Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843
knallbunte Plastikwolle

knallbunte Plastikwolle, gut für Urban Knitting geeignet

Ich konnte dem Urban Knitting oder Guerilla Knitting nie etwas abgewinnen. Nach kurzer Zeit verdreckt und vergammelt das Zeug an den Laternenmasten oder Mülleimern, und das bleibt dann so. In Hamburg-Altona, meiner alten Heimat,  gibt es wohl keinen Laternenpfosten, der nicht von oben bis unten mit Tesa-Film, Plastikhüllen für Werbung und weiterem Kommunikationsmüll bepflastert ist und unter dieser Hülle vor sich hin rottet. Dadrüber kamen dann noch die mehr oder minder hilflos gestrickten oder gehäkelten Textilien.

Heute allerdings habe ich zum ersten Mal eine sinnvolle Anwendung gesehen.In Malchin am Kummerower See haben sich wackere Strickerinnen über die vielen Nazi-Aufkleber und die Reste von solchen Aufklebern sowie die Gleichgültigkeit der Bevölkerung diesem Dreck gegenüber geärgert und haben ganz klandestin den langen Winter über einen Vorrat an Strickstücken erstellt und diese nun überall wo solche Aufkleber zu sehen sind drübergezogen.

Der Nordkurier hat heute darüber berichtet: Stricken gegen Nazi-Parolen,

Nötig ist es auf jeden Fall. Denn ich glaube, die rechte Propaganda wird nicht ernst genug genommen“ sagt eine der beherzten Strickerinnen.

So muß mans machen. Ich wüsste da so manche Stellen hier in der Gegend, in Loitz würde ich etliche Trafo-Kästen bestricken, auf denen unangefochten Hakenkreuze prangen. In meinem Dorf werde ich die Augen aufhalten. Eine Idee, wie man gegen diesen Dreck vorgehen kann, habe ich ja jetzt.