Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

wurden die Grünen das erste Mal in den Bundestag gewählt. Ich erinnere mich noch sehr gut an diese Zeit, hatte ich doch von 1982 bis 1986 ein alternatives Café in meiner damaligen Stadt Wiesbaden und natürlich tranken die Grünen auch bei mir fair gehandelten oder traditionnell gehandelten Kaffee. Kleidung hatte durchaus politische Signalwirkung (ich erinnere mich an eine Referendariatskollegin von mir, der so um 1980 herum der Schulleiter vorwarf, sie sei, da Latzhosenträgerin, so systemsubversiv gekleidet... ).

Walter Schwenninger und Helmut Kohl

Walter Schwenninger und Helmut Kohl im Deutschen Bundestag

Ja, jetzt haben wir die Grünen, sie sind mittlerweile eine recht etablierte Partei, der ich lange lange Jahre die Treue gehalten habe. In einem Interview auf Tagesschau.de zieht Marie-Luise Beck Bilanz. Sie nennt den damaligen Stil Landkommunen-Schick. Ein Bild aus dem Bundestag 1983 ist inzwischen ins kollektive Gedächnis eingesickert: Walter Schwenninger und Helmut Kohl, Indio-Pullover und Anzug ;=)

"Auftreten mit Aussage

tageschau.de: Haben Sie es gezielt darauf angelegt, durch das Äußere zu provozieren?

Beck: Ich beherrschte ja die hohe Strickkunst und habe das getragen, was ich immer trug: fein säuberlich selbst gestrickte Pullover. An diesem Tag war es ein zartlila Mohair-Pullover mit sehr kompliziertem Strickmuster, darunter eine sorgfältig gebügelte weiße Bluse und dazu einen weiten Rock.

tageschau.de: Sie erinnern sich daran noch so genau? Es war also auch den Vertretern der Grünen wichtig, gut gekleidet im Bundestag zu sitzen?

Beck: Natürlich lag in unserem äußeren Auftreten eine Aussage. Und ich war nach damaligen Landkommunen-Vorgaben durchaus schick gekleidet. Heute mag man das anders sehen."

Nun muss ich mal schauen, ob ich ein Bild von Frau Beck in diesem Mohairpullover finde.