Und was schwirrt mir gerade im Kopf herum? Eine doch versprochene Pottmütze, eine siebenwöchige Reise von Juni bis August 2023 von Norwegen über Finnland nach Estland und Lettland, warum ich immer unfertige Strickjacken-Projekte herumliegen habe und warum ich immer wieder Mützen stricken will...
Fangen wir mit der Pottmütze an, dann erklärt sich auch warum Fischerteppiche im Titel dieser Seite stehen...
Fischerteppiche und Pottmützen
Wi knüppen un wäben en Teppich fört Läben.
Die Vorpommerschen Fischerteppiche sind seit diesem Jahr Immaterielles Welt-Kulturerbe und zum Glück erhalten sie wieder vermehrt Aufmerksamkeit. In dem letztlich gegründeten Arbeitskreis Traditionelle Textilien des Heimatverbandes MV ist eine Knüpferin, Ulrike Sulk, auch vertreten und wir schieben etliche Aktivitäten in diesem Zusammenhang an. Es gibt jetzt auch eine neue Webseite dazu, Fischerteppiche aus Vorpommern, die ich mit immer mehr Inhalt füllen werde. Schauen Sie dort vorbei!
Die Theaterwerft, Greifswalds neue Bühne, führt die Fischerteppichsaga "Stundl am Meer" auf, an zwei Abenden, und erhält damit auch die schwierige Geschichte dieses Kulturgutes am Leben. Erst die Gründung einer Genossenschaft, angeregt vom damaligen sozialdemokratischen Landrat Kogge, um den Fischern einen neuen, dringend neuen Verdienst zu ermöglichen und dann die schlimme Zeit in der Nazi-Diktatur, in der Stundl, der Tapisseur und Teppichmacher, für fünf Jahre ins Gefängnis geworfen wurde und der Gauleiter bestimmte, dass nunmehr Schulkinder völkische Muster für die Teppiche entwerfen sollten, und dann die Zeit in der DDR, in der die Knüpfer in die Produktionsgemeinschaft "Volkskunst an der Ostsee17Stricken" auch wieder ideologische Vorgaben erfüllen mussten.
Die Aufführung hat zum Einen sehr gefallen, zum Anderen auch betroffen gemacht, weil sie verdeutlicht wie sehr jeder Lebensaspekt unter die ideologischen Räder gerät und die Leben zerstört werden.
Und natürlich habe ich mir die Kopfbedeckungen der Akteure genauer angeschaut, und Otto, der junge Knüpfer und spätere Kriegsinvalide, trägt eine schwarze Strickmütze. Das geht ja nun mal gar nicht...
Also habe ich beschlossen, noch eine Pottmütze zu stricken, für die nächsten, hoffentlich noch vielen Aufführungen, und so kommt Otto / Christian Peplow doch noch zu einer pommerschen Kopfbedeckung!
Und sonst noch?
Ich habe ja zu Beginn des Monats an dem Seminar "Was uns anzieht" teilgenommen und bin dafür nach Oberfranken gereist. Die ganze Gegend dort ist von der Korbflechterei geprägt und das weiß ich, weil mein Großvater Anton Müller, 1890 bis 1978, ganz in der Nähe von Banz, in der Schney, einem kleinen Ort bei Lichtenfels, geboren und aufgewachsen ist. Ich kann mich zwar nur noch sehr schwach an einen Besuch dort in Kindertagen erinnern, aber ich wollte unbedingt nich einmal in die Schney und dann auch noch das Deutsche Korbmuseum in Michelau besuchen.
Das hat beides geklappt.
Und im Museum konnte ich mich nicht zurückhalten.
Nicht nur daß die Ausstellung umfassend und eindrucksvoll ist, nein, es gibt auch exquisite Korbwaren im Shop!
Dieser Korb konnte da nicht stehenbleiben, der musste mit! Und dann hab ich ihn tatsächlich gekauft. Ich freue mich jeden Tag über diese wunderschöne Arbeit, wie man sie nur selten findet.
Dieses Museum ist unbedingt einen Besuch wert!