Seit Donnerstag werden in Tallinn die Mittelalter-Tage gefeiert, eine der großen Sommer-Veranstaltungen hier. Ein großer mittelalterlicher Markt auf dem Marktplatz, ein Kinder-Bereich auf dem Niguliste-Hügel, wo die Lütten an Turnieren teilnehmen oder alte Handwerkstechniken lernen können. Eine Bühne auf dem Marktplatz, beflaggte Häuser - es ist viel los.
Ich unternahm an diesen Samstag einen erneuten Rundgang durch die Altstadt und war neugierig auf die Attraktionen. Bei dem Gewimmel auf dem Marktplatz schien es mir erst, als hätten sich die Händler, die immer hier handeln, nur in mittelalterliche Kleidung geworfen, aber nein. Es gab viel zu entdecken.
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Die bunte Wolle mit den langen Verläufen: Teksrena, Kauni - so kennen wir diese bei uns. Hier wurde sie in großen Knäueln feilgeboten.
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Ein herzliches Gespäch mit Külli Jacobson aus Männisalu in der Seto-Region am Stand der Nordic Knitters. In Olustvere hatte ich schon gehört, daß eine bekannte Strickerin aus dieser Region beim Markt dabei sein werde und nun habe ich sie getroffen und kennengelernt. Sie ist die "Meisterstrickerin" dieser Gruppe und propagiert die alten Handwerkstechniken wo immer sie kann.
Auf der Webseite der Nordic Knitters kann man diese wunderbaren Handschuhe bestellen, aber nicht nur darum lohnt diese Seite, sie enthält auch viele Informationen über die Aktivitäten, Auszeichnungen, Links zu Presseberichten und etliches mehr.
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Külli Jacobson: Siberi Lilled
Külli Jacobson stellte mir auch ihre neueste Veröffentlichung vor:
Siberi Lilled - Sibirische Blumen
Und das ist wieder etwas für Strick-Ethnografen: die in diesem Büchlein vorgestellten Handschuhe sind nicht in Estland gefertigt, sondern in Sibirien. Es wäre interessant, die Weiterentwicklung der heimatlichen Muster zu studieren!
Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wanderten viele Familien aus der Setomaa-Region aus, und nicht nur nach Westen, wie oft angenommen wird. Tausende zogen nach Osten und siedelten sich in der Region des Jenissei-Flusses an, in dem Dörfchen Haida. Mehr Informationen über diese ethnische Gruppe in Sibirien finden sich auf der Seite www.folklore.ee
Heute leben dort nicht mehr viele Nachkommen dieser Auswanderer, denn die Landflucht nach dem Zerfall der Sowjet-Union hat auch hier die Jugend in die Städte getrieben. Aber das Museum der Seto-Kultur in Haida besteht noch immer, die heimatlichen Lieder werden noch gesungen und die Handarbeitstechniken hochgehalten.
In dem kleinen Büchlein zeigt Külli Jacobsen Handschuhe, gestrickt von Manni Ossapova. Geometrische Muster wechseln sich mit Blumenmustern ab.
Wer sich für das Büchlein interessiert, kann es per eMail bestellen:
Ja, und dann kam ich bei Puupank vorbei, und dort gab es allerlei Holzwaren zu bestaunen. Jeder, der strickt oder näht, weiß wie teuer Knöpfe sein können und wie schwer es oft ist, schöne Knöpfe zu finden. Ich habe sie gefunden!
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Eine ganze Tüte habe ich mir geleistet und ich habe dann auch einen guten Preis bekommen. Wer sich für die Produkte dieser Firma aus Rapla interessiert, kann entweder einen der Läden aufsuchen oder auf der Webseite stöbern. Ich habe mir auf jeden Fall ausreichend Vorrat für etliche Strick-Projekte gesichert.
Das Herumlaufen ermüdet und im Meisterhof gibt es ein Café mit leckeren Schokolade-Spezialitäten.

Im Meister-Hof
Hier im Puu- ja Putukapood (Holz- und Filzwaren-Geschäft) werden auch die Produkte von Puupank angeboten und man in Ruhe stöbern. Aber noch ein anderes Geschäft lockte mich: Ulve käsitöö, Strickwaren von Ulve Kangro. Die Designerin verbindet alte und moderne Techniken und Muster und schafft so schöne Werke.

Meisterhof - In Ulve Kangros Geschäft
Wie immer reizen mich Socken und diese rot-weißen (2.te von links) finde ich sehr schön.
Ich habe zwar nicht am Workshop Ethnographisc crochet laces from Muhu, Setu and Hiiumaa in Olustvere teilgenommen, aber seit ich die Ausstellung über die Spitze aus Setomaa im Handarbeitszentrum gesehen habe, interessiert mich dieses Thema auch.
Also der letzte Einkauf auf dieser Reise: das Büchlein Farbige Seto-Spitze von Ulve Kangro, deren Webseite leider keine englischsprachigen Inhalte enthält. Aber man kann ja schauen!
20 Muster aus Privat- oder Museumssammlungen sind samt Charts enthalten.
Und was gabs sonst noch? Polka Dots!
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Diese lustigen Knubbel sind Seifenstücke in einer Filzumhüllung. Sie sollen angeblich nicht nur Spaß machen sondern auch viel Schaum produzieren... ich werde es ausprobieren.
Was für ein toller Bericht!
Da hat man ja gleich Lust, nächstes Jahr selbst hinzufahren…
Sag mal, sind das Euro-Preise, mit dem das Garn ausgezeichnet ist?
Und diese Handschuhe mit Blumenmuster müssen ja mit ultradünnem Garn & Nadeln gestrickt worden sein – schau Dir nur mal das Zählmuster an…
Vielen Dank für Deinen Reisebericht & viel Freude an Deinen Beutestücken…
Danke für den Kommentar!
Ja, das sind Euro-Preise!
Das Garn für die Handschuhe? Nun, 4 Mustersätze á 20 Maschen = 80 Maschen, das Garn wird wohl 8/2-Garn sein und die Nadeln sinnd dann meistens 2er Nadeln, bei Locker-Strickern vielleicht 1,75er…
Das Garn für diese Handschuhe ist sehr oft 8/2 = 800 Meter / 100g / zweifädig => Lauflänge 400m, also schon recht fein, aber noch “händelbar” ;=)