Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Der Faden wurde immer schon gesponnen, durch Bewegung in Form gebracht, mit Spindel oder Spinnrad, und unser Leben dreht sich ebenso.

Kein Leben ohne Revolution, alles fließt, alles kehrt sich um, fließt weiter, verharrt in Strudeln - formt aber ein Ganzes - so wie die Wolle zum Faden wird.

Und da kommt mir Goethes Eins und Alles in den Sinn, in diesem Sinne: Ein Gutes Fest und ein Frohes Neues Jahr !

Eins und Alles
Im Grenzenlosen sich zu finden,
Wird gern der einzelne verschwinden,
Da löst sich aller Überdruß;
Statt heißem Wünschen, wildem Wollen,
Statt lästgem Fordern, strengem Sollen,
Sich aufzugeben ist Genuß.

Weltseele, komm, uns zu durchdringen!
Dann mit dem Weltgeist selbst zu ringen,
Wird unsrer Kräfte Hochberuf.
Teilnehmend führen gute Geister,
Gelinde leitend höchste Meister
Zu dem, der alles schafft und schuf.

Und umzuschaffen das Geschaffne,
Damit sich's nicht zum Starren waffne,
Wirkt ewiges, lebendiges Tun.
Und was nicht war, nun will es werden
Zu reinen Sonnen, farbigen Erden;
In keinem Falle darf es ruhn.

Es soll sich regen, schaffend handeln,
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar steht's Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.