Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Ich habe diesen Beitrag zwar "VorÖsterliches" betitelt, aber der Schwerpunkt liegt nicht auf Ostern. Mir ist wirklich nicht österlich zumute und wenn nicht der Ostersonntag mit dem Geburtstag meines lieben Mannes Heinz zusammenfiele, würde ich so gar nicht feiern wollen. So feiern wir zu zweit und freuen uns daß wir uns haben,  über 30 Jahre nun. Ein großes Glück.

Ein großes Unglück ist vor ein paar Tagen geschehen und das liegt mir auf der Seele. Wir glauben nur allzugerne daß Unglücke einfach so geschehen. Aber der Brand der Schweine-Quäl-Anlage in Alt-Tellin, 10 km von Gribow entfernt, geschah nicht einfach so. Er war absehbar und die Schuldigen kann man benennen. Alle, die es verursacht haben, die weggesehen haben oder immer noch ihre Mitschuld leugnen.

60.000 Schweine sind verbrannt. Qualvoll, elend. Tiere empfinden Todesangst und Qualen,sie sind keine Ware. Aber jetzt sind sie Sondermüll, denn ihre Kadaver brannten in den Kunststoffboden der Ställe.

Ich versuche das so nüchtern so schreiben, aber ich kämpfe immer wieder mit den Tränen. Auch Tränen der Wut. Denn seit es die Anlage gibt war bekannt, daß es dort keinerlei Brandschutz gibt, dass immer wieder neue Ställe gebaut wurden, ohne Baugenehmigung, Kontrolle etc. Investoren haben sich bereichert, die Verwaltung hat geschlafen / weggeschaut / ignoriert..., die Politik hat wie immer keine Schuld.
Und niemand dieser Herrschaften zeigt auch nur ein Zeichen von Empathie. Sie zeigen immer nur mit dem Zeigefinger auf andere, die sollen schuld sein. Schuld sind alle, die bei diesem Schweine-System mitmachen.

Die LINKE hat für diese Katastrophe eine treffende und hoffnungsvolle Bezeichnung gefunden: das Fukushima der Mega-Ställe. Das möchte ich auch hoffen. Ob ein Umdenken möglich ist?
Die deutsche Landwirtschaftsministerin, die unsägliche Frau Klöckner, hat gerade wiedereinmal die Genehmigung für die enge Tierhaltung verlängert - sie sollte einmal so vegetieren müssen!
Der furchtbare Tod der Tiere ist ein MENETEKEL

Ich hatte mich wieder einmal verführen lassen, an einem MKAL, Mystery Knit Along bei Ravelry teilzunehmen, Denn ich schätze die Anleitungen von General Hogbuffer sehr. Also habe ich die Pescatarian-Socken auf die Nadeln geladen. Und das war diesmal wirklich kein erquickliches Stricken. Die Anleitung enthielt, zumindest für mich, einige Unklarheiten und mit dem asymetrischen Muster-Verlauf kann ich mich auch nicht so recht anfreunden. Ich empfand das Stricken als sehr sehr anstrengend, obwohl ich ja wirklich schon recht komplexe Teile gestrickt habe, und das hat mir auch die Lust an meinem eigentlich Projekt weiterzustricken für eine Zeit genommen. Ich musste nach diesem "Strick de force" erstmal noch ein paar Socken stricken, die allereinfachsten die mir so in den Sinn kamen und die Decathlon-Socken haben mich wieder in die Spur gebracht.

Was lerne ich daraus? Nie mehr an einem MKAL teilzunehmen, oder höchstens das Muster "abzugreifen" und bis zur Veröffentlichung der kompletten Anleitung zu warten und erst dann zu entscheiden, ob ich das wirklich stricken möchte. Mal sehen, wie lange dieser Vorsatz hält...

Keepers of the Sheep
Irene Waggener: Keepers of the Sheep

Dann gibt es aber auch noch ein paar Netzfunde, die ich unbedingt zeigen möchte.

Da ist erstmal das herrliche Buch "Keepers of the Sheep - Knitting in Morocco's High Atlas and Beyond" von Irene Waggerer. Meine Freundin Betta hatte dieses Buch bei Ravelry favorisiert und schon der Titel weckte meine Neugier. Ich kenne den Hohen Atlas, in den 70er Jahren war ich in Marokko und Algerien unterwegs, habe aber leider keine strickenden Schäfer kennengelernt.
Ich habe mir trotz des hohen Portos das Buch bestellt, und freue mich auf die Artikel darin und auch auf die Anleitungen. Sogar warme und schön gemusterte Legwarmer sind dabei! Und auch die Socken, die nach dem Ort Tlemcen in Algerien benannt sind, wo ich einige Male war...
Das Buch erschien im Selbstverlag und kann bei Etsy bestellt werden. Die Webseite der Autorin Irene Waggerer ist absolut lesenswert!

Und dann bin ich auf das Buch "Parimus Luksus - Luxury in Tradition" der estnischen Designerin Heli Väärtnõu-Järv, die auf der Insel Saaremaa lebt, aufmerksam geworden. Ich habe mit ihr Kontakt aufgenommen und sie hat mir das Buch geschickt. Das werde ich demnächst noch genauer vorstellen, denn sie trifft mit ihren Kreationen haargenau ins Schwarze: lässige, tragbare Mode mit Details. die sie von den traditionellen estnischen Mustern übernommen hat.
Ein Halsbündchen wird wie der Bund eines Kihnu-Pullovers gestrickt, auf der Schulternaht sitzt ein bunter Musterstreifen, oder ein Muster von Handschuhen aus Mustjala auf der Insel Saaremaa bildet den unteren Teil einer Jacke.

Das Buch ist leider nicht auf ihrer Webseite zu finden, aber die Abbildungen im Buch sind auch auf der Webseite zu finden, Beim Durchblättern ihres Portfolios juckt es mich immer mehr in den Fingern, ich möchte am liebsten sofort auch solch eine Jacke stricken, oder oder oder ... Und dazu findet man im Buch viele Ratschläge, aber keine fertigen Anleitungen. Die braucht es auch nicht, denn die Phantasie ist geweckt, der Stachel gelöckt.. Schauen Sie sich's an! Ich bin mir sicher Sie werden genauso begeistert sein.

Das ist genau das, was unseren Modedesignern (meiner Meinung nach) fehlt: sie können einfach keine zeitgemäße Modelle mit traditionellen Elementen kombinieren - wenn ich da nur an das unselige Küstendirndl für "MeckPomm" denke :=)

Heli Väärtnõu-Järv: Buchtitel
Heli Väärtnõu-Järv: Jackendetail
Heli Väärtnõu-Järv: Jacke - Parimusluksus

Wunderschön!  Mir haben es die Jacken angetan!

Unten auf der der Webseite der Designerin Heli Väärtnõu-Järv: http://parimusluksus.ee/ finden Sie die Kontaktdaten.