Da war ja nun viel Aufregens um "Bernie's mittens" und daß diese Handschuhe aus einem alten Pullover recyclet worden sind. Die Idee, Gebrauchtes neu zu verwenden, hat ja viel für sich. Und wenn ich an meine lang-lagernden unbeendeten Strickereien denke - bei denen lohnte sich ein Recyclen auf jeden Fall. EInige Teile lagern schon so lange, daß ich gar nicht mehr weiß mit welcher Nadelstärke ich gearbeitet habe und was das werden sollte - die werde ich wohl oder übel aufribbeln. Denn gutes Garn war es allemal.
Beim Suchen in einer alten Truhe kam mir allerdings neulich ein rosa Monster vor die Augen, das wohl schon etliche Jahrzehnte tief unten unter Bettdecken, Kissen und anderen schönen warmen Sachen vor sich hin dämmerte. 200% Acryl in schreiend Rosa, das habe ich nie und nimmer selbst gestrickt. Auf keinen Fall! Und dann fiel es mir ein. In den 70ern verbrachten wir etliche Frühjahrssemesterferien in Spanien, zusammen mit Freunden. Und eine Mitstudentin hat dann wohl dieses Ungetüm vergessen.,, und damit es nicht verloren geht hab ichs wohl an mich genommen.
Was macht man mit so einem schreckenerregenden Teil? Kontakt zu der Freundin von damals habe ich keinen mehr, unsere Wege waren zu unterschiedlich, also zurückgeben schied aus.
Ich mußte unwillkürlich an den vielgeliebten Stephen West (aka Westknitter) denken, dem hätte das vielleicht gefallen, der würde das vielleicht zu Ende stricken - aber nein, er singt ja
You don't have to feel like Polyester or Acrylic - grab something better
also, weg damit mit Schaden. Ich hab einen Katzenkorb damit ausgepolstert, das schien mir angemessen. Aber die Katze liebt Schafswolle und Schafgeruch und mied den Korb, das war also auch ein Flop. Als "Haß-Geschenk", wie unser Freund Hans die oft sehr skurrilen Präsente bezeichnet, die er gerne an Geburtstagen überreicht, taugte das auch nicht. Und so landete es eben im gelben Sack.
EJ Jones liebt Naturgarne, luxuriöse Garne wie Cashmere oder Mohair, aber er kauft kein Garn. Er sucht everywhere for free yarn - und findet es in Secondhand Shops der Heilsarmee oder anderen Hilfsorganisationen.
Er trennt die Fundstücke auf und benutzt dabei den Garnwickler. "99 cents for a sweater" - sagt er zufrieden und verstrickt das Garn zu schönen Pullovern.
Angefixt wurde er auf einer Geschäftsreise nach Irland, wo er sich einen Aran-Pullover kaufte. Seitdem hat er mehr als 30 Pullover und unzählige Mützen und Kappen gefertigt, denn jeder Meter Garn wird genutzt.
Vier bis 5 Stunden strickt er täglich, zufrieden mit sich und seiner Beschäftigung. Und das ist beneidenswert.