11.09.2013 | Strickgeschichte(n), Wockensolle
Ariadne, die Tochter des Königs Minos und dessen Frau Pasiphaë, half dem von ihr geliebten Athener Königssohn Theseus, den Minotaurus in dessen Labyrinth zu überwinden und mithilfe eines roten Wollfadens den Ausgang aus dem Labyrinth wiederzufinden.
Heute lockt Ariadne mit eben diesem roten Faden in die Filialen einer griechischen Supermarktkette.
Und damit endet meine Suche nach kretischer Strickwolle, Strickkultur und kretischen Strickgeschichten wieder mal im banalen Alltag, im Kommerz. Und meine Reise ist auch zu Ende.
06.09.2013 | Museen, Strickgeschichte(n), Wockensolle
In Vori in der Messara-Ebene, im Süden Kretas, gibt es seit 1982 ein renommiertes ethnologisches Museum, das Mousio Kritikis Ethnologias (Museum für kretische Ethnologie), welches von manchen Reiseführern auch als bestes Museum dieser Art auf Kreta gelobt wird. Die Ausstellungsbereiche umfassen lt. Reisehandbuch auch Textilherstellung und Textilarbeiten.
Nun hegte ich also Hoffnung, hier doch noch etwas zur Strickgeschichte Kretas erfahren zu können. An der Hauptstraße von Phaestos kommend gibt es noch Hinweisschilder, dann keinen Hinweis mehr. Durch enge Gäßchen zwängend, lernten wir den hübschen kleinen Ort mit vielen, leider auch verfallenden Häusern, noch aus dem 19. Jahrhundert und älter, kennen. Aber das Museum am Ortsrand fanden wir nur mit Zufall und Beharrlichkeit.
Es ist geschlossen. Niemand vor Ort. Wir konnten zwar durch das offene To auf das Gelände, aber mehr war nicht möglich.
Das Gebäude verrottet. Putz bröckelt, Lampen sind zerstört. Hoffentlich sind die Bestände gesichert. In Phaestos, an der alten minoischen Ausgrabung dann dieses Transparent: Die allhellenische Vereinigung der Museums-Beschäftigten wehrt sich gegen Personalkürzungen. Die junge Dame an der Kasse rückt dann mit Wahrheit heraus: Das Ethnologische Museum in Vori ist nicht wegen Reparatur temporär geschlossen, sondern wohl auf längere Zeit, wegen der Krise. Bei den Ausgrabungsstätten sind die Öffnungszeiten an Feier- und Sonntagen eingeschränkt, um 15:00 Uhr wird geschlossen, da das Kultusministerium die Personalkosten kürzt und keine zusätzlicheb Kräfte für Feier- und Sonntage bezahlt.
Es ist ein Trauerspiel. Von den "Hilfen" für Griechenland kommt nichts bei den Menschen an und die größten Verdiener des Landes, die Reeder, sind per Gefälligkeits-Gesetz von Steuerzahlungen befreit. Da muß man ansetzen, nicht bei der Mittelschicht, nicht bei der Kultur!
Link: Museum für kretische Ethnologie, Vori (ab und an ist auch die Webseite nicht erreichbar)
04.09.2013 | Wockensolle
Es gibt doch Wolle, Wollgeschäfte hier auf der großen griechischen Insel. Eleni, die Enkelin der legendären Sofia in Plakias gibt mir den entscheidenden Hinweis:
In Rethymnon you know the Great Gate, at the Place of the martyrs.
There you enter. To the right, there is barber, souvlaki shop and then comes Samson Shop.
There you find wool. And the shop belongs to my grandmother's sisters.
So ist es. Statt des Ladens fanden wir ersteinmal ein Kaféneion, in dem sich Kreter und Kreterinnen die Mittagszeit mit Scherzen vertrieben und nach enigen kafé metrio änderten wir die Richtung, und siehe da: auf der rechten Seite Samson-Shop, Souvlaki-Laden und Friseur.
Das Geschäft ist nicht so leicht erkennbar, denn da an der Haupt-Touristen-Meile gelegen, mit Souvenirständern verhängt. Geht man hinein, ersteinmal eine lange Theke, deckenhohe Schränke und Regale mit allerlei Kurzwaren, und am Ende des Verkaufsraums sieht man dann schon Plastiksäcke voller Knäuel. Die Regale im Nebenraum werden gerade aufgefüllt.Ich schaue mich um und darf auch photograpieren. Ich sehe mehr Effekt-Garne denn Qualitätsgarne und die Etiketten sind in türkischer oder italienischer Sprache, keine griechischen Produkte. Acrylmischungen überwiegen.
Auf Nachfrage erklärt mir die junge Dame, es gäbe nur noch 2 griechische Wollproduzenten, beide in Nordgriechenland, in Volos.
Ich gönne mir rote Wolle, der 200g-Strang zu 8,00 € und ein Knäuel feinstes blaues Garn, 50g zu 3,00 €.Wie traurig, ein Land mit soviel Schafen und so wenig Wollverarbeitung.
Zur Dokumentation: hier die Adresse des Samson Shop:
28.08.2013 | Museen, Wockensolle |
Nun bin ich ohne Stricktips für Kreta losgeflogen, weiß nicht ob ich irgendwo schöne Wolle finde, aber auch nicht, ob ich Zeit zum Stricken haben werde.
In Rethmynon, wo ich von einer Überraschung in die andere fiel, denn alles war ganz anders als bei meinem letzten Besuch vor 34 Jahren, , außer den Gebäuden in der Altstadt ist nichts gleichgeblieben, besuchten wir das Volkskunst-Museum.
In dem wunderschönen venezianischen Bau werden im 2. Stock Artifakte aus der Töpferei, der Landwirtschaft, dem Haushalt gezeigt. Textile Arbeiten in Hülle und Fülle, Webereien, Wandteppiche, Spitzen, wunderschön.
Keine Strickexponate.
Die nette Dame, die uns begleitete und durch die Räume führte, erklärte uns die verschiedenen Handarbeitstechniken. Strickstücke gäbe es nur wenig, keine in der Ausstellung. Der Grund? Die Landbevölkerung strickte, wenn eine Jacke oder Pullover "durch" war, aus der aufgeribbelten Wolle Neues, bis die Wolle gar nicht mehr taugte. Und die städtische Bevölkerung trug eher feine Stoffe, Pelz, Leder.
Sie zeigte und erklärte uns Gerätschhaften zum Flachsbrechen (Leinen wird auch fast nicht mehr hergestellt, Flachs nicht mehr angebaut), einen großen Webstuhl (an solchen wurden die großen, meist rot und schwarz gehaltenen Wandteppiche hergestellt, die zu besonderen Anläßen erstellt wurden und oft auch Ereignisse aus der Geschichte zeigten), und ein Rassotrivi, eine schlau erdachte mechanische, vorindustrielle Vorrichtung zum Walken von Ziegenwolle.
Wir rätselten über eine Handarbeitstechnik, die Spitze war nicht gehäkelt, nicht geklöppelt, sondern mit einem kleinen Schiffchen und ganz feinen Faden erstellt. Beiden fiel uns der Name dieser Technik nicht ein, auch nicht als die nette Dame mir ein Web-Schiffchen zeigte, όπως εδώ, μόνο πολύ πολύ μικρότερη ..., "so wie dieses hier, nur viel viel kleiner..." Wir versicherten uns noch, daß das gesuchte Wort uns ganz bestimmt 10 Minuten nachdem wir gegangen seien, einfiele, vielleicht sogar schon nach 5 Minuten.
Tja, hat ein wenig länger gedauert, wegen der Hitze vielleicht, es handelt sich um Occhi-Technik, auch als Frivolité oder Schiffchenarbeit bekannt.
Nun denn hier noch der Link zu dem schönen Museum in Rethymnon:
The Folk Art Museum of Rethymnon
ein Museum für Zeitgenössische Kunst gibt es auch noch in Rethymnon, die aktuelle Photoausstellung mit Arbeiten von Christophoros Doulgeris lohnt einen Besuch in dem Bau nahe der alten Festung.
11.01.2013 | Strickgeschichte(n)
Tja, da war ich gerade mal 27 Jahre jung, und wie schon beschrieben, strickte ich im warmen Plakias auf Kreta eine Jacke für den kommenden Herbst.
Dies ist aber nur der kleine Ausschnitt aus einem doch längeren Filmchen... klicken Sie hier: http://www.youtube.com/watch?v=WdeLV3RLIDU