Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Am 3. Tag des Craft Camps wurden drei Ausflüge zur Wahl angeboten und ich hatte mich gegen die Fahrt nach Setumaa oder Pärnu entschieden, weil ich gerne Heimtali sehen wollte.

Heimtali ist eine kleine Gemeinde bei Viljandi mit einem klassizistischen Gutshaus, einer alten Mühle und einem alten Schulgebäude. Der Ort liegt idyllisch inmitten von Feldern und Wäldern. Und dieser schöne Flecken war das erste Ziel unseres Ausfluges.

Auf dem Lande in Estland

Auf dem Lande in Estland

In dem alten Schulgebäude ist das von Anu Raud geführte Museum untergebracht. Es besitzt eine schöne Sammlung von Gegenständen des bäuerlichen Alltags und natürlich eine ausgezeichnete Textil-Kollektion, die von Anu Raud gesammelt und gepflegt wird. In einem Nebengebäude sind wechselnde Ausstellungen zu sehen, zur Zeit eine Wanderausstellung über estnische Architektur.

Das Schulgebäude: bevor man eintritt, fällt der Zaun, der das Haus umgibt, ins Auge:

Zaum am Museum von Heimtali

Zaum am Museum von Heimtali

Jede Stakette wird von einem Handschuhmuster geziert.

Zaun-Detail

Zaun-Detail

Dies ist eine Arbeit von Schulkindern und zeigt die Vielfalt des pädagogischen Konzeptes von Anu Rau, die die Menschen auf die vielfältigste Weise mit den eigenen Traditionen bekannt macht.

Bestickte Decke

Bestickte Decke

Wir bekamen wunderbare Exponate gezeigt und erklärt: Decken, Handschuhe, Bekleidung...
So erfuhren wir von ihr zum Beispiel, daß die Decken auf Straßenmärkten oft als Unterlage für die angebotene Ware  genutzt worden waren, beispielsweise für Autoersatzteile und wie sie dann im örtlichen Geschäft eine neue Decke zum Tausch kaufte, um das gute Stück zu retten.

Im Museum werden neben den alten Gegenständen auch die berühmten Strick-Tiere gezeigt, mit denen die großartige Lehrerin Kindern das Stricken nahebringt.

gestrickte Handpuppen

gestrickte Handpuppen, der Buntspecht hat es mir angetan.

die berühmten gestrickten Tiere

die berühmten gestrickten Tiere

Auf dem Brett an der Wand stehen von Schülern gestrickte Tierchen zum Verkauf. Stricktierchen

Nach der Führung durch das Museum wurden wir auf den Hof von Anu Raud eingeladen in ihr Studio.

Anu Rauds Hof

Anu Rauds Hof

Das Anwesen liegt wunderbar in der Landschaft, mit schattigen Sitzplätzen, einem Blumen- und Gemüsegarten und es gibt auch eine Schafherde!
Anu Raud zeigte uns dann ihre aktuellsten Arbeiten, wunderschöne Wandteppiche.

ein wunderschöner Wandteppich

ein wunderschöner Wandteppich

In einer Nachlese meiner Reise, in einem späteren Beitrag, werde ich ausführlicher auf das eingehen, was ich bei diesem Besuch von Anu Raud gesehen und gelernt habe.

Viljandi ist  ein wunderhübsches, kleines Landstädtchen mit einer Burgruine, einem alten Wasserturm, einem See, netten Cafés, und vor allem Handarbeitsgeschäften und mehreren Museen. Dafür blieb uns der Nachmittag Zeit.

wie immer: für die Anzeige auf die Vorschaubilder klicken!
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Im Museum gibt es eine kleine Sammlung von Textilien zu sehen und eine ganze Reihe Funde aus allen historischen Perioden, die mit lustigen Schaubildern erklärt wurden. Das Mittelalter-Bild zeigt so manche Strickerei:

Eine Szene im Museum

Eine Szene im Museum

Das Zentrum für Handarbeiten führt es außer Wolle auch Gestricktes und Gewebtes und die dafür notwendigen "Werkzeuge" .

Viljandi Käsitöökoda

Viljandi Käsitöökoda

Im Handarbeitszentrum

Im Handarbeitszentrum

Seit 2003 besteht das Museum für Außenseiter- und Naive Kunst. Paul Konda war ein Lehrer in Viljandi und Heimtali, der nach seiner Pensionierung zu malen begann. 26 Werke von ihm werden ausgestellt, und das berühmteste sind die Erdbeer-Esser.

Die berühmten Erdbeer-Esser von Paul Kondas

Die berühmten Erdbeer-Esser von Paul Kondas

Was es mit diesem Gemälde (und dem starren Blick der Gruppe) auf sich hat, werde ich auch in einem späteren Beitrag ausführlicher berichten können. Jetzt wartet das Frühstück und anschließend der Workshop Plaited Ribbons.
Blumen in Viljandi

Blumen in Viljandi