Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Ich habe ja schon im vorigen Beitrag auf den Fernseh-Bericht hingewiesen. Nun kann ich ihn auch einbinden.

Es ist ein Bericht in estnischer Sprache, aber man sieht die verschiedenen Workshops und die Teilnehmer, bekommt einen Eindruck, was wir hier alle so erleben und lernen. Traurig aber ist, daß das hinter dem jugendlichen Moderator mit dem zu engen Jäckchen eingeblendete Hintergrundbild dickes Garn mit dicker Nadel zeigt, also keinen Bezug zum nachfolgenden Inhalt hat, nur der eingeschränkten Vorstellungskraft des Bildredakteurs entspringt.

Eesti rahvapärane taimornament tikandis

Das Pflanzenornament in der estnischen volkstümlichen Stickerei

Elle Vunder
Tallinna Raamatutrükikoda, Tellimise nr. 230
© "Kunst" 1991
ISBN: 5899200170
Seiten: 160

Dieses Buch ist mir "zugeflogen", Susanne, eine Leserin der Wockensolle und auch bei Ravelry, hat dieses Buch auf einem Flohmarkt gefunden und konnte es nicht liegenlassen.

Dann hat sie sich aber entschieden, sich doch auf Strickbücher zu konzentrieren und hatte eine wunderbare Idee: sie fragte mich ob ich das Buch haben wolle...

Natürlich!

Und so kam dieses schöne alte Buch bei mir an, noch dazu mit einem Paar dünner Stricknadeln, die Susanne nicht brauchte.

Nachstehend eine Galerie zu diesem Buch:

Und wie immer: Auf die Vorschaubilder klicken, um die Galerie zu laden!

Dieses Buch stammt aus dem Jahre 1991 und zu dieser Zeit war es noch üblich, daß volkskundliche, also wissenschaftliche Bücher, eine Zusammenfassung in deutscher und in russischer Sprache enthielten. Leider ist das heute wohl oft zu teuer geworden...

Aus der Zusammenfassung im Anhang des Buches:

Die farbenfrohe Pflanzenornamentstickerei bildet in der estnischen Volkskunst einen Abschnitt für sich. Auf die ethnische Herkunft hinweisend, widerspiegelt das Ornament besonders deutlich sowohl die Beständigkeit als auch die Wandelbarkeit der Volkskunst, deren Entwicklungsstufen, Kulturbeziehungen, lokale Vielfältigkeit, Geschmack und Können der Meister. Das verhältnismäßig spätere Auftauchen vom Pflanzenornament (verglichen mit dem eine scheinbar statische und stärker traditionsbetonte Struktur enthaltenden geometrischen Ornament) und seine deutliche Verbindung mit den professionellen Kunststilen heben insbesondere die zeitliche Labilität dieses Ornaments und dessen Modifizierungsfähigkeit hervor. Dies seinerseits ermöglicht es wieder, die Gesetzmäßigkeiten und Schaffensprozesse bei der Gestaltung des volkstümlichen Ornaments zu verfolgen. Eben unter allen diesen Aspekten werden im vorliegenden Buch die Pflanzenorrıamentstickereien auf estnischen volkstümlichen Trachten, Teppichen und lnterieurtextilien betrachtet. Hinsichtlichdessen hat die Autorin alle interessebietende ethnographische Gegenstände in den Museumssammlungen ganz Estlands, im Ethnographiemuseum der Völker der UdSSR, im St. Petersburger Staatlichen Russischen Museum analysiert. Viel Material wurde in Museumsarchiven und während der ländlichen Expeditionen in Estland gewonnen. Bei der Arbeit wurde im großen Umfang vergleichendes kunstgeschichtliches und die Volkskunst der Nachbarvölker behandelndes Material hinzugezogen. In diesem vergleichend-geschichtlichen und gebrauchsgegenstandforschenden Werk werden Volkskunstgegenstände als Gegenstände der angewandten Kunst betrachtet, deren geschichtliche Entwicklung sowohl mit den allgemeinen Kunststilen als auch lokalen Ethnokulturprozessen eng verbunden ist.

Ich freue mich sehr über dieses Buch, genieße die Schönheit der vorgestellten Arbeiten und habe natürlich auch eine kleine Gegen-Gabe für Susanne aus Tallinn mitgebracht.

Danke!

Es wird Zeit, den 2018er-Kalender einzuweihen: Der Termin für das 5. Craft Camp, wie immer  veranstaltet von der Kulturakademie Viljandi in Estland, steht fest:

es findet vom 8. bis 14. Juli 2018 wieder in Olustvere statt, und ab dem 1. Dezember kann man buchen!

Aus der Ankündigung:

In the upcoming camp there’s going to be a great variety of techniques and materials - silverwork, woodwork, birch bark, bone, glass, ceramics, dyeing, bronze spirals, tablet weaving, knitting, ribbon plaiting, bobbin lace. The new-comers are leather pouches, Kihnu doll, wool and spinning, weaving, sewing calico jacket, felting and pick-up belt weaving. The complete workshop information will be updated by the end of November.

This time we have 2-day-long workshops in addition to the known 1-day-long workshop format. The evenings will be spent on site with activities. There are three different workshops each participant can attend during the camp, one day is scheduled for a field trip. The options include going to Heimtali-Viljandi, Setomaa, Estonian National Museum in Tartu or Tõstamaa-Pärnu county.

Diese Puppen stammen aus dem Kihnu-Museum, das ich im Sommer besuchen konnte.
Ob ich jetzt zur Puppenmacherin werde?

Das freut mich ganz besonders. Es wird nun auch zweitägige Workshops geben! Ein lang gehegter und geäußerter Wunsch, und wenn ich Glück habe, dann gehört auch der Tablet-Weaving-Workshop dazu.

Neue Themen sind: Ledertaschen, Kihnu-Puppen, Wolle und Spinnen, weben, Baumwolljacke nähen, Filzen, Pick-Up-Weben... ein unerschöpflicher Schatz und immer neue Anregungen!

Für mich wird das fünfte Craft Camp das vierte werden, drei Mal war ich schon dabei. Und immer habe ich Neues gelernt und nie ist es genug.

Die Cultural Academy Viljandi gehört zur Universität von Tartu (früher Dorpat) und gliedert sich auf in vier Abteilungen:

  1. Performing Arts
  2. Culture Education
  3. Music
  4. Estonian Native Crafts

Seit diesem Jahr gehört auch das Centre for Arts in Tartu zur Cultural Academy VIljandi.

Die Fakultät Estonian Native Crafts ist eine weltweit einzigartige Einrichtung, ihre Aufgabe:

The mission of the department is to represent the local and native traditions and values that strengthen the sense of identity. This is done by integrating traditional craft techniques into contemporary functional milieu.

Zwei Studiengänge werden angeboten:

  1. Estonian Native Textile
  2. Estonian Native Construction and Metalwork
[mappress mapid="25"]

Die Cultural Academy of Viljandi lädt zum zweiten Internationalen WinterCamp Estonia Vintro im Februar 2018 ein!

Drei Tage lang Vorträge über Geschichte, Kultur, Sprache,  Heritage Landscapes, die Küche Estlands, die Saunatraditionen, Tanz, Musik, eine intensive Zeit. Ich habe im Februar an der ersten Winterakademie teilgenommen und ich habe nicht nur viel gelernt, ich habe es genossen!

  • Alle Informationen über die WinterAcademy auf der Webseite der Cultural Academy Viljandi
  • Datum: 09.02.2018 - 11.02.2018 / Kosten: 150,00 €
  • Auf der Webseite gibt es auch eine Photogalerie zu sehen
  • Das Anmeldeformular ist dort ebenfalls zu finden, Anmeldeschluss: 20.12.2017
    Dort ist auch eine Kontaktmail-Adresse angegeben.

Nach 4 Tagen vor dem Computer, mit Testen und Ärgern verbracht, kann ich endlich wieder etwas Positives tun: nämlich die geplante Fotogalerie über die Schönheit der Insel Kihnu zusammenstellen und auch noch ein paar Links zu weiterführenden Informationen und Videos +auf die Seite zu packen.

Wir haben die Insel im Sommer bereist, aber ich würde auch ganz gerne mal im Winter über das Eis auf die Insel fahren...

Nicht alle Straßen auf der Insel sind asphaltiert, aber alle Grundstücke sind rundherum ordentlich mit dem Rasenmäher in Form gebracht. Fast gewinnt man den Eindruck, als hätten die Esten den Rasenmäher erfunden.

Einem (deutschsprachigenen) Gast oder Bewohner oder Urlauber jedoch scheint das Gemähe zu stören. Wir haben uns gewundert.

Über die Insel verstreut liegen die Höfe, viele inzwischen mit Fremdenzimmern oder kleinen Gästehäusern. Auch wenn es keine Hotels gibt, oder vielleicht gut daß es keine Hotels gibt, persönlicher und ruhiger kann man nicht unterkommen, meine ich.

Viele Menschen sieht man nicht, die Insel sind dünn besiedelt und die Tagesgäste oder Urlauber sind per Rad, zu Fuß oder mit dem Wagen unterwegs, aber das verliert sich. Eine wunderbare Ruhe habe ich wahrgenommen.

Es gibt auch Inselbewohner, die so gar nichts mit den Gästen zu tun haben möchten: die Kihnu-Schafe. Das Kihnu-Schaf ist inzwischen als eigene Rasse anerkannt worden, es gehört zu den rare breeds... Klein, hochbeinig und scheu - damit ist es wohl am besten beschrieben.

Es gibt einen interessanten, informativen Artikel über diese Schafe auf der Webseite Wovember: Estonian Native Sheep

Einmal haben wir diese Schafe gesehen, am nächsten Abend, als wir sie noch einmal sehen wollten, hatten sie sich verzogen, waren nicht zu erspähen.

 

So, das war nun mein Bericht über unseren Aufenthalt auf der estnischen Insel Kihnu in der Bucht von Riga. Nachstehend noch eine Übersicht über Weblinks, ein paar Videos... das Alles kann auf keinen Fall eine Reise nicht ersetzen.
Aber bitte nicht zu zahlreich dort hinfahren, die Insel ist klein und es wäre schön wenn ihr Charakter noch eine Weile bewahrt werden kann.

Links

Eigentlich braucht man nur "Kihnu" in eine Suchmaschine eingeben und findet jede Menge mehr oder weniger informativer Webseiten.

Videos

Kihnu - was für eine Insel! https://www.youtube.com/watch?v=iuXQJcnSsXQ

Kihnu Culture - authentic and real:

Vision of Kihnu:

Kihnu from the air:

Estonia Kihnu Island

Während ich noch immer mit den vermaledeiten Folgen des blöden Updates meines Webseiten-Templates zu kämpfen habe, möchte ich wenigstens ein paar schöne Momente einfügen und statt des geplanten Beitrags über die Insel Kihnu, statt der geplanten Fotogalerien, die einfach nicht funktionieren wollen, binde ich jetzt ein schönes Video ein.

Estonian Memories von Erik Thomas Kirkman

Ein Dokumentarfilm über die Frauen auf der Insel Kihnu, die zu Estland gehört und wo ich diesen Sommer auch hinreise, juhu!

Culture Academy Viljandi - Wollfabrik

Schon eine geraume Zeit habe ich vor, die Wollfabriken, die ich auf meinen Reisen besucht habe oder noch besuchen werde, hier genauer vorzustellen.

Und das sind ja schon einige:

  • die North Ronaldsay Wool Mill auf den Orkneys,
  • Jamieson's of Shetland in Sandnes auf Shetland,
  • die Wollfabrik Hiiu Wool Factory in Vaemla auf der estnischen Insel Hiiumaa und
  • die akademische Wollfabrik der Kultur-Akademie Viljandi.

Und dann habe ich bei Facebook ein Video gefunden: Ave Matsin, die Leiterin der Abteilung Estonisches Kunsthandwerk der Kultur-Akademie, stellt die kleine Wollfertigungs-Anlage der Akademie vor und erläutert, warum diese Einrichtung so wichtig für das Erhalten und Bewahren der überlieferten Handwerkstraditionen ist.

Das Video ist in estnischer Sprache, aber das macht nichts, ich werde diese Anlage in einem späteren Beitrag noch genauer vorstellen.

Nun also das Video in 100 Sekunden als Auftakt dieser kleinen Serie. Es stammt von der Seite novaator.err.ee

Warum es so wichtig ist, den Prozeß der Wollproduktion zu studieren und die Möglichkeiten und Besonderheiten der estnischen Wolle zu studieren, darauf gehe ich dann im vierten Teil der Mini-Serie "Zu Besuch in Wollfabriken" ein.

Angharad Thomas habe ich beim Craft Camp in Estland kennengelernt. Sie ist Handschuhspezialistin (wenn ich so sagen darf), denn sie strickt wunderschöne Sanquhar-Gloves, und hat eine tolle Ausstellung darüber zusammengestellt:

Sanquhar Gloves - a living Scottish Tradition.

beim Craft Camp 2015

Angharad ist eine unglaublich fröhliche und aktive Frau, ich fühle mich in ihrer Gegenwart immer sehr wohl, sie ist schlagfertig und witzig. Und sie gibt ihr Wissen gerne weiter.

Das beweist dieses Video:

Estonian Gloves - an introductory talk by Dr. Angharad Thomas