Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Die Hauptattraktion Marrakeschs, glaubt man den Reiseführern, ist und bleibt der Djema-el-Fna, der Platz der Gehenkten; ein Platz, den ich bei meinem ersten Besuch nur kurz streifte und den  wir bei dieser Reise auch erst am 4. Tag aufsuchten. Die Schlangenbeschwörer tröten heftig mit ihren lauten Tsurnas, die Affenführer schleichen sich von hinten an, setzen einem die Tiere auf den Kopf und verlangen dann 100 Dirham (10 €), wohlgemerkt pro Tier! Soviel haben wir natürlich nicht bezahlt.

Affen-Opfer

Affen-Opfer

Tja, da betrachten wir lieber die anderen Platzbesucher und gönnen uns einen Minztee in einem Café am Platz, ruhen uns aus vom "Freikaufen".

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Wir wollen zum Gewürzmarkt Rahba Kedima, dort soll es die größte Auswahl und die frischesten Spezereien geben. Das ist nicht so einfach, die engen Gassen sind voller Besucher, an Wegkreuzungen gibt es sogar Staus... und immer wieder fangen die Angebote meinen Blick.

aus alt mach antik

aus alt mach antik

Alte Berbertaschen werden mit Steinen aufgemotzt und gehen dann als antik durch. Auf einem kleinen Markt, abseits des Hauptweges Rue Semarine kommen wir auf einen Flohmarkt, wo wir aber außer einem mumifizierten Pferdeschädel nichts weiter sehenswertes finden. Den lassen wir wo er ist, auch die Chamäleons in kleinen Käfigen oder die Schildkröten reizen uns nnicht. Die würden wir lieber in Freiheit sehen...

Am Platz Rahba Kedima wird es wieder hell und licht. Die Katzen machen Siesta in der Frühlingssonne oder wandern zwischen den Mützenstapeln herum.

Alles ist herrlich bunt, strahlende Farben in der Frühlingssonne. Das bringt uns auf die Idee, nicht nur Gewürze auszusuchen, sondern auch nach Farbpigmenten zu schauen.

Indigo aus Marrakesch

Indigo aus Marrakesch

Der Händler fordert uns zum Platznehmen auf, wischt eine Bodenplatte sauber und holt dann Gläser mit Farbpigmenten und eine Wasserflasche vom Bord, und führt die einzelnen Farben vor

Beim Pigmenthändler

Beim Pigmenthändler

Farben und Gewürze

Links die Gewürze, rechts die Beutel mit den Pigmenten

Malachit, Siena, Zitronengelb, Bleu Majorelle, alles dabei. Wer kann da widerstehen? Am Ende summiert sich unser Einkauf recht kräftig, denn Gewürze habe ich auch reichlich ausgesucht.

Handeln und auch Nicht-Handeln ermüdet und uns erwartet noch ein kulturelles Highlight: Im Café Clock gibt es am Abend ein Konzert mit traditioneller Musik.

Fünf Frauen singen und trommeln, das Café ist so voll, daß wir  nur auf der Dachterrasse Platz finden und nach dem Abendgebets-Ruf der Muezzine der Kasbah beginnt das Konzert, atem- und sinne-beraubend. Die jungen Leute geraten außer Rand und Band, klatschen den komplizierten Rhythmus mit, tanzen und singen. Diese jungen Leute strahlen einen ungeheuren Optimismus, Herzlichkeit und Lebensfreude aus, wir sind begeistert. Von dem Abend auf der Dachterrasse im Café Clock, der Musik, den Gästen.

Ich freue mich, daß wir diesen Abend erleben dürfen, daß wir so "mittendrin" sind und am Leben der Menschen hier teilnehmen dürfen, als wohlgelittene Gäste.

Sonntagmorgen in der Kasbah

Kinderspiel am Sonntagmorgen in der Kasbah