Das Museum in Tangwick Haa habe ich ja schon vorgestellt. Es gehört zum nördlichen Bereich Shetlands, Northmavine und birgt so manchen Schatz und ist ein Museum, welches nicht nur Gegenstände ausstellt, sondern die aktive Forschung unterstützt. So kann man in alten Kirchbüchern nach Vorfahren suchen und etliche Jahrgänge der Shetland Times sind ebenfalls auf Mikrofilm vorhanden.
Ich habe von Eileen einen besonderen Schatz gezeigt bekommen:
Die Strickmuster der Vera Hawick aus Urafirth. In zwei Ordnern werden die einzelnen Swatches in Folientaschen präsentiert und ich durfte sie fotografieren.
Vera Hawick's Strickmusterbuch
Vera Hawicks Strickmusterbuch
Im nachstehenden Slider zeige ich einige der Muster.
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Aber diese Sammlung ist nicht der einzige Strickschatz in dem schönen Museum. Im ersten Stock werden wunderschöne Pullover, Westen und Spitzenjacken gezeigt:
Pullover im Tangwick Haa Museum
und auch Woolboards (für Handschuhe, Fingerhandschuhe und Socken) und eine Sockenstrickmaschine sind zu sehen.
Sockenstrickmaschine
Sockboard
Genug Sehenswertes also, und die Zeit verstreicht schnell, draußen war es ja sowieso ungemütlich.
Über den 8, Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschismus und dem Ende des 2. Weltkrieges, und wie er in Demmin in Vorpommern immer wieder zum Anlaß für Aufmärsche der Rechtsextremen wurde, habe ich schon hier auf der Wockensolle berichtet. Anlaß dafür war die Idee des...
Der letzte Tag unserer Tour führte uns in den Norden, in die Region der Northmavine, zu den Klippen von Eshaness und zum Tangwick Ha'a Museum. Ich war zwar schon vor der Tour hier oben, aber bei solch herrlichem Wetter war es noch einmal so schön.
Am Anfang der Fahrt hielten wir oberhalb von Voe, ehemals Sitz der Familie Adies of Voe. Eine sehr tüchtige Unternehmerfamilie, ihr Hauptbetätigungsfeld war aber die Weberei. Kate Davies ist in dieser Familie aufgewachsen.
Voe auf Shetland
Anschließend ging es in eine weniger belebte Gegend, zur Fundstelle des Gunnister Man und zur kleinen Bucht von Nibon. Hier lebten einst rund 900 Menschen, heute ist es menschenleer. An der schönen rauhen Bucht stehen drei Häuser. Es wird noch traditonelle Schafzucht betrieben.
Das (Zusatz-)Futter kommt!
Fressende Schafe
Eine moorige Landschaft ist es, kleine Bäche durchziehen das Land, braunes Wasser, und viele Vögel. Diese Wildgänse haben wir wohl gestört, denn sie flogen laut keckernd mehrere Male über uns hin und her.
Wildgänse
Hier in Gunnister wurde 1951 beim Torfstechen die Sterbestelle des Gunnister Man entdeckt. Von ihm fand man zwar Habseligkeiten, aber nur ein paar Knochen und Fingernägel. Ein Stein erinnert an ihn und sein Ende hier im Hochmoor.
Grabstätte des Gunnister Man
Der Alltag der Menschen hier ist sehr geregelt und überall sind Hinweise und Warnungen zu finden. Diesen Hinwies hier auf einer Kleider- und Schuh-Sammelbox fand ich sehr funny:
Kleider- und Schuhsammel-Box in Brae
Wahrscheinlich wird die Polizei alarmiert, wenn der Dieb den QR-Code mit seinem Handy scannt ;=)
In dem netten Braewick Café trafen wir eine Dame, die einen sehr schönen selbstgestrickten FairIsle-Cardigan trug und von Mary-Ellen gleich ins Gespräch gezogen wurde.
Mary-Ellen im Gespräch im Braewick Café
Unser großes Ziel heute waren die Klippen von Eshaness. Und die Sonne war uns gnädig.
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200 Meter hoch sind die Klippen hier und man sollte nicht zu nahe an die Kante gehen, aber davor hat mich sowieso ein Schwindelgefühl bewahrt.
Felsbrocken am Leuchtturm
Ob diese Felsbrocken von rauher See nach oben geschleudert wurden oder ob sie beim Vulkanausbruch hochgeschleudert wurden, ist nicht klar, die Geister streiten sich noch. Nach einem Besuch im wunderbaren Tangwick Ha'a Museum ging es zurück und wir konnten noch die großartigen Felsformationen "The Drongs near Eshaness" bewundern. Im Sonnenschein wirkt die Landschaft viel freundlicher und weniger bedrohlich.
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Auf dem nahegelegenen Friedhof von Cross Kirk kamen wir zum Grab von Jonnie Notions, einem Kurzwarenhändler, der die ersten Experimente mit Pockenimpfungen durchführte und so vielen Menschen auf den Shetland-Inseln das Leben gerettet hat.
Jonnie Notions Grabstein
In direkter Nähe findet sich ein Stein mit verwitterter Inschrift, deren Inhalt aber so bemerkenswert ist, daß eine kleine Kupferplatte mit einer Transkription des Textes angebracht wurde.
DONALD ROBERTSON, born 14th January 1785, died 4 June 1843, aged 63 years.
He was a peaceable, quiet man and to all appearance a sincere Christian.
His death was much regretted which was caused by the stupidity of Laurence Tulloch in Clothister (Sullom) who sold him nitre instead of Epsom salts by which he was killed in the space of 5 hours after taking a dose of it
Ein gewisser Laurence Tulloch verkaufte diesem bemerkenswerten Mann Salpeter Sulfat anstelle von Magnesium-Sulfat und brachte ihn so in seiner Dummheit zu Tode.
Ein Abendessen in Scalloway bildet immer das Ende der Textile Tour, aber diesmal nicht, denn wir mussten schon früh am Nachmittag dort dinieren, es gab nur um 16:00 Uhr einen Tisch für uns im Scalloway Hotel.
Castle of Scalloway
Der Grund: An diesem Wochenende wird hier der 70. Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges gefeiert, mit Kranzniederlegungen am Denkmal des Shetland Bus
Shetland Bus Denkmal in Scalloway
und vielen weiteren Feierlichkeiten. EIn Chor aus Norwegen war zu Besuch und viele norwegischen, schottischen und shetlandischen Fahnen schmückten den Ort. Also wurde das Programm umgestellt und unser Programmpunkt, der Ort Hamnavoe auf der Insel Burra, wurde kurzerhand nach dem Festessen aufgesucht. Was war hier die Attraktion? Bis kurz vor Ende glaubte ich noch, es ginge zu den Burra Bears, aber weit gefehlt:
Gestrickter Zaun von Anne Euston
Der Gestrickte Zaun von Ane Euston war unser Ziel. Das ist einfach der Hammer. Anne Euston hat den Zaun mit leicht modifizierten Gardinenstangen und Fischernetz-Garn im traditionellen Print O’The Wave Pattern gestrickt! Eine sehr ungewöhnliche Umsetzung der traditionellen Shetland-Lace-Pattern.
Gestrickter Zaun mit Rhabarber
Und damit ist die Textile Tour / May 2015 zu Ende! Aber sie wirkt weiter. Ich habe viel gesehen, viel gelernt, viel Spaß und Freude gehabt, einen Koffer voller Wolle und einen Kopf voller Erinnerungen. Es bleiben uns aber noch 3 Tage und die werden wohl ein wenig ruhiger, aber trotzdem intensiv sein.
Die nördlichste Region des Shetland Mainlands ist Northmavine, der Name bedeutet nördlich der Meerenge... Und diese Region war unser Ziel. Wir wollten uns die rauhe Küste von Eshaness ansehen und auch einen Besuch machen bei Tommy Moat, von dem ich ein Sweater Board kaufen wollte. Ein Besuch bei ihm war mir sehr ans Herz gelegt worden und im Nachhinein kann ich sagen, das war richtig.
Zuerst ging der Weg nach Norden nach Brae und ein Abstecher führte uns zum Ölterminal von Sullom Voe, dem längsten Fjord Shetlands. Mich trieb die Neugier, denn wie schon geschrieben, einer der Krimis von Ann Cleeves spielt hier.
Sullom Voe Oil Terminal
Ein kurzer Blick auf die Tanks reichte mir und viel interessanter war Frankie's Fish and Chips, ein hochprämierter TakeAway in Brae. Diese Restauration hat den Independent Takeaway of the Year Award, National Fish & Chip Awards, January 2015 gewonnen! Lecker war das Essen ohne Frage!
Ton in Ton gehen Felsen, Pflanzen, Kraut und Sträucher ineinander über und die Reste vieler aufgegebener Bauernhäuser, Crofts sind oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen.
An der A970 kurz vor Brae
Die kleine Insel Muckle Roe ist mit einer Brücke mit dem Festland verbunden und natürlich verführt das zu einem kleinen Abstecher. Die Häuser sind entlang der dem Festland zugewandten Seite erbaut und man hat von dort wunderbare Ausblicke.
Kleine enge Wege, die steil hügelauf und hügelauf führen und nach jeder Kurve hat einen anderen wunderbaren Ausblick. Über eine schmale Landzunge zwischen Atlantik und Nordsee, Mavies Grind, kommt man dann nach Northmavine. Früher hat man hier die Boote über die Landzunge gezogen, um eine anstrengende und gefährliche Fahrt entlang der zerklüfteten Küste zu vermeiden. Dieser Platz ist einer der wenigen Plätze, wo man auf kürzester Distanz die Nordsee und den Atlantik sehen kann.
Vogel in Landschaft
Eine unglaublich eindrucksvolle Landschaft öffnet sich uns, Hochmoore mit vielen Seen ("Hochsee" haben wir das im Spaß genannt) wechseln sich ab mit Fjorden. Oft wissen wir nicht, ob das nun Salzwasser oder Süßwasser ist. Hier oben kommt die Lammzeit später als auf dem Mainland, die Lütten, die wir sehen, sind nur wenige Tage alt. Und dann kommen wir nach Eshaness und erblicken die atemberaubenden Kliffs. Trotz Wind, Wetter, Regen genießen wir den Anblick, und es kommt ja auch immer wieder die Sonne durch.
Nicht nur in Urzeiten, wenn diese Landschaft durch Vulkanausbrüche aus Lava und Asche gebildet wurde, auch heute noch herrschen hier starke Naturkräfte. Hier prallt die ganze Kraft des Nordatlantiks mit ungeheuerer Wucht auf die Küste. Ein wenig von dieser Wucht haben wir auch gespürt.
Unser nächster Halt war das Tangwick Haa Museum und das war wirklich ein Glücksfall. In dem Haus eines ehemaligen Landbesitzers wird die Lebenswelt der Menschen dieses nördlichen Landstrichs dokumentiert. Inneneinrichtung, Kleidung, Werkzeug, Fischerei, Kinderspielzeug, ich kann die Vielfalt der so liebevoll zusammengestellten Ausstellung nicht aufzählen. Sogar eine alte Strumpfstrickmaschine gibt es zu sehen! Ganz besonders ist aber, daß man hier in den alten Kirchenbüchern und Zensus-Unterlagen Ahnenforschung betreiben kann, eine ganze Wand voller Ordner und ein Mikrochip-Lesegerät stehen zur Verfügung.
Im ersten Stock des Museums werden wunderschöne FairIsle-Kleidungsstücke und Shetlandlace-Stücke ausgestellt. Davon werde ich später eine Bildergalerie erstellen.
Ein FairIsle Sweater im Museum
An einer Wand sind rekonstruierte Kleidungsstücke des Gunnister Man, einer Moorleiche, wohl vom Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts.
Seine Habseligkeiten wurden zu seinen Füßen gefunden, sorgsam zusammengelegt und warum und woran er starb, weiß man nicht. Er war wohl ein Fremder, denn er hatte fremde Münzen bei sich und seine Kleidung war einfach und mehrfach geflickt. Mir gefällt das kleine Schmuckmuster an den Strümpfen. Mehr über diesen Fund kann man im Shetland Museum in Lerwick erfahren. Ob es rekonstruierte Strickanleitungen für seine Kleidungsstücke gibt, wußte Eileen Mullay, die heute nachmittag Dienst hatte im Museum, nicht.
Eileen Mullay aus Heylor im Tangwick Haa Museum
Eileen zeigte mir dann zwei Ordner mit Fair-Isle-Swatches. Alle diese Muster stammen von VeraHawick aus Urafirth und ich durfte die Muster alle fotografieren!Ich werde später eine Galerie mit den Mustern zusammenstellen.
Vitrine im Tangwick Haa Museum
Ich erfuhr viel von Eileen und wir haben uns prächtig unterhalten.
Blick aus dem Museumsfenster
Solange, daß wir schleunigst aufbrechen mussten zu unserer Verabredung mit Tommy Mouat. Aber leider warnte uns unterwegs unser Auto, Sprit war fast alle. In dieser Gegend keine so gute Situation. An einer Kreuzung aber stand auf dem Hinweisschild zum Hillswick Community Shop: "Fuel available". Da wir aber die Zapfsäule nicht gleich fanden, ging ich erstmal in den Laden um zu fragen und traf dort wieder auf Eileen. Sie bot uns dann spontan an, da sie die Nachbarin von Emily Poleson, die wir besuchen wollten bei ihrem Vater, sei und wir inzwischen spät dran waren, uns dorthin zu eskortieren. Und nachdem der kleine Citroen die üblichen Anfahrtsschwierigkeiten überwunden hatte (der Benzinmotor stottert immer und geht leicht aus), ging es in flotter Fahrt zu unserem nächsten Ziel. Nach Swinister am Ronas Voe.
Zur Verabschiedung meinte sie dann: You will come back to Shetland, for sure! She is right.
Wir wurden schon erwartet. Tommy Mouat, der Vater von Emily (Heylor bei Ravelry), erwartete uns schon und zeigte mir gleich das Sweater Board. Natürlich wollte ich das haben, damit wird jeder Pullover und jede Jacke noch einmal besser! Aber Tommy arbeitet auch GloveBoards und SockBoards und so habe ich mir auch Handschuh-Bretter für Frauen- und für Männerhände gekauft. Das SockBoard bekam ich geschenkt. Tommy baut auch sehr schöne Spinnräder, aber dieses Handwerk werde ich nicht auch noch lernen wollen.
SockBoard im Tangwick Haa Museum (Klick aufs Bild)
So sieht auch mein Sockboard aus ( aber ich kann die Geräte gerade nicht fotografieren, denn ich konnte sie einem deutschen Reisenden, der mit dem Auto unterwegs ist und im gleichen B&B logiert, mitgeben. Er wird sie mir nach seiner Rückkehr zusenden und ich habe ihm als Belohnung versprochen, einen Tam für ihn zu stricken... So habe ich kein Problem mit dem Gepäck und kann noch ein wenig Wolle einkaufen...)
Aufmerksam betrachtet von der Katze des Hauses, die mit Vorliebe auf dem schönen Strickkissen sitzt, haben wir bei einer Tasse Tee unterhalten und ich habe auch erfahren, daß zu dem Anwesen Swinister auch Ferienwohnungen gehören. Ich werde bestimmt noch einmal hierher kommen und dann sicherlich auch ein Porträt von Tommy Mouat schreiben. Sein Haus (von ihm selbst erbaut) steht an einem Hang oberhalb von Ronas Voe, und die Kaninchen hoppeln bis vors Wohnzimmerfenster!
Tommy Mouats Katze
Emily ist eine begnadete Strickerin, ihr Blog ShetlandKnitterund ihre Ravelry-Seite zeigt viele ihrer Arbeiten. Ich habe wieder einmal erfahren, wie nützlich das Ravelry-Netzwerk ist, so viele Treffen werden dadurch ermöglicht und soviel habe ich dadurch schon erfahren und gelernt.
Zum Schluß gab es noch Gruppenbilder mit Katze und das Versprechen, auf jeden Fall wiederzukommen.