Naiv wie ich bin, dachte ich, bekannterweise eine große Lyrikliebhaberin, daß Gedichte im Kopf stattfinden... Ein Gang durch meine alte Heimat Ottensen hat mich aber etwas Anderem belehrt: Heutzutage sitzen die Gedichte auf dem Kopf.
Meine Auffassung, daß Mode-Design einer der überflüssigsten da permanent dauerüberschätzten Berufe ist, hat sich wieder bestätigt. Diese junge Dame schafft es, so ziemlich jedem Hype hinterherzuhechten, nur um banale Wollmützen zu überteuerten Preisen loszuwerden.
Mit einem englischen Slogan, einer zu Tränen rührenden Geschichte von der vergeblichen Suche nach einer Lieblings-Mütze und auch ansonsten recht knarrender Syntax kommt die Seite daher, ein Gedicht ist mir auf der Seite allerdings nicht untergekommen.
Wenn Sie also einmal einen Bad-Hair-Day haben oder anderweitig frustriert sind, schlachten Sie Ihr Sparschwein und kaufen Sie sich eine Mütze für 150,00 EUR. Sie erhalten eine Kopfbedeckung, die als Geschmacksmuster angemeldet ist und Ihnen so das Gefühl einer unglaublichen Exklusivität gibt. Wenn das nicht wirkt, können Sie ja immer noch ihre Lieblingsbuntstifte spitzen und selbst eine Mütze entwerfen ;=)
Achja: Die Dame gibt sogar Strickkurse, sei es für bloody beginners oder "knitting for runaways"... was immer das sein soll. Wenn sie da bloß nicht ihre Konkurrenz ausbildet...
Und Philosophie? "In der Philosophie (griechisch φιλοσοφία, lateinisch philosóphia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu deuten und zu verstehen." sagt die Wikipedia. Wenn das so ist, dann kann dieser Text, der auf der Webseite mit Philosophie betitelt ist, Ihnen vielleicht auch beim Versuch, das Menschliche zu verstehen, behilflich sein:
Kleine Geschichte Nur wer schon mal ein Lieblingsstück verloren hat, kann die innige Beziehung ermessen, die zwischen einem Accessoire und seinem Träger entstehen kann.
Wow, eine wunderschöner blog. Wo hast Du nur die tollen Bilder gefunden? Ich bin oft in Museen zu Berlin umher gegangen, um nach solchen Schätzen zu suchen. Doch das ist nicht so einfach.
Schön sie hier zu entdecken.
Ach ja und eine Mütze ist doch so eine leichtlebige Sache, da brauche ich jeden Winter mindestens zwei……..
Es sind doch keine Kronen, oder? Wer eine Mütze sucht, der wird doch bei Dawanda gut „behütet“. Da gibt es die tollsten Mützen, in allen Variationen und für jeden Geldbeutel
etwas. Oh nein, ich bin nicht bei D….vertreten.
In dem Sinne Dir noch schöne Ideen und schöne Tage
Gruß margit
Liebe Margit, danke daß dir die Seite gefällt! Meine Anregungen für die Bilder finde ich im artdaily.org-newsletter und in wikimedia.commons ;=)
ich geh jetzt aufs Sofa und stricke auch, aber keine Mütze ;=)
Liebe Conni,
eines vorneweg: Dein Blog macht wirklich Freude beim Lesen. Ich bin dem Lese-Tipp durch Tichiro gerne gefolgt. Allerdings bin ich bei diesem Artikel zu Frau Deginther doch über die Polemik überrascht: mir scheinen beim Stöbern auf der Homepage die gezeigten Mützen durchaus hübsch und tragbar (sofern das geeignete Typ-Mützengesicht dafür vorhanden ist). Und in Anbetracht der verwendeten Materialien und der geleisteten Handarbeit ist der Preis (beachte den Stundenlohn! Und dann auch noch die anderen Kosten, die im Rahmen eines solchen Geschäfts gedeckt sein wollen) doch gerechtfertigt, oder? Insbesondere, wenn die Qualität dann auch noch stimmt und die Mütze langlebig ist. Mir hilft es, meine eigene Leistung wieder wert zu schätzen. Und ich freue mich, dass ich kein Geld für eine Mütze auszugeben brauche, da ich sie selber fertigen kann. Aber genau das kann ja nun auch nicht jeder.
Aus meiner Sicht wünsche ich allen Kunden, die sich für den Kauf einer Mütze entscheiden und das Geld ausgeben, viel Freude daran. Und wenn von mir jemand eine Mütze kaufen möchte, dann bekommt er sie auch nicht nur für den Wollpreis – das habe ich nun beschlossen.
Viele Grüße,
Shilke
P.S.: mir fällt in dem Zusammenhang noch eine Geschichte ein, die mir meine Englisch-Lehrerin zum kulturellen Unterschied zwischen Deutschland und USA einmal erzählt hatte (die Pauschalität der Geschichte soll nur die Unterschiede verdeutlichen und nicht die Meinung aller Menschen wiedergeben):
Wenn in Deutschland ein Pommes-Buden-Besitzer einen fetten Wagen fährt, dann reagiert „der Deutsche“ derart, dass er sich/anderen sagt: „Mit den Pommes kann doch irgendwas nicht in Ordnung sein – wie könnte der Besitzer sonst so einen fetten Wagen fahren“.
Wenn in USA in Pommes-Buden-Besitzer einen fetten Wagen fährt, dann reagiert „der Ami“ derart, dass er sich/anderen sagt: „Der muss wirklich super Pommes machen – wie könnte er sonst so einen fetten Wagen fahren“.
Hallo Shilke,
es ging mir ja auch nicht hauptsächlich um die Mützen, sondern um den Hype.
Wenn jemand soviel Geld hat und genau diese Mütze will, soll sie doch.
Ich sehe mich aber nicht neidgetrieben ;=)
Was mir auf den Keks geht ist dieses Getue, dieses Eiteitei und der Mißbrauch des Begriffs Philosophie.
Da fällt mir immer die Einladung zu einer Kirchengemeindeversammlung ein, bei der es um irgendwelche Plakate ging und die Eingeladenen aufgefordert wurden: „Bringt Eure Lieblings-Buntstifte mit!“
Ich gehöre wohl aus einer Generation, die stolz darauf ist und lange darum gerungen hat, erwachsen zu werden und den Kindchen-Status endlich hinter sich zu lassen ;=)
Hallo Conni,
das kann ich gut verstehen – mit den Hype’s ist es so eine Sache. Da ist dann gerne das (eigene/fremde/…) Moral- und Wertegefüge mit eingebunden (und Werte und Moral verlottern ja in unserer Gesellschaft etwas – zumindest in der großen Wahrnehmung. Die Perlen nehme ich gerne wieder in Schutz).
In den Momenten, in denen der schwarze Teil meiner Seele Raum bekommt, würde ich gerne mal selber einen Hype auslösen und mich dann dumm und dämlich daran verdienen. Denn ist’s mein Problem, wenn viele Menschen für irgendeinen Schwachsinn viel Geld ausgeben möchten? Sollte ich sie wirklich davon abhalten? Vielleicht erscheint mir persönlich die ausgewählte Designerin nicht wirklich geeignet, um das Thema Hype abzubilden. Da habe ich doch Bilder anderer Menschen im Kopf, die schnell hingeschusterte Sachen anbieten und reichlich Gefolge im Rattenfänger-Gehabe haben.
Und auch Dein Befremden in der Vergewaltigung deutscher Sprache kann ich gut nachempfinden: hier tritt bestimmt der eine oder andere mega-unglücklich im weiten Netz auf und könnte Unterstützung gut gebrauchen (und sollte hier für die professionelle Unterstützung auch das eine oder andere Talerchen auf den Tisch blättern – es macht sich ja wieder bezahlt). Übrigens liebe ich in diesem Kontext sehr den Humor, der in den KiKa-Nachtschleifen per Bernd das Brot vermittelt wird. Zum Wegkichern. Und nicht im ersten Moment offensichtlich.
Herzliche Grüße (und vielen Dank, dass Du Dich auf den Gedankenaustausch per Kommentierung einlässt – ich stehe Dir gerne auch per Mail zur Verfügung),
Shilke
Also – wer da eine Mütze kauft, dem ist wohl nicht zu helfen. Aber hier ist eben wieder eine geschickte Vermarktung am Werk. Was ja durchaus legitim ist. Nur: was um Himmels Willen an Geschmacksmuster soll denn hier geschützt sein. Diese Mützen gibt es zu Tausenden in allen Variationen …..
Naja, Geld stinkt nicht …..
Wow – diese Mützen sind ja wahre Perlen der Strickkunst!
Welch außergewöhnliche, exklusive, nie dagewesene Designs! Welch strickerische Glanzleistung!
Tief beeindruckte Grüße
Tina