Lopapeysa - diesen Begriff kennen viele Stricker und Strickerinnen. Lopapaysa ist der isländische Pullover schlechthin. Ein Pullover in den Naturfarben der isländischen Schafe, mit einer leuchtenden, hervorstechenden Rundpasse - das kennen wir alle.
Und auch die Namen der Wolle, mit der dieser Pullover gestrickt wird: Lettlopi, Alafoss..
Ob von oben oder unten gestrickt, diese Pullover begeistern immer wieder, ob wirklich ein Pullover oder eine Jacke, der Fans sind Aber-Viele.
Die Wikipedia beschreibt diesen Pullover so:
Der Islandpullover, isländisch Lopapeysa, ist ein grob gestricktes, zumeist aus Schafwolle gefertigtes, Kleidungsstück, das seinen Ursprung in Skandinavien hat. Manchmal wird er auch fälschlich als Norwegerpullover bezeichnet, diese sind jedoch in Machart und Muster anders.
Islandpullover und stilistisch verwandte Pullover haben eine Tradition in Island, auf den Färöern und den Shetlandinseln. Typisch ist die mehrfarbige Rundpasse um Hals und Schultern. Die Tradition der Islandpullover entstand Anfang des 20. Jahrhunderts, als Versuche mit dickerer Wolle unternommen wurden. Der erste Artikel mit diesen Experimenten erschien 1923 in einem bekannten Handarbeitsheft in Island.
Weite Verbreitung in Deutschland fanden die Norweger- und Islandpullover in der Folge der Ökologie- und Alternativbewegung in den 1970er-Jahren. Grobe selbst gestrickte Pullover aus Naturmaterialien wurden besonders hoch geschätzt und waren Bestandteil des Dress-Codes. Aufgrund der dicken, groben Wolle ist der Islandpullover ein typisches Kleidungsstück für den Winter, weil er sehr warm hält.
Ich habe nie so einen Pullover besessen oder gar gestrickt, Pullover mit Rundpassen schon, aber nicht aus der dicken Schafwolle, eher mit marktgängiger SuperWash-Wolle.
Auf dem Bild links aus dem Herbst 1980 trage ich einen Pulli mit Garn der Marke Phildar, das gab es reichlich und preiswert damals. In der Schulzeit und auch noch im Studium war ich Stammkunde im Wiesbadener Ladengeschäft, ob es das heute noch gibt weiß ich nicht.
Aber darum geht es mir in diesem Beitrag eigentlich gar nicht; ich möchte vielmehr festhalten wie mal wieder Vieles aus den verschiedensten Lebensbereichen zusammenkommt.
Im Februar habe ich die isländische Mütze, die Skotthúfa, gestrickt und ich habe hier ja auch beschrieben wie ich den kleinen Silberzylinder für die Quaste erwerben konnte, ohne den diese Kopfbedeckung unvollständig ist.
Ich habe damals schon bemerkt, daß die Autorin der Anleitung, Auður Sveinsdottir Laxness, die Ehefrau des isländischen Nobelpreisträges für Literatur, Haldor Laxness, war, Aber mehr als ein "Sieh mal an" fiel mir damals dazu nicht ein, auch wenn die Webseite, auf der die Anleitung zu finden ist, auf diese Querverbindung hinwies.
Mrs. Auður Sveinsdottir Laxness received an award for her knitting pattern for a tassel hat in a competition held by the Icelandic wool manufacturer Álafoss in 1970. The pattern is based on the tassel hat that is traditionally worn with the Icelandic national costume.
The Icelandic Handcraft Association, in collaboration with Gljúfrasteinn - a writers home museum, is now republishing Mrs. Auður‘s tassel hat pattern for a virtual knit- along in the spring of 2021.
Da ich aber eine Reise nach Island plane, und ich außer den üblichen Klischees wenig über diese Insel weiß, ist meine Aufmerksamkeit für alles Isländische geschärft. Und beim diesjährigen "Nordischen Klang"-Festival in Greifswald hatte ich mir deshalb Marcel Krügers Lesung "Island - Eine Insel und ihre Bücher" fest vorgemerkt, konnte dann aber doch nicht teilnehmen, weil mein Liebster, Ehemann und Chauffeur sich auf einer Kurzreise nach Estland Corona eingefangen hatte.
Marcel Krueger
Island. Eine Insel und ihre Bücher
Herausgeber : Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag (7. Mai 2021)
Sprache : Deutsch
Gebundene Ausgabe : 224 Seiten
ISBN-10 : 3150113148
ISBN-13 : 978-3150113141
Das Buch habe ich inzwischen erworben und habe auch schon darin geschmökert.
Und so las ich dann im Kapitel 9. Atomstation über Auður Svensdottir Laxness, die zweite Ehefrau des Dichters. Sie muß eine beeindruckende Frau gewesen sein: war sie doch Röntgenspezialistin,studierte an der isländischen Kunsthandwerksschule und gründete die feministische Zeitschrift Melkorka. Und arbeitete an der Handarbeitszeitschrift Hugur og Hönd (Kopf und Hand) mit. 1970 hatte sie mit der hier schon beschriebenen Mütze den Sieg in einem Wettbewerb des Garnherstellers Álafoss davongetragen und 1990 behauptete sie in einem Zeitungsartikel, sie sei die Erfinderin des Lopapeysa.. diese Aussage blieb allerdings nicht unwidersprochen.
Auður erhielt im hohen Alter von 84 Jahren einen hohen Orden für ihre Beiträge zur isländischen Kultur und starb 2012. Ihr Wohnhaus Gljúfrasteinn ist inzwischen ein Museum und auch Forschungsstätte. Und auf der dortigen, leider nur isländisch-sprachigen Webseite, wird sie ausführlich vorgestellt. (Am besten öffnet man diese Seiten mit einem Webseiten-Übersetzer).
Im Beitrag "Melkorka" heißt es: The main purpose of the magazine Melkorka was to "provoke Icelandic women to think and intervene about cultural and social problems at the domestic level."
EIn Bild von der Webseite des Museums zeigt Audur in einem selbstgestrickten Lopapeysa.
Auður was a longtime handicraftswoman. Behind it lie many beautiful treasures that can be seen on Gljúfrasteinur. Her recipes have been published in magazines and she received recognition in 1970 in the crochet and knitting competition Álafoss for an original version of the Icelandic hoodie. On this page we will collect the recipes that are left by Auður and have been published in print as well as a discussion of her work; both writing and works she did in textiles.
https://gljufrasteinn.is/is/audur/hannyrdir/ übersetzt vom Google Translator
Der Beitrag "Prjónauppskriftir" (Strickanleitungen) informiert über den "Garten-Pullover mit Rosenmuster" und den "Westfjord-Pullover" und die Anleitung für die Mütze ist auch hier wiedergegeben.
Naturwissenschaft, Literatur, Feminismus und Handarbeit - das paßt wunderbar zusammen.
Wie schade daß ich erst jetzt von dieser großartigen Frau erfahre! Und daß eine ihr gewidmete Ausstellung nur temporär im Jahr 2014 gezeigt wurde und nicht zu einer Dauerausstellung wurde.