Nun also Estland, Kapitel Nummer Drei der langen Reise...
Ich hatte mich wieder für das CraftCamp der Kulturakademie in Viljandi angemeldet, mein siebtes Mal!
Wir wurden in Tallinn nach der Überfahrt von Helsinki am Hafenterminal abgeholt, es ging nach Viljandi, viel Erzählen unterwegs, und draussen in der schönen Landschaft zählte ich die Störche.
Der erste Akt eines jeden CraftCamps der Kulturakademie Estlands ist immer die Registrierung und ein erstes gemeinsames Abendessen.
Vier Tage mit Workshops und ein Ausflugstag lagen vor uns, ich freute mich auf die Möglichkeit, das Bandweben auf einem Tischwebstuhl / Inkle Loom erlernen zu können und danach dann zwei Stricktage mit Riina Tomberg.
"Estonian Pickup Belt Weaving" war mein erster Workshop, Piia Rand die Lehrerin. Sie ist auch die Autorin des Standardwerkes über estnische Webgürtel, und brachte natürlich auch einige wunderschöne Gürtel mit. Solche Meisterwerke werde ich wohl immer nur bewundern können…
Piia Rands Masterarbeit samt englischer Zusammenfassung kann man als PDF auf der Seite der Kulturakademie herunterladen.
Ja, und dann ging es los. Ich wunderte michh dass der Loom mit Wollfäden bespannt wurde, für jede Farbe zwei Fäden (so gab es das von mir gewählte "einfache" Muster vor), und nicht mit dem dünnen Leinengarn. Das kommt aufs Schiffchen oder wird als "Schmetterling" gewickelt und dann im Muster durchgezogen.
Am zweiten Tag dann ging es ans "richtige" Weben und ich scheiterte, mein Hirn machte nicht mit, die Symbole für "oben" oder "unten" und die Farben (rot und weiß) erschlossen sich mir nicht, mein Hirn sah da nur Strickschrift / Charts... Also liess ich nach dem zweiten Versuch das Muster Muster sein und konzentrierte mich auf das einfache, musterlose Weben, ich versuchte die Fadenspannung zu halten und Regelmässigkeit zu bekommen. Am Ende des Tages hatte ich dann auch ein schönes Stück gewebt und wars zufrieden.
wie immer: für eine größere Darstellung auf ein Bild klicken!
Am Ausflugstag nahm ich mir eine Auszeit und verschlief fast den ganzen Tag, und freute mich auf zwei Workshops mit Riina Tomberg.
Ich knn mir kein CraftCamp ohne mindestens einen Kurs bei ihr vorstellen, sie ist eine wunderbare Lehrerin. Und dieses Mal waren es dann gleich zwei Workshops für mich.
Ein Tag mit "Faux Entrelac", ein einfaches Muster, nur ein Spiel mit Farben, meinte Riina. Aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Aber effektvoll!
Danach strickten wir noch das "neue Kihnu-Bündchen", wieder ein Spiel mit Farben und Mustern, wie man es an vielen Handschuhen von Kihnu sieht.
Und an einem dieser Tage fuhren wir auch nach Heimtali um die dortige Jubiläumsausstellung zu Ehren Anu Rauds 80.tem Geburtstag zu sehen.
Welch ein Erlebnis und Genuß!
Wandteppiche und Teppiche aus Museen und Privatsammlungen waren zusammengetragen und präsentiert und wir hatten das Glück, Anu Raud auch persönlich zu treffen.
Sie führte unsere Gruppe diurch die Ausstellung und erklärte was es mt den Darstellungen auf sich hat, welche Geschichten sich dahinter verbergen.
Links zu Anu Raud:
- in der Wikipedia
- ein Video des estnischen Fernsehens anläßlich ihres Jubiläums und eine wunderschöne Bildergalerie zum Durchblättern
- "Anu Raud.Life Patterns" auf der Seite des Estnischen Nationalmuseums, leider nur auf estnisch...
Am letzten CraftCamp-Tag haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Arbeiten vorzustellen. Sehr oft handelt es sich um kleine Werkproben, die oft auch nicht fertiggesstellt sind. Dann aber sieht man auch staunenswerte Ergebnisse, bestickte Schuhe, geflochtene Birkenrindenkörbe, und solch niedliche Teddybären wie sie auf den nebenstehenden Bild zu sehen sind.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten zum Schluß ein Teilnahmezertifikat und werden nach einer allgemeinen Urteilsrunde (What is the most that you got from CraftCamp?) von Ave Matsin fröhlich verabschiedet.
Die Woche endete mit einem Abschußabend im Zentrum für Alte Musik, mit leckerem Essen, zwei wunderbaren Musikantinnen auf der Bühne und fröhlichen Tänzen.
Beim Heimweg durch die ruhige, verschlafene Stadt wurde mir ganz wehmütig zumute, Viljandi hat was...
Aber genug der Wehmut, unser nächstes Ziel: die magische Insel Ruhnu. Also brachen wir nach der Abschlußrunde nach Pärnu auf, übernachteten dort und ließen uns von einem Taxi nach Munalaid zum Hafen fahren, um überzusetzen.
Aber das ist das nächste Kapitel.