Es gibt Worte, deren Bedeutung ich nicht kenne, die sich mir aber ins Hirn schleichen und da leise vor sich hinflüstern. Taxidermie ist solch ein Wort, das mir nicht aus dem Kopf ging, seit ich es auf einem Telefonbuch in einer Anzeige gelesen hatte. Heute weiß ich, daß es der Fachbegriff für Tierpräparation ist.
Jagdtrophäen gehören auch in das Schreckenspanoptikum meiner Kindheit. Nach einem Gaststättenbesuch mit den Eltern schlichen sie sich in den endlosen Minuten zwischen Wachsein und Schlaf in meine Bilderphantasien, machten mir Angst.
Und da ich in ländlichen Gebieten aufgewachsen bin, wo viel gejagt wurde, kam ich oft in solche Jagdstuben. Heute sehe ich solche Trophäen etwas gelassener, sehe sie mehr kultur-anthropologisch, aber geheuer sind sie mir nicht.
Sind die Stricker(innen) jetzt die neuen Jäger?
Die Frage stellte sich mir, als ich auf die Domestic Trophys der amerikanischen Künstlerin Rachel Denny stieß.
Mit Strickstücken aus alten Pullovern überzieht sie Tierfiguren und gibt ihnen damit eine gemütliche Ruhe.
Oder eine beängstigende?
Ein Hirschkopf mit Reißverschluß am Hals, ein völlig verzopfter Rehbock, sie haben den gleichen blinden stumpfen Blick wie die echten Tiertrophäen.
Was meint domestic? Domestiziert oder häuslich? Wenn letzteres, dann impliziert es eben auch Gemütlichkeit, Heimeligkeit, Wärme.
Gestricktes wärmt. Auch Hirsche, Rehe, Hasen.
- Die Webseite der Künstlerin Rachel Denny: http://racheldenny.com/
- Eine Photogalerie mit ihren Tierköpfen auf der italienischen Webseite www.artsblog.it
- Mehr zu Rachel Denny auf MyLove4u und hier auch noch: MyLove4u
- und eine weitere taxydermische Künstlerin: Cassandra Smith
- sowie Elaine Bradford, welche auch mit Tierfiguren arbeitet, diese aber behäkelt
Liebe Katharina,
wer ist gruselig? Die echten oder die bestrickten? Ich finde solch einen FairIsle-Hirsch ganz putzig ;=)
Die sind richtig gruselig.