Nach der ruhigen Zeit auf dem Dorf gab ich den Lockrufen der Berliner Strickfreundinnen nach und machte mich auf den Weg nach Berlin. Treff- und Zeitpunkt zu vereinbaren war ein wenig aufwendig, aber dann klappte es. Am ersten Tag verabredeten wir uns bei Yarn Over Berlin in der Oranienburger Straße. Was taugt eine Woll-Diät, wenn schon ein Strang TukuWool-Sockenwolle (handmade in Finland - for the love of wool) alle guten Vorsätze zunichte macht? Claudia und Cornelia hatten mir kürzlich schon einige Stränge dieses finnischen Garns besorgt und auch geschenkt und das steigerte meine Begierde umso mehr.
Jetzt also noch einmal 3 Stränge davon, die wanderten in den Beute-Beutel, alle anderen wunderhübschen Garne (Frieda Fuchs zum Beispiel, in handelsüblicher Menge oder als knusprig-verlockende Klein-Stränge) blieben wo sie waren oder wurden von meinen Freundinnen aufgekauft.
Yarn Over Berlin
im Kunsthof
Oranienburger Str. 27
10117 Berlin
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Samstag 11.00 bis 16.00 Uhr, Mittwoch und Freitag 12.00 bis 19.00 Uhr
Donnerstag und Sonntag geschlossen.
www.yarnoverberlin.de
Wie schön wenn man an einem der ersten heißen Junitage einen so wunderschönen Platz wie bei der Tadschikischen Teestube im Kunsthof an der Oranienburger Straße findet! Wir konnten im Schatten sitzen, herrlichen Tee genießen und unsere Beute bestaunen. Und da YarnOverBerlin ja auch im Kunsthof residiert, blieb immer noch die Möglichkeit zu weiteren Beutezügen.
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Meine zwei Berliner Neffen kamen abends dazu und ließen sich von mir zu einem Abendessen auf dem Hof verführen. Pelmeni, Plov und andere leckere russische und zentralasiatische Speisen tischen die Köche der Tadschikischen Teestube auf und dazu gibt es sehr sehr frische, fruchtige Weine oder gewürzten Tee.
Am zweiten Tag trafen wir uns nicht "in Mitte" sondern in Charlottenburg. Rund um die Kantstraße und in den Nebenstraßen gibt es viele kleine verlockende Läden, aber nicht nur; den Kultur-Hunger stillt man im im Käthe-Kollwitz-Museum oder im Literaturhaus. In dieser Gegend fühle ich mich immer ein wenig zuhause, auch wenn ich nie in Berlin gelebt habe. Ein Wiesbadener Musiker hatte einst in der Kantstraße ein Saxophongeschäft gegründet, ob es heute noch besteht weiß ich nicht. Und am legendären Savigny-Platz steht immer noch die Tür der Kneipe "Dicke Wirtin" offen. Bei einem meiner ersten Kreta-Urlaube in den 70ern trafen wir Hagen, einen Hardcore-Alkoholiker, Stammgast der Dicken Wirtin, der erschröckliche Geschichten aus dem Kneipenalltag von sich gab und dabei zum Frühstück ein rohes Ei in das Glas Retsina rührte....
Genug der Erinnerungen. Bei diesem Besuch entdeckte ich die Saxonia-Drogerie in der Knesebeckstraße, Berlins älteste Drogerie und ließ mich von provenzalischen Düften verführen, dabei wollte ich eigentlich nur eine neue Atemschutzmaske besorgen. Und gegenüber, Ecke Knesebeck- / Goethestraße, steht das Haus, in dem Hedwig Courths-Mahler lange lebte, eine durchaus umstrittene Autorin trivialster Romane, mit deren Werken ich mich in meiner Uni-Zeit bei der Beschäftigung mit Trivialliteratur immer wieder auseinandersetzte. Aber das sind auch Erinnerungen.
In diesem Haus residiert Margit Mickinn im Wollschlößchen und residiert ist das richtige Wort. Schön bemalte Decken, bunte Kronleuchter und an den Wänden in den Regalen und auch sonst überall die herrlichsten Garne. Garne von insgesamt 17 Firmen sind im Angebot, neben vielen Garnen aus Margits scheinbar unendlichen Wollvorräten - Garne, die es heute auf dem Markt sonst nicht mehr gibt. Wer schon einmal bei ihr Wolle oder Garn gekauft hat, tut gut daran ihr die fertigen Strickstücke zu zeigen, das wird regelrecht eingefordert.
Wir gaben einen Entzückensschrei nach dem anderen von uns, staunten über besondere Mischungen und wundervolle Färbungen, überlegten was man damit stricken könne oder ob "Allgemeine Woll-Sammelwut" als Kaufgrund durchginge...
Auch lettische Landwolle hat Margit im Angebot, von einem durchreisenden Händler angeliefert, wohl von Hobbywool aus Riga. Ich konnte mich nicht sattsehen und weiß nun genau: Dies ist mein Woll-Geschäft in Berlin! Hier will ich wieder hin!
Ich habe noch kein Wollgeschäft kennengelernt, in dem ich mich gleich so wohl fühlte, in dem so eine begeisterte Stimmung herrscht; im Gegensatz zu YarnOverBerlin, wo der Ton freundlich-distanziert ist, habe ich hier das Gefühl als sei ich schon immer hier gewesen, als hätte ich mein ganzes Strickerinnen-Leben über immer wieder hier hereingeschaut.Als hätte Margit mich mit ihren Garnen immer wieder glücklich gemacht!
Nachstehend der Beweis: Wollschlößchen macht wirklich glücklich!
Wollschlößchen - Ein kunterbunter Fundus -
Knesebeckstraße 12, Eingang : Goethestraße!
10623 Berlin
📞 030 / 526 73 999 | @ : margit1a@yahoo.de
Öffnungszeiten:
Mo: optional, ab 11.00 - 14.00
Di - Fr: 11.00 - 18.30
Samstag: 12.00 - 15.00
Der Nachmittag klang im Garten des Literaturhauses an der Fasanenstraße aus.Leckere Torten, schönes Essen und spritzige Weine, und wir mittendrin - ein herrlicher Tag.
Wieder einmal beweit es sich: Stricken macht schön, gesellig und glücklich!