Museen sind Vorratskammern, Archive, Rettungsinseln und Ideengeber - und so wieder russische Künstler Ilya Kabakov Zeit seines Lebens ins Museum wollte (mit seinen Werken) möchte ich immer wieder ins Museum - aber als Betrachterin, zum Sehen, Lernen, Empfinden, Verstehen, Untersuchen.
Und mehr und mehr kommt Textiles in das Museum - veralllgemeinert ausgedrückt. Sei es als materielles kulturelles Erbe (Volkskundemuseen wie das in Schönberg, Nationalmuseen wie das in Tartu / Estland, Heimatmuseum wie in Göhren / Rügen), sei als Material für aktuelles Kunstschaffen.
Ob Hamburger Kunsthalle oder Dokumenta, oft und lange habe ich in mehreren Ausstellungen Rosemarie Trockels gestrickte Helmmützen gesehen und nicht verstanden was das solle (oder nicht verstehen wollen / können), es hat mich jedenfalls nicht so sehr interessiert.
Aber seit ich mich intensiver mit Handarbeit und auch ihrer kulturellen "Verarbeitung" beschäftige, achte ich natürlich auf die Beziehung zwischen zeitgenössischer Kunst und textiler Fertigung. Und auf meiner immerwährenden Suche nach Gemälden aus nördlichen Gefilden, auf denen herkömmliche Kopfbedeckungen zu sehen sind, habe ich auch die Webseite des Museums der Westküste auf der Insel Föhr studiert, iIn dessen Ausstellungsarchiv auf der Webseite ich die Ausstellung "Bei Tante Hertha - Wunderkammer Hafenkneipe" fand, die bildnerische Rekonstruktion der Kneipe "Glaube Liebe Hoffnung" in Wyk auf Föhr. Dort habe ich vor langer Zeit mit meiner Freund Calli unglaublich fröhliche und grog-beseeelte Abende verbracht, an die ich mich immer noch vergnügt erinnere. Leider habe ich diese Ausstellung verpasst.
Eine andere Ausstellung dort in dem wunderbaren Haus habe ich auch nicht gesehen: Handarbeit - Material und Symbolik, aber den Begleitband dazu habe ich bestellt. Die Lektüre lohnt sich!
Neben den Aufsätzen "Handarbeit als Motiv in der Kunst" un d"Selbstgesticktes und Fremdgestricktes" sind die ausgestellten Arbeiten jeweils mit Begleittext wiedergegeben.
Historisches Motiv, subversive Strategie und inszenierte Materialität – die vielen Erscheinungsformen der Handarbeit in der Kunst sind das Thema dieser Ausstellung.
Bestellen! Lesen!
In der zeitgenössischen Kunst wird seit geraumer Zeit zunehmend gesirickt, gehäkelt, gestickt und genäht. Phänoamene wie „Guerila Knitting” oder „Yarn Bambong" zeigen an, dass der urbane Raum einer textilen Invasion mit durchaus subversiven Zügen ausgesetzt ist. Dabei galten Handarbeiten wie Stricken und Sticken lange als typische Hausfrauenbeschäftigungen und nahezu anachronistischer Zeitvertreib, allenfalls zur Beruhigung der Gemüter, zur Verschönerung des trauten Heims oder als Erziehungsmethode für höhere Töchter geeignet. Dass Handarbeiten gleichwohl auch das Zeuq haben, als Material, Metapher und Technik in die zeitgenössische Kunst Einzug zu halten, verdankte sich dem künstlerischen Geschlechterdiskurs seit den 1960er Jahren und einem neuen Blick auf weiche textile Medien insgesamt, wie er etwa in der Fuxus-Bewegung und bei den Künstlern des Nouveau Realisme entwickelt worden war. Strick- und Häkelarbeiten im Kunstkontext gelten heute nicht länger mehr als Außenseiterpositionen und scheinen auch das mit traditionellen Handarbeitstechniken verbundene stereotype Frauenbild überwunden zu haben. Auch gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von männlichen Künstlern, die das textile Medium und den Umgang mit Nadel und Faden nicht mehr scheuen.
Foto: Museum der Westküste, Föhr
Reload! Tracht Kunst Mode,September 2017 bis Januar 2018 und TRINE SØNDERGAARD, März bis August 2012
Auch die aktuellen Ausstellungen reizen, vielleicht bekomme ich ja doch noch eine Kur auf Föhr, dann werde ich mich sicherlich mal absetzen und nach Alkersum pilgern. Bis dahin werde ich mich mit der Online-Sammlung der Gemälde aus dem Themenbereich Meer und Küste begnügen müssen.













