Charlotte Leander, Anweisungen zur Kunststrickerei, 1843

Nach dem verregneten Riga genossen wir das sommerliche Wetter in Cēsis, das kleine Café in der Rigaer Strasse, wir erkundeten die Altstadt und das Neue Schloß.

Cēsis gilt als hübscheste Stadt Lettlands. Ich kann das zwar nicht bestätigen (weil ich noch nicht alle Städte des Landes kenne), aber hübsch ist es allemal. Wir wohnten in einem kleinen Häuschen direkt an der großen Johanniskirche, in der Altstadt, ganz nah an all den Attraktionen.

Die große Kirche mit einem erstaunten Engel, ist umgeben von einem Bauzaun, der wiederum als Rahmen für eine ganze Reihe von großformatigen Fotos dient, vom Kleinkind bis zum posaunenlehrenden alten Mann - ein liebenswertes Portrait der Bürger von Cēsis.

Auch gastronomisch wird viel geboten: leckere Suppen und kleine Speisen im Cafè Vinetas un Allas Kārumlāde, von lustigen Bäckerinnen betrieben, wie ein Blick in GoogleMaps zeigt,  mein Lieblingsgebäck, die Pavlova, und das excellente Essen im Bistro Priede, wo man unbedingt das geröstete Graubrot mit Käse und Dipp bestellen sollte!

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Einige Souvenir- und Käsitöö-Geschäfte haben auch am Wochenende geöffnet, aber das Angebotene überwältigte uns nicht unbedingt.

Aber wir haben am Montagmorgen ja auch noch einen ganz speziellen Termin: einen Besuch im Handarbeitszentrum Vēverīšas. Ich war schon einmal vor 2 Jahren hier und damals wie heute war Jana dabei, die Inhaberin von Klinta-Wolle, wo man die lettische Wolle direkt bestellen kann.
Jana spricht gut deutsch und englisch und wir haben uns schon mehrmals getroffen, sind Freundinnen geworden. So war sie diesmal unser Gast, kam am Sonntagmittag aus Riga und begleitete uns dann am Montagmorgen zum Zentrum Vēverīšas, wo wir mit Dagnija Kupče, der renommierten Textilkünstlerin und Weberin, verabredet waren,

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Hier werden die Stoffe nach den überlieferten Mustern und Techniken gewebt.

Dagnija Kupče führte Sue, die gerade ihr Weberdiplom erarbeitet hatte, den großen Webstuhl vor und erklärte uns einige der Muster und Trachten. Und selbstverständlich gab es hier auch schöne  Handarbeiten (Handschuhe und Socken natürlich) zu kaufen.

Ich interessiere mich zur Zeit sehr für Legwarmer, Beinstulpen, und deshalb fragte ich auch hier danach, obwohl ich weiß daß diese nicht unbedingt zur regionalen Tracht gehören. Aber wer weiß? Ich fand zwar keine Stulpen, aber ein Paar Kniewärmer! (ich habe sie noch nicht fotografiert, dieses unerwartete Exemplar werde ich später noch vorstellen!

Trachten sind nicht nur ländlich, wie man oft so meint, es gibt auch städtische Trachten, wie die tollen Hüte eindrucksvoll beweisen!

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Eine Sehenswürdigkeit möchte ich noch erwähnen, die uns sehr beschäftigt hat: Die Ausstellung "Das Feuer des Gewissens", die im ehemaligen Gefängnis des KGB direkt beim Neuen Schloß gezeigt wird und über den Widerstand der Bevölkerung gegen die deutsche und die sowjetische Beseztung in den Jahren 1939 bis 1957  berichtet und ihre Leiden schildert.

In ungewöhnlich eindringlicher Weise werden die Vorkommnisse, Jahr für Jahr, aufgezeigt und erläutert. In Gefängniszellen werden Einzelschicksale in künstlerisch-respektvoller Weise gewürdigt, ich denke niemand kann diesen Ort verlassen ohne sich zu schämen für die Verbrechen, die das 20, Jahrhundert so schrecklich prägten.

Die Webseite sirdsapzinasugunskurs.lvzeigt die Ausstellung auch in einem Web-Format. Ansehen!