Caspar David Friedrich: Hünengrab im Schnee, Ausschnitt

Nach der "stillen Zeit" fing auch das Neue Jahr, 2024, langsam und gemächlich an, wie denn auch anders, wenn eine hartnäckige Erkältung nicht weichen will und der verlockendste Platz der Stricksessel ist...

Passend zu den Weihnachtstagen erhielt ich ein Paket mit lauter Leckereien und anderen schönen Dingen aus Riga, eine grosse Freude, die nur dadurch getrübt wurde, daß mein "Gegenpaket" nach Riga seit dem 14.12. in Riga bei der Post herumlag und einfach nicht ausgeliefert wurde, erst am 2. Januar wurde es zugestellt.
Nachfragen bei der Post, Anrufe - alles das nutzte nichts, es war als ob man den Ochs ins Horn petzt..

Post aus Riga

Ein Weihnachtspaket aus Riga

Einer der üblichen Vorsätze, wie wir Strickerinnen und Garnsammlerinnen ihn sich jedes Jahr vornehmen, ist, zukünftig weniger Garn zu kaufen, dafür aber das vorhandene Garn endlich auch zu verstricken!
Und da ich gerade meine Wollkammer aufgeräumt habe, muss ich diesen Vorsatz wirklich befolgen!

Also gab es zwei kurze Strick-Intermezzi:Zwei Baasita-Beanies, hübsche Mützen von Daniel Drennan ElAwar in Ravelry.
Ich mag die Anleitungen von diesem Designer sehr, weil er immer sehr ausführlich schreibt, viele Variationen bietet und auch kulturgeschichtlichen Hintergrund mitgibt.

Solche Mützen machen was her, lassen sich mit Freude stricken und gerne verschenken, die erste der beiden ziert nun schon einen befreundeten Kopf in Berlin...

BasiitaBeanie von Ibn Sufi

Ein markantes Datum, das Ende der Raunächte und damit auch der "staden Zeit", ist das alljährliche Raunachtspinnen in Wiek auf Rügen!
Zum zweiten Mal war ich als "passive" Spinnerin dabei, das erste Mal 2022, und genoß. wenn auch noch gesundheitlich angeschlagen, die liebenswerte Athmosphäre an diesem besonderen Abend in der Kulturscheune in Wiek. Ein reichhaltiges Buffet, ausreichend Spinngarn, viel zu erzählen, nette aufgeschlossene Menschen, und ich kann immer wieder Neues lernen, auch wenn ich mein Spinnrad weggeben habe und die Technik nicht ausüben werde, das Drumherum interessiert mich auf jeden Fall.

Die Raunacht selbst habe ich mit zwei Freundinnen im Nachbarort Dranske in einem Hotel verbracht, und nach dem reichhaltigen guten Frühstück dort ging es dann gleich weiter ins Blumencafé in Wiek, wo wir nocheinmal zu heißer Schokolade oder anderen Genüssen zusammenkamen und ratschen konnten. Das Café bietet nicht nur leibliche Genüsse zum Verzehren oder Mitnehmen, es gibt auch einiges Altes, Antiquitäten, Hausrat, und so kam ich zu einem alten Waschbrett, das, nur ein wenig überarbeitet, mir bei meinen nächsten Projekte gute Dienste leisten wird.
Es ist ein ganz besonderes Brett, denn die Reibfläche besteht aus Glas! Ich freue mich schon auf den ersten Einsatz, es soll mir beim Schrumpf-Filzen von Fischerhandschuhen nützlich werden.

Immer wieder schön ist es, neue Pottmützen zu sehen... und auch dieses Mal, bei diesem Treffen, zierten zwei Exemplare markante Männerköpfe... Ich durfte Tragefotos machen, danke dafür!

wie immer: für eine größere Darstellung auf ein Bild klicken!

Raunachtspinnen in der Kulturscheune WIek
Mein neues altes Waschbrett

Und noch Etwas!

Ab jetzt gibt es jeden letzten Dienstag im Monat ein Strick.Café im Postel in Wolgast!
Von 16:00 bis 18:30 ist jeder herzlich eingeladen zum Stricken, Plauschen, Austauschen!

Ich freue mich sehr darauf.

Postel
Breite Strasse 26
17438 Wolgast

Nun ist zur Mittsommer-Zeit auch hier im Nordosten der Sommer eingekehrt und zum Sommer-Auftakt sind wir für einen Tag nach Rügen gefahren. Das ist ja nun wahrlich nicht weit von uns, aber doch ein wenig anders.
Drei Ziele hatte ich: ich wollte Frau Melzer im Heimatmuseum Göhren besuchen, in der Touristen-Info in Baabe nachschauen, ob der kleine Fiete die Pottmütz aufhat und in Sassnitz den neu-eröffneten Woll-Laden Calling Sheep kennenlernen.

Schon die Anfahrt auf die Halbinsel Mönchgut ist wunderschön, eine sanfte Landschaft mit schönen Alleen und Wäldern, hin und wieder blitzt ein Binnensee oder schon eine Meeresbucht hervor, das hebt die Seele.
Im Büro der Museumsgesellschaft Mönchgut-Granitz in Goehren gab ich einen Stapel Pottmützen-Flyer ab und und hatte eine angeregte Unterhaltung mit Frau Melzer, wobei der Plan für einen möglichen Pottmützen-Workshop aufkam, und dann besuchte ich das Rookhus, ein sehr eigenständiges und uraltes (1700!) Gebäude, in dem Gegenstände aus dem bäuerlichen Alltag präsentiert werden und das in einem hübsch angelegtem Bauerngarten mit Buchsbaum-Labyrinth und Ziehbrunnen hinter dem Büro in der Thiessower Straße steht.

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Wir sind dann noch ein wenig auf der Halbinsel Mönchgut herumgefahren und haben uns in einem Restaurant in Lobbe richtig verwöhnen lassen, die Sonne schien, die Urlauber an den Nebentischen sächselten, die Bedienung war kess, das Essen lecker, ich genoß es!

In Baabe dann, im Haus des Gastes, schauten wir nach Heike und Fiete, den zwei Trachtenpuppen in Mönchguter Tracht, und ob der Junge auch brav seine Pottmütze trägt... aber dem war nicht so, die Mütze lag, nett beschildert, neben ihm in der Glasvitrine (leider gibt es keine Reflektiions-Filter für die kleinen Digitalkameras, deshalb die Störungen auf dem Bild).

Mönchguter Trachtenpuppe

Letzter Programmpunkt war dann der Besuch in Sassnitz im Wollgeschäft Calling Sheep.War gar nicht so einfach zu finden, wir hatten nicht realisiert daß die Altstadt so hügelig und enggebaut ist, wir haben uns halt doch so sehr ans Flachland gewöhnt, daß wir mit verwinkelten Gassen und Wegen, die plötzlich in Stufen und Treppen übergehen, nicht rechnen...

Letzter Programmpunkt war dann der Besuch in Sassnitz im Wollgeschäft Calling Sheep.War gar nicht so einfach zu finden, wir hatten nicht realisiert daß die Altstadt so hügelig und enggebaut ist, wir haben uns halt doch so sehr ans Flachland gewöhnt, daß wir mit verwinkelten Gassen und Wegen, die plötzlich in Stufen und Treppen übergehen, nicht rechnen...
Aber dann doch - ein hübscher lichter Eckladen mit einer kleinen Sitzgruppe davor, schon von außen ausgesprochen einladend - Vivianne Vogé hat das Geschäft vor kurzem eröffnet und bietet ein abgerundetes Produktsortiment: "Von Schaffellen, Kosmetik über Strickwolle, Wolldecken, Accessoires bis zur Schafsalami."
Ich habe mir die Wollen vorgenommen, während Heinz sich ein Paar Filzwolle-Einlage-Sohlen geleistet hat.

Das Bild rechts zeigt Wolle aus Finnland und Shetland: Tuku, Lovikka, The Croft. Herrliche Garne in herrlichen Farben! Und ja, Wolle vom Pommerschen Rauwollschaf gibt es auch, aber eben nicht in Fingering-Stärke, wie ich es für die Pottmütz brauchen könnte, sondern in DK. Dann stricke ich eben noch eine Pottmütz mit Tuku Wolle in fingering-Stärke!

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Wer Urlaub auf der Insel macht und wirklich tolle Wolle liebt, der sollte in Sassnitz bei Calling Sheep vorbeischauen! Tukuwool, The Craft, Ullcentrum - to name a few - verführerisch hoch drei!
Und wer keinen Urlaub auf der Insel macht, kann demnächst im Online-Shop stöbern, an dem wird noch gearbeitet.

Kontakt:

Calling Sheep, Bachpromenade 6, 18546 Sassnitz
www.callingsheep.com

Calling Sheep Logo

Calling Sheep, Bachpromenade 6, 18546 Sassnitz, Deutschland

So war dieser Tag schon ein Vorgeschmack auf meine nächste Reise, in 10 Tagen fahre ich los, 5 Wochen im Baltikum, auch viel Landschaft, Himmel, Wolle, Freude!

Wie der Titel schon sagt: Fast wie Urlaub - ein Tag auf Rügen.

"Poken" - so nennt man die Menschen, die auf der Halbinsel Mönchgut auf Rügen leben. Sie sollen angeblich verschlossen, dickköpfig und eigensinnig sein. Nun, Eigensinn finde ich immer gut, und ich persönlich habe bisher nur nette Poken kennengelernt.
Eine ganz besonders nette Geschichte haben Heike und Fiete. Sie sind 75cm groß und waren einmal Schaufensterpuppen, bis Frau Gerda Mathis sie auf einem Flohmarkt entdeckte und zu sich nahm. Und da sie eine begeisterte Näherin ist, hat sie den beiden Kleinen die Mönchguter Tracht auf den Leib geschneidert.

Sceenshot OZ Gerda Mathis mit Fiee und Heike

Ein Screenshot der Ostsee-Zeitung vom August 2020

Als ich den Artikel über Frau Mathis und ihre 2 Poken in der Ostsee-Zeitung las, habe ich mich sehr gefreut. Welch eine schöne Idee!
Aber natürlich braucht der kleine Kerl eine richtige Mütze, eine Pottmütze.

Und so nahm ich Kontakt mit Frau Mathis auf und strickte 2 Mützen für den Bub.
Inzwischen stehen die Puppen in der Touristen-Information in Baabe und Fiete trägt jetzt seine Pottmütze!
Frau Mathis hat die beiden Puppen bei schönstem Küstenlicht am Strand für mich fotografiert.

Freuen Sie sich mit  mir über diese bezaubernden kleinen Wesen!

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Ziehen Sie den Teiler nach links

Und hier alle Bilder der Photo-Session am Strand von Rügen

Vielen Dank, Frau Mathis! Ich freue mich schon daß ich irgendwann bald die beiden Poken in Baabe besuchen kann, wenn wir wieder reisen können.

Ich freue mich immer nöch über die "Mönchguter Bauernhochzeit", die von zahlreichen Mönchguter Vereinen gemeinsam erarbeitet und im Rahmen des Mönchguter Heimatabends im Haus des Gastes in Baabe auf Rügen  als Nummernrevue präsentiert wurde.
Mit viel Liebe und Freude nahmen Jung und Alt teil, ein Kinderchor sang und tanzte bevor die Hochzeit begann, eine Hochzeit wie sie um 1860 auf der Halbinsel Mönchgut wohl gefeiert wurde,  9 Tage lang dauerten die Vorbereitungen und die Feier selbst, das ganze Dorf war eingeladen. Es wurde getanzt, gescherzt, getrunken und geschmaust. All dies in Szene gesetzt von der Mönchguter Trachtengruppe, Schulkindern, Gesangsvereinen und Freunden.
Wer alles mitmachte und Eindrücke von den Proben kann man auf der Seite der Ostseezeitung nachlesen.

Der Veranstaltungsort in Baabe auf Rügen
Strandstraße 10, 18586 Ostseebad Baabe / Rügen, Deutschland

Da wir recht früh im Mönchgut ankamen, konnten wir noch einen kurzen Abstecher nach Göhren unternehmen und einen Blick auf das Göhrener Heimatmuseum werfen. Daher stammt die von mir rekonstruierte Pottmütze!

Ich war vom Heimatverband MV eingeladen worden mitzukommen und also hatte ich auch meine Pottmützen geschnappt; diese stammen ja aus Mönchgut. Und  ein echter Mönchguter erklärte sich bereit Modell zu stehen.

Die Braut trug bis zur Hochzeit einen Blumenkranz (Jungfernkranz), nach der Trauung über einer weißen Mütze eine schwarze Haube.

Bewegen Sie den Schieberegler zum Vergleich ;=)

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Die Galerie gibt einen kleinen Eindruck von der Spielfreude und der Farbentracht.

ein Klick aufs Bild öffnet es in größerer Ansicht

Ganz besonders gefallen hat mir der Zusammenhalt und die Freude der Beteiligten und der Zuschauer, denn dieser Heimatabend war keine touristische Schau-Veranstaltung, sondern ein Heimatabend der Mönchguter für die Mönchguter.

Was sind das für komische Worte? Pottmütz und Knüttmütz?
Nun das ist Plattdeutsch und Pottmütz leitet sich, wie mir erklärt wurde, von "chapeau" ab. Französisch war im 18. und 19. Jahrhundert die angesagte Sprache und beeinflußte selbst den plattdeutschen Wortschatz.
Das Wort bezeichnet eine Mütze, und dies vor allem in Pommern, auf der Insel Rügen und dort auf der Insel Mönchgut. Die Fischerbauern dieses abgelegenen Landstriches trugen die Mütze, weil sie wärmte und dem Sturm trotzte.
In Estland hingegen gibt es das Wort in der Form "Pottmüts", dort allerdings bezeichnet es bestickte, wertvolle Damenkappen.

Knüttmütz hingegen bezeichnet ganz einfach die Herstellung der Mütze: "Knütten" steht im Pommerschen immer schon für Stricken.

Eine pommersche Pottmütze aus dem Museum Stralsund (links) und eine Replik aus dem Jahr 1989

Eine estnische Tuttmüts, eine Männermütze
tuttmüts, ERM 9928, Eesti Rahva Muuseum, http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/557682

eine Pottmüts aus den Beständen des estnischen Nationalmuseums

pottmüts, ERM 643, Eesti Rahva Muuseum, http://www.muis.ee/en_GB/museaalview/526763

Es gibt nur wenige Trachtengebiete in Mecklenburg-Vorpommern und ich habe nach Gestricktem gesucht.
Und nur Pottmützen gefunden:
Die schon gezeigte Mütze aus der Sammlung des Museums Stralsund und die Mütze aus Göhren, wie sie im Virtuellen Museum Mecklenburg-Vorpommern gezeigt wird.
Beide Mützen habe ich inzwischen nachgestrickt, in etlichen Größen. Und endlich habe ich auch das Strickgarn gefunden, das wohl damals auch genutzt wurde, Wolle vom rauwolligen pommerschen Landschaf.
Diese Nutztierrasse ist gerade mal so vor der Ausrottung bewahrt worden, sie eignet sich vorzüglich zur Landschaftspflege und die Wolle ist kräftig und stark.
Aber es gibt auch feineres Garn von diesem schönen Tier, in der Lauflänge 400m/100g, wie sie für diese Mützen benötigt wird.

Am 20. Oktober wird in Schönberg in Mecklenburg der Trachtentag MV 2019 begangen, organisiert vom Heimatverband MV und vom Volkskunde-Museum in Schönberg.
Ich werde dort die rekonstruierten Fischermützen / Pottmützen von der Insel Rügen aus Mönchgut vorstellen.

Bis dahin habe ich auch die Strick-Anleitung für die Göhrener Pottmütze fertiggestellt, die dann verteilt werden kann und dann auch auf der Webseite des Heimatverbandes MV und natürlich hier auf der Wockensolle mit vielen Informationen zu diesem Thema zum Download stehen wird.

Die Strickschrift für die Stralsunder Pottmütze folgt dann noch.

Die Göhrener Mütze in drei Größen, gestrickt mit 180 / 150 / 120 Maschen und Nadeln 2.5mm / 2.75mm

Diese Ansichtskarte aus dem Jahr 1905 zeigt einen freudlichen Mönchguter Fischerbauern in stattlicher Tracht:

Pottmütze, gestreifte Weste, weite weiße Hose, Schal und Jacke

(aus meiner Sammlung)