Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Nun geht es morgen auf die Reise und ich darf auf keinen Fall vergessen mir in Riga die neue CD von Auli Ethnotranss zu besorgen. Spätestens seit dem wunderbaren Video zur Winteraustreibung - Metens - bin ich von dieser Gruppe überzeugt. Ich habe in meinem langen Leben mit vielen Musikern aus aller Welt Kontakt gehabt, ihnen zuhören dürfen, Konzerte mit ihnen  veranstaltet, sie auf Festivals getroffen oder kennengelernt - sei es in Peking, in Sibirien, in Tuva, Moskau oder im südlichen Altai-Gebirge. Immer hat mich das Zusammenfinden der Musiker fasziniert und das eso-Kitsch-Weltmusik-Getue der Alternativ-Industrie auch abgestoßen,

Es gibt immer wunderbare Ensembles, die die Musik ihrer Herkunft pflegen, am Leben erhalten oder einfach nur spielen und die offen sind für die anderen Musiken dieser Welt. Die einen Weg finden mit Musikern anderer Musiktraditionen zusammenzukommen und gemeinsam etwas Großes zu schaffen, etwas bei denen jede Musik ihren Wert behält und nicht untergebuttert wird.

Und das können Auli einfach wunderbar. Dudelsack und Trommeln, Maultrommel und Gesang und immer visuell reizvoll in Szene gesetzt, voller Lebensfreude und auch ein wenig Weisheit.

Ein Beispiel dafür, wie sehr sie in der Welt zuhause sind, ist die Zusammenarbeit mit Musikern aus allen Himmelsrichtungen.

Senču balsis / Voices of the Ancestors ist der Name ihres neuen Programms und diese Vorfahren klingen auf in den Stimmen des mongolischen Obertonsängers Batzorig Vaanchig, im Joiking des samischen Sängers Kai Somby oder beim Huidirdio-Jodel von Albin Paulus.

 

Und nun wünsche ich eine gute Zeit, ich werde von meiner Reise berichten, in meinem Koffer ist Platz für neue Musik, neue Bücher, neue Wolle und im Herzen ist Erwartung. Ich freue mich auf die Treffen mit Freunden in Riga, in Viljandi und in Tallinn.

Ich habe ja schon in einem früheren Beitrag von meinen Reisen in der Studentenzeit geschrieben. Ich erinnere mich gerne an die langen und abwechslungsreichen Reisen, daß sie aber nun historische Dimensionen erhalten, das hätte ich nie gedacht. Historisch? Für mich schon, aber für die Welt? So im Stile "eine kleine Reise für mich aber eine große für die Menschheit?" Nein, sicherlich nicht.

Aber nun geschiehts doch. Am Sonntag, 10.06., 23:45, sendet das ZDF in der Reihe "History" einen Beitrag "Die Geschichte unseres Urlaubs" und schon ziert unser Bus im Sandsturm die Sende-Ankündigung.

1977 habe ich geheiratet (zum Standesamt nahmen wir selbstverständlich auch den Bus) und in den Sommersemesterferien gingen wir auf eine grosse Reise. Über Spanien und Marokko nach Algerien in die Sahara, unser Ziel war Tamanrasset und das Hoggar-Gebirge.
Es war aufregend, anstrengend, heiß und auch sehr sandig, wie man auf dem Foto ja sieht. Etliche Tage steckten wir bei In Salah im Sandsturm fest, und oft mussten wir den Bulli wieder freischaufeln oder Reifen wechseln oder Reifendruck an die Piste anpassen oder ... nun, das genau wollten wir ja erleben.

Urlaub kann man solch eine Reise nicht nennen, wir verstanden uns als Traveller, nicht als Urlauber und auch nicht als Hippies.

Das ist jetzt genau 41 Jahre her.
Aber daß dieser Film ausgerechnet an unserem damaligen Hochzeitstag, (oder wie nennt man die 1., inzwischen geschiedenene Heirat?),  einen 10. Juni, gesendet wird, halte ich für einen schlechten Zufall.