Flachsblüte

Drei Flugstrecken, von Haugesund -> Oslo -> Helsinki -> Rovaniemi, brauchte es von Norwegen bis in den hohen Norden Finnlands und dementsprechend anstrengend war die Reise.
Aber was wurden wir belohnt!

Eine Busfahrt von Rovaniemi nach Inari am gleichnamigen See, rund 250km nördlich des Polarkreises, durch unendlich scheinende Wälder, und ab und ein paar wenige Rentiere am Strassenrand.
Bisweilen regnete es, der Himmel war grau, wunderschöne Blumen säumten die Strassenränder und erfreuten uns.

Wir hatten es geschafft. Wir fuhren ins Land der Sami, nach Sápmi, von Rovaniemi über Ivalo, dem Verwaltungsort der Region, nach Inari  - wir wollten in Inari das renommierte Siida-Museum besuchen und ein wenig über die Kultur der Sami-Völker erfahren..

Auf nach Sapmi / Ivalo

Das Museum ist hervorragend eingerichtet; Naturkunde, Kultur, Lebensweise und Geschichte der indigenen Samivölker sind die Schwerpunkte.
Und ich stellte fest wie wenig ich über die Sami wusste, wie unbekannt ihr Kampf um Überleben und Autonomie mir war. Ich wusste auch nichts über die Zerstörung der Sami-Siedlungen durch die deutsche Wehrmacht und ich fühle mich immer noch beschämt,  daß dieses Thema so wenig wahrgenommen wird.

Und die Museumsbesucher? Aufmerksam und konzentriert - angereist aus etlichen nordischen Ländern, aber auch aus der Schweiz, Frankreich, Deutschland, mit Reisebus, Wohnmobil oder Motorrad 

wie immer: für eine größere Darstellung auf ein Bild klicken!

Neben der permanenten Ausstellung wird gerade eine Ausstellung der Künsterlin Outi Pieski gezeigt: "Rematriation of a Ládjogahpir—Return to Máttaráhkká" - es geht um den "Hornhut / ládjogahpir" der samischen Frauen, der von den christlichen Missionaren verteufelt, verboten und verbrannt wurde, bis in unsere Gegenwart vergessen war und nun durch dieses Gemeinschaftsprojekt der Künstlerin Outi Pieski und der Wissenschaftlerin Eeva-Kristiina Nylander in die Gegenwart geholt wurde. Der Titel der Ausstellung enthält ein Wortspiel, das zu denken gibt:

statt Re-Patrisierung Re-Matrisierung! Es geht um Frauen, Mütter, nicht um Väter.

Aber auch die Natur des hohen Nordens beeindruckte uns: 250 km "oberhalb" des Polarkreises, so weit nördlich war ich noch nie gewesen, blühten Blumen in zarter Blumenpracht, waren die Waldböden mit Beerensträuchern bedeckt, ließen sich ab und an Rentiere blicken, und ein putziges Eichhörnchen turnte in der Nähe des Museums herum.

Wir unternahmen eine Bootsfahrt über einen Abschnitt des Inari-Sees, der drittgrößte See Finnlands und der größte der Region Sápmi, vorbei an Friedhofsinseln (die Toten wurden auf In seln beigesetzt, damit ihre Totenruhenicht von Wildtieren gestört wird) und an dem sagenhaften Ukko-Felsen, einem samischen Opferplatz.
Natürlich konnten wir nur einen kleinen Abschnitt des Sees "befahren", aber wir sahen die menschenleeren Inseln, die Ufer, die Wälder, riesengrosse Felsen ... ich freue mich dass ich das alles erleben durfte.

am Abschiedstag, als wir mit unserem Gepäck zur Busstation "rollten", gaben uns 4 Rentiere ein Geleit und die Sonne kam heraus. In wunderschönem Licht fuhren wir durch die Wälder, stiegen in Rovaniemi in den Zug und erreichten spätnachts Helsinki.

Die Tage in Finnland, im hohen Norden, in der Region Sápmi - ein anstrengeder, aber sehr sehr lohnenswerter Abschnitt meiner Sommerreise!

Ja, der Sommer naht und damit auch die große Reise, die ich zusammen mit Freundinnen geplant habe... Diesmal werde ich wirklich sehr lange unterwegs sein, sieben Wochen, und nicht nur im Baltikum...
Ich werde allein an drei Strick-Wochen teilnehmen, dem Nordic Knitting Symposium auf der Insel Karmøy, das jährliche Craft Camp in Viljandi / Estland und zum Schluß noch die Strickwoche in Latgale / Lettland, Let's Knit in Latgale, die mir letztes Jahr so gut gefallen hat, daß ich noch einmal dabei sein möchte.
Aber nicht nur aufgeführten Veranstaltungen stehen auf dem Plan, wir werden auch das Textilmuseum in Bergen, das Sami-Museum in Inari / Nordfinnland und weitere Museen, die auf unserer Route liegen, besuchen.

Den Anfang machen Pat und ich. Wir treffen uns in Oslo, sie kommt aus Denver, ich von Berlin. Zusammen reisen wir mit Bus und Bahn durch Norwegen, zum Nordic Knitting Symposium, und dann weiter nach Helsinki. Dort kommt Sue aus England dazu und wir fahren in den hohen Norden, nach Rovaniemi und ganz speziell nach Inari. Dort wollen wir das berühmte Sami-Museum Siida besuchen. Zurück in Helsinki werden wir die Fähre nach Tallinn nehmen und unsere Freundinnen vom CraftCamp treffen. Eine Woche in Viljandi, das muss ja eigentlich sein... ich glaube es ist das siebte Mal für mich!

Oslo, Norwegen

Berlin, Deutschland

Rēzekne, Lettland

Riga, Lettland

Ruhnu, 93001 Saare maakond, Estland

Pärnu, Kreis Pärnu, Estland

Viljandi, Kreis Viljandi, Estland

Tallinn, Estland

Helsinki, Finnland

Inarintie 46, 99870 Inari, Finnland

Austre Karmøyveg 23, 4250 Kopervik, Norwegen

Danach dann gönnen wir uns eine große Pause, auf der wunderbaren Insel Ruhnu! Für eine Weile sind wir dort zu fünft (Pat, Sue, Riina, Claudia und ich), am längsten bleiben Pat und ich. Erst in Tallinn, wo der obligate Besuch im Superladen Karnaluks natürlich auch eingeplant ist, trennen wir uns, ich fahre dann nach Riga weiter, besuche für einige Tage Sena Klets, ruhe mich aus und dann gehts nach Latgale!
Natürlich sind da auch wieder viele Freunde dabei, manche zum ersten Mal, manche als Wiederholungs-Strickerinnen.

Das wird eine lange Reise. Ich freue mich darauf und habe auch einige Bedenken, wie ich die vielen (hoffentlich schönen) Eindrücke alle verkraften und verarbeiten kann. Mal sehen, bald gehts los!