Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Nun also Estland, Kapitel Nummer Drei der langen Reise...

Ich hatte mich wieder für das CraftCamp der Kulturakademie in Viljandi angemeldet, mein siebtes Mal!
Wir wurden in Tallinn  nach der Überfahrt von Helsinki am Hafenterminal abgeholt, es ging nach Viljandi, viel Erzählen unterwegs, und draussen in der schönen Landschaft zählte ich die Störche.

Der erste Akt eines jeden CraftCamps der Kulturakademie Estlands ist immer die Registrierung und ein erstes gemeinsames Abendessen.
Vier Tage mit Workshops und ein Ausflugstag lagen vor uns, ich freute mich auf die Möglichkeit, das Bandweben auf einem Tischwebstuhl / Inkle Loom erlernen zu können und danach dann zwei Stricktage mit Riina Tomberg.

"Estonian Pickup Belt Weaving" war mein erster Workshop, Piia Rand die Lehrerin. Sie ist auch die Autorin des Standardwerkes über estnische Webgürtel, und brachte natürlich auch einige wunderschöne Gürtel mit. Solche Meisterwerke werde ich wohl immer nur bewundern können…
Piia Rands Masterarbeit samt englischer Zusammenfassung kann man als PDF auf der Seite der Kulturakademie herunterladen. 

Ja, und dann ging es los. Ich wunderte michh dass der Loom mit Wollfäden bespannt wurde, für jede Farbe zwei Fäden (so gab es das von mir gewählte "einfache" Muster vor), und nicht mit dem dünnen Leinengarn. Das kommt aufs Schiffchen oder wird als "Schmetterling" gewickelt und dann im Muster durchgezogen.
Am zweiten Tag dann ging es ans "richtige" Weben und ich scheiterte, mein Hirn machte nicht mit, die Symbole für "oben" oder "unten" und die Farben (rot und weiß) erschlossen sich mir nicht, mein Hirn sah da nur Strickschrift / Charts... Also liess ich nach dem zweiten Versuch das Muster Muster sein und konzentrierte mich auf das einfache, musterlose Weben, ich versuchte die Fadenspannung zu halten und Regelmässigkeit zu bekommen. Am Ende des Tages hatte ich dann auch ein schönes Stück gewebt und wars zufrieden.

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Am Ausflugstag nahm ich mir eine Auszeit und verschlief fast den ganzen Tag, und freute mich auf zwei Workshops mit Riina Tomberg.
Ich knn mir kein CraftCamp ohne mindestens einen Kurs bei ihr vorstellen, sie ist eine wunderbare Lehrerin. Und dieses Mal waren es dann gleich zwei Workshops für mich.

Ein Tag mit "Faux Entrelac", ein einfaches Muster, nur ein Spiel mit Farben, meinte Riina. Aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Aber effektvoll!

Danach strickten wir noch das "neue Kihnu-Bündchen", wieder ein Spiel mit Farben und Mustern, wie man es an vielen Handschuhen von Kihnu sieht.

Faux Entrelac and Real Martsipan

Faux Entrelac and Real Martsipan

Und an einem dieser Tage fuhren wir auch nach Heimtali um die dortige Jubiläumsausstellung zu Ehren Anu Rauds 80.tem Geburtstag zu sehen.
Welch ein Erlebnis und Genuß!

Wandteppiche und Teppiche aus Museen und Privatsammlungen waren zusammengetragen und präsentiert und wir hatten das Glück, Anu Raud auch persönlich zu treffen.
Sie führte unsere Gruppe diurch die Ausstellung und erklärte was es mt den Darstellungen auf sich hat, welche Geschichten sich dahinter verbergen.

Links zu Anu Raud:

letzter Tag vom CraftCamp

Am letzten CraftCamp-Tag haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Arbeiten vorzustellen. Sehr oft handelt es sich um kleine Werkproben, die oft auch nicht fertiggesstellt sind. Dann aber sieht man auch staunenswerte Ergebnisse, bestickte Schuhe, geflochtene Birkenrindenkörbe, und solch niedliche Teddybären wie sie auf den nebenstehenden Bild zu sehen sind.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten zum Schluß ein Teilnahmezertifikat und werden nach einer allgemeinen Urteilsrunde (What is the most that you got from CraftCamp?)  von Ave Matsin fröhlich verabschiedet.

Die Woche endete mit einem Abschußabend im Zentrum für Alte Musik, mit leckerem Essen, zwei wunderbaren Musikantinnen auf der Bühne und fröhlichen Tänzen.
Beim Heimweg durch die ruhige, verschlafene Stadt wurde mir ganz wehmütig zumute, Viljandi hat was...

Aber genug der Wehmut, unser nächstes Ziel: die magische Insel Ruhnu. Also brachen wir nach der Abschlußrunde nach Pärnu auf, übernachteten dort und ließen uns von einem Taxi nach Munalaid zum Hafen fahren, um überzusetzen.

Aber das ist das nächste Kapitel.

Das wa das CraftCamp 2023

CraftCamp!

Ja, der Sommer naht und damit auch die große Reise, die ich zusammen mit Freundinnen geplant habe... Diesmal werde ich wirklich sehr lange unterwegs sein, sieben Wochen, und nicht nur im Baltikum...
Ich werde allein an drei Strick-Wochen teilnehmen, dem Nordic Knitting Symposium auf der Insel Karmøy, das jährliche Craft Camp in Viljandi / Estland und zum Schluß noch die Strickwoche in Latgale / Lettland, Let's Knit in Latgale, die mir letztes Jahr so gut gefallen hat, daß ich noch einmal dabei sein möchte.
Aber nicht nur aufgeführten Veranstaltungen stehen auf dem Plan, wir werden auch das Textilmuseum in Bergen, das Sami-Museum in Inari / Nordfinnland und weitere Museen, die auf unserer Route liegen, besuchen.

Den Anfang machen Pat und ich. Wir treffen uns in Oslo, sie kommt aus Denver, ich von Berlin. Zusammen reisen wir mit Bus und Bahn durch Norwegen, zum Nordic Knitting Symposium, und dann weiter nach Helsinki. Dort kommt Sue aus England dazu und wir fahren in den hohen Norden, nach Rovaniemi und ganz speziell nach Inari. Dort wollen wir das berühmte Sami-Museum Siida besuchen. Zurück in Helsinki werden wir die Fähre nach Tallinn nehmen und unsere Freundinnen vom CraftCamp treffen. Eine Woche in Viljandi, das muss ja eigentlich sein... ich glaube es ist das siebte Mal für mich!

Oslo, Norwegen

Berlin, Deutschland

Rēzekne, Lettland

Riga, Lettland

Ruhnu, 93001 Saare maakond, Estland

Pärnu, Kreis Pärnu, Estland

Viljandi, Kreis Viljandi, Estland

Tallinn, Estland

Helsinki, Finnland

Inarintie 46, 99870 Inari, Finnland

Austre Karmøyveg 23, 4250 Kopervik, Norwegen

Danach dann gönnen wir uns eine große Pause, auf der wunderbaren Insel Ruhnu! Für eine Weile sind wir dort zu fünft (Pat, Sue, Riina, Claudia und ich), am längsten bleiben Pat und ich. Erst in Tallinn, wo der obligate Besuch im Superladen Karnaluks natürlich auch eingeplant ist, trennen wir uns, ich fahre dann nach Riga weiter, besuche für einige Tage Sena Klets, ruhe mich aus und dann gehts nach Latgale!
Natürlich sind da auch wieder viele Freunde dabei, manche zum ersten Mal, manche als Wiederholungs-Strickerinnen.

Das wird eine lange Reise. Ich freue mich darauf und habe auch einige Bedenken, wie ich die vielen (hoffentlich schönen) Eindrücke alle verkraften und verarbeiten kann. Mal sehen, bald gehts los!

Jetzt bin ich schon drei Wochen unterwegs und habe mich nicht gemeldet... aber die Wochen waren so erfüllt,so voller Überraschungen, Treffen und Freude, daß ich das Schreiben einfach nicht geschafft habe.

Jetzt bin ich in Kuressaare auf der Insel Saarema, meine zwei Begleiterinnen sind vorgestern zurückgereist und morgen kommt Pat, dann geht es (fingers crossing) auf die Insel Ruhnu. Und danach zur Strickwoche in Latgale / Lettland.

Fünf lange Wochen, alle Stationen und Begegnungen etc. werde ich in Folgebeiträgen noch ausführlich beschreiben, aber erst nach meiner Rückkehr,

Jetzt nur eine kurze Übersicht:

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Der erste Ausflug ging nach Alsunga, in die "Hauptstadt" der Suiti, wo uns Dace Martinova durch das Zentrum ihrer NGO führte und wir so richtig Lust auf einen längeren Aufenthalt dort bekamen. In Riga fand das "Baltica-Festival" in den Parks der Stadt statt, wenn auch etwas verregnet, aber ich traf eine Gruppe Suiti-Frauen, die sich gerne mit mir fotografieren ließen, und hatte dann Spaß mit Ai Suzuki.

Das CraftCamp in Viljandi war ein Highlight: viele Freundinnen kamen zusammen, tolle Workshops (Spitze häkeln, Tasche nähen, Roosituud stricken); am Ausflugstag besuchte ich mit einer Gruppe den Saara-Verlag von Anu Pink, wir bekamen tolle Handschuhe gezeigt, wurden bei einem kleinen Workshop herausgefordert und natürlich habe ich wieder Wolle gekauft.... Danach ging es noch in ein Gutshaus mit einem kraftenergetischen Garten, in eine Kunstgalerie und auf eine Alpaca-Farm.

Direkt nach der Schlußveranstaltung des CraftCamps reisten wir auf die Insel Saaremaa, mit einem Zwischenstopp im Museum von Halina. Auf dem Dachboden dort ist eine sehr schöne Textilausstellung zu bestaunen; auch subversive Handschuhe sind ausgestellt (dazu später mehr!)

In Kuressaare ruhten wir uns ein wenig aus, machten eine Stippvisite im Muhu-Museum und im Handarbeitszentrum in Liva / Muhu und besuchten die Filzwerkstatt der Textilkünstlerin Erika Pedak; Erika fuhr dann mit uns auf die Halbinsel Sõrve, wo wir erst eine Wollmühle besuchten und dann die Landschaft, das herrliche Wetter und auch das leckere Essen im Restaurant an der Südspitze der Insel genossen.
Es war auch wieder ein Besuch im Archiv des Saaremaa-Museums vereinbart und wir bestaunten einen Rock, Strümpfe, Mützen und die schönsten Muhu-Legwarmer, die ich je gesehen habe.
In Kuressaare selbst finden gerade die Opern-Tage statt, ein hochkulturelles Ereignis zu dem die Talliner Kultur-Schikeria angereist ist, aber ich genieße lieber die Gesangs- und Tanzvorführungen auf dem Platz vor dem Rathaus.
Mein "hochkulturelles" Event war mein 70. Geburtstag, den ich am Freitag gefeiert habe, ein rundum schöner Tag.

Ich habe jeden bisherigen Tag der Reise genossen, mit Carol und Sue zusammen habe ich viel erlebt und jetzt kommt als nächstes Kapitel die Reise auf die Insel Ruhnu auf mich zu, Es bleibt spannend.

Der Sonntagnachmittag ist grau, der Schnee ist geschmolzen, aber es ist frisch und naß draußen... da gehe ich nicht raus!

Die Registrierung für die Teilnahme am CraftCamp 2022 der Estnischen Kulturakademie in VIljandi  ist eröffnet!
Die Anmeldung erfolgt in 2 Schritten: Im ersten Schritt gibt man seine persönlichen Daten ein, im zweiten Schritt wählt man dann die 2 eintägigen Workshops, den zweitägigen Workshop und den Ausflug, an dem man teilnehmen möchte, aus.
Die Startseite ist hier: https://www.kultuur.ut.ee/en/craft-camp/info

Selbstverständlich habe ich mich sofort angemeldet, und ich hoffe so sehr daß es dieses Jahr endlich wieder stattfinden kann (die letzten zwei Jahre musste es ja abgesagt werden wegen der vermaledeiten Epidemie).

Das Neue Jahr ist auch schon nicht mehr ganz so neu, die Zeit fließt träge. Ich habe mich noch nicht für alle überraschenden Geschenke und Wünsche bedankt, die ich zu Weihnachten bekommen habe.
Ich habe Bücher bekommen, Wolle, Spinnfütter (dazu nachher mehr), liebe Grüße - ich war überrascht und gerührt. Ein ganz großes Dankeschön!

Ich habe heute endlich eine Liste mit Bestellmöglichkeiten für "baltische Wolle" zusammengestellt. Schon lange wollte ich die Bezugsquellen für die schöne bunte oder naturfarbene Natur-Wolle zusammenstellen, denn die findet man in unseren Wollgeschäften nicht so einfach. Den Anstoß dazu, es endlich zusammenzuschreiben kam durch eine Anfrage per Mail.

Sollten Sie noch mehr Bezugsquellen kennen, geben Sie mir bitte Bescheid, ich aktualisiere das dann gerne!

Und immer noch ist eine Reise nach Estland oder Lettland die beste Wahl für den Wollkauf! Zum Einen ist dort das Garn viel günstiger zu kaufen als bei uns, dann ist die Auswahl größer, und Wolle wiegt ja nun gar nicht so viel.
Für einen Großeinkauf habe ich einen Tipp:
Wenn man per Flugzeug unterwegs ist, dann bucht man einfach für den Rückflug einen Koffer dazu und packt für den Hinflug einen einfachen karierten Faltkoffer in den Rucksack ;=)
Man spart allemal beim Direkteinkauf und es macht noch viel viel mehr Freude!

Limbazi-Wolle aus Lettland
Herr von Malottke beim Spinnen

Gestern hatte ich meine erste Unterrichtsstunde an meinem Spinnrad. Ich habe mir ja ein Rad des hochgeschätzten Spinnradbauers Hans von Malottke gekauft und nun muß ich / will ich das auch richtig lernen.
Und ich habe wieder einmal bemerkt wie schwer sich manche Tätigkeit beim ersten Mal anfühlt, bis man sie so gut beherrscht daß alle Schwierigkeiten vergessen sind... Aber ich übe.
Ich lerne erstmal die Fachbegriffe und schaue mir die verschiedenen Spinnfutter an, die ich schon angesammelt habe, Kardenbänder, Vlies-Stücke etc... und hole meine Handspindel aus der Versenkung, denn alle Wollfreundinnen raten mir erstmal das "Ziehen und Halten" mit der Handspindel zu üben.
Bis zum Sommer möchte ich das Spinnen am Spinnrad beherrschen, denn ich habe einen zweitägigen Spinn-Workshop beim Craft Camp gebucht...

Herrn von Malottke konnte ich im Herbst bei der Norddeutschen Spinnmeisterschaft in Schönberg bewundern, er hat mich sehr beeindruckt.

Und fürs Neue Jahr habe ich immer noch Vorsätze, nicht nur Spinnen lernen, auch endlich den Bericht meiner Sommerreise fertigstellen!

Ich danke Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ganz herzlich für Ihr Interesse an der Wockensolle!