer Reise vergißt man leicht Datum und Zeit und so kam es, daß ich Külli schon für den Abend vorher eingeladen hatte... "Connie, I don't see you and nobody is knitting here"  , war ihre Mitteilung an mich...

Aber am Samstagabend trafen wir uns dann doch noch im Restaurant F-Hoone.

Im Restaurant F-Hoone, Tallinn

Kaidi-Kätlyn kennen wir aus Lettland, sie hatte dort am Knitting Camp teilgenommen und uns sehr beeindruckt,. Sie strickt mit atemberaubender Geschwindigkeit wunderschöne Dinge. Hier trägt sie das Kleid, das sie als Abschlußarbeit für den Kunstunterricht entworfen und umgesetzt hat. Inzwischen hat sie ja auch noch zum 3. Mal den 3. Preis beim Haapsalu Lace Day gewonnen. Sie beeindruckt mich sehr.

Kaidi-Kätlyn schenkte mir ein wunderschönes, von ihr gestricktes Tuch, mit kleinem Streumuster und schöner Spitzenkante. Ich war (und bin) immer noch sehr gerührt. Solch eine unerwartete Freude.

Ja, damit ging die von mir organisierte Reise von Riga nach Tallinn zu  Ende, Christiane und Ewa reisten am Sonntag zurück nach Deutschland und wir Übriggebliebenen (Sue, Simone, ich) starteten am Sonntag zum Craft Camp 2017 der Cultural Academy Viljandi. Wir waren sehr gespannt, denn für diesmal hatten sich 71 Teilnehmer angemeldet... wie wird das werden?

Nun, ich kann schon mal sagen, daß es gut war. Ich habe viel gelernt, viel Freude gehabt, viele Teilnehmerinnen wieder gesehen, aber davon im nächsten Beitrag!

Und auf den Storch von Olustvere freute ich mich ganz besonders, wann sieht man schon mal einen Storch auf dem Dach sitzen oder in einem Fußballtor spazierengehen?

Der Storch im Fussbaltor

Unsere Reise nach Tallinn nähert sich dem Ziel, am 7. Juli verlassen wir die Insel Saaremaa und fahren nach Tallinn, mit einem Stopp in Haapsalu.

An der Fähre zum Festland ein letzter visueller Gruß: selbst am Fähranleger gibt es hier ein Handarbeitsgeschäft... wir sind aber zu früh und so bleibt uns nur der Blick durch die Fenster.

An der Fähre

In Haapsalu sind wir mit unseren Bekannten Anne und Embi zum Kaffee im Café Hugo verabredet, und selbstverständlich werden wir auch das Lace Center / Pitsikeskus besuchen und durch die Geschäfte bummeln.

Vor 2 Jahren war ich das erste Mal in dieser hübschen Stadt am Meer, habe das Spitzenzentrum kennengelernt und Freundschaften geschlossen.

Seitdem versuche ich bei jeder Reise nach Estland hier vorbeizukommen.

Der erste Weg führt uns ins Lace Center, und zu unserer Freude wird hier gerade die Ausstellung "Eesti Valge -Estnisches Weiß" gezeigt, die ich schon im letzten Winter in Tallinn bewundern konnte.

Nicht nur Spitze, auch Handschuhe, Strümpfe, Kleider werden ausgestellt, jedes Exemplar schöner als das andere.

Natürlich verlockt das bunte Garn zum Kauf, und Mirja, die Leiterin des Zentrums, tut ihr Bestes, aber ich bleibe standhaft, ich habe genug Garn für ziemlich viele Tücher und Schals zuhause. Mich freut, mit wie vielen Farben heutzutage gestrickt wird, zum klassischen Weiß kommen jetzt noch viele andere schöne Farben, aber es wird auch mit anderen Wollqualitäten gestrickt, sogar mit Mohair-Garn, wie ich erfahre. Das kann ich mir aber nun nicht mehr vorstellen, die schönen Muster verschwinden doch wohl alle im Flausch...

Das Zentrum wird von Touristen besucht, aber nicht nur.

Diese kleinen Besucher warten auf ihre Mutter, die gerade neues Garn besorgt.

Cool!

Das Lace-Center ist recht rührig, es werden immer neue Ausstellungen gezeigt, die Mitglieder treffen sich zu gemeinsamen Stricken oder zu Kursen und Vorträgen und unternehmen Ausflüge, so zum Beispiel zum "Mardilaat"-Markt in Tallin oder weißgekleidet am "Weiße-Dame-Tag" in Haapsalu. 

Zu den Mitgliedern zählen auch die Verfasserinnen der inzwischen doch recht zahlreichen Haapsalu-Schal-Bücher und immer wieder entwerfen sie neue Muster. So bekam die estnische Präsidentin, Kersti Kaljulaid, bei ihrem Besuch im Lace Center auch einen eigens von Sirii Reimann entworfenen Schal überreicht. Ein ausführlicher Bildbericht über diesen Besuch findet man auf der Seite der Zeitung Lääne Elu.

Jedes Jahr im August veranstaltet das Lace-Center auch den Lace-Day (Pitsipäev) mit Vorträgen, Freiluft-Stricken, Verkaufsständen, einer Modenschau und einem Strickwettbewerb.

Und dieses Jahr vergab die exzellent besetzte Jury (Linda Elgas, Aime Edasi, Siiri Reimann, Aasa Jõelaid und Anu Pink) den dritten Preis an Kaidi Kätlyn Reimann, die bereits 6 Mal an diesem Wettbewerb teilnahm und nun zum dritten Mal einen Preis gewann. Kaidi Kätlyn hat uns alle schon beim Knitting Camp "let's Knit in Kurzeme" im Mai in Lettland beeindruckt. Um so schön stricken zu können muß man wohl in Estland geboren und/oder aufgewachsen sein. Herzlichen Grlückwunsch!

Hier der Link zu einer Bildergalerie mit Eindrücken vom 6. Pitsipäev in Haapsalu im August! Ich war leider nicht dabei ;=(

Sirii Reimann und der Präsidentinnenschal

Der 3. Preis ging an Kaidi-Kätlyn!

Die Preisträgerinnen 2017

Die Preisträgerinnen 2017

Dieses Video zeigt einen Ausschnitt von der Modenschau des diesjährigen Spitzentages und gleich zu Beginn bei Minute 0:38 zeigt Embi den schönen dunkelroten Schal, bei Minute 2:09 präsentier Anne in ihrer ostpreußischen Tracht einen weißen Schal.

Nun aber wieder zurück zu unserem Aufenthalt in Haapsalu. WIr stromerten noch durch einige Geschäfte und dabei machte ich noch einige interessante Entdeckungen.

Eigenartige Sockenform

Ob diese Socken eine lokale Spezialität sind? Ich weiß es nicht, ich habe aber eine solche Form bisher noch nicht gesehen.

oÜ Rewool

Dieses Etikett habe ich fotografiert, um mir diese estnische Wollmarke zu merken. Leider findet man, wenn man nach dieser Marke googelt, nur recht alte Hinweise auf die schlechte wirtschaftliche Lage oder den Bankrott der Firma. Ob die Firma überhaupt noch existiert, weiß ich nicht.

Wir waren ja zum Kaffee verabredet und das Café Hugo an der Promenade zeigte sich diesmal von seiner besten Seite, die Bedienung war freundlich und schien ausgeschlafen, letztes Jahr waren unsere Erfahrungen nicht so gut...

Bei Kaffee und Kuchen erzählten wir Anne und Embi von unserer bisherigen Reise und den weiteren Vorhaben und tauschten uns aus. Mich freut, daß wir die Bekanntschaften pflegen können, wir uns bei jedem meiner Besuche in Haapsalu treffen und ich Anne (und vielleicht auch Embi)  auf jeden Fall beim nächsten Mardilaat in Tallinn im November wiedersehen werde.

Am frühen Abend brachen wir dann nach Tallinn auf, wo wir diesmal eine Ferienwohnung und kein Unterkommen im Hotel Economy hatten, ich sollte nicht soviel Werbung machen, daß hinterher für uns keine Zimmer mehr frei sind! Unsere Unterkunft im Kalamaja-Viertel war auf jeden Fall ein Glückstreffer und ich werde diesen Geheimtipp nicht herausposaunen!

Zum Schluß ein Gruppenbild mit Damen aus Haapsalu: von links nach rechts:

Anne, Sue, Christiane, Embi und rechts von mir Ewa. Man sieht uns an wie gut es uns geht!

 

Gruppenbild in Haapsalu

Orissaare, wo wir für ein paar Tage so gut untergekommen sind, liegt an der Ostseite der Insel Saaremaa und ist ein guter Ausgangspunkt für eine Rundfahrt über die Insel. Nun haben wir ja schon im letzten Jahr die Insel erkundet, und auf meinen Winterreisen war ich auch schon hier. Aber natürlich haben wir noch nicht alles gesehen. Und so mancher Platz wirkt im Sommer ganz anders als an einem tristen Novembertag.

Falscher Flieder in Mustjala

Auf einer Insel, die so groß wie Saaremaa ist, findet man immer wieder unbekannte Ecken und dieses Mal steuern wir das Bauernhofmuseum Mihkli an.

Auf dem Weg dahin schauen wir uns in der Galerie "Mustjala Käsitoosahver" in Mustjala um, danach machen wir Halt in Kuressare.

Unterkunft in Orissaare

Wir genießen das geräumige Ferienapartment mit Blick auf den Sund.

Mustjala Galerie

Ganz unerwartet trafen wir auf diese Galerie

In Kuressare

Mustjala Strümpfe

Mustjala war mir ein Begriff seit ich auf der Webseite des Nordiska Museet in Stockholm gestöbert und dabei die wunderschönen Socken entdeckt habe.

Die habe ich dann auch gleich gestrickt und schön öfter mit Genuß getragen.

Bei unserem ersten Besuch in Mustjala (November 2016) schien der Ort verlassen und öde, im Winterschlaf.

Aber jetzt hatten wir Glück. Im Sommer ist eine nette Galerie mit Café, Massagesalon und schönem Garten geöffnet: die Mustjala Käsitöösahver.

Es waren zwar Stricksachen im Angebot, aber von diesen Strümpfen / diesem traditionellem Muster hatte der nette junge Mann im Laden noch nicht gehört. Das heutige "Mustjala-Muster" ist schlichter.

wie immer: auf das Vorschaubild klicken!

Das Mihkli-Bauernhofmuseum ist im Gegensatz zu anderen Freilichtmuseen kein Sammler-Museum, hier wurde ein kompletter Bauernhof zum Museum erklärt. 6 Generationen lebten hier während 200 Jahre, und der letzte Besitzer übergab 1959 den Hof an das Saaremaa-Museum.

Selbst nach der Aufhebung der Leibeigenschaft im Russischen Reich 1861 waren die Bauern, über die der Hofherr herrschte, nicht wirklich frei, sie durften ihren Wohn- und Arbeitsort nicht selbst bestimmen, sie mussten an Ort und Stelle bleiben.

Heute ist Estland eine freie Republik mit freien Bauern, aber hat sich etwas geändert?
Heute herrscht die EU-Agrar-Verordnung ;=)

Im Hauptgebäude des Museums gab es Handarbeiten zu bestaunen: Eine Geburtstagsausstellung für Linda Pikkani, die am 19. Juli ihren 85. Geburtstag feiert. Ihre Familie und Freunde haben die Exponate zusammengetragen, es gibt sogar eine Facebook-Seite zu ihrem Jubiläum.

Die zwei nachstehenden Bilder stammen von der Facebook-Seite des Saaremaa-Museums, es war wohl ein großes Fest!

In der Ausstellung sahen wir wunderschön bestickte Vorhänge, Bettüberwürfe, Kleider und Stricksachen. Eine kleine Auswahl zeige ich in dieser Photoserie.

Nach dem Museumsbesuch legten wir eine Pause in Kuressare ein, genossen die Urlaubsstimmung am Ratshausplatz, stöberten im Buchladen und setzten uns in ein Café. Zu unserer Freude hatte Riina Tomberg Zeit und kam dazu. Eigentlich wollte sie gar nicht auf Saaremaa sein, das hatte sie mir gemailt. Aber nun war sie doch da und wir kamen zufällig an ihrem Haus vorbei, ich erkannte ihren roten Citroén Berlingo.... ein Treffen mit ihr ist immer eine Freude.

Riina erzählte uns, daß Linda Pikkani, die Jubilarin, die Stickereien auf ihren Creationen arbeitet. Und daß die Vögel auf den blauen Jacken, die meine Neffen im November bestellt hatten, also auch von ihr stammen. Ich finde es wunderbar, wie sich immer wieder die Fäden kreuzen, wieviel Verbindungen es zwischen uns gibt!

Da besuche ich eine Ausstellung und erfahre anschließend, daß Werke der Künstlerin bereits in unserer Familie sind!

Stickerei von Linda Pikkani
Frederic und seine Riina-Tomberg-Jacke

Wieder ein Tag voller Neuigkeiten, voller Schönheit, Überraschungen und Begegnungen. Aber es schleicht sich schon ein wenig Wehmut ein, denn am nächsten Tag, am 7. Juli, soll es schon nach Tallinn gehen, mit einem Zwischenstopp in Haapsalu. Die Zeit ist immer viel zu kurz, aber so intensiv, daß mehr vielleicht nicht auszuhalten wäre?

Am 5. Juli ging es in aller Herrgottsfrühe zurück aufs Festland. Ungefrühstückt und mit einem lachenden und weinenden Auge... aber das war sicherlich nicht der letzte Aufenthalt auf Kihnu. Dazu ist die Insel zu schön, die Handarbeitstradition zu schön, und die Ruhe zu wohltuend...

Von Kihnu aufs Festland

Unser heutiges Reiseziel ist die Insel Muhu, die Bäckerei in Liiva, das Freilichtmuseum in Koguva, der Hafen von Koguva und dann unsere Unterkunft in Orissaare, schon auf der Insel Saaremaa.

Wir brachen früh auf, nahmen eine frühere Fähre als die gebuchte, fanden deshalb kein Frühstückscafé in Töstamaa und kamen dann in Virstu auch früher als geplant auf Fähre nach Muhu. Aber Virtsu ist auch kein Ort, an dem man sich lange aufhalten kann oder mag, es ist einfach nur ein Hafen.

Kihnu

unsere Unterkunft auf Kihnu

Töstamaa, Käsitöökeskus

Fürs Frühstück war es noch zu früh und in den Kindergarten wollten wir nicht

Koguva auf Muhu

Das  Fischerdorf Koguva auf Muhu, Museum und zugleich Dorf

Wegweiser in Töstamaa

Solche Auswahl wünschte  ich  mir zuhause auch! Kindergarten, Bücherei und Handarbeitszentrum ... glückliches Estland!

Den Verlockungen der Insel Muhu kann man schlecht widerstehen:

in Liiva der Liiva käsitööpood / Kunsthandwerksladen, betrieben  von der Muhu Handarbeitsvereinigung, die Bäckerei Muhu Pagarid mit dem wunderbaren Brot, und das Café, und dann natürlich Koguva, das Freilichtmuseumsdorf.

Die Kunden warteten geduldig auf die Brotleibe, denn das Brot kam gerade erst aus dem Ofen, und dieses Mal konnte ich auch eines der leckeren dunklen Brote ergattern. Was es mit dem Brot auf sich hat, habe ich ja schon bei einer früheren Reise gezeigt.

Riina Tomberg hatte mir letztes Jahr auf meine Frage wie sehr die Muster für die Muhu-Mütze festgeschrieben seien, geantwortet: "as long as stay in the colour scheme you are free to combine the colours and patterns". An diese Regel scheint man sich hier nicht allzusehr zu halten, denn diese Mützen sind garantiert nicht im "colour scheme"....

Ich habe ja auch schon einige dieser netten Kappen gestrickt und sie sind auch als solche durchgegangen... und sie wurden auch getragen...

In dem kleinen Ort Koguva am Westufer von Muhu lockt das Freilichtmuseum: mehrere Bauernhöfe und das Museum mit der großartigen Textilsammlung im alten Schulhaus.
Ich habe ja schon mehrfach über Koguva berichtet, auf dieser Reise komme ich zum vierten Mal hierhin, aber es gibt immer wieder Interessantes zu sehen. Sei es ein neugedecktes Hausdach, die Ausstellung "Vor dem Smartphone" oder die herrlichen Schürzen, denen eine kleine Sonderausstellung gewidmet ist. In der Kunstscheune wurde eine Fotoausstellung "Muhu Porträts" gezeigt, sie blieb aber blaß im Vergleich mit der Ausstellung im Kihnu-Museum, die wir ja gerade erst gesehen hatten.

Deshalb zeige ich dieses Mal "nur" eine Bildergalerie.

Dieses Mal haben wir aber keine Unterkunft auf Muhu bekommen, dafür aber auf der Nachbarinsel Saaremaa, in Orissaare, dem Ort, auf dessen Fussballfeld eine große Eiche steht, die sogar 2015 zum Baum des Jahres gewählt worden ist!

Unsere Ferienwohnung bietet einen schönen Blick auf die gegenüberliegende Insel Muhu, auf den Hafen von Koguva,

(c) Sue Malvern, 2017

Nach 4 Tagen vor dem Computer, mit Testen und Ärgern verbracht, kann ich endlich wieder etwas Positives tun: nämlich die geplante Fotogalerie über die Schönheit der Insel Kihnu zusammenstellen und auch noch ein paar Links zu weiterführenden Informationen und Videos +auf die Seite zu packen.

Wir haben die Insel im Sommer bereist, aber ich würde auch ganz gerne mal im Winter über das Eis auf die Insel fahren...

Nicht alle Straßen auf der Insel sind asphaltiert, aber alle Grundstücke sind rundherum ordentlich mit dem Rasenmäher in Form gebracht. Fast gewinnt man den Eindruck, als hätten die Esten den Rasenmäher erfunden.

Einem (deutschsprachigenen) Gast oder Bewohner oder Urlauber jedoch scheint das Gemähe zu stören. Wir haben uns gewundert.

Über die Insel verstreut liegen die Höfe, viele inzwischen mit Fremdenzimmern oder kleinen Gästehäusern. Auch wenn es keine Hotels gibt, oder vielleicht gut daß es keine Hotels gibt, persönlicher und ruhiger kann man nicht unterkommen, meine ich.

Viele Menschen sieht man nicht, die Insel sind dünn besiedelt und die Tagesgäste oder Urlauber sind per Rad, zu Fuß oder mit dem Wagen unterwegs, aber das verliert sich. Eine wunderbare Ruhe habe ich wahrgenommen.

Es gibt auch Inselbewohner, die so gar nichts mit den Gästen zu tun haben möchten: die Kihnu-Schafe. Das Kihnu-Schaf ist inzwischen als eigene Rasse anerkannt worden, es gehört zu den rare breeds... Klein, hochbeinig und scheu - damit ist es wohl am besten beschrieben.

Es gibt einen interessanten, informativen Artikel über diese Schafe auf der Webseite Wovember: Estonian Native Sheep

Einmal haben wir diese Schafe gesehen, am nächsten Abend, als wir sie noch einmal sehen wollten, hatten sie sich verzogen, waren nicht zu erspähen.

 

So, das war nun mein Bericht über unseren Aufenthalt auf der estnischen Insel Kihnu in der Bucht von Riga. Nachstehend noch eine Übersicht über Weblinks, ein paar Videos... das Alles kann auf keinen Fall eine Reise nicht ersetzen.
Aber bitte nicht zu zahlreich dort hinfahren, die Insel ist klein und es wäre schön wenn ihr Charakter noch eine Weile bewahrt werden kann.

Links

Eigentlich braucht man nur "Kihnu" in eine Suchmaschine eingeben und findet jede Menge mehr oder weniger informativer Webseiten.

Videos

Kihnu - was für eine Insel! https://www.youtube.com/watch?v=iuXQJcnSsXQ

Kihnu Culture - authentic and real:

Vision of Kihnu:

Kihnu from the air:

Estonia Kihnu Island

Ich liebe Museen. Ich weiß daß die Museen das WIssen und die Künste für uns bewahren. Daß sie zwischen Vergangenheit und Gegenwart Brücken schlagen. Daß in ihnen Schönheit wohnt.

Dies alles trifft auch auf das Museum auf der Insel Kihnu zu.

Museum Kihnu

Beim Craft Camp der Kulturakademie Viljandi in Olustvere haben wir schon viel über die Traditionen der Insel gehört, im Museum in Tartu sind Trachten und ein Video von Kihnu Roosi zu sehen, auf dem Mardilaat-Markt in Tallinn sind die Damen von der Insel immer gut vertreten.

Beim kommenden Craft Camp 2017 habe ich den Workshop KNITTING KIHNU TROI - TRADITIONAL TECHNIQUES, COLOURS, COMPOSITION von Riina Tomberg belegt, unsere / meine Neugier auf das Museum war groß. Und nach der ersten Rundfahrt über die Insel zum Leuchtturm suchten wir das Museum auf. Und am nächsten Tag gleich noch einmal.

Eine Spezialität der Insel sind die "Kihnu Troi", die Fischerpullover von Kihnu. Oft über Generationen getragen, immer wieder geflickt.

Ein grafisches, flächiges Muster wird von wunderhübschen Bündchen, Schulterpassen, Ausschnittverzierungen ergänzt. Heute werden die Vorder- und Rückseiten meist mit der Maschine gestrickt, die Passen und Bündchen jedoch sind Handarbeit, das kann keine Maschine.

Und natürlich habe ich solch einen Pullover auf meiner "to-knit-Liste"... darüber aber später mehr.

 

Das seit 1974 bestehende Museum hat zwei Schwerpunkte: Bedeutende Männer der Insel sowie Gegenstände und Kleidungsstücke des Insel-Alltags.

Die ausgestellten naiven Gemälde haben hauptsächlich maritime Motive.

Die Fischer auf diesem Bild tragen moderne wasserfeste Jacken und nicht den traditionellen Fischerpullover.

Vielleicht sind die Männer deshalb über Bord gegangen?

Birgit Püve ist eine international anerkannte Fotografin und neben vielen anderen Auszeichnungen zählte sie im letzten Jahr zu den 12 wichtigsten Frauen Estlands. Ihre Fotoarbeit über die Altgläubigen am Westufer des Peipus-Sees / "by the lake" war mir bekannt, aber nun traf ich hier auf die ausdrucksstarken Porträts der Frauen, Männer und Kinder der Insel.
(Leider gibt es keinen Katalog und die Webseite der Fotografin ist auch noch mit Flash realisiert, was das Betrachten doch etwas erschwert.)

Kihnu - Poeem - Kihnu-Gedicht, was ein guter Titel für diese Arbeit!

Die Kinderbilder rühren  meine Seele...

 

Nachfolgend nun eine Galerie mit Bildern aus dem Museum.   Das Copyright für die Aufnahmen in dieser Galerie liegt bei Sue Malvern, eine meiner liebsten Reisebegleiterinnen!

(c) Sue Malvern, 2017 wie immer: für eine größere Anzeige: Klicken Sie auf die Bilder

Das Museum verfügt natürlich auch über einen "Museums-Shop", der wieder mal zum Geldausgeben verführt. Man kann aber auch Kaffee trinken, Postkarten schreiben oder das Gesehene sich setzen lassen.

Und für die Fans von Kihnu-Roosi  noch ein Tipp: Das neuaufgelegte Buch LOOMISE VÄGI. KIHNU ROOSI KÄSITÖÖKOGU gibt es hier zu einem Vorzugspreis: 20,00€ statt 46,00€ in den Buchhandlungen.

Details:
Kärt Summatavet: Loomise Vägi
ISBN: 9789949817337
Erscheinungsjahr: 2017
Sprache: estnisch

Im nächsten Beitrag geht es, wie versprochen, um die Landschaft, das Meer, die Blumen... auf der Insel Kihnu.
Und eine weiterführende Linkliste  wird es auch noch geben.

Nach einer Nacht in einer Privatunterkunft in Lindi, direkt am Wasser und sehr persönlich, brachen wir zur Überfahrt nach Kihnu auf. Und der Aufenthalt auf Kihnu war sicherlich ein weiteres Highlight auf unserer Reise!

Am baltischen Ufer
Fähre nach Kihnu

Die kleine Fähre von Munalai nach Lemsi auf Kihnu fährt jeden Tag mehrmals hin und her und nach kurzer Zeit waren wir in einer anderen Welt. Kein Hotel, kein Supermarkt, keine Werbetafeln, dafür aber Landschaft, Ufer, Blumen, Stille. Fast jeder der Bauernhöfe auf der Insel vermietet Zimmer oder kleine Ferienbungalows. Wiir hatten unsere Unterkunft in Hafennähe in Lemsi gebucht. Die Pension Sadama Öömaja, eine ehemalige Fischräucherei, war eher Hostel als Pension. Alles ist eben ein wenig einfacher als auf dem Festland..

Kihnu - das sind Natur und Volkskunst, Trachten, gestrickte Wunder, gestreifte Röcke, Motorräder mit Beiwagen, Bilder von dieser Kultur haben sich schon in unseren Köpfen festgesetzt.

Rosali Karjam ist wohl die berühmteste Bewohnerin von Kihnu, auch "Kihnu - Rosi" genannt, ihre Sammlung der ortstypischen Handarbeiten ist in mehreren Büchern dokumentiert, ein Video im Estnischen Nationalmuseum zeigt sie in ihrem Haus, einige der inzwischen vergriffenen Bücher werden von begeisterten Strickerinnen verzweifelt gesucht ;=)

Nun habe ich auf mich im Internet verzettelt, man braucht ja nur "Kihnu Roosi" in eine Suchmaschine einzugeben und die Treffer purzeln nur so... aber leider sind fast alle ihre Bücher vergriffen.

Zweimal waren wir im Museum und haben die Ausstellungsstücke und auch die aktuelle Fotoausstellung genossen.

Mehr dazu in einem Folgebeitrag, das würde diesen Beitrag sprengen!

Die Insel ist nicht groß, die Strände sind wild und fast unberührt, viel Wald, verstreute Bauernhöfe und eine ganz besondere Schafsrasse: die Kihnu-Schafe!

In einem weiteren Folgebeitrag stelle ich Bilderserien zu Schaf, Land, Wald und Höfen zusammen.

Kihnu-Schafe
Auf Kihnu
Kihnu Grün

Morgen also ein Bericht über die Ausstellungen im Kihnu-Museum, später dann Eindrücke von der schönen Insel und natürlich noch ein Kapitel zur ganz besonderen Spezialität: dem Kihnu-Troi.

Ich habe ja bei Riina Tomberg einiges über diesen Pullover gelernt und möchte auch gerne einmal einen Kihnu-Troi stricken. Mal sehen ob ich mich der Herausforderung stellen kann ;=)

Daß ich die lettische / baltische Wolle liebe, ist wohl kein Geheimnis. Schon bei meinem ersten Besuch in Lettland war ich begeistert von den vielen Möglichkeiten, die diese Wolle bietet. Und natürlich auch von den Farben!

Immer wieder habe ich zugegriffen, in Riga findet man Wolle nicht nur in Wollgeschäften, sondern auch in Buchläden, in den Geschäften der Ladenkette "Zvaigzne ABC". Jedesmal habe ich etliche Stränge der herrlich bunten Wolle in 8/2er-Qualität mit nach Hause gebracht, und wenn mir das nicht reichte, habe ich, nachdem ich den Online-Shop "Klinta Wolle" entdeckte,  auch dort reichlich bestellt.

Nun plante ich zum ersten Mal eine selbstbestimmte Fahrt von Riga nach Estland (nicht im Flieger, nicht im Bus) und da lag ein Abstecher nach Limbaži auf der Hand.

Am Sonntag, den 2. Juli 2017, brachen wir von Riga auf und über kleine Straßen durch ein wunderschönes grünes Land, in dem auch ganz unerwartete Attraktionen am Straßenrand lauern, kamen wir nach Limbaži.

Limbaži - das ist eine Hansestadt im Norden Lettlands, in Vidzeme, eine Stadt, die oft durch Kriege zerstört und immer wieder aufgebaut wurde.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich hier Textilindustrie und heute schmückt der Kreis Limbaži  sein Logo mit einem Wollknäuel!

Seit 1914 gibt es die Wollfabrik SIA Limbažu Tīne, die heute bis zu 40 Mitarbeiter beschäftigt. Hier wird Wolle aus Lettland und Deutschland versponnen und verwoben zu ethnographischen Stoffen, und die Strickwolle in verschiedenen Qualitäten (von einfädig bis dreifädig) wird als Limbažu Tīne und seit einiger Zeit außerhalb Lettlands unter dem Label "Klinta" vertrieben.
Und ich horte und stricke diese bunten Schätze seit 2014 ...

Der größte Anteil der hier verarbeiteten Kammzugwolle (Rohwolle) kommt aus Deutschland und die Farben werden aus der Schweiz importiert.

  • Alle farbigen Garne sind 100% reine Wolle und bestehen zu 80% aus deutscher Merinowolle, die restlichen 20% steuern lettische Schwarzkopf-Schafe bei.
  • Die ungefärbten Garne stammen zu 90% von lettischen Schwarzkopf-Schafen. Die dunkelgrauen Farbtongarne enthalten etwa 60% schwarze Schafwolle aus Schweden.

Jana von Klintawolle ermöglichte uns den Besuch in der Wollfabrik, trotz Sonntag und Werksferien. Wir wurden durch die Produktionsräume geführt, tranken Kaffee im Showroom, besprachen Projekte und bewunderten dort die Ausstellungsstücke bevor wir in den Laden kamen.

 

wie immer: auf die Vorschaubilder klicken!

Im Geschäft dann war die Verlockung gross: alle Qualitäten (einfädig, zwei- und dreifädig, mit und ohne Farbverlauf) lagen aus, zu Preisen, die jede Anreise lohnen (und das Fassungsvermögen jedes Koffers übersteigen),

Aber Jana hatte dafür eine Lösung: sie bot uns an, unsere gekauften Schätze per Post nach Deutschland zu expedieren und jetzt sind die 3kg Wolle und 3m Stoff auf dem Weg nach Gribow.

Danke Jana!

Direktor: Jānis Krasovskis
Adresse: Pļavu 4, Limbaži, Limbažu n., LV-4001
Email: limbazutine@apollo.lv
Webseite: limbazutine.lv/english.html

Adresse: Klinta Wolle, Torstr. 205, D-10115Berlin

Webseite: http://klintawolle.de

Kundenregistrierung und Newsletter-Abo: http://klintawolle.de/index.php?route=account/login

Ende Juni starteten wir zu der großen Sommerreise in Riga. Wir - das waren meine Reisebegleiterinnen vom letzten Jahr, Ewa und Sue und Christiane, die neu dazukam.

Unsere Route sollte uns von Riga über Limbaži und Pärnu auf die Inseln Kihnu, Muhu und Saaremaa und dann über Haapsalu nach Tallinn führen. Ewa und Christiane reisen dann zurück nach Deutschland und Sue und ich nehmen am Craft Camp in Olustvere teil. Das war der Plan und so sind wir gereist.

Olustvere

Tallinn

Haapsalu

Mustjala

Oressaare auf Saaremaa

Muhu

Kihnu

Limbaži

Riga

Ich kam dieses Jahr zum dritten Mal nach Riga, fast fühle ich mich zuhause dort.

Bei recht schlechtem Wetter liefen wir durch die Stadt, verbrachten einen Morgen im Freilichtmuseum und fuhren auch einmal nach Jurmala, in den berühmten Badeort. Von Strandvergnügen konnte keine Rede sein, eher fühlte ich mich an den Herbst auf Norderney erinnert.

In Riga unterwegs

Man beachte den Aufkleber: Altona 93! 25 Jahre habe ich neben dem Fussballplatz dieses Vereins gewohnt, und nun fällt er mir hier ins Blickfeld ;=)

Ich hatte im Vorfeld der Reise schon einen Besuch bei Sena Klets vereinbart, denn meine Begleiterinnen kannten das Trachtenzentrum noch nicht. Maruta Grasmane spricht selten aber gerne Deutsch und so führte sie uns persönlich durch die Ausstellung, erzählte von den Anfängen des Zentrums und gab uns eine Einführung in die lettischen Volkstrachten.

Copyrght für diese Fotos: Sue Malvern 2017

Sue webt viel und weiß sehr viel über das Weben und so habe ich die wunderbaren Stoffe und Bänder mit ganz anderen Augen wahrgenommen.

Nach dem Besuch bei Sena Klets und den Ausflügen ins Freilichtmuseum und nach Jurmala war Limbaži unser nächstes Ziel.

Limbaži (L. in der Wikipedia) ist eine Hansestadt und Schwesterstadt der vorpommerschen Stadt Anklam, ganz bei mir in der Nähe. Leider ist diese Städtepartnerschaft ziemlich eingeschlafen... In Limbaži arbeitet die Wollspinnerei und Weberei SIA Limbaži Tine, ohne deren Wolle ich ja gar nicht mehr leben könnte ;=)

Limbaži
Die Wollspinnerei und Weberei SIA Limbaži TIne

Ein ausführlicher Bericht über den Besuch in der Wollfabrik folgt im nächsten Beitrag.

Und obwohl Betriebsferien waren und ein Sonntag noch dazu, konnten wir die Fabrik besichtigen, denn Jana aus Cēsis exportiert diese Wolle unter dem Label "Klinta Wolle" nach Deutschland und sie ermöglichte uns den Besuch.