Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

EInige Tage nun habe ich verschiedene Bündchen für Pullover, Handschuhe oder Jacken in estnischer Tradition studiert und gestrickt. Quellen dafür waren die Notizen aus dem Seminar bei Riina Tomberg beim letztjährigen Craft Camp in Olustvere, das Buch "Estonian Knitting 1. Traditions and Techniques", und der estnische Museumsserver, der sein Archiv durchsuchbar zur Verfügung stellt.

Das obige Bild zeigt die Versuche, provisorisch auf Karton gezurrt und noch nicht in Form gebracht.

Das Bündchen  mit der Nummer "0" ist das Ergebnis meines Workshop-Tages vom letzten Sommer, es gefällt mir immer noch ausnehmend gut.

Im Estnischen Nationalmuseum sind viele Musterzeichnungen und einige Kihnu-Troi aufbewahrt und man kann diese Exponate auch über die Webseite finden.
Die nebenstehende Zeichnung stammt von dort. Quellenangabe:

Troi ehk Kihnu meeste kampsun
ERM EJ 481:32
Eesti Rahva Muuseum
http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/741364

Ich möchte jetzt gerne noch einige der Bündchen näher vorstellen.

Mir gefällt besonders die Farbkombination dieses Bündchens, die kleinen roten Punkte im oberen Part und die kleinen weißen Punkte in den links gestrickten roten Reihen beleben das Ganze deutlich.

Garn: Teksrena, 8/2, gestrickt mit 1.5er Nadeln

 

Hier habe ich verschiedene Borten / vits gestrickt, wie ich sie auch letztes Jahr bei Kristie Joeste im Craft-Camp-Workshop gelernt habe. Die Borten liegen auf dem Gestrick und wirken dadurch äußerst plastisch.

Ein "Schritt-für-Schritt"-Lehrgang für diese Borten, vits, auf der Seite der Tallina Ülikool zeigt die Arbeitsweise. Zwar in estnischer Sprache, aber die guten Photos helfen weiter.

Dieses Bündchen entstammt mit allen Teilen dem Buch "Estonian Knitting 1. Traditions and Techniques", das ich ja schon mehrfach vorgestellt habe.

64 Maschen mit Nadeln Nr. 3 und Teksrena 8/2.

Die rotschwarzen Vits auf weißem Grund - diese Farbkombi gefiel auch schon den russischen Konstruktivisten...

Der Anschlag: der sog. Kihnu-Troi-Anschlag
das Muster: Pakud, ein Kihnu-Muster, Seite 163

Die Vorlage für das Muster im Buch entstammt jedoch dem estnischen Nationalmuseum, ein Musterblatt mit 10 verschiedenen Bündchenvarianten zeigt rechts unten auf dem Blatt die Musterzeichnung.

Quellenangabe:
Labakinnaste ja troi kirjad
ERM EJ 202:18
Eesti Rahva Muuseum
http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/644696

Die Reihen mit dem zweifarbigen Würfelmuster vor den oberen Vits verschwinden im Gestrick... aber das lässt sich beim Waschen sicherlich in Form ziehen.

Der Kinderpullover, dessen Bild uns Riina Tomberg beim Workshop zeigte, besitzt ein Bündchen, das im Heimtali Museum zu finden ist.

Quellenangabe:

kudumikatke
ERM HM E 368
Eesti Rahva Muuseum, http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/1183816

Und wozu das alles? Ich übe für die Fertigstellung des Kihnu Troi, den ich wie schon im letzten Blogbeitrag beschrieben, in "Rohform" bei mir liegen habe, Vorder- und Rückseite und die Ärmel sind fertig, zusammengefügt und säuberlich zusammengenäht.
Die "offenen Stellen", an denen die Bündchen angestrickt werden, sind mit blauen Garn "vorgestrickt", mehrere blaue Reihen verhindern daß sich das Gestrick auflöst und ermöglicht ein leichtes Aufnehmen der Maschen.

Ich stelle hier noch eine Galerie mit Bildern des "Rohlings" zusammen.