Caspar David Friedrich: Hünengrab im Schnee, Ausschnitt

Am 3. Wolgaster Manufakturtag, im Stadtgeschichtlichen Museum, am  28.10.23, konnte der erste, von der CJD Produktionsschule Nord in Wolgast in Zusammenarbeit mit der Knüpferin Ulrike Sulk hergestellte Fischerteppich-Knüpfstuhl an das  Museum übergeben werden. Von der Idee zur Fertigstellung und Übergabe dauerte es gerade mal ein Jahr!

Ein großer Erfolg für die Bemühungen des Arbeitskreises "Traditionelle Textilien" im Heimatverband MV um das Fortleben der Vorpommerschen Fischerteppiche!
Die Fischerteppiche sind Immaterielles Kulturerbe und erfahren immer mehr verdiente Aufmerksamkeit.

Übergabe des ersten Fischerteppich-Knüpfstuhls im Museum Wolgast

v.l.n.r.: Citymanager Martin Schneider, Bürgermeister Martin Schröter, Knüpferin Ulrike Sulk, Holz-Werkstattmeister Roger Goldmann und zwei der beteiligten Schüler

Der neue Fischerteppich-Knüpfstuhl

Der erste der von der Produktionsschule Wolgast / Ausbildungsbereich Holz hergestellten Knüpfstühle

Ulrike Sulk am neuen Fischerteppich-Knüpfstuhl
Während des Manufakturtages hat Ulrike Sulk, die zusammen mit der Knüpferin Gisela Zeidler die Herstellung des Knüpfstuhls begleitete, den Stuhl gleich "aufgespannt" und die ersten Zentimeter eines neuen Fischerteppichs gearbeitet: nach dem Aufspannen wird der Rand gewebt, und erst danach kann mit dem Knüpfen begonnen werden.

Ulrilke lobte die gute Arbeit und die gute Qualität des Stuhles, und nun werden sicherlich noch mehrere hergestellt.

Einen der Stühle der ersten "Charge" habe ich mir reserviert, damit wir vom Arbeitskreis immer einen mobilen Knüpfstuhl für Demonstrations- und Workshop-Zwecke zur Verfügung haben.


Über die Teppiche habe ich hier auf der Wockensolle ja schon oft berichtet, hier zum Beispiel:

Vom Stricken, Socken, Reisen und Fischerteppichen unsd Vor Beginn der Reise und was noch davor und Vorpommersche Fischerteppiche sind nun immaterielles Kulturerbe

Fischer-Doppeldaumen-Handschuhe Versuch

Ich habe an diesem Tag Strickarbeiten gezeigt, die Pottmütze, Handschuhe. Strümpfe, um zum Handarbeiten zu verführen und über unseren Arbeitskreis zu informieren
Dabei zeigte ich auch meine Dümling-Versuche.

Ein Dümling ist ein Doppeldaumen-Handschuh, der von den Fischern der Nordmeere getragen wurde (ist die Handfläche beim Netz-Einholen nass geworden, dreht man den Handschuh auf der Hand einfach um und lässt die nasse Seite trocknen).

Ich experimentiere dabei: welche Stricktechnik? welcher Daumeneinsatz? In der Praxis wurden diese Handschuhe sehr groß gestrickt und bei der Arbeit und im Salzwasser filzte sie dann immer mehr zusammen und wurden immer fester.

Angeregt zu diesem kleinen Studienprojekt wurde ich durch den Doppeldaumen, der in der Trachtenvitrine im Wolgaster Museum liegt.
Mal sehen wann ein erster Prototyp wirklich fertig ist!

Seit dem März 2023 besteht der Arbeitskreis "Tradtionelle Textilien" im Heimatverband MV und Claudia Krischer und ich leiten diesen Arbeitskreis. Wir interessieren uns für Textilien aus unserem Bundesland und die Fischerteppiche aus Vorpommern sind, seit sie zum Immateriellen Kulturerbe erhoben wurden, ja gerade ein grosses Thema. Auf der Wockensolle hier habe ich ja auch schon darüber berichtet und im Zuge der Beschäftigung mit diesen schönen Dingen entstand auch die Webseite www.fischerteppiche-aus-vorpommern.de

Nadbałtyckie Centrum Kultury, Gdansk. Logo
In der St. Johanniskirche, Gdansk

Im Mai hatte wir Besuch von Mitarbeiterinnen des Ostsee-Kulturzentrums (Nadbałtyckie Centrum Kultury) in Gdansk, Polen, und ohne schon zuviel zu verraten: Große Dinge kündigen sich an!

Zum Kennenlernen und Präsentieren der Teppiche waren wir von der Regionalabteilung des Instituts nun eingeladen, in die schöne Stadt Gdansk und nach Wdzydze in das dortige Ethnographische Museum (Freilichtmuseum - Kaschubischer Ethnografischer Park benannt nach Teodora und Izydor Gulgowski in Wdzydze).

Wir, das sind Martin Schneider (City-Manager der Stadt Wolgast), Stefan Rahde (Leiter des Stadtgeschichtlichen Museums Wolgast) und ich in meiner Eigenschaft als Textil-Begeisterte und Leiterin des o.g. Arbeitskreises.

Wir besichtigten die restaurierte St. Johanniskirche, die vom Kulturzentrum restauriert und für 50 Jahre als Veranstaltungsort genutzt wird sowie die über 400 Jahre alte Stadthalle, welche seit 1954 Sitz kultureller Institutionen ist und seit 1992 Hauptsitz des Kulturzentrums ist. Was für ein Privileg, in solch historischer Umgebung arbeiten zu können!

Der Leiter des Kulturzentrums, Herr Lawrence Ugwu, empfing uns zu einem Kennenlerngespräch und versicherte uns das Interesse des Instituts an den FIscherteppichen und deren Geschichte.

Nach der Mittagspause stellten Mitarbeiterinnen des Kulturzentrums die Arbeit des Kulturzentrums und ihre Vorstellungen für ein gemeinsames Vorhaben vor und wir zeigten Präsentationen über das Museum Wolgast und die Fischerteppiche.

Anschließend konnte ich die mitgebrachten Fischerteppiche von Ulrike Sulk vorstellen und manche Details erklären.

Präsentation der Fischerteppiche
Bei der Präsentation der Fischerteppiche

Selbstverständlich reicht die Zeit für die Besichtigung einer so schönen Stadt wie Gdansk niemals, und unser Zeitplan war eng. Aber wir konnten die herrliche, majestätische Marienkirche, die größte Backsteinkirche des Ostseeraumes, besichtigten und eine großartige Plakat-Ausstellung des Rektors der Gdansker Akademie der Bildenden Künste, Tomasz Boguslawski bewundern...

Detail der Marienkirche, Gdansk

ein Detail aus der Marienkirche: Lasst uns Menschen machen!

Tomasz Boguslawski, Plakatausstellung
Schlafmütze, Marktstand Gdansk (c) Martin Schneider

Die Zeit reichte nicht für einen EInkaufsbummel in der großen Markthalle, die Stände waren geschlossen, sonst hätte ich selbstverständlich diese Schlafmütze erstanden…

Am zweiten Tag der Reise fuhren wir nach Wdzydze in der Tucheler Heide (Bory Tucholskie) in der Kaschubei.

Darüber berichte ich im nächsten Beitrag.

Nun geht die Reise los, heute nach Berlin und morgen nach Oslo. Dort treffe ich Pat, wir kommen beide zeitgleich auf dem Flughafen an, 15:25, aber aus unterschiedlichen Richtungen.
Ich freue mich und bin auch etwas aufgeregt. Jedenfalls passen alle meine Dinge in den Koffer...

Aber die letzte Woche vor der Reise bot noch allerlei Aktivitäten.
Ich hatte eine Rundreise durch das Vorpommersche Fischerteppich-Land organisiert und Heinz chauffierte Agniezska und Katarzyna nach Wolgast, Freest und zu Ulrike Sulk nach Hof Suhrbier, wo sie uns die Knüpfkunst zeigte.
Was es mit den Vorpommerschen Fischerteppichen auf sich hat und was Ulrike Sulk knüpft, das kann man auf unserer Webseite www.fischerteppiche-aus-vorpommern.de sehen.

Und am Sonnabend und Sonntag war dann Klostermarkt in Eldena / Greifswald angesagt. Ein jährlicher "Mittelalter-Markt", bei dem auch die Spinnerinnen und Hildegund Hergenhan, die Bandweberin, nicht fehlten.
Wir hatten am Abend zuvor den RollUp-Ständer des Heimatverbandes aufgestellt und am Tag darauf konnte ich dann recht entspannt über den Markt spazieren.

Wegweiser zum Heimatmuseum Freest am Hafen
vor dem Heimatmuseum in Freest, mit Agnieszka, Katarzyna und einem Daumen
Das Heimatmuseum in Freest zeigt eine großartige Sammlung der Fischerteppiche in einer liebevollen Ausstellung und schon am Hafen wird man darauf aufmerksam gemacht, das Schild zeigt den Stolz der Gemeinde auf das Museum doch recht deutlich!

Recht deutlich ist auch der Daumen des Fotografen auf dem Gruppenfoto vor dem Museum…

Am Samstag bauten wir den Ständer des Heimatverbandes MV in der Klosterscheune in Eldena auf und am Sonntag, während sich unsere Katzen mit aller Seelenruhe in der Sonne räkelten, machten wir uns am Sonnabend auf zum Klostermarkt.
Katzen-Siesta in Gribow
Ich war beeindruckt von dem Angebot des Blaudruckateliers Starcken aus Berlin-Rahnsdorf und habe mir fest vorgenommen, eine Bluse aus diesem wunderbaren Material zu tragen.. aber dafür muss ich erst eine Schneiderin finden.. also nach meiner Sommereise…
Blaudruckatelier Starcken auf dem Klostermarkt in Eldena
Blaudruckbllusen

Dies ist der 995.te Beitrag auf der Wockensolle, ich denke dass ich auf der Reise nun die Tausend vollmachen kann... und wünsche allen Leserinnen und Lesern einen schönen Sommer!

Am 11. Januar 2013 schrieb ich den ersten Beitrag auf der neu-eingerichteten Webseite wockensolle.de, An die Nadel Ihr Socken, und seitdem sind 889 Beiträge hier erschienen, das ist beachtlich. An viele Beiträge kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern und freue mich, wen ich wieder auf eine interessante Information oder eine gut geschriebene Polemik stoße, die ich schon vergessen hatte, und über die ich mich immer noch freuen kann. Ja, 889 Beiträge (dieser Beitrag ist der 890.te!), und so viele Ideen immer im Kopf, daß ich oft nicht weiß womit ich anfangen soll. 

Und was schwirrt mir gerade im Kopf herum? Eine doch versprochene Pottmütze, eine siebenwöchige Reise von Juni bis August 2023  von Norwegen über Finnland nach Estland und Lettland, warum ich immer unfertige Strickjacken-Projekte herumliegen habe und warum ich immer wieder Mützen stricken will...

Fangen wir mit der Pottmütze an, dann erklärt sich auch warum Fischerteppiche im Titel dieser Seite stehen...

Fischerteppiche und Pottmützen

Wi knüppen un wäben en Teppich fört Läben.

Die Vorpommerschen Fischerteppiche sind seit diesem Jahr Immaterielles Welt-Kulturerbe und zum Glück erhalten sie wieder vermehrt Aufmerksamkeit. In dem letztlich gegründeten Arbeitskreis Traditionelle Textilien des Heimatverbandes MV ist eine Knüpferin, Ulrike Sulk, auch vertreten und wir schieben etliche Aktivitäten in diesem Zusammenhang an. Es gibt jetzt auch eine neue Webseite dazu, Fischerteppiche aus Vorpommern, die ich mit immer mehr Inhalt füllen werde. Schauen Sie dort vorbei!
Die Theaterwerft, Greifswalds neue Bühne, führt die Fischerteppichsaga "Stundl am Meer" auf, an zwei Abenden, und erhält damit auch die schwierige Geschichte dieses Kulturgutes am Leben. Erst die Gründung einer Genossenschaft, angeregt vom damaligen sozialdemokratischen Landrat Kogge, um den Fischern einen neuen, dringend neuen Verdienst zu ermöglichen und dann die schlimme Zeit in der Nazi-Diktatur, in der Stundl, der Tapisseur und Teppichmacher, für fünf Jahre ins Gefängnis geworfen wurde und der Gauleiter bestimmte, dass nunmehr Schulkinder völkische Muster für die Teppiche entwerfen sollten, und dann die Zeit in der DDR, in der die Knüpfer in die Produktionsgemeinschaft "Volkskunst an der Ostsee17Stricken" auch wieder ideologische Vorgaben erfüllen mussten.

bitte verzeihen Sie die schlechte Bildqualität, ich habe mich bemüht so unauffällig und störend wie möglich während der Aufführung zu fotografieren 
Und wie immer: für eine größere Darstellung auf die Bilder klicken!

Die Aufführung hat zum Einen sehr gefallen, zum Anderen auch betroffen gemacht, weil sie verdeutlicht wie sehr jeder Lebensaspekt unter die ideologischen Räder gerät und die Leben zerstört werden.

Und natürlich habe ich mir die Kopfbedeckungen der Akteure genauer angeschaut, und Otto, der junge Knüpfer und spätere Kriegsinvalide, trägt eine schwarze Strickmütze. Das geht ja nun mal gar nicht...
Also habe ich beschlossen, noch eine Pottmütze zu stricken, für die nächsten, hoffentlich noch vielen Aufführungen, und so kommt Otto / Christian Peplow doch noch zu einer pommerschen Kopfbedeckung!

 

Theaterwerft Greifswald - Fischerteppichsaga

Und sonst noch?

Ich habe ja zu Beginn des Monats an dem Seminar "Was uns anzieht" teilgenommen und bin dafür nach Oberfranken gereist. Die ganze Gegend dort ist von der Korbflechterei geprägt und das weiß ich, weil mein Großvater Anton Müller, 1890 bis 1978, ganz in der Nähe von Banz, in der Schney, einem kleinen Ort bei Lichtenfels, geboren und aufgewachsen ist. Ich kann mich zwar nur noch sehr schwach an einen Besuch dort in Kindertagen erinnern, aber ich wollte unbedingt nich einmal in die Schney und dann auch noch das Deutsche Korbmuseum in Michelau besuchen.
Das hat beides geklappt.

In der Schney bei Lichtenfels

Und im Museum konnte ich mich nicht zurückhalten.

Nicht nur daß die Ausstellung umfassend und eindrucksvoll ist, nein, es gibt auch exquisite Korbwaren im Shop!

Dieser Korb konnte da nicht stehenbleiben, der musste mit! Und dann hab ich ihn tatsächlich gekauft. Ich freue mich jeden Tag über diese wunderschöne Arbeit, wie man sie nur selten findet.
Dieses Museum ist unbedingt einen Besuch wert!

Es hat einige Zeit gedauert und einige Vorbereitung und Energie gekostet, aber nun ist die Freude groß: Am 31. März haben wir in Wolgast im Postel den Arbeitskreis Traditionelle Textilien des Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern gegründet.
Ein langer Name für eine große Sache!

Carola Stark, die Leiterin der Geschäftsstelle des Heimatverbandes in Vorpommern, sprach ein Grußwort und nahm das offizielle GruppenGründungsFoto auf (auf dem aber Karin Amft fehlt, denn sie musste sich vor der Abfahrt noch um neugeborene Lämmer kümmern und kam später dazu).

Gründungstreff des Arbeitskreises Traditionelle Textilien

Sieben Grundungsmitglieder sind wir, mit den verschiedensten Themen, Leidenschaften und Wissensgebieten, und wir haben uns viel vorgenommen.

Das erste Treffen diente dem Kennenlernen, dem Sammeln von Themengebieten, dem Austausch und nun geht es an das Sichten und Arbeiten.

Unser Ziel ist, das Wissen um traditionelle Textilien und traditionelle Textilverarbeitung in unserem Bundesland zu sammeln und zu sichern und in die Gegenwart zu bringen, (besser kann ich es im Moment nicht ausdrücken).

Und da die Fischerteppiche aus Vorpommern ja gerade zum Immateriellen Kulturerbe der Welt erklärt wurden und gerade in Wolgast viel geschieht, haben wir natürlich auch das Stadtgeschichtliche Museum Wolgast besucht, wo uns der Museumsleiter Stefan Rahde durch die Sammlung führte. Im Saal des Museums wurden uns dann auch noch einige Teppiche aus dem Archiv gezeigt und von Ulrike Sulk fachkundig erklärt.

[dss_masonry_gallery images="47329,47341,47348,47328,47334,47333,47332,47352" title_in_lightbox="on" caption_in_lightbox="on" columns="3" gutter="5" fix_lazy="on" _builder_version="4.20.2" _module_preset="default" global_colors_info="{}"][/dss_masonry_gallery]

wie immer: für eine größere Darstellung auf ein Bild klicken!

Bildnachweis:
Postel: Von hh oldman, CC BY 3.0, Wikimedia Commons
Stadtgeschichtliches Museum Wolgast: Rico Harder, Wolgast -  CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27820931

 

Es war ein intensives Treffen und wir alle haben das Gefühl, daß der Arbeitskreis nun eine gute Basis hat und wir sind gespann, was wir alles bewegen können.
Und ich habe so ein Gefühl, daß mir schon wieder ein neues Objekt untergekommen ist: dieser merkwürdigeHandschuh mit den zwei Daumen... da muss ich mal genauer hinschauen...