Heute wird es bunt. Ich habe noch gar nicht ausführlich vom Besuch im Muhu-Museum in Koguva berichtet. Muhu ist klein, gerade mal 200km2 und nicht mehr als 1700 Menschen leben auf dieser Insel. Der deutsche Insel-Name lautet Mohn oder Moon und die Insel gehörte auch einmal dem livländischen Deutschen Orden. Das ist aber lange her.
Der bekannteste Insulaner ist Juhan Smuul (1922 - 1971) , ein Lyriker und Schriftsteller, Kommunist, Mitglied des Obersten Sowjet der UdSSR und Journalist. Einige seiner Werke sind zu DDR-Zeiten auch ins Deutsche übersetzt worden. An ihn errinert ein mächtiges Denkmal oberhalb des Hafens von Koguva, wo er nun steht und übers Meer schaut, ab und zu von neugierigen Strickerinnen heimgesucht;=) Das Wohnhaus seiner Familie gehört heute zum Inselmuseum. Aber der Reihe nach:
Koguva ist ein kleiner, anheimelnder Fischerort mit bemoosten Steinmauern und schönen Reetdachhäusern. Meistens stehen die Höfe ja alleine, aber hier gibt es Nachbarschaft.
Das Muhu-Museum besteht aus mehreren Gebäuden, alten Scheunen und Wirtschaftsgebäuden, dem alten Hof der Familie des Dichters Juhan Smuul und einem nicht so attraktiven Gebäude, welches heute die Museums-Verwaltung und die Textilausstellung beherbergt. Dort trafen wir Eda Maripuu, die wissenschaftliche Betreuerin und Kuratorin des Museums, die sich Zeit für uns nahm und uns die Sammlungen vorstellte.

Zur Textilausstellung
Auch wenn man inzwischen bei den bekannten Bilderportalen viele Bilder aus dieser Ausstellung findet, ist das Photografieren in der Ausstellung nicht generell gestattet. Gegen eine kleine Gebühr kann man jedoch eine Lizenz für den privaten Gebrauch der Aufnahmen erwerben und das Einbinden der Aufnahmen in meine Webseite fällt unter diese Lizenz. Ich habe für 10 Aufnahmen bezahlt und diese fallen unter das Copyright des Muhu-Museums. Deshalb bitte ich auch, diese Bilder nicht anderswo zu verwenden!
Wie zufällig hängen da zwei bunte Röcke auf der Leine!
Die hohen Kopfbedeckungen sind Brauthauben, die während der Hochzeitszeremonie getragen wurden. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Hauben mit dem achteckigen Kreuz bestickt, danach wurden auch diese Symbole durch pflanzliche Motive ersetzt.
Die Handschuhe wurden mit sehr dünnen Nadeln gestrickt, bis zu 40 Maschen auf einer Nadel, das macht 160 Maschen insgesamt. Erst seit dem Aufkommen der Anilin-Farben wurden die Stricksachen, die Handschuhe immer farbenfroher.
Während die zwei linken Exemplare noch die alten Symbole zeigen, sieht man auf den zwei rechten Exemplaren bereits ein Blatt-Muster und auch die vom Brotlaib bekannten Katzen.
Die ältesten Exemplare waren weiß mit einem roten, mit Rübenstroh gefärbtem Bündchen. Die weißen Abschnitte sind mit wechselnden, gekreuzten Maschen, travelling stitches verschönt.
Im Alltag trugen die verheirateten Frauen diese zierlichen Kappen (Coifs), die mit der Zeit immer farbenfroher wurden. Die ältesten Exemplare sind aus weißem Leinen mit bunten Rändern. Gege Ende des 19. Jahrhunderts änderten sich Form und Muster der Kappen stark, seit dem ersten Weltkrieg werden nurmehr pflanzliche Motive verwendet.
Frauenmützen aus Muhu Muhu tanud, SM F 3761:2548 F, Saaremaa Muuseum, http://muis.ee/en_GB/museaalview/2150354
Etwas Besonderes sind die Kniestrümpfe, auch in der Tourismuswerbung werden sie heute eingesetzt. Die buntesten Farben auf weißem Fuß, Blumen, Tiere, Symbole.. da tummeln sich Katzen, Vögel, Spinnen...
Allein 8 Strümpfe aus dem Museum sind in dem Buch "Meite Muhu Mustrid" aufgeführt, und noch weitere aus Privatbesitz.
Ich werde dieses Jahr auf jeden Fall solche Kniestrümpfe stricken, aber ob die es jemals in ein Museum schaffen? Sicherlich nicht als Ausstellungsstück ;=)
So, das wäre mein Bericht aus dem Museum in Koguva auf Muhu. Nächsten Sommer werde ich dort wieder hinfahren und auf jeden Fall noch genauer hinschauen. Es lohnt sich!
Dorfjugend aus Koguva Koguva küla noored, JSM F 28 F, Muhu Muuseum, http://muis.ee/museaalview/1640216
Zum Schluß noch ein paar Links:
Die Webseite des Museums: http://www.muhumuuseum.ee/
Das estnische Museum Public Portal bietet Material für viele Stunden Stöbern und Bewundern. Eine Beispielsuche, dabei die Anzeige auf 100 Treffer / Seite stellen:
Search => Name: sokid oder kindad => Place: Muhu => Objects with picture und Objects with Descriptions
Das Buch Meite Muhu Mustrid im Onlineshop Rahvaraamat
Wenn ich viel Glück habe, treibe ich irgendwann noch die vergriffene englische Version auf...
Und zuguterletzt noch die Webseite der Insel Muhu und Muhu-Tourismusseite bei visitestonia.com
Die englische Version hab ich bei Martinas Hobby und Bastelkiste gesehen. Allerdings zu einem Mondpreis! Das kommt nicht in Frage! Ich hab die Originalversion für zwanzig Euro bekommen. Das wichtigste sind die Bilder. Für fünf Euro gab es noch ein Wörterbuch ins Englische, damit geht es. Wenn ich es genauer wissen will, hilft ein Translate-Tool.
In zwei Wochen bin ich meine Hausarbeiten los, danach will ich meine gesammelten Schätzchen seit September angemessen würdigen.
Liebe Klara,
in den USA verkauft ein Online-Shop das Buch für 130$, dazu kämen dann noch die Versandkosten…
aber bei Martinas Hobbykiste ist die Info falsch: “Dieses Buch ist in Estnisch nicht mehr verfügbar, es gibt z.Z. nur die Version in Englischer Sprache.”
In estnischer Sprache gibt es das Buch noch jede Menge, auf englisch ist es vergriffen.
Ich wundere mich über diesen Online-Shop sowieso, ich hatte angefragt, ob sie die Ausgabe “Mittens of Latvia” in das Sortiment aufnehmen wollten und die Antwort, das Buch gäbe es ja auch bei Amazon, dann machen sie das nicht.
Was soll das? DIe Logik konnte ich nicht nachvollziehen, es gibt ja auch “Amazon-Verweigerer” und die anderen Bücher im Sortiment, sind die nicht auch bei Amazon?
Nun denn, ich habe die Chance, doch noch ein englisches Exemplar zum vernünftigen Preis zu bekommen, bin in einem estnischen Museum fündig geworden, drück mir die Daumen daß das klappt!
Ja, das mit der Hobbykiste ist mir manchmal auch ein Rätsel. Obwohl ich gerade bei ihr das Buch “Latvian Dreams” gekauft habe. Ich war schon lange auf der Suche danach, weil ich den Technikteil studieren möchte.
Wenn das Semester vorbei ist, besorge ich mir das neue Buch über Amazon. Direkt kaufen wäre mir lieber, damit Amazon nicht die Finger drin hat, aber die Versandkosten waren exorbitant hoch (28 Euro?!) da musst ich passen.
Ansonsten haben wir hier vor Ort eine ganz tolle Fundgrube (gebrauchte Bücher). Es gibt hier eine große Expaths-Community, entsprechend gibt es erstaunlich viele Bücher in englischer Sprache. Erst heute habe ich wieder zwei Schätzchen nach Hause gebracht. Immer wenn ich an der FH bin, schau ich dort rein. Ein echtes Vergnügen.
Ich drück Dir natürlich die Daumen! Wie pfiffig, im Museumsshop zu suchen…
Dein Blog muss ich über Ravelry entdeckt haben… ist je egal… Hauptsache ich kann deine Beiträge mit großem Interesse lesen. Und zur Zeit bin ich mit dir im Norden unterwegs und es macht richtig Spaß. Vielen vielen Dank!
Auf dieses schönes Buch konnte ich damals nicht verzichten!
Willkommen hier!
Ich habe deinen Blog in meinen Feedreader genommen, die französische Version, werde ich heute mal durchstöbern, auch wenn ich lieber stricke als häkele (aber sowas kann sich ja ändern!)