So, nun gehe ich an die Nachbereitung der Reise und stelle als erstes die verschiedenen Workshops vor, an denen ich teilnehmen konnte.
Die angenähten Schlaufen und Fransen der Hochzeitshandschuhe von der Insel Saaremaa waren Thema unseres ersten Workshops beim Craft Camp. Lehrerin war die unermüdliche Kristi Jõeste.
Sie hatte auch etliche wunderschöne Handschuhe mitgebracht, Anregungen und Ansporn für uns.
Ich war gespannt auf die Bündchen-Traditionen und vor allem auf die Befestigung der Schlaufen und Fransen an den Handschuhen, denn damit hatte ich mich gerade bei der Übersetzung des lettischen Handschuhbuchs beschäftigt. Werden die Schlaufen gestrickt, müsssen sie mit einer besonderen Technik befestigt werden, denn sonst lösen sie sich leicht wieder auf und man hat nur einen großen Faden hängen...
Aber bei diesen Handschuhen werden die Schlaufen und Fransen nach der Fertigstellung der Handschuhe angenäht und das versprach ungeübten Strickerinnen wie mir eine gewisse Sicherheit...
Ob ich jemals solch wunderschöne Exemplare stricken werde? Ich weiß es nicht, freuen kann ich mich aber immer daran.
Die Details: die obigen Beispiele zeigen von links nach rechts einen Handschuh mit extrem langen Fransen, der wurde ja wohl auch nur zu einer Hochzeit getragen, der mittlere und der rechte Handschuh zeigen unterschiedlich lange, "zweistufige" Fransenreihen.
Und bei diesem Musterbündchen sieht man die feine Kombination von Fransen, mehrfarbigen Flechtborten, Musterstreifen und linken Reihen, die einerseits zur Befestigung der Fransen, aber auch als Zierstreifen gestrickt wurden.
Wie immer ist die Farbanordnung außerordentlich wichtig, Alle in den Mustern verwendeten Farben kommen auch in der Schlaufenreihe vor, Ganz wichtig für eine gute Wirkung der Fransen ist die exakte Einhaltung der Farbreihe und die Anzahl der Fäden pro Farbe, hier aufs harmonischste umgesetzt!
Für uns waren die benötigten Garne liebevoll vorbereitet und zuerst ging es darum, kleine Musterstreifen zu stricken, in die wir dann die Schlaufen oder Fransen einarbeiteten. Die Anleitungen für die einzelnen Werkstücke stammen aus dem wunderbaren Buch "Estonian Knitting", das ich hier ja auch schon vorgestellt habe und an dem Kristi Jõeste ja nicht unbeteiligt ist.
Die Anleitung für die Handschuhe aus Valjala zeigt, daß die Fransen in die 6. und in die 9. Reihe gearbeitet werden, die Schlaufen also auf dem Handschuh-Bündchen liegen. Das hat den Vorteil, dass sie sich nicht so leicht verfransen und dass sie als zweite Lage das Bündchen noch wärmer machen. Damit die Schlaufen prominent befestigt werden sind, werden sie in die Füßchen von links gestrickten Maschen eingeknüpft.
Eine kleine Herausforderung war für uns, die Reihen, deren Chart für Runden geschrieben ist, flach zu stricken, wo ich doch schon immer Probleme mit rechts / links / Spiegelbild habe;=)
Die erste Schlaufenreihe habe ich fertigbekommen, die zweite, bunte Reihe begonnen.
Das Bündchen der Handschuhe aus Karja war die zweite Übungsaufgabe.
Da habe ich zwar das Bündchen gestrickt, aber die Schlaufen nicht eingeknüpft. Durch die geschickte Kombination farbiger Musterreihen, links oder rechts gestrickt, entsteht eine hübsche Musterborte.
Unsere dritte Aufgabe war die Borte für den prachtvollen Handschuh aus Mustjala.
Das Bündchen selbst ist nicht besonders komplex, einfache Reihen in den drei Farben dunkelgrün, schwarz und dunkelbraun bilden den markanten unteren Rand des Handschuhes und die Fransen werden zweilagig gearbeitet, eingeknüpft in die dritte und fünfte Reihe.
Ich mag die Muster aus Mustjala, dem kleinen Ort im Nordwesten der Insel Saaremaa sehr, ein Paar Kniestrümpfe habe ich ja schon gestrickt, nun also ein rudimentäres Bündchen ;=)
Als Augenschmaus füge ich hier noch ein paar Detail-Aufnahmen ein:
Und hier noch eine Galerie der wunderbaren Hochzeitshandschuhe:
Und wer es genau wissen möchte:
auf den Seiten 272 bis 281 der englischen Ausgabe des Buches "Estonian Knitting 1, Traditions and Techniques" sind die Schlaufen- und Fransenränder explizit beschrieben!